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Die generelle Klangbalance ist recht neutral, am natürlichsten tönte die Box für mich, wenn ich sie circa 15 Grad einwinkelte. Eine gewisse Betonung der oberen Mitten und unteren Höhen, die dem Wechsel im Abstrahlverhalten vom Bass zum Hochtöner geschuldet sein könnte, ließ Stimmen einen Tick heller und leichter wirken als der Aufnahme entsprechen würde.
Natürlich habe ich auch den Hochtonschalter ausprobiert. „Brillant“ klang bei mir schlicht und ergreifend zu hell; der Hochton bleibt sauber und gut anhörbar, aber die Gesamtcharakteristik der Box kippte nach oben – nix für meinen Geschmack. In der Kombination mit einem für Heimkinoanwendungen eingestellten Subwoofer mag das zur Wiederherstellung der Klangbalance helfen, für den Betrieb ohne Subwoofer brauchte ich das Feature nicht.
Aber audiophile Erbsenzählerei interessiert die Zielgruppe bestimmt herzlich wenig, selbst wenn die Abweichungen von der reinen Lehre erstaunlich gering ausfallen. Viel, viel wichtiger ist, wie die nuBox mit „normaler“ Musik zurechtkommt. Im englischen Sound-on-Sound-Magazin konnte man (auf Englisch) nachlesen, wie der Song „Rolling in the Deep“ vom Adele-Album 21 aufgenommen und gemischt wurde. Wer bei solcher Musik fragt, wie weit der Klang dem Original entspricht, hat was missverstanden. Was zählt, ist, ob der Track den Effekt erreicht, den der Produzent anstrebte. Das Stück beginnt, wie Toningenieur Tom Elmhirst, erzählt, mit Gitarre in Mono, dann kommt die Stimme hinzu, immer noch in Mono. Mit weiteren Instrumenten, insbesondere dem Schlagzeug, wird das Klangbild breiter, aber immer noch 2D, also ohne große Tiefe. Erst beim Refrain wird dann die Bühne mit weiteren Instrumenten angefüllt, außerdem kommt der Backing-Chor dazu. Das soll dann – nicht zuletzt durch Hinzufügen von Subharmonischen – der volle 3D-Effekt sein und den Zuhörer aus den Pantinen hauen.
Über die Nubert nuBox 383 lässt sich all das problemlos nachvollziehen. Obwohl der Track keinen übergroßen Dynamikumfang hat, wird der Steigerungseffekt unzweideutig klar. Die Gitarre ist exakt fokussiert und „klein“, wie es sein soll, und klingt sehr natürlich; die Feindynamik stimmt, Nuancen der rhythmischen Betonung werden eindeutig wiedergegeben. Die Stimme kommt dazu und ist sofort als die von Adele zu erkennen, das Klangbild bleibt schmal in der Mitte. Das Schlagzeug gibt dem Song eine neue Dimension, was vorher noch in Richtung Ballade hätte gehen können, bekommt jetzt einen starken rhythmischen Zug, die Bühne wird breit. Und der Refrain kommt dann mit viel Wucht und Schmackes, genau wie es sein soll. Der vom Produzenten angestrebte Effekt wird also problemlos erreicht.
Beim Schlagzeug wird auch deutlich, warum sich das Nubert-Team für die gewählte Auslegung des Bassbereichs entschied. Der Achtzöller kann in dem Bereich, in dem Musik ihre Power bekommt, zwischen circa 80 und 200 Hertz, ordentlich Luft bewegen, bei entsprechender Lautstärke werden Bass- und Kickdrum physisch erlebbar, wie es kleine Lautsprecher einfach nicht hinkriegen. Durch die Bassabstimmung vor übergroßen Auslenkungen unterhalb der Resonanzfrequenz geschützt, kann man die Box quasi beliebig laut hören, ohne dass der Tiefton langsam oder ungenau und weich wird. Mann, wenn wir so eine Box früher bei diversen Feten gehabt hätten …
Wie eingangs erwähnt, hatte ich vor einiger Zeit schon einen anderen Nubert-Lautsprecher zu Gast, die nuLine 34. Die bietet, strikt aus der Erinnerung, einen interessanten Kontrast zur nuBox 383. Und hier, lieber Leser, ist Ihre Chance, mal zu prüfen, ob mein Klanggedächtnis was taugt, indem Sie zu einem der Nubert-Stützpunkte gehen und die beiden Lautsprecher miteinander vergleichen. Aus der Erinnerung würde ich nämlich sagen, dass die nuLine 34 – obwohl in den Abmessungen kleiner – der erwachsenere Lautsprecher ist. Die 34 geht tiefer im Bass, hat natürlichere Klangfarben und löst besser auf. Dafür ist die 383 im Rahmen ihrer Bass-Bandbreite schneller und kann deutlich höhere Lautstärken abgeben, sie ist ohne Weiteres partytauglich. Ich als Erwachsener würde mich, hätte ich zu wählen, für die nuLine 34 entscheiden und lieber noch eine Weile länger sparen, um den Aufpreis zu stemmen. Bei meinem Neffen denke ich, dass er sich für die nuBox 383 entscheiden würde, weil deren Pegelreserven für ihn wahrscheinlich ein viel wichtigeres Kriterium sind als noch natürlichere Klangfarben, die bei der von ihm bevorzugten Musik ohnehin eher selten anzutreffen sind. Einige (erwachsene) Musikhörer, die deutlich lauter hören als ich, und ein paar Heimkinofreaks aus meiner Bekanntschaft würden es möglicherweise genauso sehen.
Test: Nubert nuBox 383 | Kompaktlautsprecher