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Februar 2017 / Frank Hakopians
Die moderne Hifi-Technik bereichert unser Leben. Musik ist verfügbar, wann immer wir wollen und in zunehmendem Maße auch, wo wir wollen. Mit der Qualität der Wiedergabe scheint es dabei durchaus bergauf zu gehen, seit MP3 von einer steigenden Zahl unserer Zeitgenossen nicht mehr als das Standardformat angesehen wird und HiRes, aber auch die gute, alte LP sich auf dem Vormarsch zu befinden scheinen. Bei alledem wirkt es fast banal, seinen Blick auf vermeintliche Trivialitäten zu richten, wie etwa den Umstand, dass der elektrische Strom – kein Transistor, keine Röhre verstärkt ohne Elektronen, keine Membran würde auch nur einen Millimeter Hub verrichten – zu den elementaren Einflussfaktoren auf die Klangqualität zählt. Wobei eben jene Elektronen mit immer mehr Aufgaben betreut werden, zum Beispiel Daten vom PC, der smarten Alarmanlage oder der Heizung durch das Stromnetz im Haus zu jagen. Zusätzlich wirken Einstreuungen durch WLAN oder Handynetze, Elektrosmog generierende Haushaltsgeräte, Energiesparlampen etc. auf sie ein. Und was möglicherweise gar vom benachbarten Industriebetrieb droht, weiß auch keiner so genau.
Sicher, das haben Sie alles schon mal gehört. Bei Ihnen daheim klingt es trotzdem ganz annehmbar, sehe ich Sie abwinken. Und nein, Sie stellen sich bestimmt keinen kubikmetergroßen Netzsynthesizer ins Wohnzimmer. Wer kann schon so genau wissen, ob so ein Teil nicht doch beim ersten heftigen Impuls trotz einer großzügigen Auslegung an Leistungsgrenzen stößt, mithin Dynamikspitzen ihrer Glaubwürdigkeit beraubt?
Die Netzleiste Nordost QRT QBase mit Sort Kones
Prima, nachdem wir unser Problem umrissen haben, kommen nun die Testgeräte des amerikanischen Herstellers Nordost ins Spiel, um die es im Folgenden gehen soll. Der bekannte Kabelhersteller, der mit seinen Netzkabeln ja schon seit längerem das Thema „Strom“ behandelt, hat sein Portfolio unlängst um Produkte zur Verbesserung der Stromversorgungsqualität erweitert.
Für diesen Zweck wurde eigens ein ehemals auf diesem Fachgebiet dediziert agierendes Spezialunternehmen unter das Firmendach integriert, das seine Filter auf Basis einer, so der Marketingsprech, „Quantum Resonance Technology“, kurz QRT, arbeiten lässt. Mit konventionellen Filtern, so die Annahme, gleich ob aktiver oder passiver Bauart, seien zwar durchaus Verbesserungen in Teilbereichen der Stromversorgung zu erzielen, die regelmäßig damit einhergehenden Verschlechterungen in anderen Aspekten – siehe oben – allerdings nicht zu vermeiden. Im Internet erfährt man, dass die aktiven QRT-Schaltungen elektromagnetische Felder generieren, die in der Lage sein sollen, einen reineren, weniger fehlerbehafteten Netzsinus zu generieren. Sogar die Auslesefehler eines CD-Spielers würden unter dem Einfluss dieses Feldes reduziert. Wirklich weitergehende Erklärungen gibt es dann leider nicht mehr, wenn man von Hinweisen auf die Quantenphysik absieht. Und dann wäre da noch ein eher mechanischer Aspekt: Der Schutz elektrischer Schaltungen vor Resonanzen, welche in stromdurchflossenen Geräten per se entstehen, ist nach Nordost-Lesart eminent wichtig, um klangabträgliche Effekte zu minimieren.
Der mit Primary Earth gekennzeichnete Steckplatz der QBase-Netzleisten leistet eine besonders widerstandsarme Ableitung der Massepotentiale
Natürlich hört sich das zunächst stark nach üblicher Marketingfloskelei an, doch soll uns das im Grunde egal sein, denn ob das Ganze realiter tatsächlich etwas bringt, werden wir weiter unten ja so oder so noch ergründen.
Entsprechend gespannt inspiziere ich den Inhalt eines mittelgroßen Kartons, welchen Connect Audio-Chef Andreas Proske – für den Nordost-Vertrieb in Deutschland verantwortlich – an einem schönen Spätsommertag bei mir ablädt – ja, mittlerweile haben wir Januar, ich konnte tatsächlich überdurchschnittlich lange mit den Nordost-Tools experimentieren.
Die Netzleisten Nordost QB4 und QB unterscheiden sich durch die Anzahl der Steckplätze
Da wären zunächst die beiden Netzleisten Nordost QB4.2 und QB8.2 zum Preis von 949 Euro und 1499 Euro. Die an den Kanten abgerundeten Aluminiumriegel verfügen, nicht überraschend, über vier, respektive acht Steckplätze und eine allgemein als sinnvoll erachtete sternförmige Masseführung. Die Kontakte der Steckdosen bestehen aus Kupfer, überzogen mit einer dünnen Goldschicht zur Vermeidung von Oxidation. Soweit nichts Ungewöhnliches, wären da nicht dunkle Markierungen, die sich auf jeweils eine zur Mitte hin liegende Steckdose beziehen und diese als „Primary Earth“ bezeichnen.
Der Clou bei der Sache sei, dass Nordost die Impedanz der Erdverbindungen der übrigen sieben Steckdosen konstruktiv geringfügig anhebt, so dass die Masseströme sich besonders schnell und effektiv über diesen zentralen Massepunkt ableiten lassen. Nordost empfiehlt die „Primary Earth“ mit einem Gerät zu verbinden, dass eine möglichst geringe Leistungsaufnahme aufweist, üblicherweise also eine Vorstufe oder ein Phonovorverstärker. In Setups mit Vollverstärkern als zentrales Gerät der Audiokette gehören auch diese hier eingesteckt.
Die WBT-NextGen-Klemmen an den QBase-Leisten bieten die Möglichkeit einer Zusatzerdung
Neben der zuführenden Kaltgerätebuchse der Nordost QBASE (QB) findet sich eine einzelne WBT-NextGen-Klemme. Sie bietet die Möglichkeit einer stromnetzunabhängigen Zusatzerdung. Alternativ können hier auch Geräte angeschlossen werden, die über eine unzulängliche Masseableitung verfügen oder diesbezüglich sehr empfindlich reagieren. Da ich schon öfter Geräte mit einer gesonderten Masseverbindung versehen habe, um beispielsweise Brummschleifen zu unterbinden, weiß ich um die Zweckmäßigkeit einer solchen Einrichtung. Ein Beispiel, dass Schule machen sollte.
Die Nordost-QBASE-Netzleisten sehen mit ihren extrudierten Aluminiumprofilen und den aus dem Vollen gefrästen Endkappen nicht nur wertig und piekfein aus, sie fühlen sich auch so an. Zudem wurden sie mechanisch resonanzoptimiert. Die Auslegung der Gehäusemaße und die solide Ausführung sollen hier eine Rolle spielen. Beim Beklopfen der Gehäuse klingt es allerdings etwas hohl, was sich dadurch erklärt, dass solide bei Nordost nicht akustisch tot bedeutet, wie es bei meinen Vibex-Netzverteilern der Fall zu sein scheint, sondern die rasche und gezielte Ableitung unvermeidbarer Resonanzen das eigentliche Ziel darstellt. Der Ansatz ist natürlich nicht neu, so folgen bekanntlich auch die ungewöhnlich dünnen Kabinette der Spendor-Monitore einem ganz ähnlichen Prinzip.
Ungewöhnlich erscheint auch die Tatsache, dass die Stromführung im Gegensatz zu den meisten anderen highendigen Netzleisten nicht frei verdrahtet erfolgt, sondern ganz bewusst platinengebunden ausgeführt wird. Etwas überraschend findet sich eine 10-Ampere-Sicherung, die einen Schutz gegen Überlast verspricht. Mein nach Erklärung suchender Blick in Richtung Connect Audio-Chef, schließlich gelten Sicherungen in Netzleisten nicht ganz zu Unrecht als Klangverhinderer, bleibt nicht unbemerkt. Ich solle mir diesbezüglich bitte keine Sorgen machen und einfach nur hören, lautet kurz und knapp die Antwort von Andreas Proske auf die ungestellte Frage.
Der QX Purifier von Nordost
Der folgende Karton aus Herrn Proskes Wunderkiste liegt satt in der Hand, denn der in ihm enthaltene QX Purifier von Nordost wiegt, trotz moderater Ausmaße immerhin fünf Kilogramm. Davon dürften einige auf das Konto des elegant verrundeten Aluminiumgehäuses entfallen. Darin finden die sogenannten QRT-Module, der Logik folgend zwei in der Variante QX2 und vier in der Ausführung QX4, ein rundum gut geschütztes Zuhause. Wie gesagt, gibt es zu ihrer Wirkungsweise nur recht spärliche Angaben. Die parallel zum Stromfluss arbeitenden QRT-Module bzw. deren generierte Felder sollen elektromagnetische Einstreuungen und HF-Störungen reduzieren. Auch Kontinuität und Gleichförmigkeit der Sinuswellen unseres Wechselstroms würden so profitieren, während die Spannung und Impedanz der Versorgung nicht tangiert werden.
Immerhin 1599 Euro und 2399 Euro kosten die beiden Nordost QX-Purifier, welche im Normalfall zwischen Wandsteckdose und QB-Netzleiste eingeschliffen werden und für diesen Zweck auch über eine Ausgangssteckdose an der Rückseite verfügen. Laut Vertriebschef Proske sei allerdings auch vom Anschluss an eine beliebige Steckdose im Hörraum, also ohne den Strom durchzuschleifen, keineswegs abzuraten.
Nordost QRT QK1
Was als nächstes zum Vorschein kommt, lässt sich nicht so ohne weiteres einordnen. Der QKoil1 oder QK1 ist eine sogenannte Lastresonanzspule, ausgeführt in der für Nordost typischen Micro-Filament-Technik und ansprechend verpackt in einem zylinderförmigen, ebenfalls resonanztechnisch abgestimmten Kohlefasergehäuse. In einen beliebigen freien Steckplatz der Netzleiste eingesetzt, soll der QK1 ein spezifisches elektrisches Feld generieren. Klar, das tun ja eigentlich alle leitenden Materialien. Doch in diesem Falle soll die Netzversorgung in einen verzerrungsärmeren Zustand versetzt und die Signalübertragung von Zeitverzögerungen befreit werden. Was da genau passiert, fällt allem Anschein nach unter das Betriebsgeheimnis.
Der ganz ähnlich ausschauende Nordost QV2 Line Harmonizer speist mittels einer kleinen, aktiven Schaltung die oben erwähnte geheimnisvolle Quantum Resonanz Technologie direkt in den heimischen Stromkreis ein. Wenn man so will, ein QX-Purifier im Mini-Format. Auch hier erfolgt die Applikation über einen freien Steckplatz, allerdings gilt es beim QV2 die markierte Phasenlage zu beachten. Die mittig auf dem Zylinder positionierte rot leuchtende LED gibt Auskunft, ob der QV2 korrekt in der Steckdose sitzt und bereits mit seinem hoffentlich segensreichen Werk begonnen hat.
Nordost QRT QV2
Übrigens gehören sowohl QK1, als auch QV2 zu den günstigsten Tools, die Nordost anbietet. Die geforderten 275 Euro für einen QK1 und 375 Euro für den QV2 lassen sich allerdings auch vervielfachen, da man sich in Massachusetts vom doppelten oder auch geradzahlig-multiplen Einsatz der Resonatoren und Parallelfilter einen hörbaren Mehrgewinn verspricht.
Zu guter Letzt kommen auch noch Nordosts kegelförmige Resonanzkontrollmodule, die Sort Kones zum Vorschein. Weniger verschwurbelt ausgedrückt könnten sie auch als zusätzliche Gerätefüße durchgehen. Doch gerade von üblichen Gerätefüßen sucht man sich bei Nordost abzugrenzen, sind die Sort Kones doch auf eine möglichst perfekte Ableitung von Vibrationen trainiert, die in dem auf ihnen ruhenden Gerät entstehen. Man denke nur an die mitunter ein unsägliches Eigenleben führenden Transformatoren. Umgekehrt sollen sie etwa Trittschall von den Geräten fernhalten, fungieren also wie eine Art mechanische Diode. Im Inneren werden dazu die von der Spitze aufgenommenen Vibrationen über eine kleine Kugel aus gehärtetem Stahl oder Keramik in die Basis des Sort Kones abgeleitet. Die angebotenen Sort Kones unterscheiden sich nach den Materialien, welche für die Kugel oder für Aufnahme und Basis verwendet werden. Dabei werden pro Stück 79 Euro für die Stahl-, 95 Euro für die Aluminium-, 159 Euro für Bronze- und schließlich 399 Euro für die Titanausführung fällig. Nur beim Sort Kone in Stahl gibt’s auch eine Stahlkugel. Ab Aluminiumausführung kommt immer eine Keramikkugel zum Einsatz.
Nordost Sort Kones
Allen Nordost-Komponenten ist die hervorragende Fertigungsqualität gemein. Haptik und Mechanik geben sich so, wie man es sich im High-End-Sektor wünscht. „Form follows function“ hin oder her, mit ihrer klaren Formensprache sind besonders die beiden Stromverteiler QBase 4.2 und 8.2 echt heiße Anwärter auf Preise für gelungenes Industriedesign.
Test: Nordost QRT QBase QB4/QB8, QX Purifier, QK1 & QV2, Sort Kone |