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Audiophile verkomplizieren alles: Wenn sie eine Platte auflegen wollen, kann sich das zu einem halben Staatsakt ausweiten, und quasi instinktiv fanden und finden sie Mittel und Wege, das an sich bequeme Thema Streamingaudio zur hardwareintensiven Besessenheit auswachsen zu lassen: Highend-Switches, LAN-Kabel, Reclocker usw. schießen zurzeit regelrecht ins Kraut. Allerdings muss ich da gleich mal eine Lanze für uns Highender brechen: Bei der Erfindung der Netzwerktechnik und des Internets hat uns keiner gefragt, ob das so denn nun auch gut klingen wird, und jetzt haben wir den Salat – das „Zeug“ rauscht und jittert vor sich hin, und so kann das doch nichts werden.

Was ist denn das? Ein Ethernet-Filter aus UK! – Der Network Acoustics Eno2 ist darauf ausgelegt, RFI-Noise aus der LAN-Kabelstrecke zu entfernen und will damit die Klangqualität von Audiostreams verbessern
Mein persönliches Digitalsetup halte ich eigentlich für noch halbwegs auf dem Teppich geblieben, allerdings gehen da die Meinungen auseinander. Wenn ich Leuten, die schon mit den drei Buchstaben „DAC“ wenig anfangen können, von unterschiedlichen LAN-Strippen, Netzteilen und klangoptimierten FritzBox-Einstellungen berichte, fangen sie an, ganz langsam und sensibel mit mir zu sprechen. Nun, was soll‘s. Diese Ignoranten werden sich dann wohl auch nicht für das neueste Device, das sich in mein Setup eingeschlichen hat – den Ethernet-Filter Eno2 von Network Acoustics (Preis: 1.395 Euro) – interessieren. Sie vermutlich aber schon.
Technik & Konzept
Network Acoustics (www.networkacoustics.com) ist ein junges, britisches Unternehmen, beheimatet im circa zwei Stunden südöstlich von London gelegenen Eastleigh. Dort hat man offenbar schon von uns gehört – wir freilich auch von ihnen: Torsten Fink von CM Audio lobt die Produkte der Engländer, und da er bei Digitalaudio-Themen einen guten Riecher besitzt (Antipodes Audio, Ideon Audio u.a.), könnte ja etwas dran sein an diesen Streaming-Tuningprodukten von der Insel, so der Gedanke. Also fix den Kontakt aufgenommen, und schon ein paar Tage später trudelt das Produkt, mit dem bei den Briten alles anfing, ein – in der aktuellen, zweiten Ausführung: besagter Network Acoustics Eno2.
Das handtellergroße Kistchen ist ein passives Gerät, was die neurotische Frage, ob das Netzteil denn auch audiophilen Ansprüchen genügen wird, schon einmal erledigt – es gibt keine Stromversorgung. Die „Bedienung“ scheint ebenfalls nicht überkomplex zu sein: In die mit „IN“ beschriftete RJ45-Buchse des Eno2 wird das vom Router oder Switch kommende LAN-Kabel gesteckt, in die mit „OUT“ dasjenige, das zum Streamer/Musikserver/Streaming-DAC führt. Fertig.
Was mir gefällt: Das LAN-Kabel für „den letzten Meter“ liegt bei, und das ist nicht so ein 0815-Dings, sondern ein eigens von Network Acoustics entwickeltes, das solo für sich für 1.150 Euro angeboten wird. Okay, für 1,5 Meter, der Eno2 kommt mit einem halb so langen, aber trotzdem.

Kostet solo schon richtig Geld, liegt dem Ethernet-Filter aber bei – das Network Acoustics Eno2 Streaming Cable
Doch was ist nun eigentlich so ein „Ethernet-Filter“? Laut den Briten bestehe sein Job darin, Rauschen und unerwünschte Störungen (zum Beispiel vom Router und daran angeschlossenen Geräten, vom Wi-Fi oder Mobilfunk ausgehenden), die sich primär in höheren Frequenzbereichen bewegen, zu entfernen. Denn gelangten sie über die RJ45-Buchse des Streamers/Servers in die Anlage, trübten sie das Klangbild merklich ein.
Eigentlich dachte ich ja, so einen Filter schon in meiner Kette zu haben, steckt doch der Pink Faun LAN Isolator in der Ethernet-Eingangsbuchse meines Antipodes-Musikservers. Der trennt mit vier Transformatoren die Twisted-Pairs einer kabelgebundenen, elektrischen Ethernet-Strecke galvanisch – und macht einen guten Job, wie ich finde, insbesondere in Relation zum sehr günstigen Preis (circa 180 Euro).
Ja, das sei alles gut und schön, so Rob Osbourn von Network Acoustics, und auch jeder zusätzliche Switch, den man zwischen dem Internet-Router und dem Streamer/Server einschleife, besorge solch eine galvanische Trennung. Das Ding sei nur, dass es damit allein nicht gemacht sei: So könnten zwar Gleichstromanteile und relativ niederfrequente Störungen mehr oder minder erfolgreich reduziert werden, nicht aber RFI-Noise, der in der Nähe des naturgemäß ebenfalls hochfrequenten Ethernet-Signals liege. Hierfür brauche es andere Techniken und darauf setze man mit dem Network Acoustics Eno2 – und nicht auf galvanische Trennung.

Laut den Briten spielt auch die Art und Stärke der Aluminiumbehausung des Eno2 für die klangliche Performance eine Rolle
Nun wäre es natürlich schön zu erfahren, wie das beim Eno2 denn ganz genau funktioniert – doch hier gibt sich Osbourn deutlich schmallippiger und verweist darauf, dass sehr viel Aufwand in die Technologie geflossen und man dementsprechend bemüht sei, den Vorsprung gegenüber dem Wettbewerberfeld zu sichern. Man könne leider nicht allzu viel verraten. Speziell getunte, schmalbandige Filter kommen zum Einsatz, um das Ethernetsignal vom störenden Rauschen zu trennen, erfahre ich. Und für jedes Kabel einer Ethernet-Verbindung gibt es ein eigenes Filter – also insgesamt acht Stück, eine wichtige Änderung im Vergleich zur Ursprungsversion des Eno. Zudem habe sich im Entwicklungsprozess gezeigt, dass letztlich alle Bestandteile des Ethernet-Filters für die gewünschte Performance relevant seien. So wurde mit verschiedenen Bauteilen, unterschiedlich starken Aluminiumbehausungen, Lotarten, Leitungen, Platinenlayouts und vielem anderen mehr experimentiert, gemessen und in kritischen Hörsitzungen getestet, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Und nicht zu vergessen: Das beiliegende Eno2-Ethernetkabel gehört ausdrücklich mit zum Konzept.
Nun, wie sagen die Briten so schön? „The proof of the pudding is in the eating.” Holen wir also mal das Hörbesteck heraus.
Network Acoustics Eno2 im Hörtest
Bevor ich zu den Höreindrücken mit dem Network Acoustics Eno2 komme, kurz noch einmal zu meinem Streaming-Setup und den Auswirkungen des Eno2 darin. Grundsätzlich sieht’s bei mir so aus: FritzBox – LAN-Kabel – Switch (Silent Angle Bonn N8) – LAN-Kabel – Pink Faun LAN Isolator – Musikserver Antipodes K22 G4. Dahinter geht’s dann mit einem Audioquest Vodka 48 via I2S an den Rockna Wavelight DAC.
Der Empfehlung von Network Acoustics folgend, habe ich den Eno2 hinter dem Switch integriert. Den Pink Faun LAN Isolator braucht’s danach dann eigentlich nicht mehr, ja, tatsächlich gefällt mir der Eno2 direkt an der LAN-Buchse des Antipodes sogar einen Tick besser – und im Direktvergleich der beiden hat der Brite deutlich die Nase vorn (wäre ja auch noch schöner). Dergestalt motiviert, die Streamingstrecke zu vereinfachen, nahm ich den Silent-Angle-Switch heraus, vielleicht braucht’s den ja nun auch nicht mehr … tja, und dann aber auch schnell wieder hinein, denn offenbar ergibt das klanglich durchaus Sinn, sprich es klingt mit Switch plus Ethernet-Filter besser als mit lediglich einem der beiden. Wobei ich mich im Zweifel für den Network Acoustics Eno2 entscheiden würde, da der Klanggewinn mit ihm deutlicher ausfällt (unter der Nebenbedingung, dass Geld keine Rolle spielt, der Silent Angle Bonn N8 kostet ein Drittel des Eno2).
Was passiert?
Bei solcherlei Gerätschaften tut sich tonal meist nicht wirklich viel, die klanglichen Gewinne liegen in der Regel woanders. Hier hatte ich spontan allerdings den Eindruck, dass im Oberbass- und Grundtonbereich etwas mehr Energie im Spiel ist. Doch nach längerem Hören muss ich mich revidieren: Was gesteigert wird, sind Dynamik und Kontur, nicht die „schiere Masse“. Aufs schnelle Ohr kann es aber erst mal so wirken, denn da ist mehr Drive zu vernehmen. Nicht nur eine Bass-Drum wirkt impulsiver, härter im Anschlag und platzierter, weniger „weich auslaufend“ an den Rändern. Gleiches lässt sich auch beim beherzten Griff in den Kontrabass oder die linke Seite der Klaviatur erleben. Das ist schon mal das erste, was positiv auffällt: Dynamik, Kontur, Impulswiedergabe legen zu. Letzteres übrigens auch im Mitteltonbereich, wie mir die Synthieimpulse zu Anfang von „Salt Lake Heart“ von PVT (New Spirit) verdeutlichen. Die kommen mit mehr Kante.
Am bedeutendsten ist aber der Gewinn an Auflösung, was sich insbesondere bei der Raumdarstellung bemerkbar macht, und das gleich auf mehreren Ebenen. Beispiel: Das Cellokonzert in G-Moll von Vivaldi mit Ophélie Gaillard am Cello (Album: Vivaldi: I Collori Dell‘ Ombra). Bevor der erste Satz beginnt und es was zu hören gibt … hört man schon was. Nämlich den leeren, stillen Raum, der eben doch nicht ganz still ist. Das zuvor etwas unbestimmte tiefe Rauschen bekommt mit dem Eno2 quasi eine plastische Gestalt, man kann jetzt tatsächlich in den Aufnahmeraum hineinhören – und erst dann beginnt in ihm die Musik. Man mag so etwas als Kleinigkeit abtun, und tatsächlich spricht das dafür, dass kleine (also: leise) Signale dank des Ethernet-Filters nun, tja: filterfreier durchkommen. Aber genau solche Kleinigkeiten sorgen dafür, dass die Illusion, die Musiker befänden sich für ein Privatkonzert im eigenen Raum, so überzeugend gerät. Mit dem kleinen Network-Acoustics-Kistchen gelingt die Differenzierung zwischen dem „nackten Bühnenraum“ und den Klängen in ihm jedenfalls eindeutiger. Was sonst gerne einmal ineinander verschwimmt, liegt nun ganz natürlich und wie selbstverständlich vor einem. Das ist schon toll.

Blickdicht – Das Siegel auf der Unterseite warnt davor, den Network Acoustics Eno2 zu öffnen. Die Engländer möchten sich offenbar nicht in die Karten schauen lassen
Doch auf und mit der Bühne passiert noch einiges mehr. Meist wirkt sie mit dem Network Acoustics Eno2 im Streamingweg einen Hauch breiter, vor allem aber tiefer. So dumm sich das jetzt lesen mag: Mit ihm ist vorne weiter vorne und hinten weiter hinten. Zwar ist es nicht so, dass die imaginäre „vordere Bühnenkante“ stets Richtung Hörplatz gezoomt wird, doch Soloinstrumente und insbesondere Stimmen im Center machen oft einen kleinen Schritt nach vorne. Und gleichzeitig wirkt die „hintere Raumgrenze“ weiter weg, man merkt es oft bei der Percussion, so als hätte man das Drumset ‘nen Meter nach hinten geschleppt – aber auch an den Raumrückwürfen und Hallfahnen, die sich nun gefühlt freier und weiter ausbreiten können. Sehr schön, wie tiefe Akkorde eines Klaviers im nun größeren, tieferen Raum langsam aus- und verklingen.
Dass dieser tiefe Bühnenraum zudem transparenter und klarer gestaffelt wirkt, liegt nicht allein an der gesteigerten „Schwärze“ des Hintergrunds, der tiefen Ruhe und Grauschleierfreiheit des Klangbilds, sondern zu gleichen Teilen auch an der akkurateren und plastischeren Einfassung der einzelnen Klänge. Das betrifft Gaillards Cello genauso wie Stimmen, etwa die von Laura Marling auf Patterns in Repeat. Zugegeben: Schon etwas langweilig, das Geklimper auf dieser Aufnahme, aber die Stimme wurde sehr direkt und intensiv eingefangen. Mit dem Network Acoustics Eno2 wirkt sie nochmals deutlich griffiger, fasert an den Rändern nicht aus, wird vielmehr kompakt-konkret zusammengehalten. Das hier ist Hören in 3D, aber – wichtig! – ohne artifiziellen Touch. Im Gegenteil. Derart natürlich wie jetzt kam gestreamte Musik bei mir eigentlich noch nie rüber.

Das zum Lieferumfang gehörende Eno2-LAN-Kabel kommt mit hochwertigen Steckern aus dem Hause Telegärtner
Testfazit: Network Acoustics Eno2
Bei fairaudio wollen wir Ihnen die Testkandidaten klanglich näherbringen, sprich: deren Charakter umreißen und sagen, für wen das was sein könnte und für wen eher nicht. Letzteres fällt mir beim Ethernet-Filter Network Acoustics Eno2 allerdings schwer, zumal sich mit ihm keine echten tonalen Verschiebungen ergeben, die ja immer ein wenig Geschmackssache sind. Natürlich ist so ein Tuningdevice für knapp 1.400 Euro nicht das Erste, womit man auf der grünen Wiese beginnt, wenn man sich dem Thema HiFi nähert, da gibt es wichtigere Themen, aber das werden Sie sich wohl eh schon gedacht haben. Wenn Sie eine hochwertige, transparente Highend-Kette Ihr Eigen nennen, könnte es aber sehr wohl ein interessantes Tool sein.
Nicht nur gewinnen die Impulswiedergabe, die Struktur und Kontur im Bass- und Grundtonbereich – insbesondere die räumliche Darstellung der Musik macht einen ordentlichen Schritt nach vorne. Dank der „tieferen Schwärze“ des Hintergrunds kommen leise Signale wie Hall und die jeweilige Akustik des Aufnahmeraums deutlicher durch, teilweise hat das schon fast was Gespenstisches. Zudem wirkt die Bühne wie geweitet, insbesondere in der Tiefendimension – und die einzelnen Stimmen und Instrumente werden akkurater und 3D-hafter gezeichnet. Das Ergebnis ist ein ausnehmend natürlich-plastisches Klangbild. Die Musik spielt auf den Punkt und mit ordentlich Drive. Ein jeder möge selbst entscheiden – praktischerweise gibt es ein 60-tägiges Umtauschrecht –, doch ich werde den Network Acoustics Eno2 behalten. Auch auf die Gefahr hin, mein Streaming-Setup weiter zu verkomplizieren.
Fakten:
- Produkt: Network Acoustics Eno2
- Kategorie: Ethernet-Filter
- Preis: 1.395 Euro
- Farbe: Silber
- Maße & Gewicht: 10,5 × 8,5 × 3,0 cm (BxTxH), circa 550 g
- Ein- und Ausgänge: RJ45-Input- und -Output-Buchse
- Garantie: 2 Jahre
- Sonstiges: 1 x Eno2-Ethernetkabel inklusive (0,75 m)
- Weitere Informationen auf der Webseite des Vertriebs
Vertrieb:
Network Acoustics
77 Allbrook Hill | SO50 4NA Eastleigh
Telefon: +44(0)2380-615 627
E-Mail: info@networkacoustics.com
Web: https://www.networkacoustics.com/
Test: Network Acoustics Eno2 | Ethernet-Filter




