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März 2014 / Markus Sauer
Es gibt Lautsprecher, die nehmen als Startpunkt die Fehlervermeidung – glatter Frequenzgang auf Achse, niedrige Verzerrungswerte, was das Lehrbuch des Lautsprecherbauers halt so hergibt. Und dann gibt es Lautsprecher, bei denen es das Ziel des Designers gewesen zu sein scheint, dem Hörer ein musikalisches und klangliches Erlebnis zu bereiten. In diese Kategorie gehört die Neat Motive SX1 (Vertrieb: www.inputaudio.de). Ein Problemlöser ist sie außerdem, aber dazu später mehr.
Fangen wir mit ein bisschen Historie an. Der Inhaber von Neat, Bob Surgeoner, fing in den 1980er-Jahren an, sein unregelmäßiges Einkommen als Musiker in London mit dem Verkauf von HiFi- und Pro-Equipment aufzubessern. Als er 1989 in seine Heimat nach County Durham zurückzog, eröffnete er dort einen Laden namens „North Eastern Audio Traders“, dessen Anfangsbuchstaben dann den Markennamen für die wenig später auf den Markt gebrachte, erste eigene Box ergaben. Er macht auch heute noch Musik (siehe hier) und hat mit seinem Entwicklungspartner Paul Ryder im Neat-eigenen Studio Aufnahmen realisiert, die ihm bei der Abstimmung seiner Lautsprecher helfen.
Die Urversionen der Motive-Reihe kamen 2005 auf den Markt. Bis dahin waren Neat-Lautsprecher nach Surgeoners Einschätzung sehr anspruchsvoll, was Quelle, Verstärker und Aufstellung anging. Die Motive-Reihe sollte gut aussehen, leicht in typische Wohnräume zu integrieren sein und ihre Performance liefern, ohne übermäßige Anforderungen an die Güte der Zuspieler zu stellen.
Die SX-Version der Motive-Reihe unterscheidet sich von den Vorgängermodellen (das mittlere Modell, die Motive 2SE, war schon bei fairaudio zu Gast; Kollege Jochen Reinecke empfand sie als gelungenes Amalgam aus Feingeist und Spaßlautsprecher) vor allem durch den neuen SXT-Hochtöner (ich gehe mal davon aus, dass der Name schlicht SX Tweeter bedeutet). Bei diesem handelt es sich um eine Inverskalotte (also nach innen, nicht nach außen gewölbt), die sich durch ein besonders gleichmäßiges Abstrahlverhalten zu den Seiten auszeichnen und gut zu den Eigenschaften der Peerless-Tieftöner passen soll.
Die Inverskalotte der Neat Acoustics Motive SX1
Der Hochtöner ist nach Bob Surgeoners Ansicht der bestimmende Bestandteil eines Lautsprechers. Bei den neuen SX-Modellen wollte Surgeoner den starken Magneten und den engen Magnetspalt des Ursprungsmodells behalten, weil diese Konstruktionsdetails für ihn für die Lebendigkeit der Motive-Reihe verantwortlich waren, suchte aber nach einer Membran, die einen glatteren Frequenzgang als die Titanmembran der alten Version erlaubte. Neat experimentierte mit Versionen aus Magnesiumlegierungen, aus Gewebe und aus anodisiertem Aluminium; Letztere erwies sich dann mit Abstand als die Favoritin.
Sieht man in dieser Preisklasse auch nicht alle Tage: Schrauben mit Metallfeingewinde für die Treiberbefestigung. Gut so
Außerdem wurden die Gehäuse überarbeitet und verstärkt. Bei der SX1 arbeitet der obere der beiden 134-mm-Tieftöner jetzt auf ein geschlossenes Gehäuse. Der untere hat ein separates Abteil, das mit einer Bassreflexöffnung versehen ist, und wird über die Frequenzweiche schon ab 80 Hz aufwärts langsam – mit einer 6-dB-Weiche – aus dem Rennen genommen. Es handelt sich also quasi um eine geschlossene Zweiwegebox mit einem integrierten Subwoofer (naja, Subwooferchen). Die Box steht auf einem Fuß, der vier fest installierte Spikes trägt, die unter anderem den Abstand der in die Bodenplatte integrierten Reflexöffnung zum Boden definieren. Das Gehäuse ist etwas nach hinten geneigt. Dadurch strahlen die Chassis etwas nach oben, was nach Surgeoners Meinung dazu beiträgt, den Klang in den Hörraum zu integrieren.
Die Bassreflexöffnung der Motive SX1 befindet sich am Boden
Die Trennung zum Hochtöner erfolgt bei 3,8 kHz. Auch hier hat der Tieftöner eine 6-dB-Weiche, der Hochpass zum Hochtöner dagegen weist eine Flankensteilheit von 12 dB auf, um den Tweeter vor zu großen Auslenkungen zu schützen. Die Frequenzweiche besitzt nur das absolute Minimum an Bauteilen, das für die erwähnten Flankensteilheiten erforderlich ist, vier, und verwendet unter anderem Mundorf-Teile, die in der HiFi-Szene bestens beleumundet sind.
Test: Neat Acoustics Motive SX1 | Standlautsprecher