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Test: Neat Acoustics Momentum SX7i | Standlautsprecher

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  1. 1 Test: Neat Acoustics Momentum SX7i | Standlautsprecher

Dezember 2015 / Ralph Werner

Neulich, während des Tests einer Kompaktbox, kam meine Frau ins Zimmer, schaute sich die aktuelle Anlagenkonstellation an und meinte: „Chic sind die ja … aber wenn man so kleine Boxen eh auf Ständer stellen soll … warum kauft man sich da nicht gleich richtige?“ Gute Frau – gute Frage!

Akustisch wüsste ich natürlich schon ein paar Antworten zu geben. Beispielsweise: Weniger Bassoutput kann, je nach Raumgröße, mehr sein – potenziell besseres Rundstrahlverhalten wegen des kleineren Gehäuses, geringere Anfälligkeit für Gehäuseresonanzen aus dem gleichen Grund. Optisch und „raumökonomisch“ kann ich Neat Momentum SX7ieiner Box auf einem Lautsprecherständer aber in der Tat ebenfalls wenig abgewinnen. Wenn schon so prominent im Raum, dann bitte ein Standmodell – oder eben gleich ganz an die Wand. Aber wie so vieles im Leben ist natürlich auch das Geschmackssache.

Tatsächlich belegt unser aktueller Proband – die Standbox Neat Momentum SX7i – ein gutes Drittel weniger Standfläche als mein Lautsprecherständer. Die Gehäuseabmessungen gehen mit 22 cm Breite und 27 cm Tiefe als sehr erträglich durch, auch wenn sich die Säule 1,2 m in die Höhe streckt. Die schlanke, hohe Gestalt der Neat (Vertrieb: www.inputaudio.de) verschafft ihr definitiv Pluspunkte in Sachen Wohnraumkompatibilität. Wer dagegen sein Lautsprecherinvestment in Kubikmetern misst, wird fast ein bisschen enttäuscht sein. Doch was nutzt einem schon der tollste Boxen-Trumm, wenn man ihn nicht aufstellen kann/darf?

Zum Chassismaterial seines neuesten und größten Modells der Momentum-Baureihe verrät Bob Surgeoner, Besitzer und Chef-Entwickler von Neat, nicht allzu viel. Die Bass-/Mittelton-Woofer sind eine Eigenentwicklung mit recht klassischen Ingredienzen – leichte, beschichtete und, so Surgeoner, „agile“ Papiermembran, Stahlkorb, Antrieb mit Ferritmagneten –, welche sich schon seit vielen Jahren bewährt hätten und im Laufe der Zeit stillschweigend immer weiter verfeinert wurden. Für den Hochton beansprucht eine Inverskalotte aus Aluminium die Zuständigkeit.

Die Neat Momentum SX7i zeichnet sich konzeptionell im Wesentlichen durch drei Dinge aus. Sie ist ein Zweieinhalb-Wege-Design mit Mittel-/Hochtonchassis in D’Appolito-artiger Anordnung und isobarischer Tieftonabteilung.

Um den „halben Weg“ zu entdecken, legt man die Neat Momentum SX7i am besten hin und schaut sie sich von unten an. Dort lässt sich nämlich – recht typisch für das britische Unternehmen, siehe Test der Neat Ultimatum XL6 – ein Basstreiber finden, der im Downfire-Modus auf den Boden strahlt, von dem er durch Traversen und Spikes auf definierten Abstand gehalten wird.

Neat Momentum SX7i von unten betrachtet
Neat Momentum SX7i, von unten betrachtet

„Halb“ nennt sich der Weg deshalb, da zwar das untere Bassdepartment (welches die Frequenzen von 22 bis 80 Hertz bedient) durch einen elektrischen Tiefpass erster Ordnung vom Geschehen weiter oben getrennt wird, die bei 80 Hz übernehmenden Bass/Mitten-Treiber auf der Front aber eben keinen elektrischen Hochpass vorgeschaltet haben – sonst wäre es ja eine normale Dreiwege-Box. Natürlich besitzen auch die Mitteltöner auf der Front ihren Roll-off, aber der ergibt sich aus dem mechanischen Zusammenspiel von Chassis und Gehäusegröße. Und da diese beiden in geschlossenen Volumen von je acht Litern stecken, spielen sie naturgemäß weniger tief hinunter als das Bassdoppel auf der Unterseite, das auf 20 Liter im Bassreflex-Gehäuse arbeitet.

„Was für ein Bassdoppel?“, fragen Sie? Zurecht. Von außen sieht man es nicht, aber hinter dem zum Boden feuernden Basstreiber steckt noch einmal der gleiche, mit fünf Litern Luft „Abstand“ dazwischen und elektrisch parallel zum äußeren betrieben (siehe nebenstehende Schnittzeichnung). Diese sogenannte isobarische Anordnung – in den 1970ern hat Linn diese Technik bekannt gemacht – besitzt im Vergleich zu einer mit nur einem Treiber Neat Momentum SX7iarbeitenden den Vorteil, für eine gegebene untere Grenzfrequenz nur halb soviel Volumen zu benötigen. Auf Deutsch: Aus kleinen Kisten soll tiefer Bass kommen. Zudem kontrollieren sich die Chassis quasi gegenseitig, was der Genauigkeit der Wiedergabe zupasskommt. Einen Nachteil hat die Sache freilich auch – für den gleichen Kennschalldruck benötigt man die doppelte Verstärkerpower. Dem Wirkungsgrad ist das isobarische Prinzip also nicht förderlich. Für die Momentum SX7i gibt Mr. Surgeoner allerdings eine ziemlich okaye Sensitivität von 88 dB/W/m an, bei einer Nominalimpedanz von 8 Ohm (Minimum 5 Ohm).

Mittel- und Hochtöner geben sich bei 3,8 kHz die Hand, der Tweeter wird zweiter Ordnung getrennt, die Woofer erster. Arrangiert sind die Chassis D’Appolito-artig, der Hochtöner wird von zwei Mitteltönern oben und unten umrahmt. Nimmt man nun den Zollstock in die Hand und misst die Chassiszentren beziehungsweise deren Abstand zueinander, so müsste nach Adam Riese für „echtes“ D’Appolito eigentlich ein Crossoverpunkt von circa 1,4 kHz angestrebt werden. Das ist nicht der Fall, siehe oben. Doch diesen Umstand teil die Neat wohl mit dem Gros der Boxen, die D’Appolito für sich reklamieren: Entweder müsste man nämlich die Chassis enger beieinander montieren, was aber allein schon wegen der Baugröße der Treiber meist nur in Grenzen machbar ist, oder einen Tweeter finden, der (sehr) tief angekoppelt werden kann – oder „beides so ein bisschen“. Doch ob die theoretische Reinform des Prinzips in praxi auch am besten spielt, steht eh auf einem anderen Blatt.

Die Inverskalotte der Neat wird von zwei Bass/Mitteltöner in die Mitte genommen

Wie auch immer – jedenfalls verspricht man sich von dieser Anordnung eine gewisse Bündelung der vertikalen Abstrahlung des Lautsprechers und damit einhergehend weniger Boden- und Decken-Reflexionen. Was insbesondere der räumlichen Darstellung der Musik guttun kann. Hören wir also einmal hinein!

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Test: Neat Acoustics Momentum SX7i | Standlautsprecher

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