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Februar 2013 / Jochen Reinecke
Hand aufs Herz: Hätten Sie noch vor fünf Jahren gedacht, dass es aus heutiger Sicht geradezu einen Anachronismus darstellt, einen CD-Spieler zu kaufen, der genau eine Sache macht, nämlich CDs abspielen und sonst nichts? Einen CD-Spieler, dessen interner D/A-Wandler nicht von außen ansprechbar ist und dessen Laufwerk das gelesene Digitalsignal ebenso wenig per Toslink- oder Koaxial-Anschluss zur Nutzung eines externen DAC anbietet?
Vermutlich muss man es schon als Zugeständnis betrachten, das dem CD5si überhaupt analoge Cinch-Ausgänge spendiert wurden, denn im Hause Naim (Vertrieb: www.music-line.biz) setzt man aus mechanischen und elektrischen Gründen bekanntermaßen immer noch auf den guten, alten fünfpoligen DIN-Anschluss für NF-Verbindungen. Das Backbord des CD5si beherbergt folgerichtig ebenjenen DIN-Anschluss, einen analogen Cinch-Ausgang und eine Netzbuchse samt hartem Netzschalter – finito!
Doch treten wir noch mal ein paar Schritte zurück. Der Naim CD5si ist einer von vier aktuellen CD-Spielern der Briten und stellt zurzeit das Einsteigermodell der Produktpalette dar. Er löst als Nachfolger das durchaus erfolgreiche Modell CD5i ab. Beim Upgrade vom CD5i auf den CD5si wurden jedoch weniger kosmetische Korrekturen durchgeführt, sondern überwiegend konstruktive und technische Akzente gesetzt. So kommt nun als Wandlerchip ein Burr/Brown PCM 1793 zum Einsatz, statt des bisher verbauten Wolfson WM8706. Ersterer verfügt unter anderem laut Datenblatt über einen größeren Geräuschspannungsabstand. Überarbeitet wurden auch die Filterstufe und die Clock, wodurch sich, so heißt es bei Naim, bandexternes Grundrauschen senken lassen konnte. Zur Linearisierung des Ausgangssignals wurde im CD5si die Spannung des internen Netzteils erhöht – und zu guter Letzt bekam der neue Naim-Spross auch noch ein neues Laufwerk verpasst.
Apropos Laufwerk. Wer noch nie einen Naim-Dreher Zuhause hatte und – wie der Verfasser dieser Zeilen – das Studieren von Bedienungsanleitungen generell für Anfängerkram und damit überflüssig erachtet, der kann mit dem CD5si sein hauseigenes Waterloo erleben. Mir ging es so: Mit mühsam gebremster Vorfreude den Karton aufgerissen, das Gerät aus der Styroporverschalung befreit, verkabelt und ins Rack gestellt, eingeschaltet – und dann stand ich erst mal blöd da mit einem Ausrufezeichen über dem Kopf: Wie öffnet man diese Lade? Wo ist die Open/Close-Taste?
So sehr ich auch am „Türgriff“ drehte und zupfte – nichts geschah. Also doch die Bedienungsanleitung hervorgekramt. Und siehe da: Der Naim verfügt – ähnlich wie das eine oder andere Schallplattenlaufwerk – über eine Transportsicherung in Form einer Schraube mit Rändelrad, die zuvor aus dem Gehäuseboden entfernt werden muss und das federnd gelagerte Laufwerk arretiert und so vor harten Stößen beim Transport bewahren soll. Nach dem Lösen der Transportsicherung lässt sich die Laufwerkslade – ähnlich wie das Bullauge einer Waschmaschine – butterweich nach rechts herausschwenken. CD eingelegt, Lade geschlossen: Es folgten ungute Rasselgeräusche. „Err“ höhnte das Display. Tja, hätte man mal weiter in der Bedienungsanleitung gelesen! Im Zubehörtütchen gibt es nämlich noch einen magnetisch haftenden Puck, der bei eingelegter CD oben zur Fixierung auf die Drehachse gesteckt werden muss. Wie sagt man in Berlin? „Wieder wat jelernt!“
Doch diese kleinen Besonderheiten des Naim CD5si haben Vorteile zu bieten, die auf der Hand liegen. Die schwenkbare CD-Lade ist sicherlich langlebiger als ein elektromechanischer Lademechanismus und die schwingende Aufhängung sorgt in Verbindung mit dem CD-Puck für einen besonders vibrationsarmen und gleichmäßigen Lauf der Antriebseinheit – was wiederum den Laser freuen dürfte, der die Daten dadurch umso ungestörter auslesen kann. Ansonsten lässt sich der CD5si sowohl über die vier Front-Tasten („previous“, „next“, „stop“ und „play“) als auch über die mitgelieferte Naim-Systemfernbedienung kommod steuern. Eine Titelsequenzprogrammierung ist per Fernbedienung möglich, ebenso das potenziell klangfördernde Abschalten des kräftig grün leuchtenden und auch aus der Distanz gut ablesbaren LED-Displays.
Test: Naim CD5si | CD-Player