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NAD D 7050 im Soundcheck

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NAD D 7050

Bevor ich versäume, es zu erwähnen – und die Frage kommt garantiert auf: Der im folgenden beschriebene Hörtest fand überwiegend, so ich es nicht anders erwähnt habe, über die asynchrone USB(Typ B)-Schnittstelle statt.

Dass zahlenmäßig nicht gerade extrem muskulös anmutende 50 Watt Ausgangsleistung pro Kanal nicht viel über die klangliche Performance eines Verstärkers aussagen müssen, habe ich bereits des Öfteren feststellen können. Gerade bei der Gattung der „Class D“-Amps wird gern verbreitet, dass die Wattangaben doppelt zählen. Dieses Gerücht hat meines Wissens nach noch niemand belegbar bewiesen. Aber auch der NAD D 7050 schickt sich an, es weiter zu nähren. Schwachbrüstig kommt er nämlich so gar nicht ‚rüber. Davon kann das brachial-explosive „Talk! Talk! Talk! Talk! Talk!“ des Wuppertaler Alternative-Exports Uncle Ho (Album: The Manufacture of Madness) im wahrsten Wortsinn ein Lied singen.

Uncle HoDer gnadenlos übersteuerte Einstieg in den treibenden Rocksong kommt mit Wucht, Nachdruck und ruppiger Dynamik praktisch in meinen Hörraum „geflogen“. Der NAD macht das so mühe- und ansatzlos, dass man ob der akustischen Attacke durchaus kurz Luft holen muss. Und im Vertrauen: Mein mit konventioneller Class-AB-Technologie aufgebauter Yamaha A-S 1000 ist da – obwohl mit strammen 160 Watt je Kanal (Herstellerangabe) nominell kräftiger – etwas träger. Dem schweren Japaner entgeht in der Tat das Überraschungsmoment, welches entsteht, wenn die Wuppertaler quasi „von Null auf Vollgas“ in den Song einsteigen.

Schön auch, wie es dem NAD gelingt, den atmosphärisch extrem dichten und dazu auch noch mit deutlicher Komprimierung abgemischten Titel dennoch nicht zu einem wummernden Klangbrei zu vermengen, sondern in deutlich differenzierbare Einzelereignisse „aufzudröseln“. Nun sind die Arrangements bei Uncle Ho nicht sonderlich komplex – die bergische Drei-Mann-Kombo vertraut ausschließlich auf eine minimalistische Bass-Gitarre-Drums-Besetzung -, allerdings durch die praktisch durchgehend verwendete starke Verzerrung der Saiteninstrumente und des Gesangs ziemlich intransparent.

NAD D 7050

Was nerven kann, wenn eine HiFi-Komponente nicht in der Lage ist, Einblicke in das sehr wuselige Geschehen zu gewähren. Für den NAD ist das kein Problem. Er folgt dem Basslauf eines Thorsten Sala selbst dann noch, wenn Sänger und Leadgitarrist Julian Hanebeck die Effektgeräte ohrenkundig bis ans Limit ausreizt und den Rest der Band damit zu übertönen droht. Dabei zerfällt die Darstellung glücklicherweise nie in zusammenhanglose Details. Der Song bleibt im Fluss. Gut so.

alter bridgeUnd ich muss gestehen, dass ich dem gerade einmal knapp zweieinhalb Kilo „schweren“ Verstärker einen so knorrigen, beherzten, ja fast autoritären Bass – wie er ihn etwa im Stück „Broken Wings“ von Alter Bridge (Album: One Day Remains) präsentiert – nicht unbedingt zugetraut hätte. Der um eine Oktave tiefer gestimmte und dadurch böse grollende sowie sehr dominant abgemischte E-Bass hat „kein Gramm Fett“ zu viel, kommt fulminant, aber knochentrocken und sehr sauber strukturiert zu Gehör.

Beim kurzen, im Grunde unfairen Quercheck mit meinem Röhren-Hybridverstärker „RV-3“ von Magnat – der preislich etwa um den Faktor 3 über dem NAD liegt – zeigt der Rheinländer erwartungsgemäß eine noch tiefer hinabreichende, zupackendere und noch fester zementierte Kelleretage, gegen die sich der „D 7050“ aber mitnichten als abgeschlagener Verlierer fühlen muss. Angesichts seiner Leistungsdaten und seiner Preisklasse beweist der kompakte Networker erstaunliche Steherqualitäten. Dem Yamaha A-S 1000, nun wahrlich auch kein Schwächling und preislich nicht so weit entfernt, läuft der NAD mit seiner Tieftonperformance in jedem Fall den Rang ab. Der Japaner interpretiert die Bassgitarre in „Broken Wings“ zwar auch wuchtig und druckvoll, aber weder so strukturiert noch so sehnig wie der Newcomer.

NAD D 7050

Herstellertypisch stark – das hatte ich erwartet und erhofft – stellt sich das natürlich-stimmige und facettenreiche Mittenband des modernen Amps dar. Die samtige, konturenscharfe und raumgreifende Stimmwiedergabe sowie die sehr realistische und locker-luftige Interpretation von Tasten- und Saiteninstrumenten hatten mir schon stets bei der eingangs erwähnten „Classic“-Serie von NAD gefallen. Schön, dass es den Entwicklern gelungen ist, diesen Charakterzug auch auf die Class-D-Technologie zu übertragen. Das ist – auch wenn Schaltverstärker heutzutage bei weitem nicht mehr so „kalt“ und „technisch“ klingen wie noch vor etwa zehn Jahren – keine Selbstverständlichkeit.

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Test: NAD D 7050 | Vollverstärker

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