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Musical Fidelity M1 PWR

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  1. 4 Musical Fidelity M1 PWR

Ich gebe zu, den letzten im Bunde, den Musical Fidelity M1 PWR, habe ich eine ganze Zeit lang grob vernachlässigt. Was für ein Fehler! Aber der schlichte schwarze Kasten macht auch erst einmal so gar nicht viel her.

Musical Fidelity M1 PWR

Die Front des Gehäuses zieren gerade einmal der Einschaltknopf und vier sehr dezente LEDs: Power, Standby, Mono und Temp. Die doch recht simpel wirkenden Lautsprecherklemmen auf der Rückseite lassen nicht übertrieben viel Liebe zum Detail erkennen und die Beschreibung des Geräts auf der Webseite des Herstellers klingt in etwa so, als habe man den Verstärker noch als letztes Mitglied der M1 Serie gebaut, weil einige Kunden so ein Gerät eben unbedingt haben wollten. Nein, das alles wirkt nicht so, als ob da jemand besonders engagiert und mit Herzblut einen Endverstärker entwickelt hat.

Auch mit weiteren Informationen zum M1 PWR hält sich Musical Fidelity zurück. Ok, ich erfahre, dass das Gerät „komfortable“ 60 Watt leistet (genauer 2 x 65 Watt an acht Ohm und knapp das Doppelte an vier), im Brückenbetreib als Monoblock dann 100. Ja, und dass es eben optisch gut zum M1 CLiC passe – da scheinen die Prioritäten doch klar. Auch gewichtsmäßig kann der M1 PWR so gar nicht beeindrucken. Er ist kaum schwerer als der CLiC. Warum auch, schließlich handelt es sich um einen Schaltverstärker.

Musical Fidelity M1 PWR - Rückseite

Na gut, schleife ich also als letztes noch diesen Class-D-Verstärker in die Anlage ein und beurlaube dafür schweren Herzens meinen eigenen, großen Musical Fidelity AMS 35i. Für eine klangliche Einordnung stelle ich doch lieber meinen Exposure 2010 S dazu, der als Vollverstärker für etwa 1.200 Euro halbwegs mit einer Endstufe für rund 1.000 Euro vergleichbar sein sollte. Um mich wieder auf diesem Niveau zu orientieren, höre ich erst einmal Musik über den Exposure. Der klingt so, wie ich es gewohnt bin: schnell, dynamisch, ja fast drahtig und recht zurückhaltend und schlank im Bassbereich. Macht Spaß und muss sich in der Preisklasse absolut nicht verstecken. Der Wechsel auf den M1 PWR bestätigt zunächst meine Einschätzung. Klanglich zwar deutlich voller als der Exposure, dafür aber auch merklich behäbiger geht der M1 PWR zu Werke.

Musical Fidelity M1 PWR

Nach gut zwei Stunden, in denen der PWR unbehelligt und ungehört vor sich hin spielen darf, sieht die Welt allerdings völlig anders aus. Was ist das? Der CLiC streamt gerade das Gotan Project, La Revancha Del Tango vom Server. Und was meine Gaithain ME 150 da an tiefen, straffen, knackig konturierten Bässen in den Raum pumpen, haut mich erst einmal um. Auch der Rest klingt sehr beeindruckend. Ok, alles auf Anfang …

Musical Fidelity M1 Serie PWR

Eva Cassidy, „Cheek To Cheek“. Wow, die Stimme geht unter die Haut, das Klavier klingt dynamisch und der Schlagzeuger illuminiert alles mit einem Feuerwerk in sämtlichen ihm zur Verfügung stehenden Bronzetönen. Das hat schon fast die Madonna American Life Qualität des Class-A-Schwergewichts aus gleichem Hause, über das ich seit kurzem ständig höre. Aus der Pflichtübung, mich mit Musical Fidelitys M1 PWR zu beschäftigen, wird Begeisterung. Ich habe Lust auf ein wenig Krach und zappe zu Madonna. Der Titelsong von American Life hat einiges an Abwechslung zu bieten. Knackige Synthie-Bässe, wilde Soundeffekte, die oft mit sich selbst überlagerte Stimme Madonnas, akustische Instrumente – keine geringe Herausforderung fürs Equipment, besonders, da die Aufnahmequalität ziemlich gut ist. Und wie es fetzt!

Die Bässe kommen bretthart, sehr kontrolliert, könnten zwar vielleicht noch ein wenig mehr Substanz haben, lassen aber insgesamt kaum Wünsche offen. Was geht hier ab? Den Vergleich mit dem Exposure lasse ich doch besser sein, da greife ich lieber wieder zum sieben Mal (!) teureren AMS 35i. Und der macht mir dann klar, dass der M1 PWR vielleicht ein ganz kleines bisschen schummelt …

Musical Fidelity M1 Serie Duo

Die Stimme von Terez Montclam transportiert der M1-Amp zwar vermeintlich mit etwas mehr Intensität, aber der AMS 35i klärt darüber auf, dass es sich dabei um einen Schuss Wärme und einen Hauch Weichmacher handelt – und zudem offenbart der große Musical Fidelity dann doch deutlich mehr Details, was Artikulation und Lautbildung betrifft. Nichtsdestotrotz beachtlich, Le Bang Bang Bang Bangwas der M1 PWR hier bietet. Auch im Bass hält sich der Musical Fidelity AMS 35i etwas mehr zurück, kann aber besser differenzieren, wenn es etwa darum geht, die Nuancen eines Kontrabasses (Le Bang Bang, Bang Bang) auseinander zu dividieren. Vergleichbares passiert im Hochton: Der „kleine“ PWR bietet vergleichsweise das gewisse „Mehr“, welches er wirkungsvoll einzusetzen weiß – auch dafür, kleinere Auflösungsschwächen zu kaschieren. Trotzdem, alles in allem ein, sorry, Wahnsinns-Verstärker fürs Geld. Vor allem, weil er, was Tempo und Rhythmus betrifft, nahezu zum großen Bruder aufschließt. Die räumliche Darstellung korrespondiert übrigens zur tonal festgestellten Tendenz. Der PWR macht alles ein bisschen größer, dafür wirkt der AMS 35i konkreter, präziser.

Ohne viel Aufhebens mogelt also ein Hersteller, der eigentlich für seine Class-A-Verstärker bekannt ist, mal schnell ein modernes Class-D-Design in seine Produktpalette und baut damit den überzeugendsten Schaltverstärker dieser Preisklasse, der mir bisher zu Ohren gekommen ist. Dieser Verstärker spielt weit über dem Klassendurchschnitt. Wenn man jetzt noch wertigere Lautsprecherklemmen dran schrauben würde … Gerne würde ich auch einmal zwei der kleinen Kästchen nehmen (einer hat ja eh nur die „halbe“ Größe) und ausprobieren, ob so ein M1-PWR-Duo meine Geithains im Mono- oder im Bi-Amping-Betrieb nicht noch besser auf Trab bringt.

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Test: Musical Fidelity M1 Clic, CDT und PWR | Endstufe

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