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Im Einsatz als Netzwerk-Streamer
Mein aktueller „Ohrwurm“, den ich beim Arbeiten vor mich hin summe und den ich quasi automatisch anspiele, sobald ich die Anlage eingeschaltet habe, ist „Cheek To Cheek“ von Eva Cassidy auf dem Album Live At Blues Alley. Zu Beginn begrüßt der Veranstalter die Sängerin auf der Bühne, wo sie mit Applaus vom Publikum empfangen wird. Und allein schon die hier eingefangene Live-Atmosphäre kommt über den M1 CLiC sehr authentisch rüber. Die ersten gesummten Takte klingen zunächst irgendwie ein wenig vorsichtig, Cassidy findet aber schnell Gefallen an der Melodie, die, ebenfalls erst vorsichtig, dann mächtig und schwungvoll, vom Klavier aufgenommen wird. Ich kann die Szene förmlich sehen, so plastisch stellt sie der M1 CLiC in meinen Hörraum! Schon dieser erste Eindruck macht klar, dass hier großes Kino geboten wird.
Da ich aber ein skeptischer Mensch bin, fühle ich dem Gerät lieber weiter auf den Zahn. Fat Freddys Drop bieten mit ihrer Mischung aus Dub, Reggea und Soul vor allem eines: wohlige, synthetische Bassorgien. Und der M1 CLiC lässt die Basswellen durch meinen Hörraum wabern, dass es eine Freude ist. Dabei breitet sich der Sound völlig losgelöst von den Lautsprechern im Raum aus – beinahe psychedelisch. Nein, da braucht man wirklich keine anderweitigen Rauschmittel mehr, diese Musik reicht.
Als Kontrastprogramm gibt es als nächstes Klassik. Edward Grieg, Peer Gynt (Berliner Philharmoniker, Herbert von Karajan, deutsche Grammophon). Obwohl – so groß ist der Kontrast auch nicht. Auch hier geht es mächtig ab. Dynamisch ist dem Musical Fidelity mit dieser Musik nicht am Zeug zu flicken. Im Gegenteil, er ist in seinem Element: Grob- wie Feindynamik zeichnet er minutiös nach, selbst im wilden Treiben in der Halle des Bergkönigs behält er den Überblick und weist den einzelnen Instrumentengruppen akkurat ihre Plätze zu. Wirklich beeindruckend, was der kleine Kasten so alles kann. In keinem Frequenzbereich gibt er sich eine Schwäche – weder in den stimmlichen Lagen, noch in den Bässen und schon gar nicht im Hochton. Zudem baut er eine überzeugende Räumlichkeit mit hoher Lokalisierungsschärfe auf.
Trotzdem veranstalte ich das große Umstöpseln, um den M1 CLiC mit meinem Logitech Transporter zu vergleichen. Und hier offenbaren sich dann recht unterschiedliche Charaktere. Zunächst klingt der Transporter weniger spektakulär. Musical Fidelitys M1 CLiC scheint an den Enden des Hörspektrums ausgedehnter zu agieren, zudem wirkt seine Performance lebendiger und energiereicher. Der Transporter tönt dagegen ruhiger, gesetzter. Aber dafür eben auch etwas feinkörniger. Insgesamt habe ich den Eindruck, dass der M1 CLiC mehr Spaßfaktor bietet, wobei er aber nichts groß „verbiegt“. Vielmehr ist es sein dynamisches Temperament, das ihn davon abzuhalten scheint, sich für die allerletzten Feinheiten Zeit zu lassen. Zeit, die der im Vergleich tonal etwas runder und wärmer klingende Transporter sich nimmt – der allerdings nicht den „Pep“ des Musical Fidelity besitzt.
Kurzes Zwischenfazit zum Streaming: Der Musical Fidelity CLiC spielt breitbandig und tonal balanciert auf, die Raumdarstellung überzeugt und Tempo und Dynamik sind sein absolutes Steckenpferd. In Sachen Auflösungsvermögen schlägt er sich zwar wacker, es gibt aber durchaus noch Steigerungsmöglichkeiten.
Mit dem M1 CDT CD-Laufwerk gehört …
Um unmittelbar Musik-CDs abspielen zu können, benötigt man in Verbindung mit dem M1 CLiC ein CD-Laufwerk, das die ausgelesenen Daten via S/PDIF zum CLiC weiterreicht – beispielsweise das M1 CDT. Optisch passt es zum M1 CLiC, da es in einem Gehäuse gleichen Zuschnitts sitzt. Mir gefällt der Slot-in Mechanismus des Laufwerks, da es mir den Ärger über wackelige Schubladen erspart. Ansonsten bietet es an der Front Bedienelemente für die gängigen Funktionen und hört auf die passenden Tasten der M1-Fernbedienung. Das einfache, monochrome LCD-Display zeigt Betrieb (Play, Stop, …), Track und Laufzeit an. Natürlich interessiert mich, ob es klangliche Unterschiede zwischen gestreamten Daten und solchen vom CDT gibt. Die Erfahrung mit CD-Playern, die ihren D/A Wandler auch externen Datenquellen zugänglich machen, hat mir bisher gezeigt, dass es teilweise deutliche klangliche Differenzen zwischen eigenem Laufwerk und externen Quellen gibt. Nun ist das M1 CDT aber im strengen Sinne nicht das eigene Laufwerk des CLiC … egal, einfach mal reinhören.
Im direkten Vergleich zum Streaming via LAN klingt die Musik vom CDT etwas ruhiger, was ihr aber keinen Abbruch tut. Vielmehr bewegt sich die klangliche Performance nun in Richtung meines Transporters. Die extrem dynamisch gespielten und aufgenommenen Gitarren auf La Danza von Omar Torrez büßen ein wenig Temperament ein, klingen dafür aber feinnerviger. Auch in den Bässen ist die Tendenz hörbar: Der Unterbau von The Kills, No Wow, klingt mit Daten vom CDT etwas schlanker, dafür aber einen Hauch kontrollierter. Die Stimme von Alison Mosshard fügt sich für mein Hörempfinden über den CDT etwas harmonischer in das musikalische Geschehen ein, während sie bei gestreamten Daten stärker kontrastiert heraus sticht. Was dabei „richtiger“ ist, lässt sich nicht sagen, es ist mehr eine Frage der individuellen Klang-Präferenz. Die beschriebene Tendenz ist auch im Hochtonbereich klar zu verfolgen. Becken des Schlagzeugers auf der hinreichend strapazierten Cassidy-CD kommen über den CDT nicht ganz so strahlend, dafür aber etwas detailreicher rüber.
… und mit dem Laptop verbandelt
Natürlich interessiert mich nun, ob es auch klangliche Unterschiede zwischen aus dem Netzwerk gestreamten Daten und solchen gibt, die dem Musical Fidelity CLiC via USB zugespielt werden. Also flugs die Kollegen um Laptop und Apple iPad angepumpt und verschiedene Settings ausprobiert.
Dient der Laptop mit JRiver als Player-Software als Zuspieler, schlägt das klangliche Pendel – im Vergleich zur CD-Wiedergabe via Musical Fidelity CDT – in die gegenteilige Richtung aus. Über die USB-Verbindung klingt der M1 CLiC nun voller, breiter und etwas runder als mit gestreamten Daten. Die Gitarre auf Terenz Montcalm, Connection, bekommt über USB etwas mehr Körper, dafür scheinen die Saiten weniger straff gespannt zu sein. Auch der Bass wird mächtiger, büßt dafür aber etwas an Präzision ein. Die Stimme gewinnt ein bisschen an Volumen, dafür lässt sich die Artikulation nicht mehr ganz so fein verfolgen. Ich kann mir gut vorstellen, dass der beschriebene Charakter der Wiedergabe von Lautsprechern, die keine so tolle Auflösung bieten, zugutekommen könnte. Über meine Geithain ME150 gefielen mir aber die Varianten Streaming und CD-Laufwerk besser.
Allerdings eröffnet sich hier ein weites Feld zum Experimentieren. Die Kollegen haben schon die klanglichen Unterschiede von Player Software eruiert, und auch die verwendeten Treiber spielen mit rein. Und ich persönlich musste mich bei anderer Gelegenheit schon davon überzeugen lassen, dass sogar das USB-Kabel klangrelevant ist – ich hätt’s nicht geglaubt, bis ich’s gehört habe. Da sich die beschriebenen Klangunterschiede im Bereich von Nuancen abspielen, stellen sie die grundsätzliche – und meiner Meinung nach hervorragende – Performance des M1 CLiC aber nicht in Frage, sondern zeigen eher auf, wie sensibel das Gerät auf unterschiedliche Arten der Daten-Zuspielung reagiert.
Test: Musical Fidelity M1 Clic, CDT und PWR | Endstufe