Demnächst im Test:

Billboard
Econik-Lautsprecher

Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Drei in zwei!
  2. 2 Melco N100/D100: Klangeindrücke

Wir Audiophile sind ein bemitleidenswertes Völkchen: Kaum glauben wir, dem guten Klang nahegekommen zu sein – „So toll wie jetzt hat meine Anlage noch nie geklungen!“ – und damit einen gewissen Status-quo erreicht zu haben, kommt eine neue Komponente daher, eine neue Idee, ein neues Zubehör – und relativiert das so mühsam Erreichte.

Bislang nutze ich als digitale Quelle ein mit einer 500-GB-SSD-Festplatte (Solid State Drive) ausgestattetes MacBook Pro. Als Player ist Audirvana V3.5 im Einsatz, darüber spiele ich meine via iTunes importierte Musikbibliothek, streame Tidal und Qobuz und verwalte mein HighResAudio-Konto. Die Digitaldaten gelangen dann zwecks Wandlung per Chord-Signature-USB-Kabel zum Arcam D33 DAC. Soweit das bisherige Set-up – und dann schaute da vor Kurzem der Musikserver Melco N100 (1.995 Euro) und das dazugehörige CD-Laufwerk Melco D100 (995 Euro) bei mir zum Test vorbei (Vertrieb: https://3-h.de/).

Melco D100 (oben) udn Melco N100 (unten)

Melco D100 (oben) und Melco N100 (unten)

Musikserver Melco N100

Der Melco N100 ist ein Server, auf dem man bis zu zwei Terabyte Musikdaten speichern kann und der sowohl als NAS (Network Attached Storage) als auch als Stand-alone-Player und Streamer für Internet-Streamingdienste wie Tidal oder Qobuz fungieren kann. Ich war durchaus skeptisch: Diese kleine Kiste soll eine HiFi-, dem Preis nach sogar eine Highend-Komponente sein und meinem fast ebenso teuren MacBook Pro Paroli bieten? Der Melco N100 sieht aus wie eine etwas spezielle Computerkomponente mit Schaltnetzteil – und genau das ist er letztlich auch: Als Ableger des renommierten Server-Herstellers Buffalo ist Melco im Grunde das Hobby des Firmengründers und HiFi-Enthusiasten Makoto Maki.

Melco profitiert natürlich vom Computer-Know-how des Mutterkonzerns. So werden zum Beispiel die HD-Festplatten aus den Warenlieferungen für die Server-Produktion – Buffalo bekommt derer monatlich mehrere Tausend – nach audiophilen Gesichtspunkten selektiert und für Melco abgezweigt. Vielleicht erklärt das auch die Laufruhe der internen 2-TB-Platte. Lüfterlos, wie das Gerät konzipiert wurde, ist einfach nichts zu hören – ich hätte schwören können, dass schon beim Melco-Einstiegsmodell N100 eine SSD verbaut wurde. Dass dem nicht so ist, habe ausschließlich klangliche Gründe, so Mika Dauphin vom deutschen Vertrieb Drei H. Eine klassische HD lasse sich besser ansteuern, ein Standard-Controller hingegen, wie er für den Betrieb einer SSD verwendet wird, verteile die Daten an vielen Stellen der Platte, was sich klangverschlechternd auswirken könne. SSDs sind daher nur dem vielfach teureren Spitzenmodell N1Z S20 mit eigens dafür entwickeltem Controller vorbehalten. Ferner hat der Melco N100 auch einen Netzwerkfilter an Bord, der Störsignale eliminieren soll.

Melco N100

Die Anbindung an einen DAC erfolgt per USB-Kabel. Eine der drei vorhandenen USB-A-Buchsen befindet sich an der Vorderseite des Gerätes, für die bestmögliche Klangqualität wird jedoch die Verbindung mit dem mit „USB DAC“ bezeichneten Ausgang auf der Rückseite empfohlen. Übrigens wird nicht jeder DAC erkannt. Mein Arcam D33 gehört glücklicherweise zu dem Kreis der Erlauchten, mit einem Audioquest Dragonfly wäre ich indes nicht weit gekommen. Es werden die wichtigsten Geräte großer und kleiner Hersteller unterstützt – vor der Anschaffung sollte man dennoch die Liste der kompatiblen D/A-Wandler durchsehen, die mit jedem Systemupdate erweitert und aktualisiert wird: https://3-h.de/aktuelles/kompatibilitaet/

Neben dem LAN-Port, der zur Verbindungsaufnahme mit dem Router dient, gibt es einen zweiten zum Direktanschluss eines Netzwerkplayers. Es lassen sich zudem externe USB-Speicher zum Datenimport anschließen, auch eine Melco-eigene Speichererweiterung ist über einen der USB-Ports anschlussfähig.

Einrichten & Steuern

Grundlegende Einstellungen, wie etwa die Einwahl ins WLAN oder die Verbindung zum HighResAudio-Konto, nimmt man am Gerät selbst vor, was mit dem dazu notwendigen Durchklicken des gesamten Alphabets zur Eingabe eines Buchstabens etwas mühselig sein kann. Der Melco N100 kann alle gängigen Dateiformate abspielen, PCM-Daten bis 32 Bit/384 kHz, DSD bis 11,3 MHz.

Blick in den Melco N100

Blick in den Melco N100

Der Melco wird entweder komfortabel über eine App via Tablet oder Handy gesteuert, oder aber – recht rudimentär – direkt am Gerät selbst. Ganz ohne Rechner kommt man natürlich nicht aus, wenn man den N100 wie einen Server in das heimische Netzwerk integrieren möchte, aber über einige Grundkenntnisse im Umgang mit Computern geht es dabei nicht hinaus.

Für die Steuerung per Tablet stehen verschiedene Apps zur Auswahl, die allesamt kostenlos erhältlich sind. Ich habe es zunächst mit der Melco-eigenen App „Melco Music HD“ probiert, bin nach einigem Probieren aber mit „Linn Kazoo“ am besten zurechtgekommen. Klanglich gibt es hierbei keinerlei Unterschiede, die App ist ja eine reine Fernbedienung. Der Melco besitzt keine Lautstärkeregelung, Stummschalten wird aber unterstützt. Roon soll übrigens zu einem späteren Zeitpunkt integriert werden.

CD-Ripping-Laufwerk Melco D100

Kommen wir zum CD-Laufwerk Melco D100. In einem Gehäuse gleicher Größe wie der N100 untergebracht, bietet es auf der Vorderseite lediglich eine CD-Schublade und den „Open“-Button, der etwas ungünstig direkt unterhalb der Schublade platziert ist: Bei sich öffnender Lade muss man schnell die Finger wegziehen, bei geöffneter kommt man kaum noch dran. Auf der Rückseite befinden sich die Buchse fürs Netzteil sowie zwei USB-Ports. Einen davon belege ich mit einem USB-Kabel als Verbindung zum N100 beziehungsweise zum Laptop, von dem es ebenfalls problemlos als externes Laufwerk erkannt wird. Das Gerät geht übrigens nur in den Betriebszustand, wenn ein Steuergerät via USB angeschlossen ist, ansonsten bleibt die cyanfarbige Betriebsleuchte dunkel.

Melco D100

Sobald ich eine CD einlege und der Melco N100 an den DAC angeschlossen ist, kann ich wahlweise die CD einfach abspielen – das Melco-Gespann funktioniert dann wie ein hochwertiger CD-Player – oder die CD in die Datenbank des N100 importieren. Der Rip mit dem Melco-Duo geht auf jeden Fall schneller als der gleiche Vorgang mit dem Laptop, die Metadatensuche im Internet funktioniert wirklich gut und ist zuverlässiger als die Suche beim Import des Albums über iTunes auf meinem Mac, auch die Coverabbildungen werden sofort korrekt gefunden und zugeordnet.

Falls ich die CD direkt hören möchte, wandelt sich das Display des Melco N100 und präsentiert eine Optik, die vom Look and Feel an frühe CD-Player erinnert: Nur Titelnummer und Laufzeit werden angezeigt, aber keinerlei CD-Texte oder sonstiges „Chichi“. Skippen kann ich, pausieren kann ich, stoppen kann ich – das war‘s. Reduziert auf das Wesentliche – fernbedienbar ist das Ganze dementsprechend auch nicht. Hier macht sich im Übrigen auch die Herkunft der Melco-Produkte bemerkbar: Wie ein Rechner bootet das System nach dem Einschalten, prüft, ob eventuell Updates vorliegen und ob eine Verbindung zum DAC besteht – so kann etwas Zeit vergehen, bis ich die erste CD abspielen oder Musik streamen kann.

Melco N100/D100: Klangeindrücke

David Sylvian - Secrets Of The BeehiveIch beginne den Test mit gestreamter Musik und spiele dazu als erstes eines meiner Lieblingsstücke unkompliziert über Tidal ab – David Sylvians „When poets dream of Angels“ vom Album Songs of the Beehive (auf Amazon anhören). Das Stück beginnt mit einer hart angerissenen akustischen Gitarre, dann folgt die melancholische Stimme Sylvians und Streicher ertönen. Etwa bei der Hälfte des Stücks setzen eine mächtige Trommel und Percussion ein. Ich kenne den Titel sehr gut – um so überraschter bin ich, viel Neues entdecken zu dürfen: Sylvians Stimme steht jetzt mit fast körperlicher Präsenz im Raum und auch näher beim Hörer, der Raum erscheint insgesamt größer als bei der Wiedergabe vom Mac. Die Geigen im ersten Teil des Songs wirken cremiger, weicher, die Gitarre runder, voller und die Saiten klingen länger nach – ja, ich habe sogar den Eindruck, erstmals das Material der eingesetzten Instrumente zu hören!

Ane Brun - RaritiesDas ist spannend, das verlangt nach mehr. Ich spiele „Halo“ an, das bekannte Beyoncé-Stück, in der stark reduzierten Akustik-Coverversion von Ane Brun vom Album Rarities (auf Amazon anhören). Die Frauenstimme kommt mit dem Melco ungleich „erwachsener“ und artikulierter rüber, mit deutlicher wahrnehmbaren Lippen- und Atemgeräuschen. Die Geigen, gestrichen und im Pizzicato gezupft, tönen organischer und selbstverständlicher, kurz, alles wirkt lebendiger und glaubwürdiger als vom Stream über den Mac.

Woman Child - Cécile McLorin Salvant„I didn‘t know what time it was“ vom Album Woman Child von Cécile McLorin Salvant (auf Amazon anhören), ein Jazz-Standard mit klassischer Trio-Begleitung, leuchtet mit feinen Details auf: McLorin Salvants trompetenähnliche Stimme wirkt konkreter, ich sehe die junge Frau förmlich vor mir stehen, das Schlagzeug ist crisper als über den Mac und vor allem geht der akustische Bass tiefer herab und steht trockener, knorriger und räumlich definierter vor mir als ich es bislang kannte. Okay, die Unterschiede finden eher auf einer subtilen Ebene statt, aber diese vielen kleinen Gewinne fügen sich letztlich zu einem neuen, größeren Ganzen zusammen.

Nun beziehe ich auch CDs und lokal gespeicherte Musikfiles in den Hörtest ein. Solo-Klaviermusik ist eine nur scheinbar einfach Aufgabe, tatsächlich stellt Mozarts „Fantasie in D-Moll“, eingespielt von Ivo Pogorelich auf der CD Klaviersonaten KV 283 & KV 331, eine echte Herausforderung für so manche Anlage dar. Auch bei dieser obertonreichen Musik zeigt der Melco N100 seine Stärken, der Hochton wirkt detailreicher, feiner strukturiert, ohne dabei, wie mein bisheriges Set-up, zu Schärfen zu neigen.

Melco N100 von innen

Spätestens an dieser Stelle fällt mir auch die große Ruhe „hinter“ der Musik auf, sobald ich über die Melco-Kombi höre. Ein Eindruck, der wiederum sehr subtil ist: Es ist ja nicht so, dass bei Wiedergabe über den Laptop irgendwelche Störgeräusche hörbar wären, trotzdem ist da dieses Gefühl von Beruhigung, einer Entspannung im Klangbild – die Klaviertöne perlen sozusagen vor tiefschwarzem Nachthimmel.

All the Roadrunning - Mark Knopfler Emmylou HarrisAls Nächstes kommt das Openerstück „Beachcombing“ vom Album All the Roadrunning von Mark Knopfler und Emmylou Harris (auf Amazon anhören) dran, das gleich vom ersten Takt an mit einem schön direkten Schlagzeug aufwartet. Wieder erzeugt die Wiedergabe über den Melco N100 ein ruhigeres, samtigeres Klangbild. Im Mitten- und Stimmenbereich fällt auf, dass Mark Knopflers Gesang sonorer wirkt, er ist größer und (noch) reifer geworden, und er steht in einem größeren Raum. Die Stimme von Emmylou Harris wirkt lebendiger und transparenter und trennt sich besser von der Männerstimme; das Duo steht jetzt wirklich nebeneinander. Die Snaredrum wiederum klingt knackiger und straffer als bei Wiedergabe über den Mac, das Schlagzeug besitzt mehr Attacke.

Zum Abschluss füttere ich die Anlage mit einem Hit von Kamasi Washingtons Doppelalbum Heaven And Earth (Disc 2), dem Titel „Street Fighter Mas“, ebenfalls mit Schlagzeug direkt von Beginn an, doch ganz anders aufgenommen und abgemischt als beim Stück zuvor. Es gibt einen prägnanten Synthesizer-Bass unter einem Fender-Rhodes-Thema, bevor Frauenstimmen in einen Chorus einstimmen. Dann folgen im Wechsel drei Soli – Saxofon, Posaune und Trompete. Auch hier bestätigt sich die generelle Tendenz: Das Klangbild ist ausgeglichen, nuanciert und sehr gut durchhörbar – und wirkt dabei dynamischer als mit dem MacBook Pro. Der Bassbereich ist konturiert und präzise und durch den etwas ausgebauten Tiefgang insgesamt fülliger. Das schmatzt, das groovt!

Rückseite der Melco-Geräte: oben der D100, unten der Server N100

Rückseite der Melco-Geräte: oben der D100, unten der Server N100

Der Melco D100 erweist sich in der gesamten Testphase als idealer Zuspieler. Sei es als CD-Ripper oder als Laufwerk zur reinen CD-Wiedergabe, die Musik klingt feiner differenziert und aufgelöster, wenn der D100 im Spiel ist. Der Materialaufwand im D100 scheint sich auch klanglich bemerkbar zu machen. Auch im Vergleich zu einem gestandenen CD-Player wie zum Beispiel meinem Arcam CD33 (circa 2.000 Euro), den ich zur besseren Vergleichbarkeit via Audioquest-Carbon-Koaxialkabel ebenfalls am externen Arcam DAC D33 anschließe, klingt die Kombi aus dem Melco N100 und D100 insgesamt aufgeräumter, ausgewogener und weniger harsch in den Höhen. Dem Arcam gelingt zwar teilweise ein etwas spritzigeres Klangbild, was aber auf Kosten der Feinzeichnung und Natürlichkeit geht, die den Melcos zueigen sind.

Billboard
Lyravox Karlsson & Karlotta

Test: Melco N100 & D100 | Musik-Server

  1. 1 Drei in zwei!
  2. 2 Melco N100/D100: Klangeindrücke

Das könnte Sie interessieren: