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Vincent

Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Die Mischung macht's
  2. 2 Klangeindruck McGee Legend
  3. 3 Testfazit: McGee Legend

Röhrenverstärker haben nicht nur akustisch, sondern auch optisch ihre ganz eigenen Reize (Web: www.mcgee-hifi.de; Preis des Testgerätes: 699 Euro). Ich ziehe da immer gerne automobile Oldtimer als Vergleich heran: Ihr Retrodesign ist charakteristisch, sie kommen vom Sound her häufig – nicht immer! – etwas gemütlicher als rasant daher, und sie gehen (Stichworte Energieeffizienz und Wirkungsgrad) mit dem ihnen zugeführten „Treibstoff“ verschwenderischer um als Geräte mit moderneren Technologien.

Ach ja: Da wäre auch noch die Wartungsanfälligkeit: Während transistorierte Verstärker keine überbordende Pflege brauchen, sollte man bei Röhrenamps insbesondere im Endstufenbereich doch regelmäßig neue Röhren „nachlegen“, was je nach Schaltungskonzept auch die Pflicht zur manuellen Ruhestromeinstellung mit sich bringt.

Anders als in der Automobilwelt gibt es im HiFi-Bereich aber noch einen Kompromiss: den Hybridverstärker, bestehend aus einer Röhrenvorstufe und einer Transistorendstufe. Üblicherweise impfen die Vorstufenröhren dem Klang ihr eigenes Profil ein, sie müssen jedoch nicht unter erhöhter Last wie in einer Röhrenendstufe laufen: Das sorgt zum einen für ein wesentlich längeres Röhrenleben, zum anderen für einen vergleichsweise vernünftigen Stromverbrauch.

McGee Legend, von vorne und hinten

Mit dem „Legend“ legt der Hersteller McGee, der außerdem noch einen CD-Spieler sowie verschiedene Lautsprecher im Portfolio hat, nun einen ebensolchen Hybridverstärker vor. Insgesamt drei Doppeltrioden – zwei ECC82 sowie eine ECC83 – beherbergt die Vorstufe, wobei der Hersteller das genaue Schaltungsdesign bedauerlicherweise nicht erläutert. Die Endstufe läuft klassisch transistoriert im Class-AB-Betrieb und sorgt für eine Sinusleistung von dann doch recht erstaunlichen 2 x 60 Watt an 8 Ohm, die man dem zierlichen Gerät so auf den ersten Blick nicht ansehen würde.

Die Vorstufenröhren des McGee Legend

Die Vorstufenröhren des McGee Legend

Doch nicht nur in Bezug auf die Verstärkertechnologie haben wir es mit einem Hybriden zu tun – auch hinsichtlich der Zuspielwege setzt man auf einen Mix aus „alter“ und „neuer“ Welt: So hat der McGee Legend einen Cinch-Hochpegeleingang, einen WLAN– und Bluetooth-Empfänger (aptX), aber auch eine kleine DAC-Sektion mit je einem koaxialen und optischen S/PDIF-Eingang.

Die Optik ist durchaus eigenständig: Das gut sieben Kilo schwere Gerät kommt mit abgerundeten Ecken und einer von vier metallenen Säulen getragenen, massiven Alu-Platte als Abdeckung. Zum Schutz vor neugierigen Fingern hat man, an den vorderen Säulen „aufgehängt“, eine rechteckige Glasscheibe vor die drei Röhren gesetzt, welche das Logo des Herstellers ziert und auf Wunsch mit blauem LED-Licht „schwebend“ illuminiert werden kann. Im Grunde zeigt sich auch optisch das Hybridkonzept: Der McGee Legend wirkt auch an dieser Stelle wie ein Zwitterwesen, allerdings ein durchaus stilvolles, was nicht zuletzt mit der angesichts des Preises doch erfreulich guten Verarbeitung und Materialauswahl zusammenhängen dürfte.

McGee Legend: Blick unter die Abdeckung

McGee Legend: Blick unter die Abdeckung

An der Frontseite finden wir einen Kopfhörerausgang, einen Eingangswahlschalter, einen Lautstärkeregler sowie drei weitere Schalter: Der linke ist für die erwähnte Illumination zuständig, der mittlere gestattet die Anwahl eines speziellen Loudness-Frequenzgangs und der rechte dient zum Stummschalten. Sämtliche Funktionen lassen sich aber auch über eine schlanke, elegante Fernbedienung abrufen.

McGee Legend, seitlich betrachtet: Auf der rechten Seite befinden sich die Digitaleingänge

Auf der linken Seite des McGee Legend befindet sich der Ein/Aus-Schalter, auf der rechten findet man die Digitaleingänge

Etwas ungewöhnlich verteilt sind die Eingänge: Auf der Rückseite befindet sich der Cinch-Hochpegeleingang, an der rechten Gehäuseseite hingegen die DAC-Sektion. Hier muss leider für die Auswahl von Toslink/koaxial von Hand ein Schalter umgelegt werden. Wer beide Eingänge mit entsprechenden Quellen verkabelt hat und zwischen beiden wechseln will, der kann also nicht per Fernbedienung vom Sofa aus umschalten. Naja: Jeder Gang macht schlank.

Noch mal kurz zurückgelehnt: Keine 700 Euro für einen Hybridverstärker mit respektabler Ausgangsleistung, DAC-Sektion und Wireless-Fähigkeiten – das ist im Grunde ein Pappenstiel. Kann das überhaupt gut klingen?

Klangeindruck McGee Legend

InterpolKann es. Allerdings haben die Götter vor das Vergnügen ein ausführliches Geduldsspiel gesetzt: Der Legend braucht sehr viel Einspielzeit, und zwar mindestens 150 Stunden (das klingt schlimmer als es ist, wir reden hier lediglich von sechs bis sieben „durchlaufenden“ Tagen). Direkt aus dem Karton klang er bei mir zunächst unausgewogen und merkwürdig gepresst, lief dann aber Tag für Tag mehr zu einer insgesamt dann doch recht erstaunlichen Form auf. Und er sorgte auch für die eine oder andere Überraschung.

weakerthansMein erster Aha-Effekt war die erstaunliche Durchzugskraft im Bassbereich. Wenn man die gemütlich leuchtenden Röhren sieht, erwartet man ja zunächst einmal eine etwas ätherische Gangart – und ist schon dem Hybridkonzept auf den Leim gegangen. Kurz: Dieser Amp schafft im Bassbereich richtig was weg! Kernige, bassbetonte Rock- und Indie-Musik wie die Pixies, Interpol oder auch die Weakerthans knallte der Legend mit einer derartigen Spielfreude in den Raum, dass der Rezensent sich verwundert die Augen rieb. Sowohl der Tiefgang als auch die Durchzugskraft und das „Stehvermögen“ können angesichts der Preisklasse als ausgezeichnet durchgehen. So ganz superneutral geht es hierbei allerdings nicht zu, ein sanfter Oberbasshöcker ist mit von der Partie.

Auch im Mittenbereich bringt der McGee Legend nicht unbedingt das zu Gehör, was man als „typischen Röhrensound“ bezeichnen würde: Eher nüchtern und nicht über die Maßen farbenprächtig oder samtig geht es hier zu, wenn auch insgesamt passabel aufgelöst. Kleine Jazzbesetzungen, Rock, Vokalmusik bringt der Legend diesbezüglich grundanständig zu Gehör – bei komplexerer Orchestermusik kann man hingegen bei anderen Vertretern der Zunft schon mehr Differenzierungsvermögen bekommen, muss dafür aber auch tiefer in die Tasche greifen.

Der McGee Legend ist auch in Silber-Schwarz erhältlich

Der McGee Legend ist auch in Silber-Schwarz erhältlich

Das Obertonband hingegen erinnert dann – allerdings auch erst nach der intensiven Einspielzeit – tatsächlich im positiven Sinne an das gute, alte Röhrenklischee: Hier schafft der Legend eine ganz nach oben heraus zwar leicht abgedimmte, aber trotzdem vielschichtige und recht gut aufgelöste Wiedergabe. Nicht nur das, es klingt auch wirklich „schön“: Schlagwerk, akustische Instrumente in hohen Lagen, hohe Stimmen: Das alles hat einen ganz leichten Schmelz, wirkt aber zu keiner Zeit belegt – auch die Differenzierung eines ausladenden Schlagzeug-Beckensatzes gelingt ganz ausgezeichnet: Von der Hi-Hat über diverse Ride- und Crashbecken bis hin zu kleinen Splashbecken oder auch einem sanft klingelnden Jazz-Sizzle – hier ist der McGee Legend in seinem Element und bringt Vielschichtiges zu Gehör, ohne grell oder überstrahlt zu wirken.

Digitaleingänge des McGee Legend

Digitaleingänge des McGee Legend

Funkstrecke

Die zweite Überraschung war: Der Bluetooth-Eingang klingt im Vergleich doch deutlich besser als ich das sonst so von Geräten der preislichen Einsteigerklasse gewohnt bin. Wenn man den Redbook-Standard nicht verlässt, ist er dem analogen Eingang klanglich fast ebenbürtig, vor allem in Bezug auf die Dynamik. Ich habe mich in meiner mehrere Wochen dauernden Testzeit häufiger dabei ertappt, mal schnell Musik vom Handy per Bluetooth zu streamen, was ich normalerweise nur als Notlösung erachte.

Wer per WLAN streamen möchte, der muss sein mobiles Abspielgerät mit dem eigenen drahtlosen Netz verbinden, das der McGee Legend aufbaut – mit iTunes beispielsweise lässt sich der Legend auf diese Weise bequem als AirPlay-Empfänger anwählen. Die DAC-Sektion – die ja auch am WLAN-Empfänger „hängt“ –, kann klanglich als preisklassengerecht bezeichnet werden: Ihre Stärken sind die Dynamik und auch ein recht gutes Timing. Wenn es um die Feinheiten der Transientenwiedergabe oder aparte Details im Mittel- und Hochtonbereich geht, wirkt sie gegenüber der Wiedergabe eines anständigen externen DACs aber schon ein Stückchen limitiert. Was aber auch in Ordnung ist, denn dass ein vierstellig gepreister D/A-Wandler klanglich insgesamt eine bessere Figur macht als die interne Lösung des dreistellig gepreisten Komplettsystems, dürfte nur logisch sein.

Die Bühne

Bei der Bühnenabbildung zeigt sich am ehesten das typische Klangprofil eines Hybridkonzepts – es liegt nämlich tatsächlich ziemlich genau zwischen dem Röhren- und Transistorklischee.

wave-picturesVielen Röhrenkonzepten, allen voran Single-Ended-Trioden, haftet ja der Nimbus einer besonderes weiträumigen Abbildung an. Der McGee Legend bleibt diesbezüglich eher auf dem Teppich: Er bringt eine realistisch breite Bühne, die sich weitgehend am Ausgangsmaterial orientiert. So zieht er eine eher kleine, gedrängte Besetzung – wie beispielsweise beim Album City Forgiveness der Wave Pictures (auf Amazon anhören) – nicht künstlich in die Breite, kann aber bei einer größeren Orchestereinspielung durchaus einen respektablen Raum aufspannen. Die Ortbarkeit der Schallquellen in der horizontalen Ebene ist angesichts der Preisklasse erstaunlich gut, die habe ich bei anderen Amps durchaus schon weniger präzise gehört, ich denke hier an die Einsteigermodelle aus dem Hause NAD beispielsweise. Eine richtig schwelgerisch tiefe Bühne bietet der McGee allerdings nicht, in meinem Hörraum geht es da eher einen als drei gefühlte Meter „nach hinten raus“. Dafür sind allerdings auch die Ränder sauber ausgeleuchtet.

Testfazit: McGee Legend

Dieser Amp liegt ziemlich genau zwischen den Extremen „audiophiler Feingeist“ und „Spaßmaschine“. Wer einen ganz klassisch-altmodischen Röhrensound wünscht, der wird hier nicht hundertprozentig zufriedengestellt. Aber warum sollte er sich dann auch einen Hybriden zulegen?

McGee Legend

Dafür belohnt der McGee den Käufer mit einer Durchzugskraft und auch einer Dynamik, insbesondere im Tieftonbereich, die einem guten Transistorverstärker zu Gesicht steht plus einem leicht gefälligen, eben dann doch röhrentypischen Hochton, der der Musik eine gewisse „Blume“ gibt, bei der sich viele transistorierte Amps dieser niedrigen Preisklasse häufig schwertun. Auf der Habenseite stehen außerdem die modernen Zugriffswege wie WLAN, Bluetooth und Digitaleingänge. Insgesamt bietet dieser Verstärker also ein rundes, stimmiges und im Hinblick auf diverse Einsatzszenarien flexibles Paket zu einem echten Kampfpreis.

Fakten:

  • Modell: McGee Legend
  • Konzept: Hybrid-Vollverstärker mit DAC, WLAN- und Bluetooth-Fähigkeit
  • Preis: 699 Euro
  • Ausführung: Schwarz, Silber-Schwarz
  • Abmessungen & Gewicht: 13 x 35 x 25 cm (HxBxT), 7,5 kg
  • Eingänge: 1 x Hochpegel Cinch, je 1 x S/PDIF Toslink und koaxial, WLAN, Bluetooth (Audioformate: WAV, FLAC, APE, LPCM, MP3, AAC, AC3, WMA)
  • Ausgang: ein Lautsprecherterminal, 1 x Sub-out, 1 x Kopfhörerausgang
  • Leistung: 2 x 60 Watt an 8 Ohm, 2 x 80 Watt an 4 Ohm
  • Sonstiges: Fernbedienung
  • Garantie: 2 Jahre

Vertrieb:

Sintron Vertriebs GmbH
Südring 14 | 76473 Iffezheim
Telefon: +49(0)7229 – 18290
E-Mail: info@sintron.de
Web: www.mcgee-hifi.de

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Antipodes Audio

Test: McGee Legend | Vollverstärker

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  3. 3 Testfazit: McGee Legend

Über die Autorin / den Autor

Equipment

Analoge Quellen: Plattenspieler: Well Tempered Versalex mit Rega Ania (MC) und Exact (MM) Tonabnehmer Tonabnehmer: Rega Exact (MM), Rega Ania (MC)

Digitale Quellen: CD-Player: Rotel CD11 Tribute, C.E.C. CD 5 Streamer: Cambridge Audio CXN (V2)

Vollverstärker: Audio Note Cobra, Marantz PM7000N

Vorstufen: Hochpegel: Tsakiridis Alexander (Röhre) Phonoverstärker: Tsakiridis Alexander (Röhre)

Endstufen: Valvet A4 MKII Monos, Abacus Electronics Ampollo Dolifet

Lautsprecher: Harbeth 30.2 XD, Audio Note UK AX TWO, Audes Maestro 116, B&W 606 S2 Anniversary Edition

Kopfhörer: Sennheiser HD 800S

Kabel: Lautsprecherkabel: StudioConnections Reference NF-Kabel: Boaacoustic Evolution Black.xlr und Black.rca2 Digitalkabel: Oehlbach XXL Series 7 MKII (Coax), Oehlbach XXL Serie 80 (Toslink)

Zubehör: Stromfilter: Adam Hall AHPCS10 Power Conditioner/Netzfilter Sonstiges: bFly Pure Absorber, bFly Talis, Auralex Subdude Gerätebasen

Größe des Hörraumes: Grundfläche: 18 m² Höhe: 2,70