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Klang: Mastersound Dueundici (Teil II)

Inhaltsverzeichnis

  1. 3 Klang: Mastersound Dueundici (Teil II)

Auf der anderen Seite der Frequenzskala, beim Hochton, wird leicht defensiver vorgegangen. Der Mastersound spielt tonal noch etwas dezenter als der erwähnte Denon, dabei aber um einiges aufgelöster. Glockenspiel und Becken wirken sehr echt, plastisch hängt der Ton im Raum, lange und schön differenziert wird der Ausklang nachgezeichnet – der Japaner wirkt im direkten Vergleich dagegen silbriger, flacher, weniger ausgearbeitet und damit für mich schlussendlich: weniger „echt“.

Mastersound Dueundici

Umgekehrt besitzen mit ihm aber beispielsweise Blechbläser eine Spur mehr Strahlkraft – sei’s nun Miles Davis an der Trompete, sei’s Anders Paulsson am Sopransaxofon, um zwei Beispiele zu nennen –, während der Mastersound hierbei substanzieller, wärmer vorgeht. Der kleine Italiener spielt in den oberen Lagen feinsinnig und eher behutsam. Hierzu passt, dass messerscharfe Transientenwiedergabe nicht so sein Ding ist. Doch, doch, er ist schon flott unterwegs. Aber mehr „Biss“ (bei einem harten Klavieranschlag, einer Snare, einer scharf angerissenen Gitarrensaite) ist ebenfalls möglich. Gelegentlich geht das in dieser Preisklasse allerdings mit geringerem Auflösungsvermögen oder unschönen Härten einher. Der Dueundici ist in Sachen Hochton feingeistig-langzeittauglich unterwegs – nicht „crisp“.

MAstersound Dueundici, Rückseite

Das Beste sind … die Mitten. Hier darf jetzt wohl zurecht „im positiven Sinne röhrentypisch“ geschrieben werden, und das nicht nur wegen der schon öfter erwähnten leicht wärmeren Abstimmung. Hinzu gesellen sich zwei Talente, die im Rahmen dieser Prosa vielleicht etwas zu lyrisch wirken, aber was soll‘s: Geschmeidigkeit und Plastizität.

Zuerst Genanntes ist tatsächlich schwer zu fassen. Haben sie schon einmal mit einem Superhochtöner experimentiert? Meist hat man da nicht das Gefühl, dass es „mit“ nun heller klänge oder offener obenraus, vielmehr macht sich ein solcher Tweeter häufig in der räumlichen Darstellung bemerkbar – und eben durch diese Art, naja: Fluidum, welches sich gewissermaßen über das Mittenband legt und manch vormals etwas zu trocken und überzeichnet konturscharf Dargestelltes abmildert beziehungsweise bisher „artifiziell Brüchiges“ wieder elastisch und damit natürlicher wirkend erscheinen lässt (ich sag’s ja: Lyrik). Ähnliches mag manchem auch schon bei einem Vergleich eines guten Analogsets mit einem nicht so guten digitalen Frontend aufgefallen sein: Jenseits von Unterschieden an den Frequenzgangenden oder in Sachen Nebengeräusche hat Phono zuweilen eben die elastisch-flüssigere Vortragsart ab den Mitten aufwärts, was nicht ausschließlich als Resultat einer tonal wärmeren Ausrichtung dargestellt werden kann. Und ähnlich ist’s bei unserem kleinen Italiener.

Mastersound Dueundici

Warum der Mastersound Dueundici nun so geschmeidig tönt, obwohl er in den oberen Lagen eher zurückhaltend vorgeht und somit obige Superhochton-Analogie auch wirklich nur eine solche ist und eben nicht, wie auch das Digital/Analog-Beispiel, eine wirkliche Erklärung – ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass er sozusagen als Gegenentwurf zu einem trockenen und porösen Klangbild durchgeht, wie es Verstärker dieser Preisklasse ab und an ja aufweisen können. Mag es an der ominösen „Röhrenmagie“ liegen oder am Class-A-Single-Ended-Schaltungsdesign – er spielt jedenfalls so flüssig, dass auch kritischere Aufnahmen gefällig(er) rüberkommen.

Mastersound Dueundici, Siebdrossel des Netzteils
In der Bildmitte: die Siebdrossel des Netzteils

Fiona AppleVielleicht bleibt der kleine Mastersound im Mittenband etwas an Auflösung schuldig, gut, aber dafür klingt’s (trotzdem) natürlich und er läuft vor allem nicht Gefahr, dem Hörer auf die Nerven zu fallen. Bei Fiona Apples Album Tidal fiel es mir auf: Ja, es wurden schon einmal etwas mehr Details offenbart, auch von preisähnlichen Verstärkern, doch noch häufiger ist das Problem, dass die Close-up-Aufnahme des Gesangs ins leicht Anstrengende kippt. Der Dueundici bleibt dagegen entspannt und locker, und auch wenn (oder gerade deshalb, weil?) er nicht „akustisch reinzoomt“: Es wirkt echt.

Motorgesteuertes Alps-Poti des Testmusters
Motorgesteuertes Alps-Poti des Testmusters

Hierzu trägt besagte „Plastizität“, also das Gefühl einer 3-D-haften Modellierungen von Stimmen und Instrumenten, ebenfalls bei. Interessant war wiederum ein Vergleich mit dem Denon: Der bildet die einzelnen Klänge recht groß ab – was auch der Mastersound tut, wenn auch nicht ganz so üppig –, dabei allerdings etwas flacher, mit weniger Tiefenprofil versehen, weniger körperhaft. Wenn’s in die Vollen geht (großes Orchester, härtere(r) Rock/Elektronica), ist der Japaner derjenige, der die Bühne stabil halten kann und auch im dichten Getümmel für Ordnung sorgt. Doch bei musikalischem Programm, bei dem sich der Mastersound Dueundici wohler fühlt – „normaler“ Pop, kleinere Jazzbesetzungen, Singer/Songwriter-Sachen –, ist er es wiederum, der mir bühnentechnisch mehr gibt: Nicht nur eine greifbarere Abbildung der einzelnen Instrumente/Klänge, sondern auch mehr Übersicht auf der Bühne (dies gilt ganz allgemein und speziell, was die Tiefenstaffelung angeht), da zwischen den Akteuren mehr Abstand herrscht, sie sich also nicht – im Sinne der Deutlichkeit sehr übertrieben formuliert – gegenseitig „die Sicht verstellen“.

Die optionale Fernbedienung erhöh den Preis um 250 Euro
Die optionale Fernbedienung erhöht den Preis um 250 Euro

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Test: Mastersound Dueundici | Vollverstärker

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