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Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Gut aufgetischt!
  2. 2 Mark Levinson No. 5805: Klangtest & Vergleiche

Während meiner Schul- und Studienzeit führte mein lokaler Saarbrücker HiFi-Dealer Mark Levinson (www.marklevinson.com) als Elektronik-Top-Marke, und da ich dort als Student jobbte, konnte ich mich intensiv mit den ML-Produkten auseinandersetzen. Finanziell waren die meisten Geräte der Amis freilich weit jenseits meiner Reichweite. Doch als dann gegen Ende der 1990er-/Anfang der 2000er-Jahre der Vollverstärker Mark Levinson No. 383 für (wenn ich mich richtig erinnere) 15.000 Mark in den Regalen stand, keimte so etwas wie Hoffnung in mir auf: Irgendwann, ja, irgendwann könnte dieses Teil doch auch bei mir zu Hause Musik machen!

Der ML 383 brachte alles mit, was ich von einem Mark Levinson erwartete: das ikonische Design der Marke, das etwa 1993 mit der Vorstufe No. 38 eingeführt worden war, die untadelige Verarbeitungsqualität, den neutralen, hochauflösenden und druckvollen Levinson-Klang und nicht zuletzt das unvergleichliche, sympathische rote DOT-Matrix-Display. Und dann … ja, dann wurde es plötzlich ziemlich still um die Marke. Irgendwann ab Mitte der 2000er-Jahre schlief die Kommunikations- und Vertriebsarbeit um Mark Levinson in Deutschland Schritt für Schritt ein. Und nachdem ich dann auch noch einen schottischen Flirt mit Linn eingegangen war und durch die Tester-Tätigkeiten immer mehr neue und interessante Produkte im stetigen Wechsel in meinem Hörraum gastierten, rutschte Mark Levinson irgendwie in die hinteren Ränge meines HiFi-Gedächtnisses.

Mark Levinson No. 5805, vorne-rechts

Doch nun steht tatsächlich ein Mark-Levinson-Vollverstärker in meinem Hörraum – Harman sei Dank: Seit der amerikanische Konzern die ehemaligen Madrigal-Marken Mark Levinson und Revel (sowie Lexicon, JBL Synthesis und Arcam) in der Harman Luxury Audio Group bündelt und der Branchenriese Samsung als Mutterkonzern im Hintergrund die Fäden in der Hand hält, kommt die Marktpräsenz wieder in Gang. Bestes Beispiel dafür ist der seit Kurzem bei mir residierende Mark Levinson mit der Bezeichnung No. 5805 – er ist nämlich wie der ML 383 ein Gerät, das mit einem absolut gesehen nicht gerade niedrigen, aber relativ betrachtet doch erschwinglichen Preis neugierig macht. Der Mark Levinson No. 5805 kostet 9.000 Euro und bringt so ziemlich alles mit, was man heutzutage benötigt, um auf jede erdenkliche Weise Musik zu verstärken.

Digital ist „in“

Damit ist der No. 5805 das drittgünstigste Gerät überhaupt, das man (Stand Ende 2019) mit dem ML-Logo auf der – in diesem Fall – Glasfront erwerben kann. Darunter rangieren der brandneue SACD-Player/DAC Mark Levinson No. 5101 (5.800 Euro) sowie das Schwestermodell des No. 5805, der Mark Levinson No. 5802, der mit 8.000 Euro in der Preisliste steht und ausschließlich digitale Eingänge bietet.

Das Anschlussfeld des Mark Levinson No. 5805

Das Anschlussfeld des Mark Levinson No. 5805

Da Levinson den Fokus in seiner 5000er-Serie deutlich auf die digitale Seite legt, kann man diesbezüglich auch entsprechenden Aufwand erwarten. Bei beiden Modellen kommt der sogenannte „Mark-Levinson-PrecisionLinkII-DAC“ zum Einsatz, der seine Signale wahlweise über einen asynchronen USB-B-Port, zwei optische Toslink-Buchsen oder einen koaxialen RCA-Eingang bezieht. Die neueste Generation des ESS Sabre 32-Bit-DACs mit einer cleveren Schaltung zur Unterdrückung von Jitter sowie ein vollständig symmetrischer und diskret aufgebauter Strom-Spannungs-Wandler sollen den 5000ern zu klanglichen Höhenflügen verhelfen. PCM-Signale werden bis zu einer Auflösung von 32 Bit/384 kHz akzeptiert, DSD bis zu 11,2 MHz. Der integrierte Bluetooth-Empfänger des Mark Levinson No. 5805 kann sogar aptX HD, die derzeit (bis auf die beiden proprietären Formate LDAC von Sony und Samsung HD) beste Bluetooth-Übertragungsmöglichkeit. Das als besonders effizient beworbene Datenverpackungsformat MQA (Master Quality Authenticated), das zum Beispiel von Tidal bei vielen High-Res-Tracks eingesetzt wird, versteht der No. 5805 ebenfalls. Einen Ethernet-Port gibt’s auch, doch der ist leider nicht dazu geeignet, Daten aus dem Internet oder dem lokalen Netzwerk zu streamen. Er dient allein der Steuerung und für Software-Updates. Schade, denn so beschneidet Mark Levinson die beiden Einstiegsgeräte einer wichtigen und sinnvollen Funktion. Klar, man hat natürlich entsprechende Streaming-/Wandler-Produkte im Programm, doch dass ein 5802/5-Kunde sich für ein solches Gerät entscheidet, um dann für zwei D/A-Wandler zu zahlen, wage ich doch zu bezweifeln. Doch auch ohne Streamingfeature darf man insbesondere den Mark Levinson No. 5805 getrost als sehr engen Verwandten der legendären eierlegenden Wollmilchsau bezeichnen.

Phono? Logisch!

Am Mark Levinson No. 5805 finden MM- und MC-Tonabnehmer Anschluss

Am Mark Levinson No. 5805 finden MM- und MC-Tonabnehmer Anschluss

Der No. 5805 bietet eine vollwertige analoge Eingangssektion inklusive zweier Phonoeingänge, von denen einer MM-Signale, der andere MC-Spannungen entgegennimmt. Die Phonostufe ähnelt grundsätzlich derjenigen, die in den teuren Vorverstärkern der 500er-Serie zum Einsatz kommt. Dort arbeitet Mark Levinson allerdings ausschließlich mit diskreten Bauteilen, während in den 5000er-Vollverstärkern einige integrierte Schaltungen ihre Arbeit verrichten. Die Einstellung des Abschlusswiderstands gestaltet sich etwas flexibler als bei den meisten integrierten Phono-Vorverstärkern: Im MM-Modus, der das Signal um 39 dB verstärkt, ist er fest auf 47 Kiloohm eingestellt, dafür kann man zwischen vier Kapazitäten wählen, und MC-Tonabnehmer, für die 69 dB Verstärkung zur Verfügung stehen, können über DIP-Schalter auf der Rückseite zwischen 37 und 1000 Ohm abgeschlossen werden. Es gibt einen abschaltbaren Rumpelfilter (Subsonicfilter) und einen phonospezifischen +/- 3 dB-Balanceregler.

Analogisch

Dazu kommen ein symmetrischer XLR-Line-Eingang sowie zwei unsymmetrische Cinch-Line-Eingänge zum Anschluss von Hochpegelquellen. Auf der Rückseite fallen dann noch einige weitere Ports ins Auge, die jedoch alle – wie die Ethernetbuchse – rein für administrative Aufgaben gedacht sind: Eine RS-232-Programmierschnittstelle, je ein 12-V-Trigger-Ein- und Ausgang sowie ein Infrarot-Empfänger-Eingang (3,5-mm-Klinke) erlauben so ziemlich jede Komfortfunktion vom Ein- und Ausschalten bis zur Fernbedienung selbst dann, wenn das Gerät außer Reichweite der beigelegten Fernbedienung, zum Beispiel in einem geschlossenen Schrank, stehen sollte. Apropos Fernbedienung: Selbige ist ein richtig feines Teil aus handschmeichelnd satiniertem Aluminium. Schwer, aber nicht zu schwer, elegant geschwungen designt und intelligent layoutet.

Endstufen

Egal wie stark Mark Levinson bei der 5000er-Serie auf digitale Zuspielung setzt, bei der Endverstärkung vertraut Mark Levinson auf analoge Technologien. Die volldiskret aufgebauten, direkt gekoppelten Class-AB-Verstärker erhalten ihren Saft von einem Ringkerntransformator mit über 500 VA und dedizierten Sekundärwicklungen für den linken und rechten Kanal. Die Topologie der Spannungsverstärkungsstufe stammt laut Mark Levinson direkt vom berühmten Verstärker No. 534 ab und ist mit einer Ausgangsstufe verbunden, die zwei Treibertransistoren und sechs Ausgangstransistoren mit je 15 Ampere Stromlieferfähigkeit besitzt.

Der Ringkentrafo des Mark Levinson No. 5805

Der Ringkentrafo des Mark Levinson No. 5805

Vier 10000-Mikrofarad-Kondensatoren pro Kanal, die sich direkt auf der Leiterplatte der Endstufe befinden, sollten jederzeit genügend Strom für die 125 Watt pro Kanal an 8 Ohm liefern. An 4 Ohm stehen laut Mark Levinson sogar dauerhaft 2 x 250 Watt zur Verfügung. Mark Levinson garantiert einen stabilen Betrieb bis zu nominellen Lasten von 2 Ohm. Der integrierte Kopfhörerverstärker zeige sich ebenfalls laststabil, so Mark Levinson, und tatsächlich hat er mit meinem Audioquest Nighthawk auch bei hohen Lautstärken keinerlei Probleme.

Blick auf die Endstufenplatine

Auf der Endstufenplatine befinden sich vier 10000-Mikrofarad-Kondensatoren

Konfiguration, Design & Verarbeitung

Diese Vielzahl von insgesamt neun Eingängen will natürlich verwaltet werden. Das geht entweder komplett über die erwähnte Fernbedienung oder aber – noch etwas komfortabler – über den Webbrowser, so man denn den Mark Levinson No. 5805 per RJ45-Kabel mit dem heimischen Router verbindet. Dann surft man übersichtlich durch die Menüs und kann jedem Eingang flugs neue Namen geben, die Lautstärken der Eingänge in einem Bereich von +/- 12 dB angleichen, die Firmware updaten, eins von sieben Digitalfiltern auswählen, die Kontrollfunktionen administrieren, Settings exportieren oder gespeicherte Einstellungen wieder importieren und vieles mehr.

Mark Levinson No. 5805, seitlich

Die gut 2,5 Zentimeter starken Aluminium-Frontplatten sind perlgestrahlt, schwarz eloxiert und gehen nahtlos in das Glasdisplay über, das wiederum in einen perlgestrahlten und eloxierten Aluminiumrahmen eingelassen ist. Details wie die geprägten Lüftungsschlitze in der oberen Abdeckung, das leicht geschwungene Profil der beiden Drehknöpfe, der Siebdruck hinter der Glasscheibe sowie die Stand-by- und Menü-Tasten aus Aluminium machen den Mark Levinson zu einer wertigen und dauerhaft schönen Erscheinung – so viel Subjektivität sei mir an dieser Stelle zugestanden.

Mark Levinson No. 5805: Klangtest & Vergleiche

Die ersten Klangeindrücke von der Nummer 5805 konnte ich bereits auf der High End 2019 in München sammeln. Dort spielte besagtes Modell mit den famosen JBL L100 Classic – und das so enthusiastisch und emotional anmachend, dass ich mir fest vornahm, eines der beiden Gourmethäppchen so schnell wie möglich zu Hause anzuhören. Die kompakten JBL-Klassiker schnappte mir dann Kollege Benjamin Baum vor der Nase weg – und die spürbare Freude am Hören in seinem Bericht ließ meine Neugier noch weiter wachsen. Als sich dann der Mark Levinson No. 5805 für einen Aufenthalt ankündigte, hätte meine Vorfreude kaum größer sein können. Als glückliche Fügung erwies sich auch, dass der amerikanische Trumm bereits als dritter Vollverstärker in Serie nach dem Naim Supernait 3 (4.299 Euro) und dem ASR Emitter I (ab 6.800 Euro) bei mir zum Testen vorstellig wurde. So sind die zuvor gewonnenen Höreindrücke noch frisch, und die Vergleichbarkeit ist optimal gegeben.

Mark Levinson No. 5805 im Hörraum

Schon die ersten Töne aus den vom Mark Levinson No. 5805 befeuerten Lautsprechern Qln Prestige Three machen zwei Dinge klar. Erstens: Unterschiedlicher als der ML 5805 und der ASR Emitter I können zwei Vollverstärker kaum sein. Und zweitens hat die Klangsignatur, die ich auf der High End vor allem den dynamisch extrovertiert, frisch und frei spielenden JBL L100 Classic zugeschrieben hatte, ihren Ursprung zumindest in Teilen im amerikanischen Vollverstärker.

Interner DAC und grundsätzliche Abstimmung

Der Reihe nach. Im ersten Durchgang spielt der Mark Levinson No. 5805 als All-in-one-Lösung, bezieht also digitale Signale direkt via Audioquest-Carbon-Coax-Digitalkabel von der Streaming-Bridge Auralic Aries. Sofort fällt auf, dass die Grundabstimmung des Mark Levinson in der Ansprache direkter wirkt als die des Duos Linnenberg Telemann (4.400 Euro) plus ASR Emitter I beziehungsweise meiner Kombi aus der Vorstufe Norma Audio SC-2 (ab 5.200 Euro) und der Linnenberg Liszt-Stereoendstufe (4.500 Euro) – und tatsächlich eher dem Naim Supernait 3 ähnelt.

Leonard Cohen - You Want It DarkerIm Vergleich zum Briten wird das Geschehen vom Amerikaner allerdings größer auf die Bühne projiziert. Die Stimme von Leonard Cohen auf seinem letzten Album You Want It Darker (auf Amazon anhören) ist ja eh schon ziemlich intim und nah eingefangen, und mit dem Levinson wirkt sie nochmals beeindruckender – das erinnert mich an den Krell K-300i. Gleichzeitig fällt dieser großen und auch sehr breiten Darstellung ein wenig die Präzision bei der Ortbarkeit und Kantenschärfe zum Opfer, vor allem im Vergleich zu meiner Norma/Linnenberg-Kombi, die in dieser Disziplin aber auch außerordentlich begabt ist. Doch auch der günstigere Naim Supernait 3 nagelt das Geschehen einen Hauch plastischer aufs virtuelle Parkett.

Übernimmt der Linnenberg Telemann die Digital-Analog-Wandlung (verbunden mit dem Gutwire Eon Z RCA-Kabel), belässt die Levinson’sche No. 5805 das Klangbild bei seiner eindrucksvollen Größe, es gewinnt jedoch an Umrissschärfe und auch an räumlicher Differenzierung. In die tiefsten Tiefen hinter die Lautsprecher will sich die Bühne auch mit externer Wandlerunterstützung nur ab und an erstrecken, während die Ausdehnung in Richtung Rückwand im deutsch-italienischen Verbund aus Norma Audio SC-2 und Linnenberg Liszt zunimmt. Zu beachten ist allerdings, dass der Telemann DAC alleine schon fast die Hälfte des Levinsonschen Gesamtpakets kostet und die Dreier-Kombi plus RCA-Kabel bei fast 17.000 Euro liegt.

Basst so

rm-hubbert-thirteen-los-and-foundDer Tiefbass wird vom Mark Levinson No. 5805 tendenziell schlank vermittelt, was der Balance in meinem knapp unter 40 Hertz sehr energiereichen Raum gut tut. Im Oberbass und Grundton legt der Levinson dagegen ein Schippchen Energie drauf, was auch einer der Gründe für seine große Abbildung sein dürfte – gerade männliche Stimmen erfahren so nämliche eine gewisse „Aufpolsterung“, zum Beispiel RM Hubbert in seinem „Car Song“ vom Album Thirteen Lost & Found (auf Amazon anhören) und der schnurrige Bill Morrissey im genialen „You’ll never get to Heaven“ (vom Sampler Tag McLaren Test Tracks). Elektronische Musik mit ordentlich Rumms und Kick wie zum Beispiel DVBBS & Bourgeois‘ Single „Tsunami“ sowie erdige Blues-Mucke vom Schlage der Blues-Company-Nummer „Red Blood“ vom oben genannten McLaren-Sampler profitieren von dieser Abstimmung, wirken energiegeladen und mitreißend – auch wenn das Adjektiv „staubtrocken“ auf diesen Bass sicherlich keine Anwendung findet. Also: Der Mark Levinson No. 5805 drückt in diesem Bereich zwar schon ordentlich – er übertreibt es andererseits aber auch nicht in solchem Maße, dass man ihn als „bullig“ bezeichnen könnte. Bitte verwechseln Sie diese tonale Eigenschaft auch nicht mit einem Überangebot an satt deckenden Klangfarben – diesbezüglich hält sich der Levinson im Zaum.

Mark Levinson No. 5805, von links-oben

Zu dieser Abstimmung passt, dass der Nummer 5805 in Sachen Grobdynamik so schnell kein Amp in dieser Klasse etwas vormacht. Weder der feindynamisch etwas subtiler differenzierende und mit dem Vorschlaghammer etwas zurückhaltendere Kollege Balanced Audio Technology VK-3000SE noch die Kombi aus Linnenberg Telemann und Liszt sowie Norma Audio SC-2 – und auch nicht der Muskelberg ASR Emitter I, mit dem sich der Ami ein Patt auf höchstem Niveau liefert. Der deutsche Verstärkertrumm setzt den Akzent deutlicher auf den ultra-massiven Tiefbassbereich, während der Levinson es ein, zwei Oktaven weiter oben zackiger knallen und kicken lässt.

Transzendental geerdet

Tool - Fear InoculumDass die erdig-kräftige Abstimmung des Mark Levinson No. 5805 sich keinesfalls negativ im Gesamtbild niederschlägt, liegt vor allem an der Art und Weise, mit der er einen sehr transparenten und gut durchhörbaren, sauberen Mittelton und (vor allem) Präsenzbereich hinzaubert. Abgesehen von der leichten Wärmebehandlung des Grundtons bleibt die tonale Balance in den Mitten linear und vermittelt eine insgesamt angenehme und gleichzeitig raffinierte Abstimmung. Die Transparenz und Leichtigkeit wirken gegenüber dem eher dichten Bass ausgleichend, sodass gerade Techno-Tracks und schlagzeuglastige Rock- und Bluestracks gleichermaßen flott und frisch sowie druckvoll und mächtig rüberkommen. Das aktuelle Album Fear Inoculum von Tool (auf Amazon) zum Beispiel klingt über sehr neutrale oder schlanke Ketten gern mal ein wenig anämisch und sogar langweilig, mit dem Mark Levinson No. 5805 jedoch – mit Verlaub – richtig geil. Und während der Levinson No. 5805 die Anzupfgeräusche in Dominique Fils-Aimés „Birds“ maximal transparent und mit präzise gesetzten Transienten aus dem Nichts poppen lässt und die obere Gesangsstimme mit all ihren Timbre-Abstufungen vollständig frei aus dem Mix schält, drückt er den Bass mächtig aus den Treibern und hilft der unteren Gesangsstimme dabei, sich wollüstig in die Magengrube des Zuhörers zu schnurren.

Mark-Levinson-No.-5805, Ambiente

Sachlichst

Nicht vorwitzig, sondern eher neutral und charakterlich weniger seidig als beispielsweise die Norma-Geräte oder der ASR Emitter I gibt sich der Mark Levinson No. 5805 im Hochton. Er darf als „präziser Durchreicher“ bezeichnet werden, gleichwohl hält er sich in den allerhöchsten Lagen minimal zurück und löst feinste Details nicht ganz so detailliert auf wie die funkelnder spielende Linnenberg-Kombi oder der ausgedehnter und etwas luftiger klingende Balanced Audio Technology VK-3000SE (circa 9.500 Euro). Schärfe oder Überpräsenz sind dem Mark Levinson No. 5805 bei aller Klarheit und Präzision im Hochton aber fremd. Die Auflösung gewinnt übrigens mit dem Linnenberg Telemann als externem DAC recht deutlich hinzu, auch wirkt der Hochton etwas feiner und seidiger.

Phonologie mal anders

Noch einige Worte zum integrierten Phonoteil des Mark Levinson No. 5805. Das darf die zarten Phonosignälchen des Transrotor Figaro (2.500 Euro) ohne Umwege an seinen MC-Eingängen in Empfang nehmen. Angesichts des erwähnt moderaten Aufpreises von der Nummer 5802 und dem Mehr an Ausstattung der Nummer 5805 könnte man ja befürchten, dass Analogis mit einer Pseudo-Lösung geködert werden sollen. Doch hier kann ich Entwarnung geben: An der grundsätzlichen tonalen Abstimmung des amerikanischen Vollverstärkers ändert auch die Phono-Abteilung nichts. Sie gliedert sich adäquat in das Gesamtbild ein und klingt keineswegs wie eine Krücke, sondern differenziert das Geschehen ordentlich, bremst die Grobdynamik kaum ein, lässt das große 5805-Klangbild nur ein bisschen schrumpfen und verleiht dem Hochton eine gewisse Milde gegenüber dem Digitalpart des No. 5805.

Mark Levinson No. 5805, Phono

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Audio Analogue

Test: Mark Levinson No. 5805 | Vollverstärker

  1. 1 Gut aufgetischt!
  2. 2 Mark Levinson No. 5805: Klangtest & Vergleiche

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