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Wenden wir uns dem Zweiten im Bunde zu, dem Player Marantz SA-14S1 SE, den ich aufgrund des kleinen Quäntchens mehr Hochtondifferenzierung wie gesagt durchweg mit der Filtervariante 1 gehört habe. Und der im Grunde klanglich in die gleiche Kerbe schlägt wie der Verstärker.
Eine der Vokabeln, die mir beim Player mit als erstes in den Sinn kam, war „locker“: Ohne dass dabei das Gefühl von Ungenauigkeit oder Schönfärberei aufkäme, lässt der SA-14S1 SE die Musik angenehm beweglich erscheinen, über meine Kombi aus JRiver-bewehrtem Laptop und Electrocompaniet-ECD-2-DAC wirkt die Musik tatsächlich etwas starrer, strenger definiert. Ein angenehmer, weil organisch wirkender, aber leider nicht anhand konkreter Klangkriterien fassbarer, sondern eher unterschwellig wirkender Zug des Japaners.
Weitere Stärken sind – deckungsgleich zum Amp, aber gerade bei Digitalquellen ein besonders sensibles Thema – die Klangfarbenreinheit und Plastizität des Gebotenen: Selbst bei Instrumenten wie Becken oder Hi-Hats, die zum Abklopfen solcher Kriterien wohl eher untypisch sind, macht sich das bemerkbar. Schlagzeuger wissen, dass man sich über die Sounds verschiedener Becken wie über Rotweine unterhalten kann, und über den Marantz SA-14S1 Special Edition werden sie nicht nur einfach mehr oder weniger aggressiv, silbrig und analytisch verbreicht, er vermag vielmehr die unterschiedlichen Eigenarten, die Komplexität solcher Töne oder Geräusche überzeugend aufzufächern, bietet klangfarbliche Abstufungen auch jenseits von „kaltsilber“ an und vermeidet künstliches Überschärfen (was häufig mit Auflösung verwechselt wird).
Eigenschaften, die eben auch die Plastizität unterstützen: So manifestieren sich etwa die Becken in Celebrations „Evergreen“ (Album: The Modern Tribe, auf Amazon anhören) vor dem Mittel-Hochtöner-Bereich meiner rechten Sehring 902 so real greifbar, dass man unweigerlich den Kopf in diese Richtung drehen muss. Was natürlich nicht allein der Verdienst des Marantz SA-14S1 Special Edition ist, die ganze Kette muss da stimmen, aber er ist in dieser Hinsicht eben auch keinesfalls der Flaschenhals. Die Unterschiede zu meiner Laptop/DAC-Kombi sind in puncto Plastizität übrigens marginal, vielleicht wirkt die Bühne als Ganzes über meine Arbeitsgeräte einen Tick flacher, scheinen sich einzelne Instrumente über den Marantz fast noch einen Tick weiter Richtung Hörer vorzuwölben.
Zu alledem passt, dass Streicher wie etwa kurz in Recoils „The Killing Ground“ (Album: SubHuman, unkonventionelle, vielschichtige Mischung aus schwerem Elektro und Blues: auf Amazon anhören) zu hören, seidig und vergleichsweise sonor übertragen werden. Letzeres auch deshalb, weil der Player – analog zu seinem Verstärker-Pendant – zwar gut auflöst, aber wiederum mit eher abgedimmten denn silbrig-hell ausgeleuchteten Höhen aufwartet. Entsprechend kommen bei den Blues-Riffs der Elektrogitarre beziehungsweise dem Gleiten des Sliders über die Saiten eher die Grundtöne zum Vorschein als deren metallische Obertöne. Dass das Klangbild dennoch zu keiner Zeit an zu viel Wärme erstickt, wird im weiteren Verlauf des Titels deutlich, als sich Stimme, Gitarre, Bass und Perkussion zu einer sehr dichten und tonal schwergewichtigen Wall of Sound erheben: Über meine die höheren Töne etwas deutlicher ausleuchtende Laptop/Wandler-Kombi wird ein Hauch mehr Drive, Attack und härtere rhythmische Struktur vermittelt – in Sachen Dynamik und Vielschichtigkeit des Songs springt aber auch beim Marantz SA-14S1 Special Edition der Funke über.
Wäre der Marantz SA-14S1 Special Edition bloß ein CD-Player, dann wäre ich verleitet zu sagen: „Eine fehlerlose Darbietung und insbesondere für Hörer, die in Sachen tolle Räumlichkeit, Abwesenheit digitaler Härten und organische Klangfarben auf Nummer sicher gehen wollen, eine Überlegung wert.“
Aber der Marantz SA-14S1 Special Edition ist aufgrund seiner oben erwähnten digitalen Eingänge ja ebenfalls als D/A-Wandler einsetzbar. Und was er in dieser Rolle in den Hörraum schallert, überrascht sehr positiv, wobei sicher auch eine Rolle spielt, dass ich mich zuvor nicht des Vorurteils erwehren konnte, dass die digitalen Schnittstellen lediglich als ganz nette Add-ons gedacht sind: Tonal immer noch auf der niemals bissig hellen oder analytischen Seite, kann man das, was über den USB-B-Eingang vermittelt an meine Ohren dringt, fast als das Beste aus zwei Welten bezeichnen. Meinem Electrocompaniet ECD 2 in Sachen Hochton-Attack kaum nachstehend, behält der interne DAC des Marantz gleichsam die Lockerheit, die vollen Klangfarben, die tolle Plastizität und die absolut „untechnisch“ wirkende, langzeittaugliche Gangart seiner CD-Wiedergabe bei. Obendrauf oder besser untendrunter gesellt sich zudem ein schön durchzugsstarker, kerniger, gleichwohl neutraler Bassbereich.
Als Vorstufe für meine Versuche diente mit übrigens neben dem Funk MTX Monitor V3b das exzellente Analogabteil meines NuPrime DAC-10H mit seinen Cincheingängen. Der NuPrime beherbergt darüber hinaus einen internen DAC und ist mithin ebenfalls direkt über USB ansteuerbar, was nicht zuletzt dadurch, dass man sich eine externe Kabelverbindung spart, potenziell klangliche Vorteile birgt. Nun, in Sachen kerniger Bass können sich die internen DACs von NuPrime und Marantz SA-14S1 SE im Grunde fast das Wasser reichen. Allerdings gerät das Bühnenbild des ansonsten sehr strukturiert und ortungsscharf zeichnenden NuPrime-DACs tatsächlich einen Deut enger/kleiner und flacher als das des Marantz-Wandlers, zudem wirkt die Musik – ähnlich wie beim Electrocompaniet ECD 2 – etwas starrer, drahtiger (manch einer mag das mit mehr Präzision assoziieren, ich persönlich finde das etwas unnatürlicher), weniger „atmend“ als über unseren japanischen Probanden. Und ja, die Hochtonausleuchtung und -luftigkeit des SA-14S1 SE lässt im Hinblick auf seine DAC-Funktion im Grunde ebenfalls kaum Wünsche offen, während der gleichwohl keinesfalls zum feindynamischen Verrunden neigende NuPrime-DAC die obersten Lagen etwas stärker abdunkelt als es reine Lehre wäre.
Ja, in seiner Rolle als D/A-Wandler wirft der Marantz SA-14S1 Special Edition gegenüber meinem Electrocompaniet-DAC und noch mehr gegenüber dem Wandlerteil des NuPrime via USB die reifere, musikalischere, natürlicher wirkende Performance in den Ring – stark. Ohne Zweifel: Der Auftritt des Japaners als Wandler zählt sicherlich zu den besten, „musikalischsten“ Auftritten, die DACs bisher in meinem Hörraum hinlegten und wäre im Grund eine dedizierte Testbesprechung wert. Fast schade, dass diesem Feature des Marantz hier lediglich der Schlusspart dieses Berichtes zuteilwird.
Test: Marantz SA-14S1 SE und PM-14S1 SE | CD-Player