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Gleich zu Beginn meines Hördurchlaufs fiel mir auf, dass der Marantz-Netzwerker ein klein wenig aus der Reihe tanzt. Und das meine ich nicht negativ, sondern bezogen darauf, dass ich von einem Gerät dieses Herstellers ein etwas anderes Klangbild erwartet hätte beziehungsweise gewohnt bin. Je länger man sich mit der Materie HiFi beschäftigt – egal, ob nun als Fachjournalist oder interessierter Laie -, desto mehr erkennt man bei jedem Hersteller einen gewissen „Familiensound“. Eine Klangphilosophie, für die die jeweilige Marke steht und die auch letztlich kaufentscheidend ist. Marantz-Komponenten hatte ich in meinem persönlichen Tongedächtnis unter „absolut homogen und fast buddhistisch in sich ruhend“ abgelegt.
In einem Interview, das ich vor Jahren einmal mit Marantz-Mastermind Ken Ishiwata führte, nannte er denn auch unbedingte tonale Balance über alle Frequenzbereiche hinweg als eines seiner wichtigsten Entwicklungsziele. Was man den Geräten stets anhörte, die überdies mit durchaus kräftigen und üppig leuchtenden Klangfarben malten, aber nicht unbedingt zu den schnellsten und zackigsten Marktteilnehmern gehörten. Eher waren sie – ohne das negativ bewerten zu wollen – ein wenig „gemütlich“ ausgelegt. Ein Attribut, dass ich bereits bei den ersten Takten, die ich mit dem NA 8005 hörte, zu den Akten legen musste.
Mit unerwartet „durchtrainiertem“, straffem Duktus – zumindest gegenüber früheren Marantz-Produkten, die ich in den vergangenen Jahren gehört habe und die eine insgesamt „fülligere“ Grundabstimmung erkennen ließen – steigt der NA 8005 etwa ins mit ziemlich fettem Drumbeat untermalte „Dinosaurs“ von Lonely the Brave (Album: The Day’s War) ein. Das recht düstere Intro – zum Schlagzeug kommt noch ein ebenfalls ziemlich prall abgemischter E-Bass hinzu – neigt über Komponenten mit tendenziell wärmerer und saftigerer Abstimmung sehr schnell zum Aufschwämmen, Schlagzeug und Bass lassen sich dann nicht mehr gut auseinanderhalten, vermischen sich zu einer wummernden Soße. Sicher auch ein „Verdienst“ der starken Komprimierung: Ein audiophiles Album ist „The Day’s War“ ganz sicher nicht – aber nichtsdestotrotz eine Herausforderung für die Wiedergabeelektronik. Mein Pioneer N 50 – ein ebenfalls sehr guter, wenngleich eine Klasse günstigerer (um 600 Euro) Netzwerkplayer – ist so ein Kandidat, der im Oberbass und den unteren Mitten zuweilen „auf die Tube drückt“, was ich ja ganz sympathisch finde und in Kauf nehme, aber bei solchen Passagen leichte Überlappungseffekte und Unsauberkeiten verursacht.
Der Marantz NA 8005 verkneift sich so etwas gänzlich, „Bassbäuchlein“ ist nicht! Tonal auf der markant-sehnigen Seite kommt die Eingangssequenz von „Dinosaurs“ zwar dunkel-tief, aber gleichzeitig trennscharf-sauber zu Gehör. Nein, „versuch’s mal mit Gemütlichkeit“ ist seine Sache nicht. Leichtfüßig und mit kerniger Attacke sprintet er durch den astreinen Rocker „The Feast and the Famine“ von den Foo Fighters (Album: Sonic Highways), peitscht den energiegeladenen Song mit Groove und Nachdruck in den Hörraum. Herrlich, wie die Snaredrum knallt und sich Dave Grohls kehliger „Gesang“ in die Ohren fräst, dabei aber mit scharfen Konturen deutlich ortbar vor seinen Bandkollegen steht.
Es ist bekannt, dass Grohl als Studiobesitzer ein Fan sauberer und kraftvoll tönender Abmischungen ist und dazu eine Menge analoges Equipment wie alte Bandmaschinen und Röhrentechnik einsetzt. Und so ist „Sonic Highways“ eines der wenigen aktuellen Rockalben, die auch auf richtig guten HiFi-Ketten Spaß machen. Zumal, wenn sie über derart stimmige und akustisch bewegliche Komponenten wie dem Marantz-Netzwerker wiedergegeben werden. Prägnant ist vor allem, wie transparent er selbst komplexe Strukturen, etwa im 17-Minüter „Gaza“ von Marillion (Album: Sounds that can’t be made), auflöst, ohne sie zu sezieren – dabei tiefe Einblicke in eine Aufnahme erlaubt – und die virtuelle Bühne in Tiefe und Breite großzügig und glaubwürdig abbildet.
Test: Marantz NA 8005 | D/A-Wandler, Netzwerk-Player