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Das Adjektiv „langzeittauglich“ trifft den Klangcharakter des Marantz Model 50 vermutlich am besten, wenngleich man seinen Klang durch die integrierten Klangregler verändern kann. Der tendenziell eher gnädig und leicht warm abgestimmte Transistor-Vollverstärker eignet sich eher für Genusshörer als für Menschen, die betonte akustische Akribie bevorzugen, obwohl er in puncto Auflösung und Feindynamik preisklassenbezogen voll auf Höhe der Zeit spielt. Moderne All-in-one-Menschen, die mit möglichst wenigen Komponenten Musik hören wollen, zählen ebenfalls nicht zur primären Zielgruppe des Maranntz-Amps, denn weder ein integrierter D/A-Wandler noch ein Streaming-Modul befinden sich an Bord. Der Model 50 spricht eher klassische HiFi-Hörer an, die sich gerne mehrere Geräte ins Wohnzimmer stellen und Freude am Zusammenstellen von Anlagen haben.
Mit seinen 1.800 Euro Listenpreis schlägt er kein Riesenloch in die Geldbörse und zeigt dennoch, wie gut bezahlbares HiFi sein kann, wenn man auf den allerletzten Wumms aka Grobdynamik und Tiefbass verzichten kann. Die große Stärke des Model 50 ist seine Musikalität, der Verstärker versteht es vorzüglich, die Seele von Musik freizulegen, wodurch man sich stundenlang in Klangbädern verlieren kann.
Für mich stellte sich – bis auf die Pflicht, präzise Klangbeschreibungen für diesen Testbericht liefern zu müssen – nur selten bis nie die Frage, ob ich klanglich irgendetwas vermisse oder etwas übertrieben wirkt, so allürenfrei und natürlich klingt der Marantz Model 50. Oder um es mit Heidi Klum zu sagen: Heute habe ich eine Karte für dich – und es ist keine Arschkarte!
Steckbrief Marantz Model 50
- Runde, leicht warme, verzeihende, langzeittaugliche Gesamttonalität, die eher Genießer als beinharte Analytiker anspricht, ohne Letztere komplett zu verschrecken.
- Größte Stärke: Seele – der Amp trifft den Kern der Musik und vermittelt viele Emotionen.
- Unaufdringliche, leicht zurückgenommene, samtig-geschmeidige Höhen.
- Harmonisch eingebettete Mitten mit einem schönen Schmelz bei Stimmen.
- Prima Mittelweg aus Tiefgang und Durchzeichnung/Präzision im Bass, weder ultratief noch leichtgewichtig, weder ultratrocken noch aufgeweicht, leichte Oberbass-Betonung.
- Grobdynamisch nicht auf Krawall gebürstet, sondern eher rund und umarmend.
- Auch feindynamisch eher auf Fluss als auf Attacke getrimmt, ohne wichtige Details zu verschlucken.
- Für die Preisklasse überdurchschnittlich gutes Auflösungsvermögen.
- Schön breite Bühne mit viel Tiefe, wobei die Wiedergabe ein kleines Stück vor der Lautsprecherbasislinie beginnt und eine tolle Tiefenstaffelung bei lediglich leicht eingeschränkter Ortungsschärfe bietet.
- Überraschend gute Kopfhörerverstärker-Sektion.
- Erstklassige Verarbeitung, zeitlos schönes HiFi-Vollverstärker-Design, Klangregler, aber kein DAC oder Streaming-Modul.
Fakten:
- Modell: Marantz Model 50
- Konzept: Transistor-Vollverstärker
- Preis: 1.800 Euro
- Farben: Silber-Gold oder Schwarz (Testmodell)
- Ausgangsleistung: 2 x 70 Watt (an 8 Ohm)
- Maße und Gewicht: 44,2 x 13 x 43,1 cm (B x H x T), 14,2 kg
- Eingänge: 5 x Hochpegel-Cinch, Direkteingang zur Endstufe
- Ausgänge: Lautsprecherterminals für zwei Boxenpaare, Pre-Out und Tape Out, Kopfhörerausgang
- Sonstiges: Fernbedienung
- Garantie: 2 Jahre, 5 Jahre bei Registrierung
Vertrieb:
D&M Germany GmbH – A Division of Masimo Consumer
An der Kleinbahn 18
41334 Nettetal
Telefon: +49 (0) 2157-1208-0
Web: https://www.marantz.com/de-de/
Test: Marantz Model 50 | Vollverstärker