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Klang: Marantz HD-DAC1

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  1. 2 Klang: Marantz HD-DAC1

Marantz HD-DAC1

Für den ersten Quervergleich steht mal wieder Jazz auf dem Plan. Das von mir für solche Zwecke gerne herangezogene, durch den tragischen Tod des namensgebenden Pianisten leider nicht mehr existente Esbjörn Svensson Trio aus Schweden soll bei diesem Verstärker den estAnfang machen. Das erste, was einem beim HD-DAC1 auffällt, ist der typische „Marantz-Haussound“. Die für die Verstärkerelektronik der japanischen Audiomanufaktur bereits bekannte leicht warme Abstimmung setzt sich auch in diesem Produkt fort. So mag es nicht verwundern, wenn so manch aufmerksamer Zuhörer sich des Eindruckes nicht erwehren kann, Klischee hin oder her, ein Röhrengerät vor sich zu haben. Gerade bei dem für e.s.t. eher untypischen Stück „Brewery of Beggars“ (Album: Tuesday Wonderland) kommt der leichte Rolloff im Hochton, welcher nicht unwesentlich zum röhrenartigen Klang beiträgt, besonders gut zur Geltung.

Der sanfte Abfall im Hochton bedeutet aber keineswegs eine auflösungstechnisch schlechte oder gar dumpfe Musikwiedergabe. Ganz im Gegenteil: Insbesondere, wenn man den Marantz im Treibermenü des Rechners auf die höchste Upsamplingstufe mit 24 Bit/192 kHz stellt, gewinnen via USB etwa die Hi-Hats und Snares auch mit Material „nur“ in CD-Qualität zusätzlich an Charakter. Gegenüber der Wiedergabe in 16 Bit/44,1 kHz über den optischen Eingang, der bei CD-Wiedergabe ja wie beschrieben ohne Upsampling auskommen muss, suggeriert die Hochrechnung des Audiomaterials über den gesamten Frequenzbereich etwas mehr Auflösung.

Die erwähnte leichte Wärme im gleichwohl sehr natürlichen Timbre gibt unter anderem auch Rockstücken beziehungsweise E-Gitarren-lastigen Stücken den nötigen Anstrich, um organisch zu wirken. Beim Classics-Album des New Yorker Duos Ratatat mutet es mit dem Marantz HD-DAC1 so an, als würde die Absicht des Tonmeisters, die Musikinstrumente möglichst authentisch wirken zu lassen, noch zusätzlich unterstrichen. Die bei Saiteninstrumenten wichtigen Ratatat classicsmittleren Frequenzen werden hier gut herausgestellt. Der Verstärker wirkt zwar nicht ganz so analytisch wie zum Beispiel ein Benchmark DAC1 oder der vor Kurzem getestete JDS Labs O2ODAC, transportiert aber in sehr natürlicher Manier den typischen verzerrten Gitarrenverstärkerklang, ohne ihn sezieren zu müssen. Durch die nicht so scharf gezeichneten Höhen kommt der Bassbereich gut zur Geltung und kann bei Stücken wie „Gettysburg“ voll zulangen, was vor allem Kopfhörern mit neutraler respektive heller Spielweise zugutekommen dürfte. Mit einem Hörer à la AKG K702 machte es zum Beispiel Spaß, noch etwas mehr Pfund aus dem Bassbereich herauszukitzeln.

Marantz HD-DAC1 digitale Eingänge

Details – ich deutete es weiter oben bereits an – kann der Marantz bei aller Rockigkeit aber auch, keine Frage, was mit dem bereits dritten Studioalbum des kanadischen Fingerstyle-Gitarristen Andy Mckee bestens demonstriert wird. Der sympathische Gitarrero beherrscht das Akustikinstrument wie kaum ein anderer. Der Marantz HD-DAC1 vergisst bei den Stücken Andy Mckeeauf Joyland weder für ein angenehmes Maß an Grundtonwärme zu sorgen noch die für den Charakter der Gitarre essenziellen Obertöne zu vermitteln. Sonore Mitten, natürliches Timbre und das lang anhaltende Sustain sind die Mittel, um in den vollen Genuss dieser Aufnahme zu kommen – die der Marantz liefert. Das Interessante dabei: Auch günstigere Kopfhörer profitieren enorm vom Marantz. Klingt ein Edifier H850 am mobilen 150-Euro-Verstärker FiiO E17 noch nach der Preiskategorie, der er entstammt, öffnet sich mit dem Marantz HD-DAC1 der Raum merklich und der Klangcharakter wirkt luftiger, ohne aber unangenehm analytisch und sezierend zu werden.

Um meiner Überzeugung treu zu bleiben, dass die meisten Klangunterschiede bei (guten) Liveaufnahmen hörbar werden, will ich auch diesmal nicht auf eine Konzertaufnahme verzichten. Katie Melua hat mit ihren zahlreichen Auftritten rund um die Welt schon einiges an Aufsehen erregt, spielte sie doch auch schon 300 Meter unter der Meeresoberfläche für norwegische Bohrinselarbeiter. Das Album Live at the O2 Arena demonstriert katie meluaeindrucksvoll, dass die gebürtige Georgierin live durchaus auch in „normalen“ Konzerthallen mit ihrer einzigartigen Stimme überzeugen kann.

Der Marantz HD-DAC1 prahlt hier nicht mit einer übermäßig breiten, aber realistischen Bühne und vermittelt dabei schön Raumtiefe. Man fühlt sich in Verbindung mit einem rauchigen Islay im Tumbler fast als exklusiver Zuhörer der Vorstellung, bis man den Beifall der begeisterten Menge im Hintergrund vernimmt. Dass der Marantz HD-DAC1 nicht nur mit Saiteninstrumenten überzeugend umzugehen vermag, beweisen nicht zuletzt die swingig-rockigen Klavierpassagen wie sie in „My aphrodisiac is you“ als rhythmusangebende Begleitung zwischendrin auftreten. Das Piano überdeckt dabei aber nie den Hauptact der ganzen Aufnahme – die fabelhafte, exzentrische Stimme Katie Meluas. Ungestört von überbetonten Sibilanten vermittelt der Marantz gleichwohl klar und nuanciert den Gesang der Pop-Ikone. Zum aus klanglicher Sicht so löblich störungsfreien Auftritt des Japaners passt allerdings das Klicken des Relais, das zu vernehmen ist, wenn man in Foobar2000 die Tracks bei eingeschaltetem Upsampling wechselt, nicht so ganz. Vermutlich ist das auf eine unzureichende Regelung der Stummschaltfunktion zurückzuführen.

Marantz HD-DAC1 Netzstecker

Auch teurere magnetostatische Kopfhörer können am Marantz-Verstärker eine hörbare Aufwertung erfahren, wie etwa beim Izophones-30 des relativ unbekannten russischen Herstellers Myst Audio deutlich wird. Tönen diese etwa am Benchmark DAC1 etwas blutleer, sorgt das kleine Bisschen an zusätzlichem unteren Schub, dass die russischen „Panzerhörer“ über den Marantz HD-DAC1 deutlich ausgewogener und bodenständiger klingen. Besonders bei elektronischer Musik, wie etwa dem neuesten Album Solitude der Elektropop-Band Kosheen aus Brystol, kann der Marantz den unteren Frequenzen in gewisser Hinsicht auf die Sprünge helfen. Der Russe dankt es dem Japaner zudem mit einer etwas sanfteren Wiedergabe im Hochton. Dem guten Impulsverhalten des Marantz HD-DAC1 tut all dies aber keinen Abbruch. Schnelle Rhythmuswechsel werden ebenso klaglos gemeistert, wie die fachgerechte Konturierung des Kickbasses.

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Test: Marantz HD-DAC1 | D/A-Wandler

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