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Dass der Stingray II der Manley Laboratories ein Kultverstärker ist, hat viele Gründe. Zum einen ist die Marke selbst schon Kult, zum anderen gibt es wohl keinen zweiten Röhrenverstärker mit so einer außergewöhnlichen Bauform – und eine Bestückung mit vier EL84-Röhren pro Kanal ist auch alles andere als gewöhnlich. Haptik und Verarbeitung sind ebenfalls ausgezeichnet.
Das Kultigste am Manley Stingray II ist jedoch sein Klang. Ich habe selten einen Amp gehört, der so gut wie jede Art von Musik derart einnehmend und lebendig rüberbringt. Dass er dabei nicht den Akademiker gibt, dass er nicht alle HiFi-Tugenden beherzt – geschenkt. Die Frage stellt sich bei ihm gar nicht. Zumindest nicht, wenn Sie bereit sind zu akzeptieren, dass Musik dann „richtig‟ klingt, wenn sie einen einnimmt, mitreißt, rührt, freut, traurig macht, inspiriert, beruhigt, antörnt … wenn sie also einfach das tut, weshalb wir Musik hören. Einen Haken hat die Sache allerdings: Manley lässt sich dieses Kultobjekt mittlerweile sehr ordentlich bezahlen.
Der Manley Stingray II …
- bietet einen betonten, schnellen und facettenreichen Bass. Substanz und Ausdruck akustischer Instrumente bringt er beeindruckend zur Geltung. Auch harte synthetische Impulse setzt er präzise um, wenn auch ohne die ultimative Trockenheit und Härte, die sich der ein oder andere vielleicht wünschen würde.
- gönnt sich im Grundton eine dezente Betonung, die Stimmen auf den Punkt unterstützt. Das bringt da, wo es passt, ein bisschen mehr Volumen, wird aber nie zu viel.
- nimmt sich im Präsenzbereich gegenüber dem Grundton etwas zurück, was insgesamt einen leicht sonoren, tendenziell warmen tonalen Charakter ergibt.
- spielt in den Höhen klar, präsent und luftig, klingt aber nicht scharf oder nervig. Klangfarben verleiht er Strahlkraft, insgesamt passt das alles hervorragend zusammen.
- bietet in allen Lebenslagen eine tolle, unmittelbare Dynamik. Völlig mühelos löst er feinste dynamische Abstufungen auf. Genauso mühelos und locker haut er grobdynamisch beeindruckende Pegelsprünge raus, was seine vermeintlich bescheidenen Leistungsreserven Lügen straft.
- löst über den gesamten Frequenzbereich gut auf, neigt aber nie dazu, zu sezieren, vielmehr integriert er Details ins übergeordnete Ganze. „Auflösungsfanatiker“ können in dieser Preisliga noch etwas mehr bekommen.
- liefert einen soliden räumlichen Eindruck der Aufnahme. Dabei orientiert er sich eher am Live-Ereignis als an einer holografischen Räumlichkeit, die der ein oder andere HiFi-Liebhaber schätzt. Die Bühnenabbildung beginnt glaubwürdig in einen angenehmen Abstand zwischen Hörer und Lautsprechern. Man bekommt einen realistischen Eindruck von der Größe und Beschaffenheit des Aufnahmeraums, auch lassen sich Sänger und Musiker gut verorten. Aber auch hier gibt es Vertreter der Klasse, die das noch deutlich präziser machen. Ob das letztendlich natürlicher klingt, steht auf einem anderen Blatt.
- bietet eine einmalige Optik und Materialanmutung. Und die vermutlich coolste Fernbedienung der Branche.
Fakten:
- Modell: Manley Stingray II
- Konzept: Röhren-Vollverstärker
- Preis: 9.500 Euro
- Maße und Gewicht: 483 x 190 x 356 mm (BxHxT); 17,5 kg
- Eingänge: 4 x Hochpegel (3 x Cinch, 1 x 3,5-mm-Klinke), 1 x Loop-in (Tape)
- Ausgänge: Lautsprecherterminals für ein Boxenpaar, 6,3-mm-Klinke (Kopfhörer), 1 x Loop-out (Tape), 1 x Subwoofer-out (Cinch)
- Ausgangsleistung: 2 x 32 Watt (Ultralinear) / 2 x 18 Watt (Triode) an 5 Ohm
- Sonstiges: Fernbedienung, Ultralinear-/Trioden-Modus schaltbar, Ruhestrom einstellbar
- Garantie: 2 Jahre
Vertrieb:
Input Audio
Ofeld 15 | 24214 Gettorf
Telefon: +49 (0) 4346 – 60 06 01
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Test: Manley Stingray II | Vollverstärker