Demnächst im Test:

Billboard
AVM

Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Doppeltes Doppel
  2. 2 Magnat Signature 707: Klangeindruck

Ich erinnere mich sehr gut: Als Mitte 2004 das damalige Magnat-Topmodell „Quantum 905“ auf den Markt kam, eroberte es schnell die 2.000-Euro-Klasse. Viel mehr Lautsprecher fürs Geld war bis dato nur schwer zu finden. Wenig später schob Magnat die 700er-Serie nach. Optisch ähnlich, technisch fast identisch, aber doch etwas anders abgestimmt: Die 900 war fürs Feine, die 700 durfte auch mal draufhauen – tonal etwas wärmer und mit mehr „Bumms“, ohne krawallig zu werden.

Seit Magnat (Web: www.magnat.de) vor etwas mehr als 15 Jahren mit der Lautsprecherserie „Quantum“ im anspruchsvollen HiFi reüssierte, hat sich in Pulheim bei Köln viel getan. Die Rheinländer haben ihre gesamte Produktpalette auf links gedreht, durchgeschüttelt und neu entwickelt. Magnats Top-Serie hört nun auf den Namen „Signature“ und teilt sich in verschiedene „Nummernblöcke“ auf. Mittlerweile ist nicht mehr, wie einst bei der „Quantum“, die 900 das Maximum – obendrauf bieten die Rheinländer jetzt die „Signature 1100“ an, die zugleich der Technologieträger für das gesamte Portfolio ist. 900, 700 und 500 sind also „from top down“ entwickelt und tragen – ihrer jeweiligen Preisklasse angepasst – die Technik der großen Schwester in sich.

Magnat Signature 707

Die hier besprochene Standbox „Signature 707“ (Preis: 1.998 Euro) bezeichnet Magnat selbst als seine „Oberklasse“, was sich plausibel anhört angesichts einer Bestückung mit gleich zwei 17-Zentimeter-Bässen, einem 17-Zentimeter-Mitteltöner und einem Doppelhochton-Modul.

Das Doppelhochton-Modul der Magnat Signature 707

Das Doppelhochton-Modul der Magnat Signature 707

Apropos: Bei der unteren, größeren Kalotte fällt die für einen Hochtöner ungewöhnlich großzügig bemessene Gummisicke auf. Diese soll eine möglichst bruchlose Ankopplung an das Mittenband gewährleisten, der Mitteltöner übergibt den Staffelstab bei etwa 2700 Hertz; der kleinere Supertweeter des Hochtonmoduls – es handelt sich ebenfalls um eine Gewebekalotte – mischt sich ab 17 Kilohertz ins Geschehen ein. Die Membranen der Bass- und Mitteltontreiber der Magnat Signature 707 bestehen übrigens aus einem Aluminium-Keramik-Verbundwerkstoff und sitzen in stabilen Aluminium-Druckgusskörben.

Die Konustreiber der Magnat Signature 707 besitzen Druckgusskörbe

Die Konustreiber der Magnat Signature 707 besitzen Druckgusskörbe

Was Frequenzweichen-Topologien angeht, gibt es auf dem Lautsprechermarkt gefühlt so viele Philosophien, wie es Hersteller gibt. Der eine propagiert so wenig Bauteile wie irgend möglich zu verwenden, andere betreiben einen regelrechten „Netzwerk-Overkill“. Magnat hat sich zur optimalen Ansteuerung der immerhin vier Signalwege für eine amplituden- und phasenoptimierte Weiche mit 24-dB-Filtern entschieden, die recht umfangreich ausfällt und mit gut beleumundeten Zutaten bestückt wurde. Klassenüblich fällt das Bi-Wiring- beziehungsweise Bi-Amping-taugliche Anschlussterminal aus. Leider auch, was seine Ausstattung mit simplen Blechbrücken betrifft. Der Akustik zuträglicher sind an dieser Stelle kurze Kabelbrücken, die es im Zubehörbereich fertig konfektioniert gibt.

Zur „oberklassigen Wirkung“ tragen auch Verarbeitung und Finish der knapp einen Meter hohen und 23 Kilogramm schweren Floorstander bei. Die Fronten in Pianolack-Weiß (bei meinem Testexemplar) oder -Schwarz sind makellos lackiert, der in mattem Lack ausgeführte Korpus steht dem nicht nach. Das Gehäuse selbst ist aufwendig versteift und vielfach verschraubt. Der obligatorische Fingerknöchelklopftest ergibt ein trockenes „Pock“ – so muss das sein. Ein wenig „Pimp-Faktor“ geht bei Magnat immer, den übernehmen in diesem Fall Chromrähmchen um die Chassis, die auf der weißen Schallwand meiner Testmuster allerdings nicht weiter auffallen. Bei hochglanzschwarz lackierten Exemplaren dürften sie einen markanten Kontrast bilden.

Magnat Signature 707 - Fußbereich

Stabilitätsfördernd und dabei optisch schick zeigen sich die Outrigger der Magnat Signature 707, die unabhängig von der Gehäusefarbe immer schwarz lackiert sind und vor dem Aufstellen der Boxen montiert werden müssen. Alles kein Problem, Montagematerial (Schrauben plus Schlüssel) liegt selbstverständlich bei. Genauso wie zwei Sets „Füße“ für unterschiedliche Böden. Metallspikes mit Auflageplättchen für die Platzierung auf Teppichen, Kunststoffkegel für Hartböden. Höhenverstellbar sind sie natürlich auch, so ist immer ein sicherer Stand gewährleistet.

Magnat Signature 707: Klangeindruck

Glücklicherweise bin ich in der Situation, einen Generationenvergleich anstellen zu können, auf den ich mich bereits im Vorfeld gefreut habe. Sicher haben Sie in meinen Tests mitunter gelesen, dass sich die Quantum 905 – praktisch die Großmutter der Modellfamilie – seit Jahren in meinem Besitz befindet. Die Preisgestaltung passt wie die Faust aufs Auge: Anno 2004 berechnete Magnat für die Quantum 905 2.000 Euro pro Paar. Genauso viel kostet die Signature 707 heute. Aber wo steht sie im Vergleich zu ihrer „Oma“, die heute übrigens zu erstaunlich stabilen Gebrauchtpreisen gehandelt wird?

Die mittleren Lagen

Es lag nahe, zum Einstieg in den Hörtest einen Titel zu verwenden, mit dem vor knapp 16 Jahren auch die Quantum 905 auf Herz und Nieren geprüft wurde. Ich erinnere ein eindrucksvolles akustisches Erlebnis im Zusammenhang mit dem Simon & Garfunkel-Klassiker „Sound of Silence“ in der Interpretation der US-amerikanischen Jazzsängerin Carmen McRae, deren rauchiger Gesang derart plastisch in den Hörraum projiziert wurde, dass er direkt unter die Haut ging. Für einen Lautsprecher der 2.000-Euro-Klasse war diese Körperhaftigkeit seinerzeit geradezu unglaublich gut.

Spielfreudig: Magnat Signature 707

Spielfreudig: Magnat Signature 707

Die „Enkelin“ Signature 707 steht in dieser Tradition und kann das tatsächlich sogar noch ein Quäntchen besser, im Sinne von „pseudophysisch noch fassbarer“. Es ist nicht so, dass Carmen McRaes Stimme „näher“ rückt, aber es werden noch feinere Nuancen, noch feineres „Raspeln“ in der Stimme hörbar. Zudem wird die bereits 1994 verstorbene Jazzchanteuse konturenschärfer und plastischer abgebildet. Ja – hier wird Evolution hörbar.

Ein weiteres Beispiel für die authentische Stimmwiedergabe der Magnat Signature 707 ist der sehr direkt abgenommene Gesang von Greg Gonzalez, Frontmann der Alternative-Pop-Formation Cigarettes after Sex im Song „Nothing’s gonna hurt you, Baby“ (EP: I). Der „passiert“ im Raum, löst sich wunderbar von den Schallwandlern und bewegt sich, im Gegensatz zur Urahnin, die sich bei Gesang und Naturinstrumenten eine charmant seidig-warme Note erlaubte, ein wenig mehr in Richtung „neutral“, bleibt aber stets angenehm diesseits von strenger Analytik. Diese Gratwanderung gelingt der Magnat so überzeugend, dass ihr erst die Platinum +FIVE von Quadral zeigt, wie man männliche und weibliche Gesangsstimmen noch ein Quäntchen samtiger und körperhafter darstellen kann. „Erst“ soll heißen: Die Wettbewerberin aus Hannover wechselt für 3.000 Euro Paarpreis den Besitzer, was ja nochmal ein anderer „Schnack“ ist. Insofern bewegt sich die Signature 707 in dieser Disziplin mindestens am oberen Ende ihrer Klasse.

Die Magnat Signature 707 besitzt gleich zwei Bassreflexöffnungen

Die Magnat Signature 707 besitzt gleich zwei Bassreflexöffnungen

Auflösung konnte „Großmutter“ auch schon. Mehrlagige Strukturen wie in Marillion´s „The Leavers“ (Album: F.E.A.R.) dröselte die Quantum 905 ebenfalls akribisch zu einzelnen Handlungssträngen auf, ohne dabei das musikalische Gesamtbild zu zerpflücken. Die Magnat Signature 707 indes war vermutlich zwischenzeitlich beim Optiker und hat eine um ein paar Dioptrien geschärfte Brille verpasst bekommen. Sie „schaut“ nämlich nicht nur tief in die Aufnahme hinein, sie gibt sich auch detailverliebter, ohne aber – und das gelingt ihr wirklich sehr gut! – einzelne Schallereignisse künstlich in den Vordergrund zu heben. Noch ein wenig akribischer in das Geschehen tauchte indes die Fishhead Audio Resolution 2.6 FS (circa 1.500 Euro) ein, die das Attribut „Auflösung“ nicht umsonst im Namen trägt. Sie arbeitete sich noch etwas dichter an Details heran und trennte engmaschige Strukturen ein wenig feiner auf.

Groove-DNA

The Intersphere - The Grand DelusionHerstellertypisch, da habe ich bei Magnat bislang nie „Ausreißer nach unten“ gehört, ist eine Art „Groove-DNA“, die sich aus dem Zusammenspiel von Kohärenz, Fluss und musikalischer Emotionalität ergibt. Wenn alle diese Attribute trefflich zusammenkommen, macht auch ein Alternative-Rock-Brett wie „Antitype“ von den Braunschweigern The Intersphere (Album: The Grand Delusion; auf Amazon anhören) so richtig Laune. Das vorwärtstreibende Schlagzeug muss auf den Punkt sitzen, der Song muss mitreißen und aufwühlen, man muss das Gefühl haben, in das Geschehen eintauchen zu können. Hier gibt es kaum einen Generationenkonflikt zwischen der Quantum 905 und der Signature 707 – das Spiel mit Emotionen beherrschen sie beide, „kalt“ lassen sie ihr Auditorium nie. Der Unterschied, den es gibt, ist eher subtiler Natur. Die Neue „macht noch mehr an“, zielt mit ihrer anspringenden Lebendigkeit und ihrem saft- wie kraftvollen Auftritt noch direkter auf Bauch und Herz. So peitscht die Snaredrum in „Antitype“ noch etwas härter, der tiefgestimmte E-Bass knarzt noch trockener, Leise-laut-leise-Passagen kommen noch unerwarteter.

Frequenzkeller

Daft Punk - Random Access MemoriesIm Frequenzkeller distanziert die Magnat Signature 707 die Quantum 905 (noch) deutlicher. Was nicht verwundern kann, mehr Membranfläche bringt halt auch mehr Luft in Wallung. Getreu dem Motto: „Hubraum ist durch nichts zu ersetzen. Außer durch mehr Hubraum“, macht die Rheinländerin im Bass keine Gefangenen. „Loose yourself to dance“ von den Elektropop-Ikonen Daft Punk (Album: Random Access Memories; auf Amazon anhören) ist immer wieder gut für leidenschaftliche Debatten mit der Nachbarschaft über die Definition von Zimmerlautstärke, aber auch dafür, auszuloten, wie tief und ein Lautsprecher Bässe „kann“.

Die enorme Schubkraft, mit der die 707er agiert, erstaunt mich. Sie „gründelt“ tief am unteren Frequenzbandende, der Tiefton „steht“ wie ein Fels in der Brandung, erdig und strukturiert. Allerdings – und das ist ganz wichtig – fehlt dem Bass jedwede aufgesetzte Vordergründigkeit, dazu „schwabbelt“ er nicht und schwimmt nicht auf. Zur Einordnung: Quadrals Platinum +FIVE überzeugte im Test mit einem unheimlich knorrigen, geradezu staubtrockenen Tiefton. Der reichte durchaus tief hinab, aber die Magnat Signature 707 kann’s sogar noch tiefer. Und wuchtiger. Dafür aber nicht ganz so trocken und „schnell“. Das sind jedoch keine „bewertenden“ Aussagen, denn welche Basswiedergabe einem letztlich besser gefällt, ist Geschmackssache.

Magnat Signature 707, seitlich betrachtet

Zu beachten ist indes, dass man für ein solches Ergebnis unbedingt die beiliegenden Spikes oder Silikonfüße montieren sollte. Unterlässt man dies, besteht die Gefahr, sich – abhängig von der Raumakustik – unschöne Dröhntendenzen einzuhandeln. Das gilt aber für nahezu alle Lautsprecher, die über ähnliche Basspotenz verfügen.

Bühnenbild

Den Raum bildet die Magnat Signature 707 großzügig ab. Die Musiker auf der Bühne haben „viel Luft“ um ihren Arbeitsplatz, was Gelassenheit und Souveränität vermittelt, und sind gleichzeitig exakt zu orten. Als Referenz dient mir hier immer wieder das im Oktober 2017 in der Londoner Royal Albert Hall qualitativ herausragend eingefangene Konzert All one tonight der britischen Progrocker Marillion. Die zu Recht für ihre ausgezeichnete Akustik weltberühmte Halle wird glaubwürdig ins heimische Wohnzimmer transportiert.

Der Supertweeter tut hier offenbar ein Übriges und überträgt auch subtile Rauminformationen, die mir über meine altehrwürdige Quantum 905 verborgen bleiben. Die Folge: Über sie scheint die räumliche Darstellung ein wenig kompakter, vor allem in der Tiefenstaffelung. Hier leuchtet die moderne „Enkelin“ Magnat Signature 707 den Raum besser aus. „Auf den Schoß setzen“ beide Magnats das musikalische Geschehen übrigens nicht, doch sie ziehen eine involvierende Wiedergabe vor – sprich: Die Musik traut sich auch vor die Boxen-Grundlinie. Das macht ja auch ihren Charme aus.

Hochton – doppelt hält besser?

Ich will gerne gestehen, dass ich dem Doppelhochtonmodul mit seinem Supertweeter anfangs etwas skeptisch gegenüberstand. Ich bin nämlich so überhaupt kein Fan von glitzernd-brillierenden Höhenzügen, die bei ambitionierter Lautstärke auch schon mal in den Gehörgang beißen können.

Detail Hochtöner der Magnat Signature 707

Die Sorge ist indes unbegründet: Die Magnat-Entwickler haben die beiden „fmax“ getauften Hochtöner so gekonnt aufeinander abgestimmt, dass etwa Blechbläser gülden strahlen dürfen und kein Detail verborgen bleibt – doch Gold strahlt immer noch wärmer als Silber, wenn Sie verstehen, was ich meine …

Ansonsten „beschränkt“ sich das Einsatzgebiet des Superhochtöners eher auf eine subtile Erweiterung des hörbaren Frequenzbandes, was sich vor allem auf eine von mir als vollständiger empfundene Übermittlung von Rauminformationen darstellt. Nur wer es mit dem Pegel wirklich übertreibt und dabei stark komprimierte Musik hört, wird eine Überbetonung von Sibilanten wahrnehmen. Ich behaupte aber, dass dies im „Normalbetrieb“ so gut wie nicht vorkommt.

Billboard
Dali Epikore 11

Test: Magnat Signature 707 | Standlautsprecher

  1. 1 Doppeltes Doppel
  2. 2 Magnat Signature 707: Klangeindruck

Das könnte Sie interessieren: