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Klang Magnat RV-3 (Teil II)

Inhaltsverzeichnis

  1. 3 Klang Magnat RV-3 (Teil II)

Magnat RV-3

Das trifft auch auf die wunderbar unverfärbt-neutrale Mittenlage zu, die das Kunststück schafft, das Attribut „neutral“ nicht linear-langweilig zu interpretieren, sondern eher samtig-natürlich, in jedem Fall aber körperhaft, plastisch und „echt“. So klingen sowohl die akustische Gitarre und das Piano in „Rennen + Jupiter JonesStolpern (Akustik)“ von Jupiter Jones (Album: Das Gegenteil von allem) eben genauso, wie akustische Instrumente klingen sollten. Das Piano ergreifend-groß, den Hörraum „flutend“, einzelne Tastenanschläge zart nachschwingend, ohne jeden aufgesetzten Effekt. Stimmen ertönen – natürlich je nach Güte der Produktion mehr oder weniger – scharf umrissen vor den Instrumentalisten und mit allen Schwebungen und Gemütslagen greifbar vor dem Auditorium. Unter anderem deshalb fühlte ich mich im Hörtest stets in das Geschehen eingebunden, hörte nicht nur zu, sondern erlebte mit. Wieder bewegte mich die Frage, ob ein bemerkenswert teurerer Verstärker in gleichem Maße mehr Emotionen in mir auslöst, wie er mehr kostet.

Magnat RV-3

Mein Symphonic Line RG9 MK4 stellte sich der Herausforderung. Und: Verlor erneut. Ernüchternd, aber wahr. Im direkten Vergleich fehlte es ihm etwas – kein Klassenunterschied, aber eben doch registrierbar – an Seele, die der Magnat RV-3 mit seiner gekonnten Mixtur aus satten Klangfarben, musikalischem Fluss und dynamischer Souveränität in jeder Situation zielsicher berührt. In dieser Deutlichkeit hatte ich das nicht erwartet.

Magnat RV-3

Die Übergänge zwischen den Frequenzlagen, in denen die Instrumente agieren, geraten bruchlos, was der gesamten Darbietung des Magnat einen verführerisch-fließenden, swingenden und groovenden Charakter verleiht. Unter uns: Wer diesem Verstärker bei der Wiedergabe rhythmusorientierter Musik jedweder Couleur zuhört und dabei nicht mindestens mit dem Finger schnipsen oder den Beinen mitwippen muss, kann nicht aus Fleisch und Blut sein. Echt jetzt! Dabei finde ich sehr bemerkenswert, dass der Hybrid seine emotionale Spielfreude auch dann nicht einbüßt, wenn es mal leiser zugehen muss. Klar: Punch und Attacke beeindrucken mehr, wenn man sich vom Pegel die Haare föhnen lässt. Manchmal – nicht jeder hat so überaus tolerante Nachbarn wie ich – geht das aber nicht. Und da ist es doch beruhigend zu wissen, dass eine HiFi-Komponente ihre „Botschaft“ auch diesseits der Zimmerlautstärke überträgt. Ein Anspruch, dem meiner Hörerfahrung nach nicht allzu viele Geräte gewachsen sind. Weder mein Yamaha A-S 1000, noch mein Symphonic-Line-Amp können das so gut wie der Magnat. Beide werden bei niedrigen Pegeln tonal eigentümlich flach und farblos. Der Ruhrpott-Junge weniger als der Japaner, aber auch er hat im „Flüstermodus“ hörbar weniger Lust auf Arbeit.

Sie werden es sich vermutlich bereits denken können, dass ich „Mr. Kühlrippe“ auch am oberen Frequenzende keinerlei Fehlverhalten attestiere. Im Gegenteil: Die Höhenlagen werden so crisp wie brillant, so detailliert wie umfassend, aber ohne einen Anflug von glasig-kristalliner Härte dargeboten. Das ist eine Gratwanderung, die ich besonders gern mit Pop-Aufnahmen der Michael JacksonAchzigerjahre auslote. Etwa mit Michael Jacksons Millionenseller Bad von 1987. Gegen Ende des „Vokuhila“-Jahrzehnts kamen Komprimierungsverfahren, die Dynamik einstampften, um die Gesamtlautstärke eines Werkes anzuheben, gerade so richtig in Mode. Als Folge klangen solche Produktionen zwar aggressiv-knallig, waren damit unbedingt diskothekentauglich, zischten und bratzelten obenheraus aber gar fürchterlich. Auf einem modernen HiFi-System, das sich der strengen Audiophilie verschrieben hat, sind solche Abmischungen fast unhörbar. Über den Magnat nicht. Zwar weist auch er, das soll er ja auch, auf die akustischen Unzulänglichkeiten der Scheibe hin, stellt sie aber nicht überdeutlich in den Vordergrund. Trotz aller Mastering-Schwächen, die eben dem Zeitgeist geschuldet sind, macht die Platte Laune, knallt, swirlt, groovt und zischt. Ich finde das klasse.

Phonoeingänge beim Magnat

Womit wir bei „Scheibe“, „Platte“ und eben auch dem integrierten Phono-Vorverstärker des Rheinländers angelangt wären, der sich so gar nicht als bloßes „Me too“-Objekt, sondern vielmehr als ernst zu nehmendes Feature entpuppt. Spielt man nämlich „Bad“ von Vinyl zu, wobei ich einen MM-Tonabnehmer (Shelter 201) am Rega-Arm meines Transrotor Insigne montiert habe, tut dies dem Hörspaß keinen Abbruch. Den gegenüber der CD-Version leicht angefettet-vorwitzigen Bass schiebe ich dem japanischen Pickup in die Schuhe, die gefühlt wärmere und in den Höhen etwas zurückgenommene tonale Grundstimmung des Vinyls ist vielleicht meiner Einbildung geschuldet, die kompaktere Raumabbildung Tatsache. Unangenehm ist das alles keineswegs. Und klingt übrigens über meinen externen „Black Cube Statement“ von Lehmann Audio bis auf Nuancen genauso. Was wiederum für die Qualität des Magnat-Pres spricht. Ein MC-Abnehmer stand mir während des Testzeitraumes leider nicht zur Verfügung, weshalb ich den MC-Eingang nicht ausprobiert habe. Ich wage aber mal die vermutlich nicht ganz aus der Luft gegriffene Prognose, dass auch dieser nicht enttäuschen wird.

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Test: Magnat RV-3 | Vollverstärker

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