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Sehr gut gefällt mir in dem Zusammenhang auch, wie selbstverständlich sich das musikalische Geschehen von der neuen Quantum 755 löst und raumfüllend um meinen Hörplatz herum arrangiert. An eine ähnlich selbstverständlich-freie wie „einhüllende“ Performance erinnere ich mich bei der „Jade 5“ von Wharfedale oder der „nuLine 284“ von Nubert, die beide preislich über der neuen Magnat liegen – die Differenzen zwischen ihr und den beiden Wettbewerbern betragen in dieser Disziplin wahrlich keine Welten.
Besonders beeindruckend an der Quantum 755 finde ich die Staffelung in die Tiefe der virtuellen Bühne. Die Bühnenbreite würde ich als realistisch, zumindest nicht übertrieben groß, beschreiben. Die Ortbarkeit der Musiker „auf den Brettern“ oder im Studio und vor allem ihre Relationen zueinander gelingt der Rheinländerin überzeugend. Mit einer Dosis Atemluft und Bewegungsfreiheit um die einzelnen Musiker herum, die der gesamten Vorstellung eine souveräne und lässige Atmosphäre verleiht. Dabei zerfaserte nichts, alles wirkt wie aus einem Guss. Eine Darbietung, die auch Lautsprechern mit „höher hängendem“ Preisschild gut zu Gesicht stünde. Respekt.
Schön auch, dass die Klangwaage nicht am oberen Frequenzende ins Glasige kippt und bissig wird. Das kann dann passieren, wenn sich ein Lautsprecher im Bass etwas zurückhält und auch das Mittenband eher neutral-schlanker wiedergibt. Dieses Phänomen ist mir in den zurückliegenden Jahren als HiFi-Tester durchaus mehrfach negativ aufgefallen.
Allerdings geht die Rechnung hier auf, weil eine sehr feine Abstimmung gelungen ist: An Informationen und Details fehlt es bei der Magnat am obersten Treppenabsatz keineswegs. Ein mit „Schmackes“ angeblasenes Sopransaxofon kann in den Ohren schmerzen, aber: Das sollte es auch. Bei einer sehr dicht mikrofonierten Gesangsstimme zischen mitunter die Sibilanten. Das ist nun einmal so. Da sollte – im highfidelen Sinne – nicht künstlich abgesoftet und damit beschönigt werden. Insofern liefert die Magnat die Realität ab, und das erwartet man ja von einem sauber konstruierten Lautsprecher. Der Hochtonbereich bleibt dabei aber seidig-gutmütig, sodass zum Beispiel hochkomprimierte Popmusik zwar sehr wohl als solche „entlarvt“ wird, aber nicht als unhörbar verschmäht im Regal bleiben muss. Eine solche Gratwanderung muss ein Schallwandler, zumal in dieser Preisklasse, erst einmal beherrschen.
Nicht unerwähnt lassen möchte ich, dass die Magnat Quantum 755 sehr verstärkerfreundlich ist. Ich habe sie an verschiedenen Amps unterschiedlicher Preisklassen (Yamaha A-S 1000, Symphonic Line RG 9 MK 4) hören können und der im Laufe des Tests gewonnene Gesamteindruck blieb stets nachvollziehbar. Auch ein waschechter „Röhrich“ (Twinsound CST-80T, der in Deutschland nicht mehr vertrieben wird und vor etwa 5-6 Jahren circa 1.500 Euro kostete) gab sich die Ehre und harmonierte trotz sehr überschaubarer Leistungswerte ganz wunderbar mit der Magnat. Eine Anekdote am Rande: Ein von mir selbst vor einiger Zeit mit neuen Elkos, Potis und Kaltgerätebuchse revidierter 80er-Jahre-Klassiker (Akai AM-35, im Online-Auktionshaus gibt es den Vollverstärker hin und wieder für ganz kleines Geld) erwies sich – vollkommen unerwartet – als Traumpartner in Sachen Dynamik, Druck und Spielfluss.
Test: Magnat Quantum 755 | Standlautsprecher