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Sie hilft wohl auch dabei, der Quantum 755 „Pop-Mätzchen“, also die leichte Betonung der unteren Mitten, die bei ihrer Vorgängerin Quantum 705, welche mir aus meinem Bekanntenkreis bestens bekannt ist, auszutreiben. Die 755 wirkt insofern neutraler, fast so, als wolle sie den Status der alten 905 einnehmen, die den Spagat, gleichzeitig audiophil und emotional mitreißend aufzuspielen, für ihre Klasse wegweisend in mein Gedächtnis brannte.
Insbesondere bei elektrolastiger Musik, mit der ich meinen Hörtest einleite, tritt der klangliche Unterschied zwischen den 7er-Generationen ohrenfällig zutage. Das wellenförmig wabernde und sich auftürmende Thema in TV on the Radios „Staring at the Sun“ (Album: Desperate Youth, Bloodthirsty Babes) sorgt in der Regel schon knapp über Zimmerlautstärke für kribbelnde Fußsohlen und ein lustvolles Vibrieren in der Magengegend, der elektronisch generierte Basslauf enthält eine Menge Informationen. Von meiner Quantum 905, aber auch beispielsweise von Phonars Veritas P4, die ich vor einigen Monaten zu Gast hatte und deren Gehäusevolumen etwas geringer ausfällt als das der Quantum 755, bin ich „Staring at the Sun“ tieftonmäßig etwas nachdrücklicher, kräftiger, auch „schwärzer“ (nicht einfach nur „dicker“, was mir nicht gefallen würde) gewohnt.
Der Durchsichtigkeit der Wiedergabe über das gesamte Frequenzspektrum betrachtet, kommt diese Abstimmung der Quantum 755 freilich entgegen. Zumal man nun nicht meinen sollte, die Magnat könne keinen Bass. Ihre leichte Zurückhaltung in dieser Disziplin dient, so scheint mir, einem anderen Zweck: Sie hinterlässt nämlich im Vergleich zu den genannten Wandlern den frischsten und zackigsten Eindruck und wirkt musikalisch ungemein beweglich. Das Mittenband profitiert durch einen Zugewinn an Klarheit und Struktur. Wo ihre Vorgängerin, die Quantum 705, exemplarisch bei „What a Difference a Day made“ von Jamie Cullum (Album: Twentysomething), bei Gesang und Piano leicht warme und füllige Tendenzen im Mittenband pflegte – was man nicht unsympathisch finden muss –, gibt sich die 755 klarer, etwas nüchterner und wohl einfach mehr der Originalvorlage verpflichtet. Mancher Hörer wird sich einen farbkräftigeren Anstrich wünschen, andere schätzen gerade diese Transparenz in den mittleren Lagen. Geschmackssache.
Wenn Entwickler gewisse tonale Nuancen plötzlich zu sehr in den Fokus rücken, kann das natürlich durchaus nach hinten losgehen. Die Klangfarbe, die charakterliche Ausrichtung, für die man einen bestimmten Hersteller oder ein bestimmtes Modell so sehr schätzte, kann dann auf einmal ganz anders ausfallen. Ich kann hier Entwarnung geben! Die Magnat-Entwickler haben den leichten Drift hin zu mehr Neutralität auf eine Weise gemeistert, die nicht auf Kosten des Hörspaßes geht. Denn der modelltypisch attackige Punch – jener schwer erklärbare Effekt im Oberbass, der direkt ins Lustzentrum zielt und ein zufriedenes Grinsen ins Gesicht des Zuhörers zaubert – ist der neuen Serie nicht nur geblieben, er wird durch die zuvor beschriebene leichte Entschlackung eher noch deutlicher herausmodelliert.
Wenn Sie sich mal auf Jonny Langs Bluesrock-Knaller „Still Rainin’“ (Album: Wander this World) einlassen wollen, wissen Sie, was ich meine. So unbändig direkt, wie die Snaredrum in den Hörraum knallt, so zum Greifen nah und reliefartig strukturiert, wie der zum Zeitpunkt der Aufnahme gerade mal 16-jährige Lang seine Gitarre bearbeitet, geht das direkt ins Blut. Und hält einen nicht im Sessel. Das rockt einfach auf den Punkt. Grob- wie feindynamisch lässt die rheinische Box jedenfalls nichts anbrennen. Schnell aufeinander folgende Laut-leise-Passagen hämmert sie ungerührt ins Auditorium, auch partytaugliche Pegel bringen sie nicht aus der Ruhe. Angestrengt oder gepresst klingt’s zu keiner Zeit.
Test: Magnat Quantum 755 | Standlautsprecher