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März 2013 / Tobias Zoporowski
Mit dem Erscheinen der „Quantum“-Serie sollte sich meine Meinung gegenüber Lautsprechern aus dem Hause Magnat (www.magnat.de) radikal verändern. Ein paar Vorurteile hatte ich bis dato nämlich schon.
Sorry, liebe Pulheimer: Daran war die „Power Bull“-Basskiste schuld, die ich anno 1992 im Kofferraum meines ersten Autos (mitsamt protzigem Aufkleber auf der Heckscheibe, versteht sich …) spazieren fuhr. Obwohl – oder gerade weil – die ordentlich „rummste“, habe ich Euch danach als HiFi-Hersteller nicht mehr 100%ig ernst genommen. Jugendsünden. Und dann – es war 2005, und ich war frischgebackener Redakteur bei „STEREO“ – stand da die „Quantum 905“ vor mir. Massiv verarbeitet, eine durchaus wuchtige Erscheinung und mit seinerzeit 2.000 Euro Paarpreis eine ziemlich Ansage. Und zwar vor allem klanglich: Sie spielte mit so viel audiophilem Feinsinn und emotionaler Hingabe, wie ich es nicht erwartet hatte. Die Redaktion war angetan, ich selbst begeistert. So sehr, dass ich sie später kaufte. Und ihr bis heute treu geblieben bin.
Da freue ich mich natürlich, mit der aktuellen Magnat „Quantum 755“ sozusagen ihre Enkelin in meinem Arbeitszimmer begrüßen zu dürfen. Was, korrekt betrachtet, ein wenig hinkt, denn eine direkte „Blutlinie“ besteht nicht. Die Serie „Quantum 700“ war stets unterhalb der „Quantum 900“ – die es inzwischen nicht mehr gibt, das neue Flaggschiff der Range heißt nun „Quantum 1000“ – angesiedelt, profitierte aber natürlich von den Technologien der Oberklasse. Etwa von der feinsinnig-geschmeidigen Performance des „fmax“ getauften Hochtöners oder den auch unter hoher Belastung verzerrungsarm aufspielenden Tiefmittelton-Chassis mit Membranen aus weiß leuchtendem Keramik-Aluminium-Verbundwerkstoff.
In ihrem Klangcharakter unterschieden sich die beiden Serien durchaus. Gab die 900er den audiophilen Allrounder, würzte die 700er ihre Darbietung mit einem Quäntchen mehr Pep in den unteren Mitten und im Oberbass, was vor allem Hörern von Rock- und Popmusik gefiel. Optisch gab sich die Quantum 705 schlichter als ihre größere Schwester, verzichtete sie doch vor allem auf die vorgesetzte und farblich kontrastierende Schallwand.
Nun, eben jene vorgesetzte Schallwand – je nach Ausführung in Kontrastfarbe zum echtholzfurnierten Korpus der Box lackiert – ist beim aktuellen Testkandidaten, der Quantum 755, wieder da. Und: Sie ist präsenter denn je. Magnat gibt ihre Materialstärke mit 45 Millimetern an.
Natürlich hat das nicht nur optische Gründe, die Konstruktion soll das ohnehin sehr steife Gehäuse der Box zusätzlich stabilisieren und verhindern, dass die Frontplatte resoniert. Dieselbe Doppelfunktion schreibt Martin Gross, Projektmanager Home HiFi bei Magnat, den auffallend dekorativen Aluringen zu, die um – eigentlich vor – den einzelnen Chassis sitzen. Sie sehen gerade dann, wenn die Frontplatte wie beim Testmuster hochglanzschwarz lackiert ist, in erster Linie hübsch aus, sollen aber auch die Resonanzarmut der Verschraubung im Kabinett unterstützen.
Ohnehin setzen die Pulheimer auf konsequente technische Evolution ihres erfolgreichen Konzepts. So sind alle verwendeten Treiber Neuentwicklungen. Etwa der Hochtöner, der weiterhin die eingeführte Bezeichnung „fmax“ trägt, sich aber mit einem vergrößerten Frequenzumfang, vor allem nach unten (Einsatz ab 2.800 Hz), sowie verbessertem Wirkungsgrad und noch geringeren Verzerrungswerten von seinem Vorgänger unterscheiden soll. Die ebenfalls neuen Tiefmittelton-Chassis fallen dem Kenner der Serie in erster Linie durch ihre nunmehr inverse Staubschutzkalotte auf, die noch effizienter als bisher Membranresonanzen entgegen wirken soll.
Vorne die inverse Staubschutzkalotte der Magnat Quantum 755, beim älteren Modell 905 (hinten) sah das noch anders aus
Ebenfalls – und das ist mit bloßem Auge kaum zu erkennen – hat sich die gesamte Geometrie der Membran gegenüber früher verwendeten Chassis geändert. Den eigentlichen Werkstoff, ein Keramik-Aluminium-Compound, hat man indes beibehalten. All das ist Feinarbeit im Dienst der Akustik, für die man in Pulheim auf moderne, lasergestützte Entwicklungstools wie das teure „Klippel-Analyzer“-System setzt. Mit dessen Hilfe lassen sich unerwünschte Materialbewegungen und mögliche Verzerrungen bereits im frühen Entwicklungsstadium entdecken und eliminieren. Die Abstimmung „mit den Ohren“, die im Hause Magnat auch für Lautsprecher der bezahlbaren Klasse selbstverständlich ist und die – wie ich bei einem Besuch vor einigen Jahren erleben durfte – akribisch und dennoch mit viel Spaß an der Musik durchgeführt wird, ersetzt die teure Technik nicht. Aber sie hilft …
Test: Magnat Quantum 755 | Standlautsprecher