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Inhaltsverzeichnis

  1. 1 All you can hear
  2. 2 Magnat MC 400: Hörtest und Vergleiche

Gefühlt hat sich die Anzahl hochwertiger All-in-one-Komponenten in den letzten Jahren verzigfacht, oder? Wer – wie ich – in den frühen Achtzigern mit dem HiFi-Virus infiziert und sozialisiert wurde, erinnert sich noch des Credos, dass man doch bitteschön für jede gewünschte Quelle beziehungsweise Audioaufgabe ein separates Gerät kaufen möge. „Sonst ist das nix! Und überhaupt, wenn an so einem Komplettdings mal was dran ist. Repariert keiner!“ Kennen Sie? Kennen Sie!

Magnats All-in-one-Lösung MC 400

Magnats All-in-one-Lösung MC 400 lässt so gut wie keine Formatfrage offen

Nun haben sich in den letzten Jahrzehnten die Anforderungen der Kundschaft stark verändert. Nicht zu vergessen: die Wohnumgebung. Ausladende Geräteparks, die sofort die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, möchte nicht jeder installieren. Da landet man mit so einem Tausendsassa wie dem Magnat MC 400 (Preis: 1.499 Euro; Web: https://www.magnat.de/) schon eher einen charmanten Treffer: „Guck mal, Schatz: unsere neue Stereoanlage! Wo? Na, hier! Alles da drin? Ja!“

Magnat wollte mit dem MC 400 offenbar keine Format- oder Quellfragen mehr offenlassen. Deshalb kann ich es mir eigentlich ziemlich einfach machen: Das Ding spielt alles. Fertig. Kommen wir zum Fazit … jaja, ich weiß, so billig komme ich nicht davon.

Ausstattung

Im nur knapp elfeinhalb Zentimeter hohen und untadelig verarbeiteten Aluminiumgehäuse verbirgt der Receiver neben einem Slot-in-CD-Laufwerk ein Empfangsteil (UKW und DAB+), einen Phonovorverstärker für MM-Tonabnehmer, einen Netzwerkplayer – der via LAN oder WLAN aufs Heimnetz zugreift – und jeweils vier Schnittstellen für analoge und digitale Quellgeräte inklusive HDMI und Bluetooth der 5. Generation (aptX HD-fähig). Für Nutzer, die den Magnat MC 400 in Verbindung mit ihrem Fernsehgerät einsetzen möchten, sei erwähnt, dass es sich um eine „HDMI-ARC“-Schnittstelle handelt, sie verfügt also über einen Audio-Rückkanal. Der spart zum einen separate Kabel und vermeidet zum zweiten lästige Latenz zwischen Bild und Ton.

Der Magnat MC 400 besitzt eine HDMI-ARC-Schnittstelle

Der Magnat MC 400 besitzt eine HDMI-ARC-Schnittstelle

Als Streamingdienste sind „Spotify Connect“ und „Tidal Connect“ in der für Android- und iOS-Geräte gratis downloadbaren „Magnat App“ vorinstalliert. Weitere lassen sich hinzufügen. Die App ist übrigens, anders als zunächst von mir erwartet, nicht in der Lage, Gerätefunktionen zu steuern. Sie verwaltet lediglich die Inhalte beziehungsweise greift auf diese zu – und ist sehr übersichtlich aufgebaut.

Wie übrigens der Receiver selbst auch. Wer die mit erstaunlich wenigen Bedienelementen bestückte und sehr aufgeräumt designte Frontplatte des MC 400 betrachtet, dürfte auf den ersten Blick nicht ahnen, was für ein „Medienhafen“ da vor ihm steht. Dominiert wird das Gesicht des Receivers von zwei Hauptelementen: dem mittig platzierten, rasterlosen Lautstärkeregler und dem 2,5-Zoll-TFT-Display, das jedwede Befindlichkeit des Gerätes scharf und selbstverständlich farbig darstellen kann. Schön: Auch Coverbilder und Senderlogos werden in einer Größe angezeigt, die sich vom Hörplatz aus noch gut ablesen lässt. Wem die Strahlkraft des Displays zu intensiv ist, kann es abdimmen. Ein Dreh-Drück-Regler rechts des Bildschirms navigiert durch die Menüebenen des Receivers, was aber auch mittels Infrarotgeber funktioniert.

Die Rückseite des Magnat MC 400 zeigt eine reichhaltige Schnittstellenauswahl

Die Rückseite des Magnat MC 400 zeigt eine reichhaltige Schnittstellenauswahl

Apropos „funktioniert“: Die Zeiten, in denen netzwerkfähige HiFi-Geräte mindestens grundsätzliches IT-Verständnis erforderten – besser noch ein Informatik-Vordiplom –, sind definitiv vorbei. Anno 2023 sind derlei Komponenten in wenigen Augenblicken startklar und der Magnat MC 400 bildet da keine Ausnahme. Die Nutzerführung über den Setup-Assistenten ist intuitiv, die WLAN-Verbindung zu meinem Heimnetzwerk war in nicht einmal fünf Minuten hergestellt. Komfort auf der Höhe der Zeit.

Unter der Haube

Öffnet man die „Haube“ des Magnat MC 400, fällt als erstes das großzügig dimensionierte Netzteil ins Auge. Die Rheinländer geben für das Verstärkerteil eine Sinusleistung von 60 Watt je Kanal an 4 Ohm an, die Impulsleistung soll bei 100 Watt je Kanal liegen. Wandlerseitig vertraut Magnat den Rechenkünsten von Cirrus Logic und verbaut einen DAC-Chip mit einer Auflösung von bis zu 192 Kilohertz bei einer Wortbreite von 24 Bit.

Blick ins Innere des Magnat MC 400

Haube ab: Blick ins Innere des Magnat MC 400

Die Rückseite offenbart – neben den bereits beschriebenen zahlreichen In- und Outputs – eine Kaltgerätebuchse zur Einspeisung der Netzspannung. Wer mag, findet dort klangliches Tuningpotenzial. Und wunderbaren Nährboden für abendfüllende Kabelklangdebatten …

Ein bisschen gespart haben die Rheinländer bei den Lautsprecherterminals. Völlig okay, dass „nur“ ein Paar Lautsprecher angeschlossen werden kann. In der Praxis wird das ohnehin kaum jemand anders machen. Die Wertigkeit der Schraubklemmen würde ich allerdings eher in die Kategorie „einfach, aber robust“ einsortieren. Bei einer Komponente der 1500-Euro-Klasse hätte man vielleicht in ein Regal höher greifen können, aber „jammern auf hohem Niveau“ können HiFi-Redakteure ja besonders gut.

Magnat MC 400: Hörtest und Vergleiche

Wollte man jeder Audioquelle, die der Magnat MC 400 in sein großes Wiedergabeherz eingeschlossen hat, umfassend auf den Zahn fühlen, würde allein der Hörtest den Umfang dessen sprengen, was mir an dieser Stelle textlich zur Verfügung steht. Von daher ist es hilfreich, sich auf die prägnantesten Eigenschaften und deren Unterschiede, so es diese gibt, zu fokussieren. Beim Magnat MC 400 möchte ich meine klangliche Betrachtung dreiteilen: 1. Wie klingt er als Netzwerkplayer/Streamer, also im weitesten Sinne „digital“? 2. Hiervon abgrenzen möchte ich die CD-Sektion – warum, lesen Sie im weiteren Verlauf. 3. Der analoge Part, hier natürlich prominent vertreten durch den integrierten Phono-MM-Vorverstärker.

Der Magnat MC 400 besitzt ein Slot-in-CD-Laufwerk

Der Magnat MC 400 besitzt ein Slot-in-CD-Laufwerk

Tonaler Eindruck

Tremonti Marching in TimeGestartet habe ich den Hörparcours mit Tremontis „If not for you“ (Album: Marching in Time), einem vorwärtstreibenden Powerrock-Track mit hammerharten Gitarrenriffs, knorrigem E-Bass und pumpenden Kicks auf der Doublebass. Mit amtlichem Pegel hört man diese Energie nicht nur, man spürt sie auch. Sie geht über die Fußsohlen direkt in die Blutbahn. So kenne und liebe ich das, wenn mein circa doppelt so teurer Röhrenhybrid-Vollverstärker Magnat RV-3 die Impulse in den Hörraum drückt.

Setze ich den als „emotionale Referenz“, tönte der im letzten Jahr getestete, ähnlich wie der Magnat bestückte, aber günstigere Receiver Block CVR-100 MKIII (1.299 Euro) erwartungsgemäß mit weniger Tiefgang und Durchschlagskraft, aber durchaus nachdrücklich und trocken-knackig. Magnats MC 400 wandelt da auf ganz ähnlichen Pfaden. In den ersten Minuten könnte man beide Receiverkollegen, was den Tiefgang anbetrifft, für enge Geschwister, wenn nicht gar Zwillinge halten. Aber nur kurz. Auch der Magnat lotet nach unten nicht die letzte Oktave aus, gibt sich aber gegenüber dem Block ein wenig „erdiger“ und „knurriger“, E-Bassläufe zeigen ein etwas präziser ausgeformtes Profil. Dazwischen liegen keine Welten, vernehmbar ist der Unterschied aber schon. Ich würden den Bassbereich des Magnat MC 400 als ein wenig „markanter“ beschreiben. Grollende Bassgewitter treten allerdings beide nicht los. Wer Wände wackeln lassen möchte, muss woanders suchen.

Blick auf die Verstärkerplatine und das Netzteil des Magnat MC 400

Wer das mitunter schmeichelhaft-charmant timbrierte Mittenband anderer Magnat-Komponenten im Ohr hat, muss bei diesem Receiver umdenken. Gesangsstimmen bildet er sehr klar und plastisch ab. Nina Simones eindringlich voluminöses Organ in „Sinnerman“ baut sich griffig und bar jeder schönfärberischen Wärme vor dem Hörplatz auf. Das klingt neutral, im besten Sinn „echt“, ohne kühl zu wirken. Auch akustische Instrumente haben nie die Tendenz, „bauchig“ zu werden. Präsenz und Plastizität gehen hier ganz klar vor „sonorer Charmeoffensive“ – die man natürlich auch mögen kann.

Ein respektabel teurerer Cambridge EVO 75 (circa 2.200 Euro) leistet sich beispielsweise mehr Schmeichelei und mag damit beim ersten Höreindruck angenehmer und runder klingen. Der Magnat MC 400 bleibt, wie schon der Block CVR 100 MKIII vor ihm, tatsächlich korrekter, bietet aber noch etwas mehr Plastizität, was vielleicht auch den leichten Preisunterschied rechtfertigen mag.

Vorne, unter dem CD-Laufwerk des MC 400, sitzen der Kopfhörerausgang, Aux-In (Klinke) und der USB-Eingang (für Speichermedien)

Praktisch: Vorne, unter dem CD-Laufwerk des MC 400, sitzen der Kopfhörerausgang, Line-In (Klinke) und der USB-Eingang (für Speichermedien)

In den Höhenlagen sind sich die beiden erstaunlich einig: „Nur niemandem auf die Nerven gehen“, scheint auch das Motto der Magnat-Entwickler gewesen zu sein, als sie daran gingen, das obere Frequenzende eher gutmütig abzustimmen. Nein, bitte kein wattig-dumpfes Gemumpfel erwarten! Das können erfahrene Soundengineers heute viel besser. Der Magnat MC 400 zeigt ein durchaus klares Höhenspektrum, das sogar eine Menge Informationen räumlicher Art transportiert, gibt sich aber eher dezent als offensiv, was auch dafür sorgt, dass Härten oder zischeligen Sibilanten bei Pop- und Rockproduktionen verträglicher gestaltet werden. Hier tänzelt der Magnat MC 400 gekonnt auf dem schmalen Grat zwischen seiner „hifidelen Informationspflicht“ und höflicher Zurückhaltung zugunsten einer angenehmen Langhörtauglichkeit. Ein wenig mehr geht in dieser Hinsicht natürlich schon, wenn man etwa dem Wettbewerber von Cambridge Audio lauscht. „Nachschwinger“ einer angeschlagenen Klavier- oder Gitarrensaite bringt der Brite noch deutlicher zu Gehör. Je nach individuellem Musikgeschmack muss man sich aber die Frage stellen, ob man das fürs Hörerlebnis nun wirklich braucht.

Auflösung

Marillion An Hour before it´s darkInsgesamt geht das Auflösungsvermögen des Magnat MC 400 für ein Gerät dieser Klasse vollkommen in Ordnung. Eine akustische Lupe, die jedes Fitzelchen „heranzoomt“ und von allen Seiten betrachtet, steht nicht zu erwarten. Gleichwohl begibt sich der Magnat wissbegierig suchend unter die Oberfläche musikalischer Strukturen wie etwa beim mehrteiligen „Be hard on yourself“ auf Marillions aktuellem Longplayer An Hour before it’s dark. Sein klar-neutraler Duktus sorgt dafür, dass musikalische Einzelereignisse gut lokalisiert und verfolgt werden können, ohne dass es in akustisches Stückwerk ausartet. Sicher gibt es Komponenten, die noch detailverliebter vorgehen und in feine Verästelungen mit der helleren Lampe hineinleuchten. Meines Erachtens geht es darum bei solchen Komponenten wie dem Magnat MC 400 aber nicht. Sie sind in erster Linie für die qualitativ hochwertige Wiedergabe von „Gebrauchsmusik“ konzipiert. Hörer mit explizit audiophilem Anspruch werden hier nicht angesprochen.

Pegelsteller des Magnat MC 400

Bühneneindruck

Traten in der Vergangenheit getestete Geräte aus dem Hause Magnat mit – räumlich betrachtet – tendenziell einnehmendem Charakter in Erscheinung, gibt sich der MC 400 in dieser Hinsicht deutlich zurückhaltender. Er ist kein Geselle, der dem Auditorium die Musik praktisch auf den Schoß setzt, nach dem Motto: „Mitkommen, mitmachen, lustig sein“ – nein, er wahrt eine Respektdistanz, die man als „an der gedachten Bühnenvorderkante beziehungsweise Stereobasis endend“ beschreiben könnte. Für ihn spricht seine stets an der jeweiligen Vorlage orientierte Einordnung von Breite, Größe und Tiefe der räumlichen Dimensionen, da gibt er sich ziemlich flexibel. Nichts wirkt klein oder beengt – ausnehmend luftig oder gar raumgreifend aber eben auch nicht.

Dynamik

Blind Guardian Somewhere far beyondEtwas dezenter lässt es der Magnat MC 400 bei der Dynamik angehen. Brachiale Pegelsprünge mit durchschlagender Attacke und gnadenlosem Punch stehen nicht auf seiner Speisekarte, obschon er die Wucht eines orchestralen Metalstücks wie etwa der Klassiker „Ashes to ashes“ von Blind Guardian (Album: Somewhere far beyond) zu würdigen und entsprechend zu servieren weiß. Aber eben nicht so, dass es das Publikum mitsamt Hörsessel umwerfen würde. Da gibt er mehr den Gentleman, der höflich ankündigt „da kommt ein Impuls, der könnte lauter werden“. Auch das ist etwas, was man von den Rheinländern eigentlich anders, nämlich unmittelbarer, gewöhnt ist. Allerdings ist das auch eine …

Frage der Quelle

In der Dynamik liegt beim Magnat MC 400 nämlich das wichtigste Unterscheidungsmerkmal der eingangs von mir erwähnten Quellen. Alle bisher beschriebenen Klangeindrücke beziehen sich auf das Netzwerkmodul des Receivers.

Slot-in-CD-Laufwerk des MC 400 mit gelber CD

Vor allem in dynamischer Hinsicht legt der Rheinländer bei der Wiedergabe von CD deutlich zu. Nehme ich hier noch einmal „If not for you“ von Tremonti als Hörbeispiel, diesmal allerdings von der Silberscheibe, gesellt sich zum erdig-knurrigen Bass ein recht deutliches Plus an Attacke und Punch. Die Wiedergabe tritt in der Tat auch räumlich mindestens einen halben Schritt auf das Auditorium zu, tönt „fassbarer“. Dieser Eindruck ist so deutlich wie reproduzierbar und tritt bei jedem Teststück auf, das ich sowohl von der CD als auch zum Vergleich aus dem Netzwerk zuspiele. Wer also einen medialen Alleskönner sucht, mit dem die vielleicht etwas stiefmütterlich gepflegte CD-Sammlung klanglich richtig zur Höchstform aufläuft, sollte sich in jedem Fall mit dem Magnat MC 400 beschäftigen.

Magnat MC 400 - Frontansicht von oben

Nun haben wir hier ja aber auch noch eine Phonostufe an Bord, die – dafür sind die Magnat-Entwickler bekannt –, nicht nur als Alibifeature verstanden werden will. Also flugs meinen Technics SL-1210 GR angedockt und John Butlers „Hello“ (Album: Sunrise over Sea) aufgelegt. Der dicht abgenommene Kontrabass, der das Stück trägt, knarzt staubtrocken und greifbar aus den Lautsprechern. Der Titel „trabt“ locker-leicht vor sich hin und vermittelt damit unbeschwertes Sommergefühl, wie man es gern mit der Weite Neuseelands, der Heimat von John Butler, verbinden möchte. Hey, das ist eine richtig amtliche Performance! „Witch’s Spell“ von AC/DC (Album: Power Up) macht nicht minder Freude und strotzt vor Agilität und Tempo – diesbezüglich setzt sich also auch die Phonostufe vor das Netzwerkmodul.

Display des Magnat MC 400

Ist das echt analog? Ja, ist es! Und verkauft sich gegenüber einem zum Vergleich zwischengeschalteten, externen Phono-Pre (Lehmann Black Cube Statement) überhaupt nicht schlecht. Okay, der Kölner Würfel lässt sich in Sachen Klangfarben, Dynamik und Fluss vom internen Phonomodul des Magnat-Receivers letztlich zu keinem Zeitpunkt die Butter vom Brot nehmen, aber wer die direkte Gegenüberstellung zu einem externen Phonovorverstärker so nicht ziehen kann, dürfte sich über die MM-Schnittstelle des MC 400 wirklich freuen. Die kann was.

Billboard
Teufel

Test: Magnat MC 400 | All-In-One-Lösung

  1. 1 All you can hear
  2. 2 Magnat MC 400: Hörtest und Vergleiche

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