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Dass Pininfarina weiß, wie man schöne Dinge zeichnet und baut, steht außer Frage. Ob Ferrari 612 Scaglietti oder FF, ob Alfa Romeo Giulietta Spider oder 2uettottanta, ob NSU Ro 80 oder BMW 7er Gran Lusso – die Italiener lieferten meiner Meinung nach einige der aufregendsten und schönsten Designs der automobilen Ära. Aber auch im Industriedesign haben sich die Kreativen aus Cambiano einen mehr als klingenden Namen gemacht: Samsung, Packard Bell und Coca Cola gehören zum illustren Kundenkreis, und die klaren und organisch fließenden Formen von Pininfarina sind immer Teil des Ergebnisses.
Nun hat sich auch Magnat der Dienste der Design-Großmeister aus Italien für sein Topmodell versichert, und das Resultat ist in der Tat ein Hammer – wie ich finde. Nehmen wir nur mal die Ohrmuscheln als Beispiel: Sie rufen bei mir Assoziationen an die natürliche Form eines Laubblattes hervor. Richtig herum auf den Kopf gesetzt, fließen sie, fast schon einen Hofmeister-Knick imitierend (doppelt abgewinkelter Übergang von der C- beziehungsweise D-Säule eines BMW-Fahrzeuges zum Wagenkörper), etwas nach vorne.
Das verleiht dem Design Schwung, wirkt dynamisch und kraftvoll. Die Optik alleine macht aber das Design nicht aus, also setzen Pininfarina und Magnat auch auf eine sehr hohe Materialanmutung in Verbindung mit erstklassiger Verarbeitung. Das Softtouch-Material der Ohrmuscheln und des Kopfbügels fühlt sich sehr angenehm und hochwertig an. Der verwendete LZR-Pro-Bezugstoff ist fein, weich und macht den Eindruck, dass er auch nach langer Benutzungsdauer des Kopfhörers nicht schlappmacht. Unter dem Bezug mit den farblich abgesetzten Nähten versteckt sich Memory-Schaum, der zu einer perfekten Anpassung der Polster an die Ohren und den Kopf des Trägers beitragen soll.
Die Kopfhörerweite wird mittels der üblichen Rasterschiene in einem großzügigen Bereich verstellt, und die läuft satt, wenn auch etwas schwergängig. Außerdem könnten die Rasterpunkte etwas besser definiert sein, denn so justiert man des Öfteren mehrmals über den optimalen Punkt hinaus, bis man die richtige Weite erwischt hat. Auf den Ohren sitzt der LZR 980 – zumindest auf meinem Kopf – etwas fest, sodass ich nach längerer Hörzeit gerne mal ein Päuschen einlege. Aber mein Schädel dürfte auch etwas „dicker“ sein als der Durchschnittskopf (hat man mir jedenfalls mal gesagt). Außerdem trage ich eine Brille, und meine Ohren scheinen auch noch einen Tick größer als bei vielen anderen Menschen zu sein – wie bei den meisten Over-Ears, die ich bisher ausprobiert habe, berühren die Spitzen meiner Ohren das Innere der Hörermuscheln.
Die Belüftung des Schallraums erfolgt laut Magnat effektiv mit dem „Air-Tec“-Belüftungssystem (atmungsaktive Materialien und eine Belüftungsöffnung in den Ohrmuscheln), und über schwitzige Ohren konnte ich mich in der Tat nicht beschweren. Natürlich ist der LZR 980 faltbar, und die beigelegte, zwar etwas klobige, aber stabile Transportbox nimmt auch Zubehör wie eines der beiden mitgelieferten Kabel auf. Die mit einem hochwertigen abgewinkelten Stecker versehenen Verbinder sind austauschbar und werden einseitig an den Kopfhörer angedockt. Eines der beiden Kabel besitzt eine Fernbedienung für die Lautstärke inklusive Mikrofon für die Headsetfunktion – zum Beruhigen des audiophilen Gewissens empfiehlt sich natürlich die puristische Variante ohne unnötige Hindernisse für den Signalfluss. Magnat verwendet hochreines OFC-Kupfer, vergoldete Stecker und Knickschutz an den relevanten Stellen. Laut Hersteller sind die Kabel der LZR-Serie „tangle-free“, was bedeutet, dass sie dank speziellen Aufbaus und entsprechender Oberfläche keinen Kabelsalat produzieren können.
Ein kleiner Kritikpunkt, den ich mittlerweile fast allen Kopfhörern attestieren muss, ist die schwierig zu findende Kennzeichnung für rechts und links – klar weiß man nach dem ersten Aufsetzen, dass das Kabel in der linken Ohrmuschel steckt, aber muss man dennoch mit der Lupe nach kleinen Markierungen ohne farbliche Absetzung suchen? Im Halbdunkel erkennt man da nämlich gar nichts mehr, und das muss ja nicht wirklich sein.
Wie eingangs erwähnt, verwendet Magnat nicht nur sehr gute Materialien für das Gehäuse des LZR 980, sondern will auch mit besonderen Technologien beeindrucken. Die mithilfe eines sogenannten Klippel-Laser-Messsystems entwickelten Treiber sind laut Magnat die ersten ihrer Art überhaupt. Diese Laser-Messung soll die Präzision und die Genauigkeit der Messungen gegenüber konventionellen Methoden um ein Vielfaches übertreffen. Der Laserstrahl arbeitet in einem speziell entwickelten Vakuumbehälter und tastet die Membran des Treibers ultrapräzise ab. Damit kann das Chassis tiefgehend analysiert werden, sodass geringste Unstimmigkeiten in Material und Performance sofort ans Tageslicht kommen. Der Laser des Klippel-Systems, so Magnat, erlaubt es, das Antriebssystem des Treibers gerade im Niedrigpegelbereich effektiv zu optimieren. Das soll sich in gesteigerter Dynamik, weniger Klirr und höherer Belastbarkeit niederschlagen. Das Klippel-Messsystem wird vom Hersteller auch unverblümt als das Herzstück der LZR-Technik bezeichnet, mit der man direkt an der Schwachstelle eines Treibers eingreifen und optimieren kann. Natürlich misst man bei Magnat auch akustisch, und dazu kommt ein Kunstkopf-Messsystem mit einem modernen „Ear & Cheek-Simulator“ zum Einsatz, der die Anatomie des menschlichen Ohrs detailgetreu nachbildet. Auch dies führt laut Magnat zu extrem realistischen und praxisnahen Messergebnissen.
Das eigentliche Herzstück eines jeden Kopfhörers ist also immer noch der Treiber an sich. Der hier eingesetzte und von Magnat aus der Lautsprechertechnologie abgeleitete „Laser Tech Driver“ hat einen Durchmesser von 40 Millimetern und besitzt ein Dämpfungselement aus Schaumstoff zentral hinter der Membran. Selbiges soll unerwünschte Reflexionen wirkungsvoll unterdrücken. Im Topmodell sowie im LZR 760 besitzen die Laser Tech Driver eine weitere Besonderheit: Die „Metal Core Technology“ verleiht der filigranen Membran mithilfe einer ringförmigen Beschichtung aus Titan an der richtigen Stelle erhöhte Stabilität, was zu einer weiter verbesserten Verzerrungsfreiheit des Treibers beitragen soll.
Der Magnat in Weiß und mit braunen Ohrpolstern
Zu haben ist der LZR 980 übrigens in Schwarz mit schwarzen Ohrpolstern (Rubber Paint Schwarz) und in Weiß mit braunen Ohrpolstern (Perlmutt weiß). Beide Varianten sehen schick, hochwertig und elegant aus, doch zum wiederholten Male ertappe ich mich dabei, nicht den klassisch schwarzen Kopfhörer haben zu wollen, sondern den weißen – irgendwie sieht das Teil mit seinen braunen Ohrpolstern nämlich echt scharf aus. Aber egal, es kommt am Ende darauf an, was drin ist und was raus kommt, und die Zutaten des LZR 980 versprechen so einiges.
Test: Magnat LZR 980 | Kopfhörer