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Na klar, der Lyravox Karlmann Monolith ist ein Männerlautsprecher – aber einer für „Gentlemänner“, wenn mir diese Verballhornung ausnahmsweise einmal gestattet sei: Pegelseitig ist er clubtauglich und maximaldynamische Attacken schüttelt er lässig aus dem Ärmel, wo andere längst ins Schwimmen kommen. Aber im Gegensatz zu manch anderen „Hochpegel-Lautsprechern“ taugt er auch als Monitor, bietet eine famose Auflösung und Transparenz schon bei normalen Pegeln und kann Freunde von Streichquartetten begeistern – was ihm ja nicht gerade auf der Stirn geschrieben steht. Der Karlmann vereint Tugenden, die selten zusammengehen.
Trotzdem ist er natürlich nicht die Lösung für jeden. Die beiden relevantesten Einwände, die gegen ihn sprechen: Ihr Raum ist nicht groß genug – ich sehe jedenfalls nicht, warum man bei deutlich unter 30 qm gleich die Kavallerie rufen sollte. Und zweitens: Ihre Nachbarn. Eine so potente Maschine will man auch mal ausfahren, in hellhörigen Mietwohnungen gelingt einem das nicht so gut.
Ja, fürs gleiche Geld lassen sich Lautsprecher finden, die tatsächlich noch minimal feiner auflösen – doch dann meist nicht die Power, diesen begnadeten Bass und die dynamische Durchschlagskraft besitzen. Oder man bekommt Letztgenanntes, dafür aber nicht die Feinzeichnung. Der Karlmann Monolith ist ein Ausnahmelautsprecher, gerade weil er beides auf einem sehr hohen Niveau kombiniert. Wenn Sie den Platz und das Geld haben und Musik gerne auch mal physisch erleben: Hören Sie sich diesen kantigen Gesellen unbedingt an.
Steckbrief Lyravox Karlmann Monolith:
- Die Einmessung auf den Raum/den Hörgeschmack ist offiziell zwar eine Option, de facto aber Pflicht, wenn man alles aus dem Lautsprecher herausholen möchte. Drei Presets lassen sich abspeichern – und das sollten Sie ausnutzen. Es ist sinnvoll, eine Standardabstimmung mit weiteren (Home Cinema, alte Aufnahmen, etc.) zu ergänzen. Wegen der Möglichkeit der Einmessung gibt sich der Lautsprecher tonal so, wie man ihn haben möchte. Unser Testmuster spielte neutral auf – und sehr breitbandig.
- Mitten- und Hochtonband sind eine Einheit und zeichnen sich durch sehr hohes Auflösungsvermögen aus, das allenfalls von einigen Spezialisten noch getoppt wird. Die kommen dann aber in anderen Bereichen meist nicht mit. Die Detailzeichnung von Texturen, Klangfarben und leisen Ereignissen (Raumhall, Nebengeräusche …) gelingt dem Karlmann jedenfalls hervorragend, auch in Relation zur Preisklasse.
- Der Bassbereich ist ein Sahnestück – nicht nur wunderbar tiefreichend und durchgezeichnet, sondern dank der üppigen Treiberfläche auch leichtfüßig-schnell und dynamisch unmittelbar. Große Trommeln und Pauken spielen in einer anderen Liga mit diesem Lautsprecher. Doch auch subtile, leise Feinheiten im Tiefton werden ehrlich weitergereicht.
- Feindynamisch sehr gut, grobdynamisch noch um einiges besser – sogar bei sehr hohem Durchschnittspegel hält dieser Lautsprecher immer genügend Reserven für heftige Dynamiksprünge bereit. Auch das ist eine andere Liga im Vergleich zu „normalen“ Lautsprechern. Freilich muss man eine solche Motorisierung auch ausfahren können, Sie sollten dem Karlmann genügend Luft zum Atmen geben.
- Die Bühne beginnt meist auf der Stereobasis und kann richtig groß werden, insbesondere das Breitenpanorama beeindruckt mit den richtigen Aufnahmen. Die Tiefenstaffelung ist ebenfalls gut, aber da ginge schon noch mehr. Großzügig – aber keinesfalls „aufgepumpt“ – gelingt auch die Abbildung der einzelnen Akteure auf der Bühne, zudem völlig frei sowie mit schöner Präsenz. Lokalisationsschärfe und Plastizität sind allerdings eher weicher/offener gestaltet. Die einen werden genau das loben, weil es ihnen realistischer (weniger „hifimäßig-gerastet“) erscheint, die anderen werden sich etwas mehr „Holographie“ wünschen.
- Der Karlmann ist mehr als ein Lautsprecher, eher schon 80 % der Anlage, schließlich gehören Verstärker, DAC, Lautstärkeregelung, digitale wie analoge Eingänge und EQ-Möglichkeiten zur Grundausstattung. Das sollte man mit Blick auf das Preisschild im Hinterkopf haben.
Fakten:
- Modell: Lyravox Karlmann Monolith
- Konzept: aktiver Drei-Wege-Standlautsprecher mit Bassreflexsystem und Dipol-Hochton-Magnetostat
- Preis: 39.900 Euro (Paar)
- Abmessungen & Gewicht: 45 x 115 x 45 cm (BxHxT; Fuß: 48 x 48 cm); 113 kg/Stück
- Leistung: 2 x 1100 Watt
- Ausführungen: Mattweiß (Standard), weitere Optionen gegen Aufpreis
- Eingänge: drei Digitaleingänge (AES/EBU, S/PDIF koaxial, Toslink), zwei Hochpegeleingänge (XLR, Cinch)
- Sonstiges: umfangreiche DSP-Möglichkeiten; Raumakustikkorrektur; drei Klangprofile speicherbar; automatische Ein-/Ausschaltung; Fernbedienung; Bespannungsfarbe nach Wunsch; individuelle Einmessung beim Kunden: 1.200 Euro; Hochtöner-Upgrade Cell BD25 Diamant: +9.800 Euro
- Garantie: 5 Jahre
- Weitere Informationen auf der Website des Herstellers
Vertrieb:
Lyravox
Jaffestraße 6 | 21109 Hamburg
Telefon: +49 (0)40 – 320 89 79 80
E-Mail: info@lyravox.de
Web: https://lyravox.com/
Test: Lyravox Karlmann Monolith | Aktivlautsprecher