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Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Mannomann!
  2. 2 Lyravox Karlmann Monolith: Hörtest und Vergleiche

Schön sollen Lautsprecher natürlich immer sein, und die meisten Kunden wünschen sich auch eine gewisse Kompaktheit, so Jens Wietschorke, Miteigentümer und Chef-Entwickler der Hamburger Lautsprecherunternehmung Lyravox. Doch keine Regel ohne Ausnahme: Die günstigste Standbox im Programm, Lyravox Karlos, habe des Öfteren schon Reaktionen á la „Ist ja süß! Gibt‘s die auch in größer?“ hervorgerufen. Nun ließe sich zwar erwidern, dass so gut wie jeder andere Lautsprecher im Line-up der Hamburger physisch größer ist. Doch worum es dieser Kundengruppe eigentlich geht, ist noch etwas anderes: Pegelfestigkeit bis zum Abwinken, Basspower ohne Ende, Maximaldynamik – das sind so die Stichworte. Womit für die neueste Lyravox-Entwicklung zwei Dinge wohl schon gesetzt waren: der Einsatz eines 15-Zöllers für den Tiefton und der Name: Karlmann.

Männersache: Lyravox Karlmann Monolith

„Lyravox Karlmann Monolith“ heißt der kantige Geselle, um ganz genau zu sein, wobei der Zuname auf eine Gehäuse-Fertigungstechnik verweist, zu der wir gleich noch kommen. Das Design ist schon etwas anders als von Lyravox gewohnt – okay, eine breite Schallwand besitzen die Lautsprecher aus Hamburg stets, doch der Karlmann baut genauso tief wie er breit ist: 45 Zentimeter. Das ist schon was anderes als diese „dicken Bretter“, die sonst von Lyravox im Umlauf sind.

Der Aktivlautsprecher Lyravox Karlmann Monolith, links angewinkelt

Der Aktivlautsprecher Lyravox Karlmann Monolith besitzt ein markant designtes Gehäuse aus Kunststein und ist so hochwertig wie üppig bestückt – unter anderem mit einem 15-Zöller für den Bassbereich

Wegen der charakteristischen Anwinkelung der beiden Kuben erinnert mich der Karlmann Monolith ein wenig an die alte Monitor-Serie von Dynamikks, deren Modell 8.12 ich vor Jahr und Tag mal besessen habe. Wobei Karlmann nicht nur optisch gediegener auftritt, sondern auch konzeptionell eine ganz andere Nummer ist.

Gehäuseaufbau

Das fängt schon mit dem Lautsprechergehäuse und dessen äußerer Hülle aus Kunststein an, eine Sache, die eher an Wilson Audio gemahnt. Der Werkstoff der Kunststeinplatten-Zuschnitte wird dabei „chemisch mit sich selbst verschweißt“, so die Hamburger, was zur Folge habe, dass auch an den Kanten monolithisches Material und eben keine konventionelle Klebung zu finden ist, womit wir den Monolithen im Namen geklärt hätten. Kunststein ist natürlich viel fester und schwerer als normale Holzwerkstoffe, was akustische Vorteile bietet, aber auch das Gewicht erhöht. Mit 113 Kilogramm haben wir es hier pro Box zu tun.

Die Bassreflexkanäle des Lyravox Karlmann befinden sich auf der Rückseite

Die Bassreflexkanäle befinden sich auf der Rückseite des Lyravox Karlmann, unter dem Anschlussfeld

Zusätzliche Innenwandungen aus HDF sorgen beim Karlmann Monolith nicht nur für einen vibrationsminimierenden Materialmix, vielmehr kommen hier genau abgestimmte Viertelwellenresonatoren zum Einsatz. Da muss ich wohl etwas ausholen …

Zunächst einmal sollte man wissen, dass oberer und unterer Kubus miteinander verbunden sind, der schwarze Keil zwischen ihnen ist gleichzeitig der Durchbruch und vereinigt die beiden Volumina, die es zusammen auf 105 Liter bringen – wovon acht dem Mitteltöner gehören und der Rest dem 15-Zoll-Woofer zur Verfügung steht. Die Hauptresonanz in diesem Gehäuse liegt bei circa 200 Hertz, so Jens Wietschorke, und auf genau die Frequenz hin wurden besagte Viertelwellenresonatoren abgestimmt, die freilich mittels 180 Grad Phasendrehung dieser Hauptresonanz die Stirn bieten. Der Vorteil: Weder müsse man das Gehäuse mit Dämmmaterial vollstopfen, das ja nicht nur bei der gewünschten Einsatzstelle, sondern pauschal Energie vernichte – noch mit stärkeren Gehäusewandungen der Resonanz entgegenarbeiten, was das Lautsprecher-Gewicht weiter ansteigen ließe. Die problematische Resonanz wird vielmehr zielgerichtet angegangen, und zu diesem Zweck arbeitet etwas tiefer, bei circa 180 Hertz, zusätzlich noch ein mit Schafswolle gefüllter Helmholtzresonator im Fuß des Karlmann.

Der Lyravox Karlmann Monolith steht auf Titan-Theis-Lautsprecherfüßen von Isoacoustic

Der Lyravox Karlmann Monolith steht auf entkoppelnden Titan-Theis-Lautsprecherfüßen von Isoacoustic

Gut bestückt

Wer Lyravox-Lautsprecher kennt, weiß, dass die Herren Wietschorke und von Laffert gerne Accuton-Keramiktreiber einsetzen. Der Karlmann Monolith macht da keine Ausnahme. Für den Hochtonbereich ist das der Accuton Cell C30, dessen 3-cm-Inverskalotte auf einen Waveguide arbeitet – wer mag und das Geld hat, kann den Tweeter übrigens durch das Diamantmodell BD 30 ersetzen, Aufpreis: 9.800 Euro. Den Mittelton bestellt der Accuton Cell C168-990, dessen 12-cm-Keramikmembran von einer Unterhangschwingspule angetrieben wird, die zwei Millimeter linearen Hub ermögliche, so Wietschorke. Steckt so auch im Karl III, dem zweitgrößten Lyravox-Lautsprecher.

Mittel- und Hochton verantworten beim Karlmann Accuton-Chassis

Mittel- und Hochton verantworten beim Karlmann Accuton-Chassis – das ist gute Tradition beim Hamburger Hersteller Lyravox

Im Bassbereich werkelt freilich keine Keramikmembran – die des 15-Zöllers besteht aus fiberglasverstärktem Papier. 38-cm-Woofer gelten manchen als Königsklasse im Bass und tatsächlich hat so eine große schallabstrahlende Fläche akustische Vorteile. Bei Lyravox meinte man aber lange Zeit, 15er seien für audiophile Anwendungen nicht „zivilisiert“ genug, doch nach einem umfangreichen „Shoot-out“ will man nun ein Modell gefunden haben, das für die Anwendung im Karlmann ideal sei. Weniger weil der vom italienischen Hersteller Eighteen Sound stammende Woofer ultrabelastbar ist (Power Handling: 3000 Watt) und ziemlich heftige 45 Millimeter Auslenkung ermöglicht, sondern aus klanglichen Gründen, was mit der vorgeblichen Verzerrungsarmut des Treibers zu tun hat – und diese wiederum mit einer speziellen Antriebstechnik, die Eighteen Sound „Tetracoil“ nennt: Hierbei werden vier Schwingspulen auf den Träger gewickelt, es gibt eine vordere und hintere sowie eine innere und äußere. Letztgenannte Anordnung sorgt für einen effizienteren Wärmeabtransport und damit für geringere dynamische Kompression, erstgenannte für einen besonders symmetrischen Antrieb, was Verzerrungsprodukte minimieren soll. Mehr Informationen dazu finden Sie hier.

15-Zöller von Eighteen Sound im Lyravox Karlmann Monolith

Den Tiefton bestellt ein 15-Zöller des italienischen Herstellers Eighteen Sound

Ein Treiber fehlt noch in der Aufzählung, und der befindet sich … nein, nicht oben auf dem Kopf, wie bei den anderen Lyravox-Modellen, auch wenn es so aussieht. Wo sonst ein AMT fürs Diffusschallfeld arbeitet, befindet sich beim Karlmann die Belüftungsöffnung für den Mittentontreiber, die bei den anderen Modellen unsichtbar zwischen den einzelnen „Gehäuselamellen“ steckt. Die Belüftung dient auch weniger dem Diffusfeld, sondern einer Verbesserung des Impulsverhaltens des Mitteltonchassis.

Öffnung auf der Oberseite des Karlmann Monolith

Dient der Belüftung des Mitteltontreibers – Öffnung auf der Oberseite des Karlmann Monolith

Diffusschall-Unterstützung im Hochton findet sich beim Karlmann Monolith auf der Rückseite in Form eines recht großen Dipol-Magnetostaten – für solch einen Lautsprecher braucht’s einfach was Größeres, so der Lyravox-Entwickler. Generell sei er ja ein Freund eines hohen Direktschallanteils, worauf die breite Schallwand des Karlmann, die weniger Beugung zulasse, einzahle, so Wietschorke. Aber zur Komplettierung des Klangeindrucks gehöre eben auch ein homogenes Diffusschallfeld, und da zahle es sich in der Regel aus, im Hochton nachzujustieren, was mit ebenjenem Magnetostaten geschehe.

Der Dipol-Magnetostat auf der Rückseite des Karlmann Monolith

Der Dipol-Magnetostat auf der Rückseite des Karlmann dient der Diffusschall-Unterstützung im Hochtonbereich

Eingänge, Elektronik, Einmessung

Der Lyravox Karlmann Monolith ist ein Dreiwege-Aktivlautsprecher, der, wie alle Modelle der Hamburger, mit fünf Eingängen aufwartet: drei digitalen (Toslink, S/PDIF koaxial, AES/EBU) und zwei analogen Hochpegelinputs. Die Verbindung zwischen dem Haupt- und dem Sekundärlautsprecher geschieht über ein S/PDIF-Kabel, das – wie die zwei Netzkabel, die schicke Alu-Fernbedienung und die Abdeckungen – natürlich zum Lieferumfang gehört.

Die Auftrennung der Frequenzbereiche erfolgt über einen leistungsfähigen DSP, und dank dieses Signalprozessors ist eine Einmessung auf den jeweiligen Raum des Kunden möglich – ein Service, den die Hamburger zum Preis von 1.200 Euro anbieten und der jedem Interessenten empfohlen sei. Die raumakustische Feinabstimmung bringt so viel, darauf wollen Sie nicht verzichten, glauben Sie es mir. Zumal im Rahmen dessen drei Presets eingerichtet werden können (zum Beispiel fürs normale oder leise Hören, für Home Cinema, alte Aufnahmen etc.).

Das Anschlussfeld des Lyravox Karlmann Monolith

Sieht komplizierter aus als es ist: Das Anschlussfeld des Lyravox Karlmann Monolith bietet fünf Quellen Zugang, zwei analogen und drei digitalen

Die Verstärkung besorgen Hypex-NCore-Class-D-Module der 3. Generation. Für den Bass- und Mitteltonbereich stehen jeweils 500 Watt, für den Hochton 100 Watt pro Kanal zur Verfügung. Das Gesamtsystem kommt also auf 2200 Watt Leistung – und das an wirkungsgradstarkem Chassismaterial. Gewisse Reserven sollten vorhanden sein.

Lyravox Karlmann Monolith: Hörtest und Vergleiche

Wenn ich einen Kompaktlautsprecher teste, beginne ich oft damit, den Bassbereich auszuloten, um gleich mal die potenzielle Engstelle kennenzulernen. Wenn hingegen so ein Oschi wie der Lyravox Karlmann vor mir steht, dann beginne ich mit … Klassik und kleinen Besetzungen. Denn hey: Dass zwei 15er im Tiefton einiges bewegen, davon gehe ich mal aus, doch ob so ein „viriler“ Lautsprecher die nötige Feinzeichnung für akustische (Saiten-)Instrumente mitbringt, steht auf einem anderen Blatt.

Die Lyravox Karlmann Monolith im Hörraum

Monitoreskes

Sarasate von Julia Fischer und Milana ChernyavskaAlso starte ich mit Musik, bei der vor allem Cello und Violine im Mittelpunkt stehen wie auf den Alben Grieg – Janáček – Kodály mit Danjulo Ishizaka, Vivaldi: I colori dell’ombra mit Ophélie Gaillard oder Sarasate mit Julia Fischer. Der Ton der Saiteninstrumente wirkt über den Karlmann schlackenlos und kommt doch mit dem nötigen Körper, und nicht trotz, sondern wegen der exzellenten Auflösung wirkt es sehr echt. Die „klinische Note“, die manche Audiophile Keramikchassis nachsagen, fehlt komplett, und mein Eindruck ist: Gerade weil der Hochton hier ungezuckert und feingranular gereicht wird, kommen die Klangfarben so natürlich. Hier gibt es also keine Tendenz ins Kühle oder Warme, es wird deckkräftig durchgereicht. Kurz und gut: Klassik geht mit dem Karlmann nicht „auch“ – das geht richtig, richtig gut. Schon mal der erste Unterschied zu einem anderen „Männerlautsprecher“, den ich im Test hatte, dem Ascendo Live 15: Der macht in diesem Genre zwar nichts wirklich verkehrt, aber diese besondere Feinstofflichkeit im Mitten- und Hochtonband, die der Karlmann draufhat, die bietet er nicht. Freilich war er vor fünf Jahren mit knapp 27.000 Euro auch um einiges günstiger, doch da war die Welt ja nicht nur preislich eine andere.

Wie auch immer – was Auflösung, Feindynamik und Klangfarbentreue angeht, gibt es für den Karlmann durchaus preisähnliche Konkurrenz, und das sogar aus dem gleichen Haus: den Karlsson Tower (42.000 Euro). Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass der Karlsson Tower – ähnlich wie gegenüber dem Grimm LS1be + SB1 – tatsächlich noch etwas differenzierter aufspielt, hier und da ein leises Detail präziser herausschält, das Timbre noch subtiler zeichnet und das Sustain, das Verklingen der Noten, ein paar Sekundenbruchteile länger durchzieht.

Lyravox Karlmann Monolith im Hörraum - links mit Bespannung, rechts ohne

Lyravox Karlmann Monolith im Hörraum – links mit Bespannung, rechts ohne

Okay, „riesig“ sind die Unterschiede nun wirklich nicht. Und trotzdem unterscheiden sich die beiden ähnlich gepreisten Aktivspeaker im Line-up der Hamburger grundsätzlich: Der Karlsson Tower ist ein Monitor wie er im Buche steht und kann, wenn man nicht gerade ein Loft beschallen möchte, ordentlich Druck machen – in dieser Reihenfolge. Der Karlmann Monolith hingegen ist in erster Linie ein highendiger Hochpegel-Lautsprecher und Dynamik-Biest, egal ob im Loft oder anderswo – taugt aber auch, fast möchte ich sagen: irritierenderweise, als Monitor, wenngleich er sich in dieser Hinsicht ein Stückchen hinter dem Karlsson Tower einsortiert. Die entscheidende Frage angesichts der beiden Lyravox-Speaker lautet also: Welcher Hörtyp sind Sie? Und natürlich: Wie groß ist Ihr Raum? Klar können Sie dank Raumeinmessung den Karlmann auch auf 18 Quadratmetern zum Spielen kriegen, aber das wäre reichlich oversized.

Maskulines

Zappa - Yellow SharkWas sich oben etwas abstrakt liest, ist ganz handfest-praktisch zu hören, etwa wann man „Dog Breath Variations“ von Frank Zappa und dem Ensemble Modern (Album: Yellow Shark) ansteuert: Die Pauken zu Beginn des Stückes sind einfach der Hammer mit dem Karlmann. Goodbye Karlsson Tower und Grimm LS1 sowieso, das hier ist der echte Stoff, dafür braucht’s Fünfzehner!

Die interessante Frage ist: Warum eigentlich? Mit der schieren Bassmasse kann es nicht viel zu tun haben, die liefern die anderen ebenfalls – wie auch den nötigen Tiefgang, schließlich handelt es sich bei allen dreien um ausgewachsene Aktivboxen, die haben das meist drauf. Es muss etwas mit der Dynamik zu tun haben, mit der speziellen Ankopplung an den Raum, den so ein 15-Zöller lässig hinkriegt, während kleinere Treiber sich redlich mühen und fleißig pumpen … Nun, weiß der Teufel, jedenfalls ist hier eine leichtfüßige Unmittelbarkeit und Souveränität im Tiefton am Start, die ich dergestalt eigentlich nur von richtig großen Treibern kenne. Jahrelang war eine Blumenhofer mit ähnlicher Bestückung mein Eigen, denn an so eine Performance gewöhnt man sich. Das „Problem“ von Passivspeakern mit derlei Woofern: Gemeinhin sind sie auf Wirkungsgrad gezüchtet und opfern dafür etwas Tiefgang. Nun, kein Thema mit dem aktiven Karlmann, wie Sie sich denken können, denn der kombiniert die federnd-unmittelbar Ansprache großer Pappen mit abgründigem Tiefgang, die 24 Hertz, die die Hamburger als untere Grenzfrequenz angeben, sind realistisch.

Lyravox Karlmann Monolith, rechts angewinkelt

Und dabei geht es nicht um den Bass alleine – der wichtigste Effekt der üppigen Bestückung scheint mir eher diese grobdynamische Lässigkeit zu sein, auch wenn’s ernst wird, heißt: wenn der Durchschnittspegel eh schon oben ist und dann ein feistes Signal kommt. Sie wünschen sich Orchestertutti in Originallautstärke, ohne zu verkleben, zu verdicken, zu verzerren, vielmehr bar jeder Kompression lässig um die Ohren gehauen zu bekommen? Werfen Sie mal ‘nen Blick auf diesen Hamburger Jung, der versteht sich drauf.

Okay, es geht natürlich auch um den Tiefton … Man kann den Karlmann mit beliebig bösen Basstracks bewerfen, er feuert sie ungerührt raus, wenn gefragt in Club-Lautstärke, und das macht schon viel Freude. Bevor ich mich hier gar nicht mehr vom Bassbereich losreißen kann, ein letztes Beispiel, das mich wirklich erstaunt hat, auch wenn’s gar nicht so extrem klingt, im Gegenteil. „Love at first sight“ von Spain – das Stück steuere ich für Tests gerne an, es ist recht instruktiv – beginnt mit einem prominenten, bauchig-buttrigen Basslauf. Der ist schon recht weich auf der Aufnahme und im Zusammenspiel mit dem hohen Pegel liefern die meisten Lautsprecher ihn entsprechend aus – das Ganze beeindruckt meist mehr mit Substanz als durch Kontur. Mit in den Tiefen schlanker und straffer agierenden Boxen entdeckt man freilich, dass da durchaus feinere Abstufungen vorhanden sind, doch oft vermisse ich dann das Volumen. Allzu häufig lautet der Trade-off also: Masse vs. Kontur. Der Lyravox Karlmann geht hier anders vor, nämlich extrem ausgewogen, er lässt schon bei normaler Zimmerlautstärke keine Basssubstanz oder -tiefe missen, legt freilich auch nichts drauf, spielt so durchgestuft, wie ich diesen E-Bass wohl noch nie vernommen habe, legt ihn allerdings nicht trocken, lässt seine natürliche Softness durch, ja, das Ganze ließe sich als „superkonturierte Weichheit“ bezeichnen, wenn sich dass nicht so blöd anhörte … Aber so ist’s nun mal! Großartiger Balanceakt.

15-Zoll-Woofer des Lyravox Karlmann Monolith

Sehr breitbandig, sehr ehrlich

Der Karlmann Monolith spielt bei mir sehr breitbandig und insgesamt neutral auf – wobei Letzteres auch Ergebnis der Einmessung ist. Angesichts seiner muskulösen Erscheinung habe ich natürlich auch altes Indie-Geschrammel und Punk-/Hardcore-Nummern aus den Neunzigern angesteuert. Mit ehrlich gesagt mäßigem Erfolg, denn so eine strikt lineare Wiedergabe muss man mit Pixies, D.O.A. und Nomeansno nicht zwingend haben, die Aufnahmen sind zu karg dafür, zumindest beim Abhörpegel, der der Sache angemessen ist: laut. Ein-zwei Dezibel weniger in den Präsenzen, eine Schippe mehr im Bass, und die Sache kann ganz anders rüberkommen. Nun, die Lyravox-Herren hatten mir nur eine Abstimmung eingerichtet, die neutrale. Mit guten, modernen Aufnahmen will ich nicht anders hören, doch mit meinen älteren Dingern klappt’s nicht so gut. Die Moral der Geschichte: Drei Presets lassen sich bei Lyravox-Lautsprechern hinterlegen – das sollten Sie ausnutzen. Machen Sie sich Gedanken, welche unterschiedlichen Arten von Musik beziehungsweise Aufnahmen Sie über diesen Lautsprecher hören werden, und teilen Sie Ihre Wünsche mit. Ein One-size-fits-all-Ansatz führt nur zu unnötigen Kompromissen.

Lyravox Karlmann Monolith vorm Bücherregal

Raumdarstellung

Die Art und Weise der Raumdarstellung ist für solch einen Lautsprecher nicht überraschend, für ein Lyravox-Modell aber doch ein wenig. Die Bühne wirkt sehr frei – hier macht sich wahrscheinlich das Kunststeingehäuse bezahlt, an dem nichts kleben bleibt – und sehr groß, mit den entsprechenden Aufnahmen geradezu ausladend in der Breite und auch rechtschaffen tief, wobei der Startpunkt meist ziemlich genau auf der Stereobasis zu finden ist. Insgesamt erinnert mich das stark an die Gangart des Grimm LS1be + SB1, wobei der ein wenig mehr auf einen zu kam. Doch bei ihm wie mit dem Karlmann gibt es diese tolle Präsenz der Musiker im Raum – obwohl sich, eine weitere Gemeinsamkeit, Lokalisationsschärfe und Plastizität der Abbildung schon noch steigern ließen.

duoW EntrendreUnd hier liegt ein weiterer Unterschied zum Lyravox Tower: Der bildet Stimmen und Instrumente noch etwas griffiger, 3D-hafter ab, kartografiert den virtuellen Klangraum akkurater, und weil’s so ist, kommt er auch einen Ticken tiefer rüber. Gut zu erleben ist das beim duoW-Album Entendre, Violine und Cello werden mit schärferem Strich gezeichnet, die Bühne transparenter. Der Karlmann hingegen gibt sich generell großzügiger – was den Bühnenraum angeht und die einzelnen Stimmen in ihm, die sich bei aller vorhandenen Präzision doch weicher/offener ins Gesamtbild eingliedern als mit dem Tower, der, so scheint‘s, alles sorgfältig einzeln „verpackt“. Es wird Hörer geben, die sagen, so offen, frei und groß sei es näher am Live-Erlebnis – und andere, die sich etwas mehr „Holographie“ wünschen. Es ist wie so oft: Geschmackssache.

Billboard
IOTAVX SA40

Test: Lyravox Karlmann Monolith | Aktivlautsprecher

  1. 1 Mannomann!
  2. 2 Lyravox Karlmann Monolith: Hörtest und Vergleiche

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