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Juni 2016 / Ralph Werner
Mit über neunzig Jahren dürfte die Luxman Corporation (www.luxman-deutschland.de) als eine der dienstältesten HiFi-Firmen überhaupt durchgehen. Das wundert mich nicht, schließlich ist in Japan die Lebenserwartung ja generell sehr hoch, und offenbar gilt das auch für Unternehmen. Gerade vor dem Hintergrund des schnelllebigen Unterhaltungselektronik-Geschäfts ist solch eine „anachronistische“ Langlebigkeit durchaus charmant. Wer mehr über die Firmengeschichte erfahren möchte, findet auf der Hersteller-Website eine hübsch illustrierte Darstellung dazu.
(Nicht nur) in Deutschland kennt man Luxman vornehmlich wohl wegen der schönen, grundsoliden Geräte aus den 1970/80er Jahren, ein Umstand, der sich auch noch heute im Portfolio der Japaner niederzuschlagen scheint, denn warum sonst sollten etwa die Vollverstärker immer noch so aussehen, wie sie’s tun – nämlich schon ein wenig retro.
In diesem Test geht es ebenfalls um Verstärkung, aber weder ist sie integriert noch schaut sie nostalgisch aus, wenn man einmal von den VU-Metern der Endstufe absieht. Die Verstärkerkombination C-700u & M-700u ist die zweitgrößte im Luxman-Line-up und zeigt den schlicht-kühlen Look, den auch der schon getestete (und alsdann in den Redaktionsbestand übernommene) D/A-Wandler Luxman DA-06 vorzuweisen hat. Der mag für viele zwar nicht als „typisch Luxman“ durchgehen, aber eben drum ist er zeitloser, was mir persönlich zusagt. Aber da hat jeder seinen eigenen Geschmack.
Schauen wir genauer hin und starten bei der Endstufe Luxman M-700u: Mit dem größeren Knopf linkerhand erweckt man sie aus dem Stand-by, der linke der beiden kleineren daneben besorgt die Wahl zwischen unsymmetrischem und symmetrischem Eingang – die Schaltung an sich ist aber, wie die der Vorstufe, unsymmetrisch –, und der rechte macht das Licht der VU-Meter aus beziehungsweise deaktiviert diese komplett. Das war’s auch schon und entsprechend geheimnislos gibt sich auch die Rückseite des 27,5 Kilo wiegenden Prachtkerls.
Zwei Dinge könnten hier allenfalls leicht verwundern: Dass das Lautsprecherterminal nur in einfacher Ausführung vorhanden ist und damit Bi-Wiring-Freunde sportlich herausgefordert werden; dafür sind das aber mal anständig dicke Knebel mit denen ordentlich Drehmoment an die Kabelschuhe gebracht werden kann. Und dann diese „komische LAN-Buchse“ oben rechts. Doch keine Bange, der Amp benötigt keine Internetverbindung um glücklich zu sein beziehungsweise zu machen – das ist nur der Anschluss fürs ferngesteuerte Einschalten via Vorstufe. Das passende Kabel liegt bei.
Die Rückseite der Luxman-Stereoendstufe M-700u
Ein Blick unter die Haube stärkt mein Vorurteil, dass die Japaner die eigentlichen Preußen sind. Mustergültig aufgeräumt geht’s hier zu. Ob so etwas klanglich wirklich entscheidend ist, steht auf einem ganz anderen Blatt, aber hübsch ausschauen tut es ja schon.
Luxman M-700u von innen
In der Mitte prangt ein Transformator vom EI-Typ, der mit 550 VA spezifiziert ist, davor stehen acht Kondensatoren in Reih und Glied mit jeweils 10.000 µF Siebkapazität parat. Werte, die für ein Gerät dieser Klasse nun auch nicht wirklich extraterrestrisch sind, aber allein darauf kommt es ja selten an. Glaubt man den Japanern, sorgt die Stromversorgung jedenfalls für stabile Verhältnisse auch bei schwierigsten Lasten. Die Leistung des Class-A/B-Verstärkers – der die „ersten sechs Watt“ in übernahmeverzerrungsarmen Class-A bereitstellt – wird mit 2 x 120 Watt an 8 und 2 x 210 Watt an 4 Ohm angegeben, und kurzfristig können bis zu 840 Watt pro Kanal in eine 1-Ohm-Last gepumpt werden. Wem das alles noch nicht reicht, der kann die Luxman M-700u auch brücken, einfach den Miniknebelschalter auf der Rückseite umlegen und sich an 1 x 420 Watt/8 Ohm erfreuen. Natürlich benötigen Sie dann noch einen zweiten M-700u-Monoblock, wenn Sie Stereo hören wollen.
Die M-700u lässt sich brücken und die Phase der XLR-Eingänge invertieren, wobei die Beschriftung etwas missverständlich ist, denn „Normal“ meint hier, das Pin 2 mit Minus belegt ist
Wie die Endstufe ist auch die Vorstufe erstklassig verarbeitet, also so, wie es sich in dieser Klasse eigentlich auch gehört, doch nicht immer der Fall ist. Sei’s das perfekt satinierte Finish der Frontplatte, seien es die völlig akkuraten Spaltmaße oder – wichtig im Alltag – die Qualität der Buchsen und deren Abstand zueinander (man kommt auch mit etwas dickeren Verbindern ran). Hier gibt es nirgendwo etwas zu mäkeln.
Die Fernbedienung der Luxman-Vorstufe C-700u wird aus Aluminium gefertigt
Seitens der Ausstattung bekommt man mit der Luxman C-700u eine reine Hochpegelvorstufe geliefert, Phonofreunde müssen also extern vorverstärken und es gibt auch keine digitalen Eingänge gleichwelcher Art. Die C-700u ist also schon sehr „reine Lehre“. Um so mehr erstaunen da die Bass-, Treble- und Balance-Regler sowie die Loudness-Funktion – persönlich finde ich es gut, so etwas mitgeliefert zu bekommen, auch wenn ich es in 90 % der Fälle nicht einsetze. Selbstverständlich kann man die Klangregelung auch komplett aus dem Signalweg nehmen.
Wenn ich aber schon mal einen Vorschlag für die MK-II-Version machen darf: Liebe Luxmänner, spart Euch die Tape-Schleife, da kräht kein Hahn mehr nach, und baut stattdessen einen anständigen Kopfhörerverstärker mit ein. Ich weiß, auch andere highendige Vorstufen zeigen Klinkensteckern die kalte Schulter, aber man darf ja ruhig mit gutem Beispiel vorangehen. Es soll Kunden geben, die mutmaßen, man könne mit einem 8.000-Euro-Vorverstärker einen Kopfhörer antreiben.
Bevor wir jetzt zum Klang kommen, noch eine Kuriosität am Rande: Die Japaner haben einen kleinen Fimmel, was Relais angeht. Das fällt mir beispielsweise auch bei meinem Luxman-DAC DA-06 auf: Wenn ein Track mit einer anderen Samplingfrequenz kommt, klackert es erst einmal mechanisch. Hier darf mal wirklich von einem analog klingenden der D/A-Wandler gesprochen werden.
Die relaisbewehrte Eingangssektion der Luxman C-700u
Nicht anders ist das bei der Luxman-Vorstufe C-700u, wenn hier langsam die Eingänge durchgeschaltet werden, gehen kleinere Salven los. Wenn ich richtig gezählt habe, gibt’s drei „Klicker“ pro Eingang. Vermutlich ist das als auditives Enhancement mechanischer Wertigkeit zu verstehen, gehört also zum Sounddesign. Vielleicht bilde ich mir das aber auch nur ein. Trotzdem freut’s mich, dass die Lautstärkeregelung nicht klackert, und das, obwohl sie mit einem Widerstandsnetzwerk arbeitet. Der Drehregler auf der Front dient lediglich als Impulsgeber für die sogenannte „LECUA 1000“-Schaltung mit ihren 88 Positionen. Wenn man mutet, klickt es freilich wieder. Aber wer will auch schon stummschalten? Ab in den Hörraum mit den beiden!
Test: Luxman C-700u und M-700u | Vor-End-Kombi