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Lotoo, ein chinesisches Unternehmen, das mittlerweile schon seit über 20 Jahren im professionellen Audio-Bereich tätig ist, hat vor einiger Zeit – dem Erstling Lotoo PAW 5000 stellte Kollege Jörg Dames vor fünf Jahren exzellente Noten aus – eine Offensive im Personal-Audio-Bereich gestartet: Die mobilen Digital Audio Player (DAP) sollen anspruchsvolle Audiophile zufriedenstellen. Ein Unterfangen, das mit dem neuen Lotoo PAW Gold Touch (3.350 Euro | deutscher Vertrieb: www.audiodomain.de) seinen bisherigen Höhepunkt erreicht. Der Test beleuchtet dieses kleine Schmuckstück von allen Seiten.
Lieferumfang & Verarbeitung
Der Lotoo PAW Gold Touch wird in einer – wie sollte es anders sein – goldenen Umverpackung mit Lotoo-Logo und einem in den Karton eingestanzten Sonnen-Symbol geliefert. Die schlichte schwarze Box dahinter beherbergt als erstes sichtbar den DAP. In kleineren modularen Schachteln darunter finden sich die weiteren Beilagen: Schnellstartanleitung, Garantiekarte, USB-C-Kabel für die Datenübertragung und das Laden des DAPs, drei Panzerglas-Schutzfolien, um den Touchscreen effektiv vor Kratzern und Bruch zu schützen, sowie eine Hülle aus Echtleder, damit sich das edle sandgestrahlte Gehäuse des DAPs keine unschönen Abschürfungen oder Dellen einfängt. Letzteres ist ein von mir sehr gern gesehenes Zubehör, das man sonst auch bei vielen höherpreisigen DAPs mit einem nicht zu knappen Aufpreis bezahlen muss.
Der Lotoo PAW Gold Touch liegt trotz des eher an ältere MP3-Player mit integrierter Festplatte erinnernden, robust anmutenden und schlichten Gehäuses sehr angenehm in der Hand. Die kräftigere Bauform (21 Millimeter Höhe) ist in Zeiten von ultradünnen Smartphones direkt eine Wohltat für die Hände, zumal das Gehäuse mit 119 x 68,6 Millimetern trotzdem recht kompakt ausfällt. Die geballten 311 Gramm an Aluminium und Elektronik verstärken den wertigen Eindruck.
Das in mattem Schwarz gehaltene Gehäuse de Lotoo-DAPs besteht aus „Aircraft Aluminium“, wird vom Hersteller aber nicht näher spezifiziert. Links oben auf der Front wurde dezent der Unternehmens-Schriftzug eingraviert. Auf der Rückseite prangt das aufgeklebte Logo des von Lotoo eigens entwickelten LTOS (Lotoo Operating System). Die Bedienung erfolgt per IPS-LC-Touch-Display (3,77 Zoll) – oder über seitlich angebrachte physische Bedienelemente: Mit den ebenfalls aus Metall gefrästen Knöpfen kann der Player ein- und ausgeschaltet sowie die Musikwiedergabe mittels Play/Pause- und Vor/Zurück-Befehlen gesteuert werden. Zur Lautstärkeregelung dient ein Drehregler mit Klick-Rasterung, der Pegel kann digital in 100 Abstufungen feinjustiert werden.
Lotoo PAW Gold Touch: Technik & Ausstattung
Eingangsseitig bietet der Lotoo PAW Gold Touch mit einer USB-C-Schnittstelle den für einen DAP obligatorischen Daten- und Ladeport. Damit kann etwa der 4500 mAh fassende Akku mit 5V/2,5A geladen oder der Player in USB3.1-Geschwindigkeit (bis zu 10 GBit/s) mit Daten bespielt werden. Darüber hinaus übernimmt der Lotoo PAW Gold Touch via USB-C die Funktion eines USB-DACs und vermag am Laptop/PC, Mac oder Android/iPhone als externe Soundkarte sowie Kopfhörerverstärker zu dienen. Per Line-Ausgang lassen sich externe Verstärker oder Aktivlautsprecher ansteuern. Ein Menü, das die verschiedenen USB-Modi – „Charge“, „Storage“, „USB-DAC (Computer)“, „USB-DAC (Phone)“ – anbietet, erscheint bei der Verbindung mit dem Quellgerät automatisch. Befüllt werden können SD-Karten mit bis zu 2 TB Kapazität. Eine SD-Karte wird zum Musikhören auch benötigt, da der Player keinen internen Speicher aufweist. Damit der Speicherkartenkontroller beim Befüllen nicht zum Flaschenhals wird, wurde dem Lotoo-DAP UHS-II-Kompatibilität spendiert. In praxi wird die maximale Übertragungsgeschwindigkeit also von der jeweils verwendeten Speicherkarte limitiert.
Ausgangsseitig kann der chinesische High-End-Player sowohl mit einer unsymmetrischen 3,5-Millimeter-Klinkenbuchse als auch mit einem symmetrischen 4,4-mm-Pentaconn-Anschluss aufwarten.
Im Inneren des DAPs werkelt ein Freescale i.MX6. Die Taktrate des Prozessors bleibt Lotoo den Kunden schuldig. Zusammen mit dem von Grund auf neu und inhouse entwickelten Betriebssystem LTOS ergibt sich aber so oder so eine angenehm flüssige Navigation durch die Menüs. Der Touchscreen reagiert ebenfalls ohne merkliche Verzögerung und löst für ein 3,77-Zoll-Displaymit 480 x 800 Pixeln gut leserlich auf.
Das audiophile Herzstück des PAW Lotoo Gold Touch ist der High-End DAC-Chip AK4497Q aus dem Hause AKM, möglich sind so PCM-Signale bis zu 768 kHz/32 Bit und bis zu 512faches DSD. Mit einem Signal-Rausch-Abstand von sagenhaften 127 dB beziehungsweise 126 dB (symmetrisch/unsymmetrisch) auf dem Papier lässt Lotoo eine vollkommen rauschfreie Wiedergabe erhoffen. Die harmonischen Verzerrungen (THD+N) werden mit extrem niedrigen 0.00015 % bei 1 KHz angegeben.
Flankiert wird der AKM-DAC von einem ADI-BF70-DSP zur möglichst störungsfreien digitalen Signalverarbeitung. Eine Besonderheit im Lotoo-DAP stellt der ebenfalls vom DAC ausgelagerte AKM4137EQ-Upscaler – von Lotoo XRC genannt – dar, der ein Cross-Upscaling zwischen PCM und DSD bis zur maximal möglichen Datenrate beherrscht. Wie sich der dedizierte Upscaler in praxi schlägt, werden wir noch hören.
Mit Blick auf die Verstärkung wird der unsymmetrische Klinkenausgang von zwei LME49600 und der symmetrische Kopfhörerausgang von zwei OPA1622 befeuert. Der Gain kann softwareseitig zwischen Low (-5,6 dB) und High (+14,4 dB) umgeschaltet werden. Zusammen mit den je Kanal 500 Milliwatt Verstärkerleistung bei 32 Ohm sollte der Lotoo PAW Lotoo Gold Touch nicht nur für effiziente In-Ears, sondern auch leistungshungrige Over-Ears wie Magnetostaten gerüstet sein.
Weiche Ware …
Softwareseitig ist der Lotoo PAW Lotoo Gold Touch dank des aus eigenem Hause stammenden Betriebssystem Lotoo OS (LTOS) besonders auf leichte Bedienbarkeit und Übersichtlichkeit ausgelegt. Hier können die aufgespielten Tracks nach Interpret, Album, Songtitel oder Ordnernamen gelistet werden. Auf die selbst zusammengestellte Playlist und die allgemeinen Einstellungen kann ebenfalls direkt über das Hauptmenü zugegriffen werden. Eine nette Komfortfunktion, die man vielleicht vom Smartphone kennt: Mittels Doppeltippen auf den Touchscreen kann das Display aus dem Standby geholt werden.
Über die Buttons zur Musiknavigation lassen sich das Albumcover, die Lyrics sowie Datei-Infos wie Wiedergabeformat, Sample-Frequenz, Bittiefe und Dateigröße abrufen. Eine grafische Frequenzpegelanzeige kann ebenfalls eingeblendet werden. Wer seine Musik mit angepasstem Frequenzgang hören möchte, kann dies mit selbst gewählten Einstellungen über das Menü „EQ-Settings“ beziehungsweise einem grafischen 9-Band-Equalizer tun oder auf die vorgefertigten Presets von Lotoo zurückgreifen. Hier bietet der Hersteller gleich zwei unterschiedliche Systeme an: Der PMEQ genannte parametrische Equalizer regelt die Klangpegel per Software. Alternativ wird ein DSP-gesteuertes Filtersystem namens ATE (Acoustic Timbre Embellisher) angeboten, welches stärker in den Klangcharakter eingreift als die vom DAC-Chip standardmäßig zur Verfügung gestellten Filteroptionen.
Firmwareupdates zieht sich der Lotoo PAW Gold Touch entweder über die SD-Karte (Download über die Lotoo-Webpage) oder als OTA-Update über die WLAN-Verbindung. Das ist derzeit leider auch die einzige Funktion, für welche das WiFi genutzt werden kann.
Anders als zum Beispiel der SE200 von Astell & Kern vermag der Lotoo PAW Gold Touch nämlich weder Android-Apps mittels apk-Paket zu installieren noch die Musik kabellos von einer externen Quelle zu streamen. Es muss also voll und ganz auf die Features des Betriebssystems vertraut werden. Da Musik mit bis zu 300 MB/s auf den Player wandern kann (Maximalgeschwindigkeit bei UHS-II-Speicherkarten), sollte das Befüllen auch bei größeren Musiksammlungen nicht allzu viel Zeit in Anspruch nehmen.
Die fehlende Streamingwiedergabe sowie die durch Abwesenheit glänzende App-Unterstützung lassen die Erwartungen an die Klangperformance des hochpreisigen DAPs natürlich zusätzlich steigen. Deshalb nichts wie ab zur Klanganalyse!
Lotoo PAW Gold Touch: Klangtest & Vergleiche
Feinfühlig
Die abendliche Hörsession kann nicht besser begonnen werden als mit einem Dram Whisky auf der bequemen Couch und den beruhigenden Klängen des Dag Arnesen Trios im Ohr. Das Album Norwegian Song (auf Amazon anhören) beginnt mit leicht an der Kante angeschlagenen Toms. Schon bei den ersten Takten ist mit dem Lotoo PAW Gold Touch in Verbindung mit meinem Audeze LCD-2 die besondere Feinfühligkeit des Schlagzeugers unmittelbar wahrnehmbar. Ja, der kleine Kraftprotz aus China vermag den Magnetostaten ohne besondere Kraftanstrengung anzutreiben und bietet auch noch genügend Pegelreserven für eine etwas lautere Gangart. Beim einsetzenden Klavier werden die Obertöne ebenfalls sehr fein gezeichnet. Das Schöne daran: Die resultierende Detailfülle präsentiert sich mir auffallend selbstverständlich. Wird man von anderen DACs durch deren ostentative Darstellung von Details oft überrascht und überwältigt, wie ich es vor allem bei Sabre-Elektronik schon oft wahrnahm, zaubert der AKM-Wandler des Lotoo-DAPs die Musik dermaßen unangestrengt und mit einer Leichtigkeit ans Ohr, dass man die technische Ausrüstung mühelos vergisst und tief in die Musik eintaucht. Dabei fällt aber weder der leiseste Hi-Hat-Anschlag unter den Teppich noch dichtet der Lotoo der Musik irgendetwas hinzu.
Vergleicht man den AK4497EQ-DAC mit dem im erwähnten Astell&Kern SE200 befindlichen AK4499, ist die Ähnlichkeit der Klangsignaturen keineswegs von der Hand zu weisen. Tendenziell empfinde ich das Ausklingverhalten der Instrumente, vor allem der Hi-Hats im Hochton beim Lotoo-Player trotz seines minimal älteren DACs noch etwas stimmiger und detaillierter. Den Desktop-DAC Benchmark DAC1 USB lässt der Lotoo-DAP in Sachen Detailauflösung weit hinter sich und kann im reinen DAC-Mode dem Benchmark-Verstärker, was Impulsverhalten und Präzision betrifft, merklich auf die Sprünge helfen. Den leicht kühleren, gleichzeitig etwas basslastigen Klangcharakter behält der Benchmark als Kopfhörerverstärker gleichwohl bei. Nur ein weiteres Indiz dafür, dass Lotoo die DAC-Implementierung in seinem „Goldjungen“ ohne Klangverfärbungen gelöst hat.
Wem die Hochtonperformance mit gewissen Kopfhörern wie etwa dem recht hell abgestimmten Beyerdynamic DT880 dennoch zu viel wird, kann neben den zahlreichen softwareseitigen Feintuningsoptionen auch noch einen anderen Trick anwenden: Der oben erwähnte dedizierte AKM-Upscaling-Chip leistet insbesondere hochtonseitig die Arbeit eines Digital-Filters mit sanftem Roll-off ohne Details abzuschneiden. Klar, auch der beste Upscaler kann nicht zaubern und aus einem 128-kbit/s-MP3 ein High-Res-File machen. Ruppig und hochtonlastig aufgenommene Alben verlieren durch die zusätzlich eingeschobenen Bits dennoch an unangenehmer Schärfe und werden so etwas langzeittauglicher.
Balanceakt
Um die Mittenwiedergabe des Lotoo PAW Gold Touch angemessen bewerten zu können, eignet sich das bereits vor über 20 Jahren erschienene Album Norwegian Mood von Kari Bremnes (auf Amazon anhören). Die im Jahr 2018 bei der High-End-Messe in München als Markenbotschafterin fungierende Jazz-Sängerin überzeugt nunmehr schon seit über 30 Jahren mit ihrer sanften und gleichzeitig ausdrucksstarken Stimme. Der Gold-Lotoo vermag den typischen, leicht ins rauchige tendierenden Charakter der Norwegerin perfekt in Szene zu setzen. Die Stimme und Instrumente im Mittenbereich fügen sich nahtlos und tonal optimal balanciert in das gesamte Frequenzspektrum ein. Das leicht ins Warme tendierende Timbre des Kopfhörers Audeze LCD-2 schimmert genau so durch, wie es sein muss.
Dass mit dem Lotoo-DAP auch bei eher unspektakulär aufspielenden Kopfhörer-Modellen, wie dem HD 6xx von Massdrop x Sennheiser, die Emotionalität nicht zu kurz kommt, beweist er eindrucksvoll bei „Coastal Ship“. Der direkte Konkurrent A&K SE200 hat über den AK4499-DAC angesteuert bei Sibilanten ein leichtes Nachsehen: Im oberen Hochton wird bei ihm nämlich im Vergleich zum Lotoo-DAP ein leichter Pegelabfall hörbar, welcher Zischlaute etwas weniger feinaufgelöst erscheinen lässt. Im Präsenzbereich spielen beide DAPs aber grundsätzlich auf ähnlich hohem Niveau. Bei der Gitarre in „Wave on Rock“ schafft der Lotoo abermals die nahezu ideale Balance zwischen Detailakribie im Präsenzbereich und einem gut gewichteten, nicht überbordenden Grundtonkörper. Das leicht blecherne Klangverhalten, das der HD6xx etwa über den Benchmark liefert, verschwindet mit dem Lotoo-Player – und der Sennheiser klingt in den oberen Mitten und den unteren Höhen wieder so, wie er klingen sollte: leicht warm und dennoch detailreich.
Laut & leise
Zudem ist es unerheblich, mit welchen Kopfhörern der Lotoo PAW Gold Touch betrieben wird. Sowohl hochohmige Artgenossen wie den Beyerdynamic DT880 als auch hochempfindliche Multi-BA-In-Ears wie den Audiofly AF160 nimmt der High-End-DAP ohne hörbare Klangverfälschungen oder Pegelabfall an die Leine. Dabei kommt dem Player zugute, dass der Gain zweistufig anpassbar ist und somit die feine Lautstärkeregelung bei allen Kopfhörern erhalten bleibt. Trotz des für digitale Volume-Regler typischen Dynamikverlustes im unteren Regelbereich kann man mit dem Lotoo recht gut leise hören. Mich hat vor allem der extrem niedrige Signal-Rauschabstand des Players beeindruckt. Selbst bei leisen Passagen und Spielpausen in Liedern ist keinerlei Grundrauschen zu hören – der Lautstärkepegel des Players ist dabei nebensächlich. Für so eine Performance muss nicht nur der DAC, sondern vor allem der Verstärker-Chip sehr rauscharm sein. Lotoo ist hier klassenübergreifend eine exzellente Arbeit gelungen.
Live!
Natürlich sind moderne Studioaufnahmen nahezu immer unter mehr oder weniger optimalen Laborbedingungen aufgenommen worden. Um dem Wiedergabeverhalten des Lotoo PAW Gold Touch bei älteren Liveaufnahmen auf den Zahn fühlen zu können, habe ich die Remastered-Aufnahme des legendären Harry-Belafonte-Konzerts Live at Carnegie Hall aus dem Jahr 1959 aus der Versenkung gekramt. Spätestens beim Applaus und dem zweiten langgezogenen „Wake Up“ in „Darlin’ Cora“ bin ich hin und weg. Ich hatte tatsächlich vergessen, welch exzellente Arbeit die Toningenieure damals eigentlich geleistet haben. Mit dem Lotoo PAW Gold Touch ausgerüstet, kann ich das Album endlich wieder neu entdecken.
Das Überwältigende ist hier vor allem die recht voluminöse und tatsächlich realistische Bühnendarstellung. Sogar Räumlichkeits-Faultiere, wie der Sennheiser HD6xx können mit dem High-End-DAP einen glaubwürdig großen Raum zaubern. Dabei bleiben die einzelnen Instrumente stets sehr ortungsscharf auf ihren angestammten Plätzen fixiert und wirken alles andere als diffus. Das Gespann aus Sennheiser HD800S und Lotoo PAW Gold Touch stellt sich hier als ideale Kombination heraus, vermag es den Besucher doch hochauthentisch in die mittlere Reihe der weltberühmten Konzerthalle in New York zu versetzen.
Natürlich, die vereinzelten Übersteuerungen in der Aufnahme kann der Lotoo PAW Gold Touch nicht verbergen. Der Aspekt, dass schlechter aufgenommene Musik eben nicht mit einem Beauty-Filter versehen wird, unterstreicht aus meiner Sicht aber lediglich die unverstellt-präzise Wiedergabe des Chinesen.
Let’s go grobschlächtig …
Dass der Lotoo PAW Gold Touch nicht nur Akustikinstrumente wie Gitarren, Bläser oder Streicher gekonnt in Szene setzen kann, sondern sich bei grobschlächtiger Musik der Neunziger-Jahre ebenfalls keine Fehltritte leistet, wird spätestens bei einer meiner Lieblingsscheiben der Deftones klar. In Around the Fur zeigt der Lotoo-DAP von Beginn an, was die Band und der Toningenieur wollen: Nämlich unverfärbt-schnörkellose Riffs und den besonderen Effekt der teils wie von einem Megaphon verfremdeten „leise schreienden“ Stimme von Frontsänger Chino Moreno auf den Punkt bringen. Die exzellente Grundtonwiedergabe des Lotoo PAW Gold Touch erinnert hier an den zwar deutlich günstigeren, aber preisklassenübergreifend auf sehr hohem Niveau aufspielenden Nuprime HPA-9-Verstärker. Ein Desktopverstärker, von dem man hier eigentlich erwarten könnte, einem kleineren DAP überlegen zu sein. Detailliert und im Pegel nahtlos in den Bass beziehungsweise den Mittelton übergehend, bietet der Lotoo zudem grobdynamisch genügend Power, um auch bei lauten Pegeln Spaß zu machen. Die kleinen OP-Amps im Lotoo leisten hier im Vergleich zur diskret aufgebauten Verstärkerschaltung des Nuprime wirklich Erstklassiges!
Symmetrisches
Da der DAP von Lotoo einen symmetrischen 4,4-Millimeter-Pentaconn-Ausgang mit eigener Verstärkung besitzt, war ich natürlich gespannt, ob tatsächlich noch eine Steigerung gegenüber dem unsymmetrischen Ausgang möglich ist. Und tatsächlich, die Veränderung ist hörbar. Dem symmetrisch angeschlossenen Sennheiser HD800S wird über die Pentaconn-Buchse nicht nur mehr Power und deshalb mehr Pegel geliefert, er wirkt über den gesamten Frequenzgang hinweg noch etwas aufgeräumter. Die Attack sowohl der Basssaiten als auch der Toms mutet einen Hauch zackiger und dadurch minimal präziser an. Einen über den symmetrischen Eingang vollkommen anderen Klang darf man freilich nicht erwarten, wenn man die Möglichkeit hat, empfehle ich fürs letzte Quäntchen Perfektion die Musik dennoch über den Pentaconn-Ausgang zu hören.
Untenrum
Überhaupt tut sich der Bassbereich des Lotoo PAW Gold Touch im Vergleich zu meinen anderen Vergleichskandidaten positiv hervor. Auch gegenüber dem Astell & Kern SE200 mit seinem neueren AKM-DAC kann sich der Lotoo behaupten. Durch seinen „über alles“ gehört neutraleren Charakter kommt der Bassbereich gefühlt etwas dynamischer und druckvoller rüber. Bringt der SE200 bei „Evil Dub“ des Trentemöller-Albums The last Resort (auf Amazon anhören) ein leicht warmes, erdiges Klangbild an die Ohren (im mit zwei DACs bewehrten SE200 ist der Sabre der leichtfüßigere, wie im Testbericht nachzulesen ist), stellt der PAW Gold Touch als Allrounder aus dem Stegreif mal eben druckvolle und dennoch nicht überbordende Kickbässe in den Raum, ohne an der Hochtondynamik irgendwelche Schwächen oder Pegelabfälle zuzulassen. Im Vergleich zum Sabre-DAC des A&K Flaggschiffs sind es genau diese druckvollen Kickbässe, mit denen der Lotoo gerade bei elektronischer Musik für sich einzunehmen vermag.
In „Chameleon“ werden bis in die untersten Tonlagen des elektronischen Basses Details ohne Wenn und Aber wiedergegeben. Natürlich kann selbst ein High-End-DAP keine Tiefstbasswunder vollbringen und aus einem Audiofly AF160 ein Bassmonster machen. Eine Aufgabe, die laut Lotoo aber ohnehin allein dem geeigneten Kopfhörer zukommen soll. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass meine derzeitige Bassreferenz bei In-Ears, der Fabs Dual Basic, in Kombination mit dem Lotoo PAW Gold Touch ganz groß aufspielt und einem im Subbass-Bereich ein Lächeln auf die Lippen zaubert.
Zumindest dann, wenn man mit der Lautstärkeregelung über dem untersten Regelbereich bleibt. Die Nachteile einer digitalen Lautstärkeregelung, wie ein verringerter Dynamikumfang bei Minimalstellung des Pegelreglers kann auch der edle Lotoo nicht umgehen. Da dies prinzipbedingt ist und nicht zuletzt aufgrund der erwähnten Gainregelung in praxi auch bei In-Ears keine allzu niedrige Pegelabsenkung vorkommen wird, scheue ich mich keinesfalls, dem Lotoo PAW Gold Touch im Bassbereich Bestnoten für einen mobilen Digital Audio Player zu verleihen. Ja, selbst der Astell&Kern SE200, der sogar einen fairaudio-Award einheimsen konnte, wird hier vom Lotoo-DAP übertrumpft.
Test: Lotoo PAW Gold Touch | Mobiler Player (DAP)