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Dem Musikgenuss zu frönen ist nicht nur ein schönes und bereicherndes Hobby, sondern auch eines mit immens hoher Vielfalt an Technik, die immer wieder aufs Neue zum Experimentieren und Verbessern anregt. Der Preisgestaltung nach oben hin sind bekanntermaßen keinerlei Grenzen gesetzt – und doch gibt es immer wieder auch ganz fantastisch klingende Komponenten im absolut bezahlbaren Rahmen. Es lassen sich wahlweise gigantische Gerätschaften in den Raum stellen, bei denen man sich nahezu im Immobiliengeschäft wähnt – oder auch dezente kompakte Lösungen, die im Wohnzimmer auf ein auffälliges Eigenleben weitgehend verzichten. Zur letzten Kategorie zählt der neue Lindemann Woodnote Combo (2.249 Euro | https://lindemann-audio.de/) – ein 25 Zentimeter schmaler Streaming-Vollverstärker, der dennoch die volle Breite an highendigem Sound abliefern will.
Kompakt und kommunikativ
Dass man auch im kompakten Format schöne und wertig anmutende Komponenten bauen kann, hat der oberbayrische Hersteller Lindemann schon mehrfach bewiesen. Der neue Woodnote Combo ist allerdings nochmal kleiner als die bisher bekannten Musicbook-Geräte. Ja, diesen „Powerstreamer“ beziehungsweise Streamingverstärker kann man wirklich locker in eine Laptoptasche oder sogar in eine große Herrenhandtasche verstauen. Trotzdem hat der knuffige Amp nicht das Geringste mit einem Sparbrötchen zu tun. Im Gegenteil: Der Lindemann Woodnote Combo macht optisch richtig was her, was unter anderem an der stilsicheren Frontgestaltung liegt: Hier werden die Anzeige- und Bedienelemente – das winzige Punktmatrixdisplay, der Multifunktionsdrehregler und die 6,35-mm-Kopfhörerbuchse – tatsächlich von einer hübsch gemaserten Echtholz-Frontplatte umschmeichelt, die die Namenspatronin für das Gerät sein dürfte.
Auf der Rückseite des Lindemann Woodnote Combo versammeln sich diverse Digitaleingänge (S/PDIF optisch/koaxial, HDMI eARC, USB-A für Speicher oder CD-Laufwerke), ein regelbarer analoger Hochpegelausgang zum optionalen Anschluss an einen externen Amp, zwei Antennensteckplätze für Bluetooth und WLAN sowie ein Paar Lautsprecheranschlüsse, die allerdings nur Bananas aufnehmen – für amtliche Schraubklemmen-Terminals wäre hier wohl auch wirklich kein Platz mehr gewesen. Außerdem bietet der Woodnote Combo Digitalausgänge (S/PDIF optisch wie koaxial) zum Anschluss eines externen D/A-Wandlers.

Die Schnittstellen des Lindemann Woodnote Combo inklusive Wifi- und Bluetooth-Antenne, auf der Front hat’s zudem noch eine 6,35-mm-Kopfhörerbuchse
Die Motorisierung
Das picobello verarbeitete Amp (nichts wackelt, Multifunktionsregler läuft sauber, geringe Spaltmaße, solide Gehäusekonstruktion) beherbergt in seinem Inneren eine Streamingplattform, eine – siehe obiger Absatz – von außen zugängliche Wandlersektion mit Wandlerbausteinen aus dem Hause AKM sowie einen Verstärker, der trotz des kompakten Gehäuseformats an 8 Ohm immerhin 30 Watt pro Kanal an die angeschlossenen Lautsprecher liefern kann. Sie ahnen es schon: Hier kommen Schaltverstärker, sprich Class-D-Amps zum Einsatz. Wer Norbert Lindemann, Gründer und Kopf der Firma, kennt, der weiß aber auch: Man greift zwar hier und da auf gut erforschte und zuverlässige Detaillösungen von Fremdanbietern zurück, bietet diesen aber stets ein schaltungstechnisch kreatives und mithin proprietäres Umfeld, um den Klang nach eigenen Vorstellungen zu optimieren. Lindemann bringt’s augenzwinkernd so auf den Punkt: „Wir arbeiten uns am Klang ab und nicht an der Frage, wer die teuersten Chips und die beste Femto-Clock verbaut.“
Kurze Wege, bitte …
So auch beim Woodnote Combo: Wie Norbert Lindemann mir am Telefon erzählt, ist ihm eines besonders wichtig: nämlich ein möglichst kurzer Signalweg. Und so liegt zwischen dem AKM-Wandlerbaustein und dem Eingang der Endstufenmodule – es handelt sich um die wohlbekannten Hypex-Ncore-Pulsweitenmodulationsverstärker (PWM) – lediglich ein einziger, laut Lindemann „sehr hochwertiger“ OP-Verstärker, der das Audiosignal auf mehr als 10 Volt verstärkt. Dadurch werde der PWM-Teil quasi eher zu einer Art Puffer mit vergleichsweise geringer Verstärkung „degradiert“. Da der analoge Verstärker-Baustein die Spannungsverstärkung klanglich weit besser als die PWM-Endstufe erledigen könne, profitiere das Klangbild davon ganz erheblich.

Der Lindemann Woodnote Combo verstärkt auf Class-D-Basis – hat aber viele proprietäre Schaltungslösungen intus
Das digitale Herz
Das ist noch nicht alles, denn bei Lindemann nutzt man schon seit einigen Jahren ein zweistufiges Konzept der D/A-Wandlung. Nahezu alle derzeit üblichen All-in-one-D/A-Wandler-Bausteine basieren auf dem Konzept der Delta-Sigma-Konversion (ein anderes Konzept wäre hingegen z.B. der Ladder-DAC). Das bedeutet, dass das Digitalsignal nach der Filterung in ein PDM-Signal überführt wird (PDM = Pulse Density Modulation), was technisch mit einem DSD-Signal (beide nutzen 1-Bit-Datenströme) vergleichbar ist. Hier setzt auch Lindemann an: Er nutzt einen Chip, der PCM in DSD umwandelt und dem eigentlichen DAC-Chip also DSD-Daten zuführt. Dieser DAC-Chip aus dem Hause AKM (welcher es genau ist, mag Lindemann nicht verraten) ist in der Lage, DSD dediziert zu verarbeiten. Er behandelt DSD-Signale nativ und erzeugt daraus ein Analogsignal. Es gibt also weder eine Umwandlung in PCM noch eine digitale Filterung – solche Filter lehnt Lindemann aus klanglichen Gründen ab.
Dadurch kann der Wandlerchip am optimalen Arbeitspunkt laufen, die Filterung erfolgt rein analog in der nachfolgenden Verstärkerstufe. Auch die Lautstärke-Regelung für DSD arbeitet ohne Umwandlung des Signals in PCM – wie es beispielsweise bei Chips von ESS-Sabre der Fall ist. Damit schlage sich die DSD-Lautstärkeregelung – so Lindemann – auch nicht mit den bekannten Tücken der typischen PCM-Lautstärke-Regelung rum: Bekanntermaßen wird ja bei der Skalierung von PCM-Daten ein Teil der niedrigstwertigen Bits abgeschnitten, insbesondere bei starken Pegelabsenkungen. Das resultiert in einer Verringerung der effektiven Auflösung bis hin zu hörbarem Quantisierungsrauschen im worst case. Indem die Lautstärkeregelung vollumfänglich in der DSD-Domäne stattfinde, habe man diese Probleme elegant umgangen, so Lindemann.
Einrichtung, Bedienung und Setup

Dem Lindemann Woodnote Combo liegt zwar eine Fernbedienung bei, die vollumfängliche Steuerung erfolgt aber mit der Lindemann Music App
So, bevor es nun allzu technisch wird – der eine oder andere Leser scharrt möglicherweise schon ungeduldig mit den Hufen – wieder direkt ans Gerät! Die zentrale Steuerung des Woodnote Combo erfolgt über die Lindemann Music App, die ich schon mehrfach bei anderen Lindemann-Geräten benutzen durfte und die mit durchdachter Nutzerführung und ausgezeichneter Stabilität aufwartet. Die Ersteinrichtung des Lindemann Woodnote Combo dauerte dementsprechend auch nur wenige Minuten. Gerät im Netzwerk „finden“, ein paar Basiseinstellungen vornehmen und meine Qobuz-Nutzerdaten für hochauflösendes Streaming hinterlegen: fertig!
Schön ist, dass Lindemann Audio für die wichtigsten Funktionen wie Lautstärkeregelung oder Quellenwahl trotzdem noch eine klassische Fernbedienung beilegt. So muss man beim Musikgenuss nicht häufiger zum Smartphone oder Tablet greifen als unbedingt nötig.
Ich habe den bayrischen Streamingverstärker direkt per Kabel an meinen Router angeschlossen, und zunächst mit anspruchsvollen Mitspielerinnen verbandelt: Die Lautsprecher Harbeth 30.2 XD (5.500 Euro) gehören mit einem Wirkungsgrad von 85 dB/W/m nicht gerade zu den besten Kostverwerterinnen der Zunft und reagieren zudem recht sensibel auf Elektronik. Mit manchen Amps klingen sie absolut sensationell – mit anderen aber zuweilen auch schon mal etwas mittig und flügellahm. Spoilern darf ich schon jetzt, dass noch weitere Lautsprecher zum Zuge kommen: Norbert Lindemann hat mir nämlich „nur so“ auch noch zwei Exemplare der ganz brandneuen Lindemann Move Mini mit in den Karton gepackt. Winzig kleine und leichte Lautsprecher, die perfekt zum Lindemann-Verstärker passen sollen. Stimmt das? Werden Sie später lesen, auf geht’s!

Gehört haben wir den Lindemann Woodnote Combo sowohl über die physischen Digitaleingänge als auch per WiFi
Lindemann Woodnote Combo: Klangtest und Vergleiche
Ich bin neugierig, wie sich der kleine Lindemann bei mir schlagen wird, denn ich bin kein genereller Freund von Schaltverstärkerkonzepten. Klanglich können mich längst nicht alle dieser Amps überzeugen, weil sie mich emotional nicht so sehr abholen. Aber: Ausnahmen bestätigen die Regel. Gehört habe ich übrigens sowohl über die Digitaleingänge als auch gestreamt per Qobuz. Einen relevanten Unterschied zwischen beiden Quellen habe ich klanglich nicht ausmachen können.
Flach gespielt, hoch gewonnen? Tonalität
Das Thema Tonalität lässt sich erst mal relativ zügig abhaken: Wenn auch die schiere Ausgangsleistung des Lindemann Woodnote Combo nicht gerade übertrieben hoch ist, so reicht der Amp selbst abgrundtiefe Subbässe wie in Billie Eilishs „Bury a friend“ (Album: When We All Fall Asleep, Where Do We Go?) bis zur alleruntersten Oktave voll durch. Und zwar ohne Überbetonung – dafür mit Grip und Kontur. Und so geht es im Rest des Frequenzbands weiter: Vom Grundtonbereich über die Mitten bis zu den Höhen höre ich keinerlei Ausreißer, Senken, Verfärbungen. Ja, auch ganz obenrum spielt der Lindemann frei auf, filterbedingt nicht selbstverständlich für Class-D-Konzepte – wobei er die Höhen weder zischeln noch abdunkeln lässt. Der Lindemann-Verstärker tönt schlicht und ergreifend völlig linear und ist dabei jeder Schärfe abhold.
Meine Arbeitsgeräte, die Valvet A4 MK2-Monoblöcke (6.200 Euro), bieten in etwa die gleiche Ausgangsleistung, laufen aber komplett im Class-A-Betrieb und nuckeln darob auch deutlich lustvoller an meiner Steckdose als der effiziente Lindemann, der im Leerlauf gerade einmal frugale 12 Watt vereinnahmt. Die Valvets haben im Vergleich zum Woodnote Combo insgesamt eine etwas sonorere-saftigere Klangprägung, legen mithin im Grundton eine winzige Schippe drauf, während sie im Hochtonbereich ein Jota weniger hell unterwegs sind. Es sind zwar nur Nuancen, man könnte sie aber im Blindtest sicherlich deutlich hören. Summa summarum würde ich den Woodnote Combo als erzneutral, dabei aber eben nicht als farblos bezeichnen, er ist vielmehr wirklich gut darin, Klangfarben so akkurat nachzuzeichnen, dass man „Spaß am Gerät“ und vor allem an der Musik hat.
Palette voll ausgeschöpft? Klangfarben
Nehmen wir den amerikanischen Jazzposaunisten Steve Turre, der 2008 mit Rainbow People ein wunderbar anmachendes Bebop-Album veröffentlicht hat. Der Track „Cleopatra’s Needle“ groovt aus allen Knopflöchern. Neben der energetisch gespielten Posaune gibt es zackige Drums und ein schön quäkig-analoges Fender Rhodes. Dem Lindemann Woodnote Combo gelingt es – trotz (oder insbesondere wegen) seiner tonal neutralen Gangart – gerade der Posaune und dem Rhodes so richtig Leben einzuhauchen. So bildet er die Formanten der Posaune sehr realitätsgetreu ab und bringt überdies die zahlreichen Nebengeräusche voll zur Geltung: vom leichten „Blubb“, der beim Überblasen entsteht, bis hin zu den variierenden Klangfärbungen, die durch unterschiedliche Anblastechniken und -stärken entstehen. Anders gesagt: von blumig-weich bis jubilierend-heulend ist alles drin und dran. Ebenso das Fender Rhodes: Das darf ab der zweiten Minute ein sehr feines Solo spielen. Hier gefällt ebenfalls die höchst naturalistische Gangart des Lindemann-Streamingverstärkers: Wir hören anhand der Klangfarben sofort: Das ist ein Rhodes und kein Wurlitzer (beide Instrumente werden gerne mal verwechselt) – und der Woodnote Combo reicht nicht nur den Rhodes-Sound sauber durch, sondern auch das sehr minimal eingesetzte Tremolo des nachfolgenden Verstärkers. Für Hörspaß sorgen aber auch noch etwas anderes: Dynamik und Timing.
Auf den Punkt? Dynamik
Der Drummer spielt bei alledem ausgesprochen groovig – wenn auch nicht immer so genau wie ein Uhrwerk, sondern bewusst hier und da etwas schlampig bzw. laid-back. Dem lässt sich über den Lindemann Woodnote Combo ebenfalls sehr gut nachspüren, der Amp agiert dynamisch anmachend flink und antrittsschnell. Das führt dazu, dass das Schlagzeug nicht einfach nur der Hintergrunduntermalung dient, sondern als essenziell groove-relevantes Element. Ganz gleich, ob akzentuierte Hi-Hat-Openings oder raffinierte Figuren auf dem Ridebecken: Mit dem Woodnote lässt sich solchen Moves so lebendig nachfühlen als säße man in der ersten Reihe. Auch kraftvolle Impulse werden schnell umgesetzt: Die Bassdrums sitzen wie angegossen und offenbaren sich mit Wucht und Verve.
Der Track „Cleopatra’s Needle“ kommt dann zwar ohne krasse Dynamiksprünge aus, bietet dafür aber umso mehr feine Schattierungen: Wie es sich für eine gute Jazznummer gehört, tritt mal das eine, mal das andere Instrument solistisch in den Vordergrund, was rein pegelmäßig, würde man es messen, keine erheblichen Unterschiede gibt, aber eben doch auf die Stimmung einzahlt. Der Lindemann Woodnote Combo schafft es, diese leichten Dynamikverschiebungen der Mitspieler stets präsent zu haben und einwandfrei nachzuzeichnen. Anders beispielsweise als mein Audio Note Cobra (5.500 Euro), der diese Unterschiede nicht ganz so präzise verfolgt, dafür aber wieder andere Talente mitbringt, allen voran eine ausnehmende räumliche Wiedergabe, bei der der Klang auf magische Weise vollkommen losgelöst und „begehbar“ im Raum zu stehen scheint. Hier ist der Lindemann-Amp etwas weniger effektvoll unterwegs, doch dazu später mehr.
Alles im Blick? Auflösung
Ich möchte nämlich noch ein wenig zur Auflösung sagen. Meine sechs Wochen, die ich mit dem Lindemann-Streaming-Amp verbringen durfte, reichten von Anfang Dezember des letzten bis in den Januar dieses Jahres – kein Wunder also, dass ich mir mal wieder ausgedehnte Hörsessions mit dem Weihnachtsoratorium von J.S. Bach gönnte. Hier bespielt Bach kompositorisch ein riesiges Feld: von der zarten Arie bis hin zu saftigen Orchester-Tuttis, von zartweichen Holzbläsern bis hin zu dramatischen Aufschwüngen mit strahlenden Bachtrompeten. Auch hier kann der Lindemann Woodnote Combo wieder mit authentischen Klangfarben und wunderbar vollständiger Tonalität punkten. Die Feinauflösung ist preisklassenbezogen völlig angemessen – und man muss schon tiefer in die Tasche langen, um an dieser Stelle deutlich bessere Ergebnisse zu erzielen.
So beginnt der vierte Teil mit dem Choral „Fallt mit Danken, fallt mit Loben“, zuvor gibt es ein ausgedehntes Vorspiel mit Streichern und Bläsern. Das ist instrumentell recht dicht und groß besetzt, allerdings bei gedämpfter Lautstärke und mit zarten Oboen – und als dann noch der Chor einsetzt, haben wir eine recht komplexe Gemengelage. Hier empfinde ich das Klangbild über den Lindemann Woodnote Combo per se schon absolut amtlich, meine Referenzkombi hingegen zeigt manche Details noch etwas übersichtlicher, feiner aufgedröselt – wenn auch nicht räumlich, sondern in Bezug auf die Nachverfolgbarkeit der einzelnen Instrumente sowie ihrer Melodielinien. Nun gut, hier sind dann mit meiner Tsakiridis-Alexander-Vorstufe, dem Streamer Cambridge Audio CXN (V2) Streamer und den Valvet-Monoblöcken auch bummelig 10.000 Euro Kaufpreis am Start (Kabel noch außen vor). Insofern mag der Vergleich nicht nur ungerecht erscheinen, er ist es auch ein Stück weit. Nicht zu vergessen: Manch einer mag diese Lindemann‘sche Gangart sogar goutieren – denn bekanntermaßen steht ja auch nicht jeder auf Feinauflösung bis in den mikroskopischen Bereich, die gern ins Analytische kippen kann. Um es zusammenzufassen: Im Zweifelsfall wird der Lindemann-Player eher Emotionen als noch die allerletzten Detailinformationen aus der Musik herauskitzeln.
Alles am rechten Ort? Bühne
Kommen wir zur Bühnenabbildung: Diese beginnt ziemlich genau auf der Boxengrundlinie und wirkt insgesamt angenehm groß. Das Klangbild fächert sich schön involvierend breit und tief auf, zeigt sich dabei aber mehr als integrativer Klangkörper und nicht so sehr in seine Einzelkomponenten zerlegt. Will heißen: Die Ortung einzelner Schallquellen gerät nicht zur Millimeterarbeit – wie ich es beispielsweise von meinem Abacus Ampollo kenne. Das stellt aus meiner Sicht jedoch kein Qualitätskriterium dar, sondern eher einen von mehreren möglichen Wegen, die unterschiedliche Geschmäcker bedienen. Denn wenn’s allzu reißbrettartig wird, kann das Klangbild für manch einen ja auch sezierend und weniger integrativ anmuten. Ansonsten löst sich der Klang gut von den Lautsprechern, es muss ja nicht gleich das stupende Niveau meines inselbegabten Audio Note UK Cobra erreicht werden, der hier eine preisklassenübergreifende Benchmark setzt. Kurzum: Ich finde die Räumlichkeit für einen Streaming-Amp dieser Klasse und Bauart erstaunlich gut. Ich habe schon viele Class-D-Verstärker erlebt, bei denen gerade diese Disziplin etwas statisch und „lustlos“ abgehakt wird, insofern überrascht mich der Lindemann Woodnote Combo in dieser Sache positiv.
Reduce to the max? Exkurs
Sie erinnern sich vielleicht – im April 2024 waren die Lautsprecher Move von Lindemann bei mir zu Gast (ausführlicher Testbericht). Norbert Lindemann ist offenbar gerade im Downsizing-Rausch, denn neben dem knuffeligen Woodnote Combo hat er auch nochmal die Move-Lautsprecher geschrumpft. Die kleinen Geschwisterchen heißen dementsprechend „Move Mini“. Sie sind nur 26,5 Zentimeter hoch und 14 Zentimeter breit, noch dazu nachgerade federleicht – und bewusst für „vernünftige“ Lautstärken konzipiert. Außerdem sollen sie die kongenialen Spielpartner für den Woodnote Combo darstellen und mit diesem eine vollständige Kette für Genusshörer abgeben. Und, was soll ich sagen? Ja! So ist es tatsächlich! Lindemann Woodnote Combo und Move Mini ergeben eine fantastische Symbiose, spielen zusammen wunderbar leicht, transparent, klar und feinsinnig auf. Wie ich es auch schon im Testbericht zur „großen“ (hüstel!) Move schrieb: Als wenn man eine richtig, richtig gute Kopfhörerdarbietung in den freien Raum bringt. Noch sind die Move Mini nicht erhältlich, eines weiß ich definitiv: Man wird von diesen feinen kleinen Schallwandlern noch eine Menge hören.
Test: Lindemann Woodnote Combo | Streaming-Verstärker, Vollverstärker