Inhaltsverzeichnis
In einem nächsten Versuch habe ich den Netzwerkspieler direkt an meine Abacus-Ampollo-Endstufe gehängt. Schon ein Unterschied, und fast ein wenig absurd: Der Ampollo (2.900 Euro) ist eigentlich auch ein sehr flinkes Kerlchen, aber im Vergleich zur Lindemann-Endstufe klingt er beinahe „gemütlich“. Er wirkt gelassener, dynamisch nicht ganz so anspringend, nimmt sich auch im Obertonbereich ein wenig zurück, um das Klangbild eher von unten und aus den Mitten heraus aufzubauen. Der Ampollo wirkt im Bass und den unteren Mitten voluminöser, „saftiger“, springt einen dafür allerdings auch nicht so an, wie die Lindemann-Endstufe. Im Hochtonbereich scheint er mir auch die Texturen von Becken, insbesondere von Ridebecken, in toto etwas genauer darzulegen, wiewohl er sie nicht ganz so hell ausleuchtet wie der Verstärker von Lindemann. Ja, vielleicht passt das Bild: Der Ampollo zeichnet die Höhen etwas dunkler, trotzdem mit etwas mehr Kontrasten und Farben.
Einen weiterer Unterschied, den ich ausmachen kann: Die Abacus-Endstufe bietet in Sachen Raumdarstellung ein kohärentes Bild, und zwar komplett unabhängig von der Abhörlautstärke. Dies funktioniert auch im Zusammenspiel mit dem Lindemann-Netzwerkspieler. Bei der Lindemann-Endstufe funktioniert das bei sehr geringen Abhörlautstärken nicht ganz so gut. Das wird in praxi nicht wirklich ins Gewicht fallen (ein „Zusammenrücken“ der Bühne hörte ich erst ab Lautstärke „25“ abwärts – und „40“ ist Zimmerlautstärke), sollte aber zumindest Erwähnung finden.
Zu guter Letzt habe ich auch nochmal die Lindemann-Endstufe mit meinen Referenzgeräten bespielt – einmal direkt über den Analogausgang meines CD-Pre-DACs Audiolab 8200CDQ und einmal über den B.M.C. PureDac, der sein Redbooksignal digital vom Audiolab 8200CDQ erhielt. Die Ergebnisse waren wie erwartet: Der Audiolab klang etwas weicher, voluminöser, sanfter, während der B.M.C klarer und drahtiger aufspielte, außerdem die Bühne sauberer sortierte. Das zeigt, dass die Lindemann-Endstufe trotz ihres involvierenden Grundcharakters durchaus permeabel für die Qualitäten ihrer Zuspieler ist und diesem Bild keinen eigenen Stempel aufdrückt.
Wer einigermaßen zwischen den Zeilen lesen kann, der dürfte es bereits gemerkt haben: Ich bin absolut überzeugt von beiden Komponenten meines Testsets, aber mein besonderer Favorit ist das musicbook:25, also der Netzwerkspieler. Der Grund: Meiner Meinung nach steckt in ihm noch ein Zacken mehr audiophiler Feingeist als im zugehörigen Verstärker. Leint man den Netzwerkspieler an andere Verstärker an (oder begnügt man sich ersatzweise mit dem sehr guten Kopfhörerausgang), so stellt man fest, dass er – vor allem in den hohen Lagen, aber auch in den oberen Mitten – Klänge etwas feiner und akkurater zeichnet, als der „Ausgangssound“ der Kombination aus Netzwerkspieler und Endstufe vermuten ließe.
Auch hinsichtlich des Bühnenaufbaus wirkt der „25er“ noch kohärenter und unabhängiger von Einflüssen wie der Abhörlautstärke oder der musikalischen Dichte des Ausgangsmaterials. Das zeigt sich beispielsweise bei komplexer Orchestermusik. In Antonín Dvořáks Symphonie „aus der neuen Welt“, im zweiten Satz „Largo“ wird das traumschöne Thema von einem Englischhorn gegeben. Nach der Exposition schweigt das Englischhorn – und das Orchester, insbesondere die Streicher, schwelgen in langsam leiser werdenden, um sich selbst kreisenden Melodielinien. Diese veritable Gänsehautstelle erhält einen guten Teil ihrer Intensität aus dem zarten Zusammenspiel zwischen Violinen und Bratschen. Der Lindemann-Netzwerkspieler zeichnet ebendies ausgesprochen akkurat nach, sowohl was die klare Unterscheidbarkeit beider Streichinstrumente angeht als auch hinsichtlich ihrer Ortbarkeit. Das ist sowohl über die Lindemann-Endstufe, als auch über den Abacus hörbar – beim Abacus aber ein Stück weit entspannter, zurückgelehnt, quasi ohne „gespitzte Lauscher“.
Test: Lindemann musicbook:25 und musicbook:50 | Netzwerk-Player