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Klang: Lindemann musicbook:25 DSD

Inhaltsverzeichnis

  1. 2 Klang: Lindemann musicbook:25 DSD

Lindemann musicbook:25 Anschlüsse hinten

Zunächst einmal: Eine hervorstechende Eigenschaft des Lindemann musicbook:25 ist die Homogenität, die sich über verschiedene Zuspieler darstellt: Ganz gleich, ob Sie Musik vom internen CD-Laufwerk wiedergeben, das gerippte Material derselben CD vom heimischen Netzlaufwerk aus streamen oder vom Notebook aus per USB-B zuführen und das musicbook:25 zur externen Soundkarte machen; stets finden Sie die gleiche Klangcharakteristik vor, auf die ich gleich etwas genauer eingehen möchte.

Zuvor jedoch noch einige Bemerkungen zum Testszenario: Bluetooth als vermeintliche „Quick & Dirty“-Schnittstelle habe ich außen vor gelassen. Der überwiegende Teil des Hörtests wurde mit PCM-Material im DSD-Upsamplingbetrieb durchgeführt, denn dieser brachte tatsächlich – von einigen wenigen Ausnahmen, auf die ich ebenfalls eingehen werde – den besten Klang. Der Hörer hat nämlich grundsätzlich die Wahl, ob er das Signal a) nativ, b) innerhalb des PCM-Formats auf maximale Samplingfrequenz hochgerechnet oder c) zusätzlich ins DSD-Format gewandelt hören möchte. Letzteres war zumeist der Fall.

JamiroquaiDer Ersteindruck in dieser Konfiguration – und auch der Gesamteindruck über alles – ist: frisch, dynamisch, unverhangen, detailreich! Dröseln wir es mal der Reihe nach auf, und zwar anhand des gleichermaßen tanzbaren wie leicht angekifften Songs „Space Cowboy“ von Jamiroquai (auf Amazon anhören), hier in der sechseinhalb Minuten langen Albumversion. Tonal geht das Lindemann musicbook:25 als Studiogerät durch, hier ist wirklich von ganz unten bis ganz oben alles vorhanden und perfekt ausbalanciert.

Der außerordentlich virtuose Bass, der im Grunde von Anfang bis Ende des Songs seine eigene Melodielinie fährt und zu keiner Zeit zur Ruhe kommt: knurrig, tief, prall und zugleich federnd – wie es sich gehört. Am anderen Ende des Frequenzspektrums finden wir Hi-Hat und Becken, die permanent durch einen Flanger-Effekt gejagt werden und daher etwas Flirrendes und zugleich Unreines haben, so als wären die Becken der Hi-Hat ein wenig rostig, was ihnen zugleich einen funky-dreckigen Sound verleiht. Und genau dieses feine Flirren, das permanente durch den Flanger ausgelöste wellenförmige Verschieben des Obertonspektrums löst das Lindemann musicbook:25 mustergültig auf. Als harmonischer Klangteppich fungiert ein Fender Rhodes Piano, das genretypisch mit einem nicht zu knapp bemessenen Stereo-Tremolo den Sound andickt. Hier arbeitet das musicbook:25 die glockige Attack ebenso sauber heraus wie die sämig stehenden Akkorde, große Klasse. Da bliebe noch die Stimme des Sängers Jay Kay, leicht belegt und doch energisch – über das musicbook:25 hören wir sehr deutlich, dass sie im Studio bewusst tonal ins Mittenband gedrängt wurde, hier wurden sicherlich per Equalizer einige unbotmäßige Höhen ausgeblendet; gut so, denn sonst käme die Stimme auch den obertonreichen Schlagzeugelementen in die Quere. Alles in allem ergibt sich eine ausgezeichnete Balance, in der jede tonale Lage mit einer erstaunlichen Klarheit und Vitalität zum Ausdruck kommt.

Lindemann musicbook:25 USB-A
Die USB-A-Schnittstelle zum Abspielen von Speichermedien, ein USB-B-Anschluss für den Rechner findet sich rückseitig

Auch dynamisch ist das Lindemann musicbook:25 absolut auf Zack, und zwar ebenfalls in allen Frequenzbereichen. Wenn der Bass auf seinem melodischen Ausritt höhere Lagen erklimmt, spielt der (ehemalige) Bassist Stuart Zender ein wenig aggressiver, bis kurz vors Slappen: Dieses gewisse „Reißen“ in der Attack kommt klar zur Geltung. Ebenso verhält es sich mit der Hi-Hat, die Derrick McKenzie mit einer Intensität und einem Groove spielt, dass man bei manchen rhythmisch punktierten Open-/Closed-Hi-Hat-Spielereien unwillkürlich zusammenzucken möchte. Vom säuselnden Zischen bis hin zur beißend-metallischen Attack reicht die Bandbreite – und das musicbook lässt hier ungefiltert alles genau so durch.

Auch in Sachen Räumlichkeit kann das musicbook:25 eine ganze Menge, vor allem, wenn es um die horizontale Auffächerung der Bühne geht: Das Fender Rhodes wabert durch das Stereo-Tremolo mit einer großen horizontalen Ausdehnung durch den Raum. Das bewusst ganz nach rechts gemischte Splashbecken scheint sich – bei geschlossenen Augen – außerhalb der durch die Lautsprecher gebildeten Horizontalbreite zu manifestieren. Und Stimme sowie Bass hängen sauber platziert in der Mitte – und zwar wirklich in der gefühlten Mitte, nicht gleichlaut aus beiden Lautsprechern, wie man es von weniger akkurat arbeitenden Komponenten kennt. Alles in allem kommt das Lindemann musicbook:25 mit einer etwas über die Lautsprecherpositionen ragenden Bühnenbreite, die aber ein noch realistisches Bild und kein gekünsteltes Breitbandformat liefert.

Großer Herr, o starker König“ aus dem ersten Teil des Weihnachtsoratoriums von J.S. BachHinsichtlich der Bühnentiefe ergibt sich ein interessanter Effekt: Im DSD-Upsamplingmodus erscheint sie mir im Vergleich zur Breite etwas limitiert. Gut, mit einer Jamiroquai-Tanznummer lässt sich dergleichen wohl nicht klar herausarbeiten. Aber in dem wunderbaren Ariensatz „Großer Herr, o starker König“ aus dem ersten Teil des Weihnachtsoratoriums von J.S. Bach wähnte ich mich beim Hören eher in einer gemütlichen Kapelle als einer großen Kirche. Die breitgefächerte Bühne war da, die Instrumente ließen sich auch horizontal gut voneinander unterscheiden, doch mir erschien das Orchester eher breit als tief aufgestellt. Nun, ein Griff zur Fernbedienung und PCM nativ geschaltet. Sehr interessant: Via PCM nativ geriet die Bühne ein gutes Stück tiefer und in dieser Tiefe auch besser durchhörbar, allerdings rückte nun das Gehörte tonal etwas in die Mitte – sowohl im Tiefbass (Kirchenorgel) als auch „obenrum“ (helle Frauenstimmen) schien sich das Gebotene etwas weniger in Richtung der Frequenzenden auszudehnen. Der Gesang klang ein wenig matter, weniger „offen“. Tendenziell würde ich der DSD-Upsampling-Darstellung den Vorzug geben, sie klang insgesamt frischer und aktivierender; wer jedoch auf eine ausnehmend tiefe Bühnendarstellung Wert legt, der sollte unbedingt mal mit beiden Szenarien spielen – wie schön, dass das musicbook:25 einem die Wahl lässt und mit wenigen „Klicks“ auf der Fernbedienung die Möglichkeit bietet umzuschalten!

The War on DrugsÜbrigens: Je „schlechter“ das eingehende PCM-Material ist – also alte oder technisch mediokre Aufnahmen als Basis dienen – desto mehr profitiert es vom DSD-Upsampling. Besonders stark ist dieser Effekt bei ollen MP3-Aufnahmen, die wohl ein jeder noch irgendwo mitschleppt. Ich hatte beispielsweise noch eine 256-KB-MP3-Fassung des Songs „Suffering“ der amerikanischen Indie-Band The War on Drugs (auf Amazon anhören) bei mir „herumliegen“. Eine entspannt dahinfließende Midtempo-Nummer, die von einem etwas schlampig, aber ungemein relaxed spielenden Schlagzeug zusammengehalten wird. Schon bei nativer Wiedergabe waren erstaunlich wenige MP3-Artefakte (Mulchen und Zischeln in den Höhen) zu hören, aber bei DSD-Upsampling ergab sich ein völlig anderes Bild: Jetzt klang es homogen, sauber, der recht starke Snarehall klang plötzlich nach echtem Raum und nicht nach billigem Effektgerät, das Wurlitzerpiano setzte sich tonal merklich besser von der Tremologitarre ab: Wirklich erstaunlich, was allein durch Wandlung und Neutaktung des Signals möglich ist, ein echtes „Mehr“ an Informationen wird bei alledem ja schließlich nicht geliefert. Muss man selbst gehört haben!

Rainer Böhm und Norbert SchollyWenig überraschend ist, dass das musicbook:25 hochauflösendes Material noch einmal mit besonderer Qualität wiedergibt. Das Klavier-Gitarre-Duo Rainer Böhm und Norbert Scholly zeigt mit dem Album Juvenile (auf Amazon anhören) wie spannend sparsame Instrumentation sein kann. Ganz gleich, ob man das elegische „Warp Dream“ oder den animierenden Track „Dance in Seven“ nimmt – dank der perfekten Aufnahme in FLAC96 scheinen Konzertflügel und Akustikgitarre zum Greifen nah und mit einer frappierenden Live-Atmosphäre gesegnet. Man erlebt realistische Proportionen und Positionen der Instrumente, die volle dynamische klangliche Bandbreite von Klavier und Gitarre – und noch dazu etwas Drittes, schwer Fassbares, was in letzter Instanz oft nur High-Res-Aufnahmen liefern können: das Gefühl, einer echten Darbietung und nicht dem Abspielen einer Konserve beizuwohnen.

Lindemann musicbook:25 Digitaleingänge

Was an dieser Stelle eine besondere Erwähnung wert ist: Das funktioniert auch leise, denn die – wohlgemerkt: analoge – Lautstärkeregelung arbeitet superb! Da sie über einen Chip mit Tonstudio-Niveau erfolgt, haben wir auch bei leisem Hören keinerlei Gleichlaufschwierigkeiten bezüglich linken und rechten Kanals – und ebenso ist keinerlei Verlust in puncto Auflösung und/oder Tonalität zu bemerken. Das finde ich insofern wichtig, als dass man mit dem Lindemann musicbook:25 eben auch eine bemerkenswert gute Vorstufe erhält, was nicht zuletzt einen willkommenen Kostenvorteil darstellt. Nichtsdestotrotz kann das musicbook:25 über das Einstellungsmenü auch so konfiguriert werden, dass es mit fixem Pegel sendet. Wer also eine Vorstufe der Spitzenklasse verfügt und ihr klanglich den Vorzug gibt, der kann die Lautstärkeregelung des musicbook:25 außer Acht lassen. Auch hier zeigt sich wieder das durchdachte Konzept von Lindemann – sämtliche Features liegen gewissermaßen in modularer Form vor, der Anwender entscheidet, wie er das Gerät letztlich einsetzen möchte.

Gibt es denn nun gar nichts zu meckern? Tja, fast nichts. Eines können Standalone-DACs wie z.B. ein North Star Supremo, den ich kürzlich mal leihweise zu Gast hatte, ein B.M.C. PureDac, aber auch mein Referenz-DAC/CD-Spieler C.E.C. CD5 für mein Gefühl noch einen Tick besser: Bei guten Aufnahmen eine noch bessere Tiefenausdehnung und -staffelung hinlegen – wie etwa bei stereotypischen Audiophilaufnahmen à la Dire Straits/„Love over Gold“, Pink Floyd/„Dark Side of the Moon“ etc. oder bei hochwertigen Neuproduktionen im Jazz- und Klassikbereich. Im Gegenzug kann jedoch der schlanker tönende B.M.C. PureDac nicht mit einem vergleichbar neutralen Bass aufwarten – und der CD5 wiederum löst Stimmen nicht so fein-säuberlich auf; über das musicbook:25 klingen sie schlicht und einfach noch natürlicher, „menschlicher“.

Lindemann musicbook:25 DSD

Noch kurz ein paar Worte zur „analogen Welt“: Dank der beiden Hochpegeleingänge fungiert das Lindemann musicbook:25 ja auch als analoge Vorstufe. Im Vergleich zu meinem bewährten Abacus Preamp 14 (knapp 1.400 Euro) konnte ich keine erwähnenswerten Klangunterschiede feststellen – man muss sich halt damit begnügen, keine XLR-Eingänge zu haben; aber wo in aller Welt hätte man diese in das kompakte Gehäuse des musicbook:25 auch noch hinpacken sollen? Und: Der Kopfhörerausgang, der bei vielen Kompaktkomponenten eher eine Alibi-Funktion hat, ist explizit zu rühmen: Was hier „rauskommt“, ist spitzenmäßig: Komplett rauschfrei und mit ordentlichen Leistungsreserven treibt das Lindemann musicbook.25: auch zickige, hochohmige Schallmützen mit einem Sound, der mit Transparenz, Klarheit und Knackigkeit gleichermaßen zu überzeugen vermag.

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Test: Lindemann musicbook:25 DSD | Vorstufe

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