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Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Schlichtweg kreativ
  2. 2 Lindemann Move Mini: Klangtest und Vergleiche
  3. 3 Test-Fazit: Lindemann Move MiniTest-Fazit: Lindemann Move Mini

Kreativ ist, was zugleich neu und nützlich ist. Keine einfache Sache, auch nicht im HiFi-Bereich. Und schon gar nicht, wenn es um die vermeintlich „ordinärste“ Komponentengattung geht: den passiven Lautsprecher. Warum die Lindemann Move Mini (Paarpreis 1.800 Euro | https://lindemann-audio.de/) dennoch ein Exempel in Sachen Kreativität darstellen, klären wir hier und jetzt.

Lindemann verfolgt bei seiner kleinsten Box mit ihrem „1-1/2-Wege-Prinzip“ (dazu gleich mehr) das gleiche Grundprinzip wie bei der größeren Move (3.290 Euro, siehe Testbericht), allerdings konsequent „reduced to the max“. Die Ziele sind hier wie da Kohärenz, Zeitrichtigkeit und Durchzeichnung bei realistischen Zimmerlautstärken und im Nahfeld. Firmengründer und -chef Norbert Lindemann betreibt dann auch gleich bewusstes Erwartungsmanagement: „Die Move mini eignet sich nur fürs Hören bis zu mittleren Lautstärken, falls sie zur Raumbeschallung eingesetzt wird. Das thermische Limit der Schwingspule ist 15 Watt, und die maximale Lautstärke im Bass wird durch den Hub der Membran begrenzt. Grundsätzlich sehen wir den Lautsprecher als äußerst transparenten und kohärenten Kleinmonitor, der auch viel Spaß als Regal-Lautsprecher für Genusshörer macht.“ Papierwerte von 65 bis 36000 Hz und eine Empfindlichkeit von 85 dB untermauern ebenso wie die Belastbarkeit von 15 Watt (dauerhaft) beziehungsweise 30 Watt (Impuls) diesen Fokus auf realistische Hörpegel.

Die Lindemann Move Mini neben dem Rack

Schlicht und doch auch eigen: Die Lindemann Move Mini schaut man gerne an beim Hören

Dass die Lindemann Move Mini weder klanglich noch optisch ein Blender sein will, kann man schlussfolgern – und sieht man sofort. Mit aufgesetzten Stoffabdeckungen sind diese Böxchen so ziemlich das Unspektakulärste, was einem in Sachen Lautsprecher unterkommen kann. Und doch – irgendwas an den Proportionen hat seinen Reiz. Schlank und tief hat Lindemann seine Kleinsten eingekleidet. Und nimmt man die Abdeckungen ab, erblickt das Kennerauge Ungewöhnliches.

Breitbänder plus AMT – „Point Source“ ohne Weiche

Das Herzstück der Lindemann Move Mini ist ein 10-Zentimeter-Breitbänder mit auffälliger Bronzefärbung, flacher Membrangeometrie und besonders geringer bewegter Masse – er deckt den Bereich zwischen ungefähr 65 Hz und 10 kHz ab. Entscheidender Clou: Der Treiber kommt ohne Zentrierspinne aus. Dies ist eine seltene und schwierig zu verwirklichende Konstruktion, die mechanische Verluste und Energiespeicherung im Antrieb minimieren soll. Teil des Konzepts ist es auch, wie man sich nun unschwer denken kann, dass die Spule des Breitbänders ohne serielle Filterglieder direkt am Verstärker hängt, was Impuls- und Feindynamik zugutekommen soll. Wo wenig filtert und dämpft, da geht auch weniger Energie verloren. Die Rolle des Breitbänders bleibt bis auf die minimale mechanische Bedämpfung des Membranzentrums durch ein Korkplättchen auf der Dustcap dementsprechend praktisch unangetastet.

Der Breitbänder der Lindemann Move Mini

Der Breitbänder der Lindemann Move Mini arbeitet weichenlos und ohne Zentrierspinne – und soll auch deshalb sehr dicht am Gas des Verstärkers hängen

Ein Air Motion Transformer, den Lindemann akustisch ab 10 kHz über einen bei 32 kHz trennenden Koppelkondensator mit einem sanften 6-dB-Hochpass einbindet, unterstützt den Breitbänder im Superhochton. Norbert Lindemann erklärt das Trennungskonzept so: „Die Abstrahlung höchster Frequenzen ist auf das Membranzentrum des Konusses beschränkt. Der Kork auf der Mitte der Woofer-Membran wirkt wie ein Tiefpass und verhindert die Abstrahlung dieser Frequenzen über das Membranzentrum. Der Koppelkondensator hat eine sehr hohe elektrische Trennfrequenz bei 32 kHz und dient hier auch als Abschwächer. Akustisch ergibt sich eine Übernahmefrequenz von circa 10 kHz.“ Der AMT sitzt in einer ovalen Schallführungsplatte, welche die Abstrahlung verbreitern soll – was im Nahfeld ja nicht schlecht sein kann.

Der Verzicht auf eine komplexe Frequenzweiche, die quasi punktförmige Schallquelle und die hohe AMT-Ankopplung dürften auf die Zeit- und Phasenkohärenz einzahlen und versprechen in der Praxis – besonders auch im Nahfeld – eine sehr präzise räumliche Fokussierung und in sich stimmige Transienten, weil kein Tieftöner-/Hochtöner-Versatz über eine steile elektrische Trennung „zurechtgezogen“ werden muss. Lindemann nennt das „Direct to Ear“, und das trifft es ganz gut, wie ich finde. Diese Details unterstreichen, dass selbst in einer vermeintlich „einfachen“ Box viel Abstimmungsarbeit stecken kann. Das Zusammenspiel dieser beiden Komponenten soll den Move Mini das Unmögliche möglich machen: Sie sollen wie ein Ein-Weg-Lautsprecher in Sachen Phasen- und Zeitverhalten spielen, gleichzeitig aber obenrum das luftige Glitzern klassisch getrennter Konzepte zeitigen – daher die Einordnung als 1-1/2-Wegler.

Die Schallwand der Lindemann Move Mini

Der AMT-Superhochtöner der Lindemann Move Mini setzt ab ungefähr 10 kHz ein. Die Schallwand besteht aus Aluminium

Minimaler Energiespeicher statt Panzerschrank

Das Gehäuse der Move Mini besteht aus einem Holzfaser-Verbundmaterial, das mit einer relativ geringen Wandstärke von neun Millimetern verbaut wird. Das „Compact Density Fibreboard“ (CDF) genannte Material soll eine hohe Steifigkeit auch bei geringen Stärken bieten und weniger Energie speichern als MDF oder HDF. Damit verfolgt Lindemann eine Philosophie, die man eher von einigen High-End-Herstellern kennt, die sich nicht dem sogenannten Mainstream anschließen wollen: Demzufolge sei wichtiger als pure Masse, Schwingungsenergie nicht „festzuhalten“.

Da, wo es auf unverrückbare Tatsachen ankommt, bei der Schallwand, setzt Lindemann drei Millimeter starkes Aluminium ein. Das dient nicht nur der Optik, sondern ist klangrelevant – Masse, Steifigkeit und die definierte Ankopplung an den CDF-Korpus sollen den Treibern die bestmögliche Arbeitsumgebung bieten: „Wir haben uns bewusst für diese Schallwand entschieden, da „dicke“ Schallwände Stehwellen im Mitteltonbereich verursachen können – vergleichbar mit dem Effekt, wenn man in ein kurzes Rohr spricht. Da unsere Membran sehr flach und dünn ist, ist die Kontrolle der Abstrahlung ins Gehäuse hinein entscheidend. Die dünne Schallwand stellt für das Chassis keine akustische Last dar – der Vorteil ist im Mitteltonbereich deutlich hörbar“, sagt Norbert Lindemann. Zusätzlich gibt es eine Innenbedämpfung aus Akustikschaum, die im Bereich von 300 bis 3000 Hz wirken soll. Im Ergebnis steht ein Gehäuse, das die Energie nicht wegdämpfen, aber auch keine Verfärbungen im kritischen Mittenbereich produzieren soll.

Bassreflex-Stopfen für die Lindemann Move Mini

Wer will kann die Wirkung des Bassreflexsystems mittels mitgelieferter Stopfens bedämpfen

Die Lindemann Move Mini arbeitet als Bassreflex-Konstruktion, was angesichts des kleinen Membrandurchmessers und des geforderten Tiefgangs aus sehr kompaktem Volumen sinnvoll erscheint. Nur wenige Konkurrenten in dieser Klasse verlassen sich auf ein geschlossenes Gehäuse, zum Beispiel die ATC SCM7 (1.520 Euro) und ihre wandmontierten Zwillinge, die HTS7 zum gleichen Preis, die in meinem Schlafzimmer für musikalisches Entertainment sorgen. Lindemann legt einen sehr leicht konstruierten Stopfen für die kleinen Bassreflexöffnungen auf der Rückseite bei, den Norbert Lindemann so erklärt: „Der Stopfen ist bewusst luftig gestaltet, um zwar das Ein- und Ausschwingverhalten zu kontrollieren, aber den Bassbereich nicht übermäßig zu bedämpfen.“

Form folgt Funktion – aber mit Stil!

Typisch Lindemann ist die sehr saubere Verarbeitung. Der schlichte lichtgraue Korpus mit schwarzer Front wirkt unaufgeregt und zeitlos. Die dunkelgrauen Stoffabdeckungen sind stabil und halten magnetisch auf den freiliegenden Schraubenköpfen. Das optische Paket fügt sich unaufdringlich auf dem Schreibtisch oder dem Lowboard ein und beansprucht dort nur minimal Platz. Will man klassische Ständer benutzen, sollten diese eine sehr kleine Stellfläche bieten – die Move Mini sind nämlich mit ihren 14 cm Breite wirklich schmal und die ersten Lautsprecher in meinem Hörraum, die die Stellflächen der Solidsteel SS6-Stands nicht vollständig abdecken.

Die Lindemann Move Mini mit Frontabdeckung

Maximal dezent und trotzdem ansehnlich: die Lindemann Move Mini mit Frontabdeckung

Neben dem Desktop-Szenario steht dem Einsatz der Lindemann Move Mini als schickes Stereo-Upgrade für Soundbars nichts im Wege: Per HDMI-eARC zum Beispiel am hauseigenen Woodnote Combo und eventuell einem zusätzlichen Subwoofer können die Minis zur hochwertigen TV-Ton-Lösung werden.

Lindemann Move Mini: Klangtest und Vergleiche

In meinem knapp 25 Quadratmeter großen Hörraum müssen sich die Lindemann Move Mini gut zwei Meter auseinanderstehend auf den Solidsteel SS-6 bewähren. Mit dem üblichen Abstand von 60 Zentimetern zur Rückwand fehlt mir allerdings zu viel des musikalisch notwendigen Fundaments – mehr als 20 Zentimeter Luft im Rücken würde ich nicht empfehlen.

Lindemann Move Mini auf einem Lautsprecherständer

Die Lindemann Move Mini auf einem (etwas zu großen) Solidsteel SS-6

Das Musiksignal erhalten die Move Mini von meiner Norma Audio-Kombi REVO SC-2 und PA-150. Overkill? Vielleicht in Sachen Leistung – aber nicht, wenn es um Klangqualität geht. Denn der Quervergleich zum Betrieb mit der SVS Prime Wireless Pro SoundBase (799 Euro) zeigt, dass die Lindemänner Qualitätsunterschiede bis auf ein erstaunlich hohes Niveau weiterreichen. Raum, Klangfarben, Präzision, Emotion – mit den Normas funkt’s so richtig.

Dennoch sollte und muss alles, was ich im Folgenden sage, mit dem Gedanken im Hinterkopf gelesen werden, dass diese kleinen Lautsprecher keine Basswunder sind und auch keinen Hubraum vorgaukeln. Eine schmeichelnde und psychoakustisch stimulierende Bassüberhöhung? Gibbet net. Stattdessen klingen die Lindemann Move Mini weitgehend neutral und dabei im Rahmen des Möglichen und bei sinnvoller Aufstellung beeindruckend natürlich, vollständig und ganzheitlich.

Fundament, Dynamik, Impulsivität

Nein, die Minis erzeugen keine physisch spürbaren Bassgewalten. In „Iris“ von Fūji & Uppermost beeindruckt das Volumen der kräftigen elektronischen Bässe, das scheinbar aus dem Nichts entsteht, eher deshalb, weil man das so nicht erwartet. Ja, unter 50 Hertz ist Funkstille. Aber ist das für diese Lautsprecher relevant? I don’t think so.

Gojira MagmaWichtiger ist: Wenn dann die höherfrequenten Elemente ins Spiel kommen (das Klatschen bei 1:34 Minuten), ist man überrascht, wie unbeeindruckt das vom Bass geschieht. Da verschmiert nichts, die einzelnen Klangkomponenten koexistieren friedlich und mit voller Integrität neben- und miteinander. Das zeugt von der Qualität des Breitbandtreibers, der schließlich fast den gesamten hörbaren Bereich abdecken muss. Bei wandnaher Aufstellung wirken die Lindemannschen Bassreflexkonstruktionen sogar minimal „runder“ und wärmer als meine wandmontierten ATC HTS7 (1.520 Euro) mit ihren geschlossenen Gehäusen, auch wenn objektiv nicht „mehr“ Bass rauskommt. Der Eindruck gründet eher darin, dass die ATC zum Beispiel bei den komplexen Bassdrum-Tom-Clustern in Gojiras „Stranded“ oder beim flotten Doublebass in Opeths „Ghost of Perdition“ etwas knackiger, aber auch weniger körperhaft aufspielt. Was nicht bedeutet, dass die Lindemann Move Mini Impulse verschwimmen lassen – nein, auch sie differenzieren die Drum-Gewitter genau. Nur wirken sie eben nicht ganz so snappy wie die Engländerinnen mit ihren überdimensionierten Woofer-Magneten, die auf Beschleunigungsvermögen und Belastbarkeit hin austrainiert wurden und im geschlossenen Gehäuse andere Bedingungen vorfinden.

Das Anschluss-Terminal der Lindemann Move Mini

Bananas only: Das Anschlussterminal der Lindemann Move Mini

Wer noch etwas mehr „Oomph“ sucht und nicht auf die faszinierenden Qualitäten des Konzepts – dazu gleich mehr – verzichten mag, für den hat Lindemann mit den Move ein großvolumigeres Modell in petto, das diesen Anspruch etwas besser befriedigen kann. Die Minis sind auf Genuss, Geschlossenheit und Emotionalität zugeschnittene Lautsprecher, und daher überrascht es niemanden, dass sie keine groben Punches austeilen und kaum physischen Impact liefern, dass eben eine Bassdrum sich nicht physisch vor dem Sessel manifestiert. Das Erstaunliche ist aber, dass die akustische Gestalt, die DNS auch tieffrequenter Instrumente jederzeit gegeben ist. Man hat nie das Gefühl, dass ein Kontrabass zur Bratsche wird oder eine Bass-Drum zum Hänge-Tom.

Mittenmang

Dominique Fils-Aimé Our Roots Run DeepDominique Fils-Aimés „Give Me a Reason“ gerät den Lindemann Move Mini faszinierend stimmig, mit spratzelnden Bläsern, einer tonal neutralen Stimmqualität und einer klar definierten Abbildung der Sängerin auf der Lautsprecherebene. Die explosiven Toms kommen mit einem definierten Mitten-Impuls und einer guten Balance zwischen Impact und Grundtonkörper. Bei zu hohen Pegeln (und nur dann) und mit in diesem Bereich suboptimal aufgenommenem Musikmaterial bilde ich mir eine leichte Anhebung des Mittenbandes ein – eventuell ist das ein Effekt der thermischen Sättigung der Woofer-Schwingspule? Wieder die Erinnerung: Für hohe Pegel sind die Minis nicht gemacht. Dann spielen die ATC HTS7 länger neutral, wirken aber auch nüchterner und definitiv nicht so involvierend und emotional mitreißend wie die Lindemänner. Die können nämlich eins (okay, nicht nur das) richtig gut: Klangfarben so auftragen, dass sie die Celli in Camille Saint-Saëns‘ „Le Carnaval des Animaux“ (gespielt von Vincent Belanger) nicht akustisch verkleben, sondern sie mit Inbrunst und Verve in ihrer ganzen Obertonpracht präsentieren. Überdies wirkt Tom Waits raues Organ in „I Hope that I Don’t Fall in Love with You“ artikulatorisch fein ausgearbeitet – auch hier zahlt sich die Fähigkeit der Lindemann Move Mini aus, Feindynamik und Klangfarben realistisch zu reproduzieren. Wem dabei kein Tränchen aus dem Augenwinkel läuft, dem ist kaum zu helfen.

Das Lindemann-Logo auf der Frontabdeckung der Lindemann Move Mini

Ich spinne mal ein bisschen: Schon mit meinen Transistor-Normas bezaubern Move Mini bei Streich- und Blasinstrumenten gleichermaßen mit feinen Obertönen und realistischen Texturen. Doch ich würde wetten, dass ein stabiler Röhrenverstärker mit den Lindemann Move Mini zum Weinen schöne Klangbilder malen wird. Und wer lieber bei der Marke bleibt: Die Kombination der Move Mini mit dem Lindemann Woodnote Combo hat Kollege Jochen Reinecke als „fantastische Symbiose“ beschrieben – akustisch wie funktional. Ich bin geneigt, das zu glauben.

Zeit für Raum

Die Bühne bauen die Lindemann Move Mini ab der Lautsprecherebene auf, projizieren das Geschehen tief in den Raum dahinter und durch die begrenzende Rückwand hindurch. Man muss nur ein wenig mit der Einwinkelung experimentieren. Ich bevorzuge eine fast parallele Aufstellung, dann verschwinden die Wände meines Hörraums, und ich kann bei geschlossenen Augen wahre Panoramen akustisch verfolgen, sei es ein großes Orchester wie bei „In der Halle des Bergkönigs“ (Peer Gynt von Edvard Grieg in der leider viel zu unbekannten Philips-Einspielung der San Francisco Symphony unter Edo de Waart) oder die gewaltigen Klangeffekte im Film Dune 2. Das ist schon High-End-Territorium – meinen SCM7HTS gelingt das jedenfalls nicht. Da müssen schon Kaliber wie die räumlich umwerfenden Grandinote Mach 2R (6.600 Euro) in den Ring steigen, um nochmals präziser und breiter abzubilden – und dabei doch nicht ganz die Tiefenstaffelung der Move Mini zu erreichen. Ganz erstaunlich. Achtung: Je stärker ich die Boxen nach innen einwinkele, desto weniger breit und frei gerät das Staging, ohne die ohnehin prägnant dreidimensionale Abbildung wesentlich zu verbessern.

Die Konus-Membran in der Nahaufnahme

Die „Korklinse“ auf dem Dom bedämpft kontrolliert die Höhenwiedergabe des Konusses

Hochton, Feindynamik und Detailauflösung

Nun kann man angesichts der Bestückung leicht der Vermutung anheimfallen, dass die Lindemann Move Mini etwaige Basspotenzprobleme mit ostentativem Hochtonglanz auszugleichen versucht. So ein AMT wäre schließlich bestens dafür geeignet, auf diese Art Punkte beim „Schnell-mal-Reinhören“ zu sammeln. Doch weder setzt Lindemann die Edelfaltfolie dafür tief genug im Frequenzband ein (die meisten Menschen hören ab dem Einsatzpunkt des AMT vielleicht noch etwas mehr als eine halbe Oktave, der Treiber tut hier also mehr für die unterschwellig wahrgenommene Luftigkeit und Leichtigkeit) noch verleiht man dem AMT mehr Pegel, als angemessen wäre. Kurz gesagt: Das Teil erweitert tatsächlich allein den obenherum nachlassenden Schalldruck des Breitbänders dergestalt, dass das Klangbild offener und luftiger wirkt und Detailinformationen, die andernfalls verschluckt würden, das Ohr des Hörers erreichen. Diese Mission gelingt Lindemann genauso hervorragend wie die Integration der Treiber.

Chilly Gonzales Jarvis Cocker Room 29In Sachen Homogenität ziehen die Move Mini sogar an den bereits hervorragend zeitgenau abgestimmten ATC SCM7 und HTS7 vorbei: So bruchlos hört man das Piano von Chilly Gonzales auf dem Album Room 29 selten – die tiefen und hohen Piano-Noten besitzen die exakt selbe Charakteristik, statt jeweils die der zuständigen Treiber zu übernehmen. Heraushören lässt sich der AMT also zu keiner Zeit – im Gegenteil fällt mir positiv auf, dass es keinen Hauch dieses „subtil Substanzlosen“ und leicht verrauschten Grundcharakters gibt, den ich bei AMT-Treibern des Öfteren unterschwellig wahrzunehmen meine.

Davon unbenommen können die Lindemann Move Mini Feindynamik bis zur glückseligen Benommenheit liefern, sie lassen ernsthafte Hörer die Artikulation und Intonation von Jacintha in „Danny Boy“ so eindeutig und intim verfolgen, wie es kein anderes mir bekanntes Modell in dieser Preisklasse schafft.

Der Hochton der Lindemann Move Mini gerät also ehrlich, klar, nie ätherisch. Und doch schält er eine Menge an relevanten Mikroinformationen bei den flirrenden Schlagzeugblechen auf Jazz at the Pawnshop aus der Aufnahme heraus und wirkt stets offen – nie stumpf oder gar dunkel. Das gefällt mir richtig gut. Eine B&W 606 S3 (1.000 Euro) perlt im ersten Moment spritziger, kann aber weder in Sachen Homogenität noch Klangfarbenreichtum oder Raumdarstellung mit den Move Mini gleichziehen. Auf der anderen Seite vermögen „richtige“ Zwei-Wege-Konzepte mit klassisch tieferer Anbindung des Hochtöners – insbesondere solche mit AMT-Bestückung wie dem JET 6 von Elac oder besonders guten Kalotten wie den SH25-76S von ATC oder den Esotar2-Treibern von Dynaudio – hier noch feinere Details aus dem Signal zu extrahieren. Zu entsprechenden Preisen: Lautsprecher mit solchen Bestückungen finden sich regelmäßig in deutlich höheren Preisklassen.

Test-Fazit: Lindemann Move MiniTest-Fazit: Lindemann Move Mini

Die Lindemann Move Mini von vorne

Man kann die Lindemann Move Mini als Gegenentwurf zu „viel hilft viel“ lesen. Kaum Bauteile im Signalweg, nur ein virtuelles akustisches Zentrum, ein minimalistisches Gehäuse mit kontrolliertem Schwingungsverhalten und präzises Feinetuning nur dort, wo es wirklich zählt. In der Summe ergibt das einen ultrakompakten Schallwandler, der ausnehmend zeitrichtig, kohärent und schön aufgelöst spielt.

Mit ihrer unaufgeregten Natürlichkeit und bruchlosen Integration aller Frequenzen und Impulse legen die Lindemann Move Mini den Grundstein für den faszinierendsten Aspekt ihrer Fähigkeiten: Sie ziehen den Hörer in die Musik hinein, spielen schon bei gesprächstauglichen Lautstärken detailreich und involvierend, ohne plakativ verführen zu wollen. Gerade komplexe elektronische Musik wirkt synästhetisch aktivierend und aufmerksamkeitsmagnetisch. Akustische Live-Aufnahmen erfahren mit den Move Mini ebenfalls viel Atmosphäre, was auch an den glänzenden Klangfarben dieser Edel-Minis liegen dürfte.

Genres, die für ein erfüllendes Erlebnis auf höchste Pegel, tiefste Bässe und krachende Grobdynamik angewiesen sind, würde ich den Lindemann Move Mini nicht ins Pflichtprogramm schreiben. Genusshörer, die die oben genannten Eigenschaften suchen und einen kleinen Raum bis maximal 25 Quadratmeter mit (höchstens gehobener) Zimmerlautstärke beschallen wollen, müssen hingegen in dieser Preisklasse unbedingt mal ein Ohr bei den Move Mini riskieren. Ich kenne kaum Lautsprecher unter 2.000 Euro, die weniger artifiziell und aufgesetzt klingen – oder umgekehrt: die gefühlt so vollständig Musik machen und die Sinne so nachhaltig befriedigen.

Die Lindemann Move Mini …

  • spielen überdurchschnittlich geschlossen und kohärent, dank phasenlinearem Breitbänder ohne Weiche und sehr hochfrequent und flachflankig angebundenem AMT.
  • adressieren erfahrene Genusshörer mit unaufdringlichen Details, schönen Klangfarben und guter tonaler Balance schon bei geringen Pegeln.
  • wollen keine Pegel-/Grobdynamik-Wunder sein: Party-Pegel und -Wumms sind nicht ihr Metier. Feindynamik umso mehr – dieses Fach beherrschen sie geradezu herausragend.
  • wirken bei wandnaher Aufstellung im Bass für ihre Größe erstaunlich komplett, und zwar ohne „Hubraum-Vortäuschung“. Unterhalb von etwa 60 Hz ist Schluss.
  • begeistern im tonal neutralen Mittenband mit griffiger Stimmabbildung und farbstarker Obertonzeichnung; nur bei zu hohen Pegeln kann sich je nach Material eine leichte Mittenpräsenz zeigen.
  • zeichnen obenrum unaufdringlich, vorbildlich luftig und detailliert. Der AMT füllt den abfallenden Hochton des Breitbänders bruchlos auf, ohne Glanz aufzupolieren.
  • bilden gleichermaßen präzise und groß ab: breit und frei bei geringer Einwinkelung, mit viel Raumtiefe ab der Lautsprecherebene und klar gezeichneten Umrissen. Definitiv ein Highlight in dieser Klasse.
  • reagieren für diese Klasse erstaunlich ehrlich auf Zuspieler/Verstärker: Qualitätsunterschiede reichen sie fein durch.
  • fühlen sich im Nahfeld und in kleinen Räumen (bis ca. 25 m²) bei (bis zu gehobener) Zimmerlautstärke am wohlsten.
  • können auch als Soundbar-Ersatz in Kombi eingesetzt werden – dann am besten unterstützt von einem Subwoofer.
  • sind sehr hochwertig verarbeitet und sehen je nach Wunsch entweder schick-interessant (ohne Abdeckungen) oder maximal unauffällig (mit Abdeckungen) aus.

Fakten:

  • Modell: Lindemann Move Mini
  • Konzept: passive Kompaktlautsprecher mit Breitbändern, AMT und Bassreflexsystem
  • Preis: 1.800 Euro
  • Wirkungsgrad: 85 dB/2,83 V/m
  • Nennimpedanz: 8 Ohm
  • Maße & Gewicht: 140 × 265 × 240 mm (BxHxT), 3,2 kg pro Stück
  • Ausführungen: schwarze Front, lichtgraues Gehäuse
  • Garantie: 5 Jahre
  • weitere technische Informationen Daten auf der Website des Herstellers

Hersteller & Vertrieb:

Lindemann audiotechnik GmbH
Inninger Straße 21 | 82237 Wörthsee
Telefon: +49 (0) 8153 – 9533390
E-Mail: info@lindemann-audiotechnik.de
Web: https://lindemann-audio.de/

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Test: Lindemann Move Mini | Kompaktlautsprecher

  1. 1 Schlichtweg kreativ
  2. 2 Lindemann Move Mini: Klangtest und Vergleiche
  3. 3 Test-Fazit: Lindemann Move MiniTest-Fazit: Lindemann Move Mini

Über die Autorin / den Autor

Equipment

Analoge Quellen: Laufwerk: J. Sikora Initial Max mit Alu-Base und geregeltem Netzteil Plattenspieler: Pro-Ject Celebration 40 mit Ortofon SPU Celebration 40 (MC) Tonarm: J. Sikora KV12 VTA Tonabnehmer: Aidas Cu Durawood (MC)

Digitale Quellen: D/A-Wandler: Norma Audio REVO DAC-Modul Streamer: Métronome DSS 2 Computer/Mediaplayer: MacBook Pro

Vollverstärker: SVS Prime Wireless Pro Soundbase

Vorstufen: Hochpegel: Norma Audio REVO SC-2, Rotel DX-3 Phonoverstärker: Linnenberg Bizet MKI (MC), Norma Audio PH3 (Modul, MM), Pro-Ject Phono Box DS3 B, Pro-Ject Step up Box S3

Endstufen: Norma Audio REVO PA-150

Lautsprecher: ATC SCM50PSL, ATC HTS7, KSD Home PUNKT 10 (aktiv)

Kopfhörer: Final Audio D8000 Pro Limited Edition, Denon AD-H7200, Teufel Real Blue PRO, Beyerdynamic Free BYRD

Kopfhörerverstärker: Mytek Liberty THX AAA HPA

Kabel: Lautsprecherkabel: Ortofon Reference SPK Black, Audioquest Rocket 22, Fastaudio Black Science SPK NF-Kabel: Gutwire EON-Z Xhadow-XLR, Gutwire Synchrony 2 SE XLR, Ortofon Reference 7NX-705 RCA, Graditech Kide 1 & Kide 3 RCA, Audioquest Yukon RCA, Audioquest Mackenzie RCA & XLR, fastaudio Black Science NF RCA Digitalkabel: Supra Cables Sword Excalibur USB, AudioQuest Vodka & Cinnamon Ethernet, Graditech Kide Digital RCA, AudioQuest Carbon RCA Netzkabel: Supra Cables LoRAd 2.5 SPC, Gutwire SV-8, Gutwire G Clef 2, AudioQuest NRG-2 Sonstiges: Erdungskabel Gutwire Perfect Ground

Rack: Roterring Belmaro 33 (Customized)

Zubehör: Stromfilter: Supra Cables LoRad Netzleiste MD08 DC 16 EU Mk 3.1 Sonstiges: Audioplan PowerStar S4, bFly BaseTwo M, YDOL Relax 60 und fastaudio Absorber, Acoustic System Resonatoren Silver & Gold, The Gryphon De-Magnetizer, Audioplan Sicomin Antispikes und Gerätefüße, Solidsteel SS6 (Lautsprecherständer)

Größe des Hörraumes: Grundfläche: 24,5 m² Höhe: 2,7 m

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