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Test: KD Digital KSD 2030 | Standlautsprecher, Aktivlautsprecher, Lautsprecher mit DAC

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  1. 1 Test: KD Digital KSD 2030 | Standlautsprecher, Aktivlautsprecher, Lautsprecher mit DAC

November 2016 / Ralph Werner

Es sind die Feinheiten, die ein Design besonders machen. Bei der aktiven, digital ansteuerbaren Lautsprechersäule KSD 2030 von KS Digital zählt dazu sicherlich dieser Fuß aus gebogenem Edelstahl, der sich nach oben wie eine Gelenkpfanne öffnet und das korrespondierende halbrunde Gegenstück des Lautsprecherkorpus‘ aufnimmt – und tatsächlich auch beweglich lagert.

Fuß der KSD 2030
Der spezielle Fuß der KSD 2030: Durch die Rundung ist es möglich, den Lautsprecher etwas nach hinten zu neigen

Die auf Schallwandausschnitte arbeitenden Treiber stellen ebenfalls eine interessante Lösung dar, und Abwechslung vom üblichen Hochglanzlook moderner Lautsprecher bietet eine Oberfläche aus samtigem Nextel – wahlweise in Anthrazit, Weiß oder, wie beim Testmuster, Perlweiß zu haben. Wobei das, ehrlich gesagt, eine ziemlich beige Perle ist.

Zusammen mit dem schlanken, hohen Wuchs des Lautsprechers ergibt sich eine extrem reduzierte, aber gerade deshalb eigenständige Optik, die, einmal gesehen, „hängen bleibt“. Dass das gerade KS Digital gelingt, also einem Anbieter aus dem Studiobereich, dem man als vorurteilsverhafteter Audiophiler meist nur rustikale Zweckformen zutraut, finde ich durchaus bemerkenswert. Gut, die KSD 2030 ist Mitglied der zurzeit drei Modelle umfassenden Home-Serie des Saarbrücker Herstellers, bei einer solchen gibt man sich mit dem Äußeren wohl besondere Mühe.

Doch dass sich die Form dem Zweck unterordnet, gilt auch hier. Ein Beispiel sind die erwähnten Waveguide-Aussparungen auf der Schallwand. Nichts Besonderes, sollte man meinen, wären die Tiefmitteltöner direkt dahinter bündig montiert worden. Sind sie aber nicht, sie nehmen vielmehr einen definierten Abstand zu den Schallwand-„Löchern“ ein, die zudem kleiner ausfallen als die dahinterliegenden Sechs-Zoll-Chassis mit beschichteter Polypropylenmembran. Beugung sei hier der gewünschte physikalische Effekt, so KS-Digital-Eigner und -Chefentwickler Johannes Siegler, denn die sorge für eine optimale Anpassung des Abstrahlverhaltens der Treiber an besagten Waveguide. Das, was vor der Aussparung geschehe, werde „auf Null gesetzt“ – spiele also quasi keine Rolle –, so auch die unterschiedlichen Laufwege und damit -zeiten des Signals von verschiedenen Orten auf der Membran bis zur Schallführung. Durch den Beugungseffekt würden unerwünschte Interferenzerscheinungen minimiert.

Beugung am Loch: Die Aussparung auf der Schallwand ist bewusst kleiner gehalten als der dahinter liegende Treiber
Die Aussparung auf der Schallwand ist bewusst kleiner gehalten als der dahinter liegende Treiber

Apropos Abstrahlverhalten: Schaut man sich auf den Webseiten von KS Digital um, wird schnell klar, dass Johannes Siegler Freund einer sinnvoll gerichteten Schallabgabe ist. Es soll möglichst viel Direktschall vom Lautsprecher beim Hörer ankommen oder umgekehrt: Raumeinflüsse sollen minimiert werden. Das sei im Heimbereich noch wichtiger als im Studio, wo raumakustische Maßnahmen häufiger zu finden sind, da sie dort optisch leichter akzeptiert werden. Bei unserem Probanden erfolgt die gewünschte Richtwirkung durch eine D’Appolito-artige Anordnung der Treiber. Diese charakterisiert sich bei einem Zweiwegesystem wie der KSD 2030 durchs „in die Zange nehmen“ des Hochtöners mittels ober- und unterhalb platzierter Tiefmitteltöner. Das Zusammenspiel von Trennfrequenz und Abstandsrelation der Treiber zueinander ergibt eine gewisse vertikale Bündelung, womit sich Auswirkungen von Boden- und Deckenreflexionen minimieren lassen – was der Genauigkeit der Wiedergabe zuträglich sein kann. Horizontal wird dagegen wenig gebündelt, was Siegler fürs kleinste Modell seiner Home-Serie auch nicht für nötig hält. Bei der großen KSD 2080, die meist in größeren Räumen und damit Abhörentfernungen als die 2030 betrieben wird, sei das eher ein Thema, bei ihr wird auch in der Horizontalen mehr gerichtet, um dem Hörer ein Plus an Direktschall zu bieten.

Die KSD 2030 ist auch in Anthrazit zu haben
Die KSD 2030 ist auch in Anthrazit zu haben

Nun ist das mit D’Appolito bei vielen Boxen eher eine optische denn streng akustische Entscheidung, da besagtes Zusammenspiel eben nicht ganz einfach zu realisieren ist. Die Trennfrequenz sollte theoretisch 2/3 der Wellenlänge, die dem Abstand der Tiefmitteltöner-Chassiszentren zueinander entspricht, nicht übersteigen. Entscheidet man sich nun für relativ große Woofer, steigt dieser Abstand naturgemäß an, was die ideale Trennfrequenz sinken lässt – und dann hat es der Hochtöner in praxi häufig schwer, den KSD 2030geforderten Pegel verzerrungsfrei zu liefern. Unter diesem Gesichtspunkt ist die Entscheidung für Sechszöller nicht unklug, gleichwohl liegt der Crossover-Punkt der KSD 2030 bei circa 1400 Hz. Auch das ist für viele handelsübliche Kalottenhochtöner schon recht tief – weshalb sich Siegler für einen Ein-Zoll-Kompressionstreiber aus dem Pro-Regal entschieden hat. Ein solcher kann deutlich höhere Schalldrücke liefern. Für die Anwendung in der KSD 2030 mag das zwar eigentlich egal sein, doch mit der höheren Belastbarkeit geht einher, dass die Aussteuerungsgrenze bei der Trennfrequenz spürbar weiter nach oben rückt, was sich durch besondere Verzerrungsarmut bezahlt mache, so Siegler. Übrigens: Alle Treiber werden bei KS Digital vorgealtert, also eingespielt, denn sonst sei ein individuelles Vermessen der Lautsprecher – dazu gleich mehr – nicht sinnvoll möglich. Angenehmer Nebeneffekt für uns Tester: Weiteres Einspielen war nicht nötig, das Klangbild passte schon frisch aus dem Karton und änderte sich im Zeitablauf so gut wie nicht mehr.

Allzu viele Details will Johannes Siegler über seine Lautsprecher nicht verraten – auch zur MDF-Behausung nicht. Diese ist zweiteilig ausgeführt, dort, wo die Gehäuserückseite einen „Knick“ aufweist, steckt die Elektronik, darüber sind die Lautsprecher montiert. Denen dürfte grob gerechnet so um die 20 Liter Arbeitsvolumen zustehen, also schon ein bisschen mehr als eine normal dimensionierte Kompaktbox anzubieten hat. Eine richtig große – wie beispielsweise die Harbeth Super HL5 Plus, die Kollege Benjamin Baum betreibt – kommt freilich auf deutlich mehr, nämlich auf etwa 50 Liter. Das Bassreflexrohr der KSD 2030 strahlt nach hinten ab.

KSD 2030 von hintenElektrotechniker Siegler war der Erste, der Mitte der Neunzigerjahre mit einem digital entzerrten Aktivlautsprecher auf den Markt kam. Bei seiner patentierten „Firtec“-Technologie handelt es sich um ein Softwaremodell, in das viele Parameter des jeweiligen Lautsprechers – etwa die der Chassis, der Gehäuseform und -kanten – einfließen. Dies geschieht durch eine boxenindividuelle Messung, welche anschließend invertiert als Digitalfilter allen weiteren Schritten vorgelagert wird. Firtec optimiert die Impulsantwort des Lautsprechers, und das bedeutet – Siegler wird nicht müde es zu betonen – nicht einfach nur eine Linearisierung des Amplitudenfrequenzgangs, sondern auch eine weitgehende Eliminierung von Phasenverzerrungen. Letztlich passiert hier also Ähnliches wie bei einem Gerät vom Schlage eines Audiodata Audiovolver, nur spielen bei der Optimierung raumakustische Einflüsse – bis auf die erste Bodenreflexion, die Siegler mit korrigiert, denn sie findet in jedem Raum statt – keine Rolle, der individuelle Lautsprecher steht im Fokus der Messung. (Auf Kundenwunsch bieten die Saarbrücker aber auch eine Einmessung auf den Raum an.) KS-Digital-Lautsprecher haben den Anspruch, eine zeitrichtige Wiedergabe sicherzustellen – und da jede einzelne Box gemessen und korrigiert wird, sei auch die Paargleichheit nahezu perfekt, so Siegler.

Erst hinter diesem Filter erfolgt dann die Trennung auf die Arbeitsbereiche der einzelnen Treiber sowie die Ansteuerung der Schaltverstärker – welche übrigens digital geschieht, nicht analog, wie bei Class D meist der Fall. Das eingehende und durch Firtec optimierte PCM-Signal wird also zur Pulsweitenmodulation der Class-D-Endstufen verwendet. Man könnte glatt sagen, in der KSD 2030 stecke ein 2 x 200 Watt starker Power-DAC, denn letztlich geschieht die Wandlung ins Analoge im allerletzten Schritt, bei den Endstufen. Das erinnert mich an die famose Dynaudio Focus 600 XD, bei der war’s genauso.

Die PWM-Endstufen sind übrigens keine zugekauften Module, sondern eigene Entwicklungen, die nicht auf hohen Wirkungsgrad optimiert wurden, sondern auf geringe Übernahmeverzerrung im Kleinsignalbetrieb, so Siegler. Deshalb werden sie für Class-D-Verhältnisse auch ungewöhnlich warm: Liegt kein Signal an, sind die Transistoren für negative und positive Halbwelle „on“, die Pulse heben sich in Summe auf – und heizen der Kühlrippe ein. So ließen sich Nichtlinearitäten von Transistoren beim Übergang vom nicht leitenden in den leitenden Zustand minimieren – und damit Verzerrungen.

Anschlussfragen
Die KSD 2030 lässt sich digital (bis 24 Bit/192 kHz, kein DSD) und analog ansteuern, beides über XLR. Das analoge Eingangssignal wird sofort mit einer Auflösung von 24 Bit/96 kHz digitalisiert – logisch, sonst könnte das Firtec-Digitalfilter ja nicht greifen. Natürlich habe ich auch diesen Weg ausprobiert, doch bin für mich zum Schluss gekommen, dass das bestenfalls anders, aber nicht besser klingt. Als Kunde wäre ich nicht unbedingt bereit, noch extra in eine Analogvorstufe zu investieren, wenn es direkt digital angebunden genauso gut oder sogar besser tönt. Es scheint mir auch dem Grundkonzept der Marke KS Digital nicht ganz angemessen, aber das kann natürlich jeder so sehen wie er möchte.

Das Anschlussfeld der KSD 2030
Das Anschlussfeld der KSD 2030

Der digitalen Ansteuerung merkt man die Studioherkunft an, will heißen: etwas umständlich ist’s für den Heimanwender schon. Es geht nämlich nur via AES/EBU in die KS Digital hinein und ein entsprechender Ausgang findet sich bei HiFi-Gerätschaften häufig nicht – tatsächlich benötigt man derer dann auch gleich zwei, je einen für den linken und den rechten Kanal, ein Durchschleifen des Signals von der einen zur anderen Box ist nicht möglich. Folglich werden die meisten Anwender wohl auf einen zusätzlichen Formatumwandler wie den KS Digital DDC angewiesen sein, der eingangsseitig elektrisches wie optisches S/PDIF sowie AES/EBU entgegennimmt, im Innern das Signal neu taktet, damit den Jitter minimiert und schlussendlich zweimal das AES/EBU-Format ausgibt. Kostenpunkt: 500 Euro.

Digitalformatumwandler KS Digital DDC
Digitalformatumwandler KS Digital DDC

Die Pegelregelung habe ich über den Mediaplayer JRiver vorgenommen und zuvor die Eingangsempfindlichkeit der KSD 2030 ganz heruntergedreht. So fand ich mich im Bereich zwischen 70 % und 100 % der einstellbaren Lautstärke wieder. Spürbare Auflösungsverluste bei niedrigen Pegeln konnte ich nicht feststellen. Ein absolut praktikabler Weg, zumal es sehr bequem ist, über die JRemote-App nicht nur die Musikbibliothek zu durchforsten, sondern eben auch den Pegel zu justieren. Wer freilich sehr auf „reine Lehre“ bedacht ist und das digitale Eingangssignal auf keinen Fall antasten möchte, kann auch die KSD-Remote RC-100 für 995 Euro erwerben:

KSD-Remote RC-100

Man bekommt dann ein extra Kästchen, das über LAN-Kabel mit den Lautsprechern verbunden wird und dem man über einen Infrarotgeber Steuerbefehle erteilen kann. Bei dieser Lösung erfolgt die Pegelregelung über die Ansteuerung der Endstufen. Die RC-100 ist allerdings nicht Bestandteil unseres Tests.

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Kimber Kable Varistrand

Test: KD Digital KSD 2030 | Aktivlautsprecher, Standlautsprecher

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