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Test: Revel Performa F208 | Standlautsprecher

Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Test: Revel Performa F208 | Standlautsprecher

Februar 2014 / Michael Bruß

Mann, sind die groß! Das war so ziemlich der erste Gedanke, der mir nach dem Auspacken der neuen Revel Performa F208 in meinem Wohnzimmer durch den Kopf schoss. Der zweite Gedanke dann: Hm, so schlecht machen die sich hier eigentlich gar nicht …

Die ersten Eindrücke einer neuen HiFi-Komponente sind – prinzipbedingt – oft eine unfaire Angelegenheit, da man sie als Veränderung gegenüber einem anders gearteten und oft liebgewonnenen Status Quo wahrnimmt. Und zumindest in dieser Beziehung haben sie es wirklich nicht leicht, die beiden amerikanischen Tonmöbel in ihrem dunklen Walnussholzkleid, denn nur einen Tag zuvor noch standen an ihrer Stelle die schlank-eleganten Dynaudio Excite X38, die sich zu den Revel Performa F208 so ein bisschen wie Terence Hill im zurückhaltenden weißen Anzug zu einem gut im Futter stehenden Bud Spencer verhalten. Okay, fast.

Immerhin wurde den fast 120 Zentimeter hohen Amerikanerinnen ebenfalls feinster Sonntagszwirn angelegt: Das Klavierlackfinish nimmt der imposanten Erscheinung etwas von ihrer optischen Wucht, ebenso wie das geschwungene, sich nach hinten kurvig verjüngende Gehäuse. Winkelt man die F208 dann noch in etwa so weit nach innen ein, dass vom Hörplatz aus nur noch ein winziger Rand der inneren Seitenwände sichtbar ist, könnte man fast glauben, vor einem Pärchen etwas zu klein geratener Magnetostaten zu sitzen. Also alles halb so wild mit der Massigkeit? Nun ja, in (Wohn-) Räumen unter 20-25 Quadratmetern sehe ich die Oberhäupter von Revels Performa-Familie (www.sunaudio.de) trotzdem eher nicht, auch aus Gründen der offensichtlich vorhandenen Basspotenz.

Zwei ausgewachsene 20-cm-Treiber pro Box kümmern sich nämlich gemeinsam mit einem Bassreflexsystem um die Frequenzen zwischen 34 Hz (bei -3 dB) und 270 Hz. Die Basschassis (genauso wie der Mitteltonschallwandler) besitzen Schwingspulenträger aus einem Glasfaserwerkstoff und Körbe aus Revel-Performa-F208-basstreiberDruckguss, wobei letztere – ebenso wie die leichte und steife Aluminium-Magnesium-Legierung der Membranen, die in regelmäßigen Abständen radiale Einkerbungen im Material aufweisen – dazu beitragen sollen, dass unerwünschte Resonanzen erst gar nicht auftreten.

Revel wäre aber nicht die Flaggschiff-Lautsprechermarke des Harman-Konzerns, wenn man sich damit zufrieden gäbe: Stattdessen haben sich die Ingenieure weitere Maßnahmen einfallen lassen, die das Magnetfeld vor und hinter dem Luftspalt symmetrieren und so die ohnehin geringen Verzerrungen weiter minimieren. Zum Beispiel stabilisieren Aluminium-Kurzschlussringe und Kupferkappen über den Polkernen das magnetische Feld und reduzieren die Schwingspuleninduktivität. Die aerodynamisch optimierte Formgebung der nach vorne abstrahlenden Reflexrohre soll dynamische Kompression und Luftgeräusche am Rohransatz vermeiden. Außerdem erlaubt die Platzierung der Reflexöffnungen auf der Schallwand auch eine für solch große und basspotente Lautsprecher relativ wandnahe Aufstellung.

„Boundary“-Schalter

Ebenso hilfreich für eine mögliche individuelle Klangabstimmung sind die beigefügten Reflexrohrstopfen und der „Boundary“-Schalter auf dem Anschlussterminal, mit dem sich der Bassbereich der Revel Performa F208 frequenzabhängig bis etwa 400 Hz um bis zu knapp 5 dB im Pegel absenken lässt (siehe Diagramm). Letzteres ist ein für viele Revel-Lautsprecher typisches Ausstattungsmerkmal, genauso wie die feinfühlige Justierbarkeit des Hochtonpegels von -1 bis +1 dB in 0,5-dB-Schritten per Drehschalter, der ebenfalls auf dem Terminal seinen Platz gefunden hat. In der mit 24 dB/Oktave akustischer Flankensteilheit arbeitenden Frequenzweiche kommen laut Herstelleraussage übrigens nur eng tolerierte Bauteile zum Einsatz, die speziell nach den Spezifikationen von Revel hergestellt wurden.

Bondary Schalter

Mit einem „Boundary-Schalter“ lässt sich der Bassbereich der F208 innerhalb gewisser Grenzen anpassen

Für den Mittelton der Performa F208 zeichnet ein Treiber mit 13-cm-Aluminiummembran verantwortlich, der, wie die Bässe, auch bei richtig heftigen Pegeln noch unverzerrt und unkomprimiert spielen soll – auch er kommt in den Genuss der besagten Luxusausstattung.

Frequenzen ab 2.200 Hz aufwärts überträgt ein ebenfalls mit einer sehr leichten Alu-Membran ausgestatteter 25-Millimeter-Hochtöner. Seine Antriebseinheit wurde von Grund auf neu konzipiert, und der „Acoustic Lens Waveguide“ – eine auf (laut Revel) furchtbar komplizierten und bahnbrechenden mathematischen Formeln basierende Formgebung der Montageplatte des Hochtöners – sorgt dafür, dass a) die Ankopplung an den (in diesem Frequenzbereich deutlich stärker bündelnden) Mitteltöner in Bezug auf das Abstrahlverhalten so bruchlos wie möglich verläuft und b) die Schalldispersion zu höheren Frequenzen hin so weit verbessert wird, dass der Frequenzgang auch weit außerhalb der Achse noch annähernd linear ist.

Revel-Performa-F208-hochtöner

Hochtöner mit „Acoustic Lens Waveguide“

Dazu trägt auch die direkt vor der Membran angebrachte Kunststoffbrücke bei, die nebenbei noch dem Schutz des Treibers vor unvorsichtigen Fingern dient. So soll auch auf den „billigen Plätzen“ ein harmonischer Klangeindruck ohne nervige Stressigkeiten entstehen. Laut Revel sorgt diese patentierte, Constant Acoustic Impedance (CAI) genannte Technologie sogar dafür, dass sich der Strahlungswinkel der Hochtöner zum oberen Ende des Hörfrequenzspektrums hin verbreitert, statt wie gewöhnlich abzunehmen.

Dies ist übrigens nicht das erste Mal, dass ein Lautsprecherpaar des amerikanischen Herstellers in meinem Hörraum steht. Zu Studienzeiten genoss ich das Privileg, mehr oder weniger nebenbei in einem renommierten HiFi-Laden in Saarbrücken arbeiten zu dürfen. „Weniger nebenbei“ war dann auch ein Grund dafür, dass meine Studienzeit sich über, sagen wir mal, etwas längere Zeit als notwendig erstreckt hat … Besagter Händler führte die gesamte Sun-Audio-Palette, unter anderem also Mark Levinson, Thiel, Oracle – und eben auch Revel. Deren zum damaligen Zeitpunkt kleinster Lautsprecher, ein Zwei-Wege-Kompakter mit dem Namen Performa M20, hatte es mir klanglich, optisch und in Sachen Verarbeitungsqualität angetan. Das damalige Design war, bis auf die knubbeligen Füße und die charakteristisch gerundete Montageplatte der Treiber, eher kubisch-schlicht. Quadratisch, praktisch, gut eben.

Bi-Wiring-Terminal und Boundary-Schalter

Die Nachkommen der ersten Performa-Serie haben sich demgegenüber wie schon erwähnt mit ihrem dunklen Klavierlackgehäuse richtig herausgeputzt: Das dunkle Walnussfurnier wirkt sehr edel und lässt keine unschönen Stoßkanten durch den Klarlack erkennen. Laut Revel zeichnet ein italienischer Spezialist für diese Qualität verantwortlich – ob das nun ein Argument für die italienische Handwerkskunst oder eines gegen die amerikanische ist, sei mal dahingestellt …

Auf der Oberseite des Lautsprechergehäuses befindet sich ein gerundetes Dachelement aus einem relativ weichen, gummiartigen Kunststoffmaterial. Das gleiche Material findet sich auch um die Treiber herum, und auf Nachfrage bei Sun Audio bestätigt sich, dass es sich hierbei nicht nur um Zierrat handelt, sondern handfeste physikalische Gründe eine resonanzmindernde Rolle für den Einsatz des Werkstoffs spielen sollen.

Revel-Performa-F208

Revel Performa F208: Gummi on top

Auf jeden Fall nimmt dieser Kniff der Frontansicht der Revel Performa F208 noch einmal etwas von der optischen Schwere großer Lautsprecher, verrundet die obere Kante des Gehäuses und fördert so deutlich die Harmonie der Silhouette. Die Gehäuseform lehnt sich übrigens an die (ebenfalls gegenüber den unverwechselbaren Ahnen stark überarbeitete) Ultima2-Familie aus dem Hause Revel an und ist nach hinten in einer Halb-Oval-Form abgerundet. Dies gewährleistet im Verbund mit strategisch positionierten Verstrebungen im Inneren eine höhere Steifigkeit der Gehäuse im Vergleich zu konventionellen Boxen, was wiederum zu verringerten Verfärbungen durch Gehäusevibrationen führen sollte.

Das Anschlussterminal verfügt neben den erwähnten Drehreglern zur Feineinstellung von Bass und Hochton über massive Bi-Wiring-Klemmen, die Spades ebenso wie Bananenstecker aufnehmen. Leider werden hier keine in Kunststoff gekapselten Modelle verwendet, aber die einzelnen Anschlüsse liegen weit genug auseinander, um eine kurzschlussfreie Ankopplung der Lautsprecherkabel zu gewährleisten.

Aufstellung
Revel-Performa-F208Ein kurzes Wort zum Auspacken noch: So hervorragend verarbeitet und professionell designt die Revel auch sind, und so eindrücklich die Bedienungsanleitung der Performa F208 diesbezüglich auch bebildert ist – der Verpackungsstandard ist, sagen wir mal so, verbesserungswürdig. Ist man beim Auspacken alleine (was im Prinzip natürlich nie ratsam, ab und an aber unumgänglich ist), ist es quasi unmöglich, die etwas lieblos zusammengeklebten Styroporformteile nicht zu zerstören – hier wäre Revel gut beraten, ordentliche geschäumte Kunststoffpolster einzusetzen, die in dieser (Gewichts- und Preis-) Klasse eigentlich Standard sein sollten.

Und wo wir gerade bei der Kritik sind, möchte ich die ziemlich einfach geratenen Spikes erwähnen, die in dieser Preisklasse ebenfalls ruhig wertiger ausfallen dürften. Auch wenn die massiven Kontermuttern zumindest das Fixieren der Spikes in ihrer Endposition einfach machen, ist es recht umständlich und friemelig, ebenda anzukommen, da man mit den Fingern unter den Lautsprechern herumfummeln und ohne wirkliche Angriffsfläche eine gänzlich mit Gewinde versehene, relativ dünne Schraube unter Umständen gegen das Gewicht des Lautsprechers drehen muss. Auch hierbei ist es also von Vorteil, einen Helfer zu haben.

Immerhin weisen die Spikes auf der anderen Seite Verrundungen auf, so dass die Aufstellung auch ohne Spiketeller und Bodenschäden möglich ist. Sind diese kleinen Untiefen dann erst mal übersegelt, gestaltet sich die Platzierung der Lautsprecher im Raum nicht allzu schwierig, denn die Revel Performa F208 zeigen sich diesbezüglich ziemlich genügsam. Auf dem Stammplatz meiner Linn Majik 140 stehend, wirken die beiden Performas allerdings doch sehr gedrängt, also ziehe ich sie jeweils zirka 10 cm weiter auseinander, so dass die Basis sich auf gute 2,1 Meter verbreitert. Die eingangs angesprochene, recht starke Einwinkelung auf den Hörplatz erweist sich im Weiteren auch klanglich als optimale Lösung, denn so halten sich Tiefenstaffelung und Panorama die Waage und die Abbildungsschärfe ist optimal.

Revel Performa F208

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Cambridge Audio CXN100

Test: Revel Performa F208 | Standlautsprecher

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