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Test: Martin Logan Electromotion ESL | Standlautsprecher

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  1. 1 Test: Martin Logan Electromotion ESL | Standlautsprecher

Januar 2013 / Jochen Reinecke

Premieren sind was Schönes! Daher war ich hocherfreut, als mir die fairaudio-Herausgeber als Probanden Martin Logans ElectroMotion-ESL-Elektrostaten (www.audiocomponents.de) ankündigten, denn einen Lautsprecher dieses Arbeitsprinzips hatte ich bisher noch nicht daheim. Der erste Eindruck, nachdem ich die beiden tadellos verarbeiteten und geradezu vorbildlich verpackten Lautsprecher aus ihren Kartons geschält und ins Wohnzimmer gewuchtet hatte, war: „Sieht schon anders Martin Logan ESLaus als ein klassischer Lautsprecher“ – irgendwie filigraner, ätherischer, und im wahrsten Sinne des Wortes durchsichtiger: Die Paneele der ElectroMotion ESL sind in einem leicht gewölbten, fein perforierten Aluminium-Verbundwerkstoff-Rahmen untergebracht, der es gestattet, „hinter“ den Lautsprecher beziehungsweise durch ihn hindurch zu sehen.

Auf der Website von Martin Logan heißt es etwas vollmundig: „Das neue XStat-Paneel des ElectroMotion-ESL ist optisch so transparent, dass Sie es fast nicht sehen, wenn Sie dasitzen und hören.“ Das halte ich zwar für leicht übertrieben, Tatsache ist jedoch, dass sich die Lautsprecher im Vergleich zu klassischen Modellen sichtlich harmonischer in den Wohnraum einfügen, was gerade für diejenigen interessant sein dürfte, die in bezug auf HiFi eine BHP (Bessere-Hälfte-Problematik) mitbringen.

Im Interesse des Leseflusses verzichte ich hier auf lange Abhandlungen, wie so ein Elektrostat funktioniert, denn wofür gibt es schließlich unser Lexikon? Bitte sehr, hier entlang! In letzter Konsequenz ist es ja theoretisch auch egal, wie ein Wandler funktioniert, solange das Ganze gut klingt. Es lohnt aber ein kurzer Seitenblick auf die Frage, welche prinzipbedingten Vorzüge einerseits und Herausforderungen andererseits so ein Elektrostat gegenüber klassischen elektrodynamischen Lautsprechern mitbringt.

Nun, da wäre zunächst einmal beim Elektrostaten ein wesentlich günstigeres Verhältnis zwischen Membranfläche und -masse. Wenn wir die gesammelte Membranfläche der Treiber einer klassischen Standbox nehmen und mit der unseres heutigen Probanden vergleichen, dann dürfte Letztgenannter sicherlich ein Vielfaches an klangaktiver „bewegter Fläche“ mitbringen – aber nur einen Bruchteil an deren Gewicht. Man kann sich schon vorstellen, dass dies – Stichwort Impulsverhalten – für ein schnell ansprechendes und fein aufgelöstes Klangbild bürgen dürfte.

Paneel der Martin Logan

Ein weiterer Vorteil dürfte sein, dass der gesamte Frequenzbereich durch ein und dieselbe Fläche produziert wird. Bei Vollbereichselektrostaten, die man auch Breitbänder nennen dürfte (siehe beispielsweise Test Silberstatic Nr. 1), ist keine Frequenzweiche vonnöten (der ElectroMotion-ESL wiederum schert aus dieser Kategorie aus, doch dazu später). Damit fallen natürlich auch zugleich die klassischen Frequenzweichenprobleme wie Phasenverschiebungen, Linearitätsverbiegungen etc. weg. Zu guter Letzt noch das Thema Gehäuseklang – da es eben keine klassische „Kiste“ gibt, gibt es auch weniger Raum für ungewollte Resonanzen oder stehende Wellen innerhalb eines Gehäuses.

Selbstverständlich hat auch der Elektrostat mit der einen oder anderen prinzipiellen Herausforderung zu kämpfen. So lässt sich mit ihnen – Elektrostaten sind klassischerweise Dipol-Lautsprecher – das Abstrahlverhalten innerhalb des Hörraums zumeist schlechter definieren als bei einem geschlossenen System. Der Hörraum und seine Eigenschaften sind beim Elektrostaten immer wesentlich mehr ins Gelingen oder Misslingen des Gesamtklangs involviert. Auch eilt diesen und anderen Flächenstrahlern der Ruf voraus, der Begriff Sweet Spot sei wörtlich zu verstehen: als eben ganz schön kleiner „Fleck“. Weiterhin darf nicht verschwiegen werden, dass der Bass-, insbesondere der Tiefbassbereich, eine echte Herausforderung für Elektrostaten darstellt. Um hier wirklich die Vehemenz eines klassischen elektrodynamischen Wandlers zu erreichen, müsste man unverhältnismäßig große Schallflächen einsetzen. Mit anderen Worten: Richtig tief runter geht’s unter Wohnraumbedingungen meist nicht. Entweder man nimmt also Abstriche im Bass in Kauf, oder man gibt dem Elektrostaten als Stütze einen elektrodynamischen Tieftöner – so wie es bei unserem Probanden der Fall ist.

Wir sprachen ja oben von Membranfläche. Die Abstrahlfläche eines Martin Logan ElectroMotion-ESL-Paneels beträgt satte 832 cm² in einer Richtung. Um eine harmonische Streuung des Hochtonbereichs zu erreichen, wurde diese Membranfläche leicht gekrümmt.

Das Martin-Logan-Paneel ist gekrümmt

Zusätzlich zur Krümmung sind die Paneele auch noch leicht nach hinten geneigt, wodurch der klassische Sweet Spot in einer realistischen – nämlich sitzenden – Hörsituation erreicht werden kann. Unterhalb des Paneels verbirgt sich ein mit 500 Hz nach oben hin abgeriegelter 8-Zoll-Tieftöner mit Fiberkonus, dem zusätzlich noch ein Downfire-Bassreflexrohr spendiert wurde (dementsprechend sollte die Electromotion-ESL auf den mitgelieferten Spikes, zumindest aber mit Bodenabstand aufgestellt werden). Bezüglich der Frequenzweiche verweist man bei Martin Logan übrigens ein wenig mythologisierend darauf, deren Schaltung sei in einer eigens entwickelten „Vojtko-Topologie“ designt. Genauere Details sind Betriebsgeheimnis; Martin Logan vermeldet lediglich, erklärtes Ziel dieses Weichendesigns sei ein „idealer Kompromiss aus Flankensteilheit und -flachheit“. Aber gelingt die Anbindung des Tieftonbereichs denn wirklich so bruchlos? Und kommt der „langsame“ Konustreiber dem „flinken“ Elektrostatenpaneel angemessen zügig hinterher? Hören wir es uns doch einfach an!

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Test: Martin Logan Electromotion ESL | Standlautsprecher

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