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Test: Audioplan Konzert III | Standlautsprecher

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  1. 1 Test: Audioplan Konzert III | Standlautsprecher

Oktober 2012 / Jörg Dames

audioplan konzert iiiEin Frauenkörper … So, so. Ein Feuerzeug … Hm, okay. Ein bisschen haben die unterschiedlichen Kommentare zur Form der in meinem Hörraum stehenden Audioplan Konzert III Erinnerungen an diese ominösen Tintenkleckstests aufkommen lassen, mit denen man mehr oder wenige valide zu untersuchen trachtet, wie’s denn geistig so um einen bestellt ist.

Na ja, herauszufinden, warum einem beim Betrachten der Konzert III nun zuallerletzt sinnliche oder eben doch recht profane, dingliche Assoziationen vor dem geistigen Auge aufpoppen, mag auch ganz interessant sein, dennoch wollen wir uns natürlich – keine Sorge – wie gehabt auf die Fragestellung konzentrieren, wie gut unsere Probanden denn aus akustischer Sicht in Form sind.

Doch zunächst einmal ein paar Worte zur Physis der Audioplan Konzert III …

Audioplan Konzert III: Physisches

Typisch für Audioplan (www.audioplan.de) sind ja nicht zuletzt langjährig gepflegte, stetig weiterentwickelte Modellinien – das Urmodell der kleineren, vor zweieinhalb Jahren getesteten Kontrast V kam beispielsweise bereits vor über 30 Jahren auf den Markt.

Die Konzert-Reihe ist dagegen fast schon sowas wie ein Jungspund, kann aber auch bereits auf eine Vita von immerhin 14 Jahren zurückblicken, wobei die letzte Fassung, die aktuelle 3er-Generation, seit 2008 erhältlich ist und vor gerade einmal gut sechs Monaten ein Update erfahren hat. Geändert wurden unter anderem die Kabelführung sowie die Aufhängungen der Frequenzweichen. „Eigentlich ‚nur‘ eine Anzahl von Kleinigkeiten“, so Thomas Kühn von Audioplan, „aber klanglich sehr wirkungsvoll.“

audioplan konzert iii

Nicht gerüttelt wurde und wird dagegen – auch bei einem so ausgewachsenen, immerhin 120 Zentimeter in die Höhe schießenden Modell nicht – am grundsätzlichen 2,5-Wege-Konzept. Wie die Audioplan’sche Produktpalette auch ansonsten ausschließlich < 3-Wege-Wandler aufweist:

Audioplan Konzert IIIDas wesentliche Problem aller 3-Wegler sei nämlich, so Thomas Kühn, die komplexere beziehungsweise „doppelte“ Weiche vor dem Mitteltöner, bei welcher sich Tief- und Hochpass wechselseitig beeinflussen. Zudem mache sich der mit dem Hochpass unweigerlich verbundene Kondensator „fast immer“ klanglich bemerkbar, was eben gerade für die Übertragung des sensiblen Mittenbereichs ein Problem darstelle. Ein 2- oder 2,5-Wege-System klinge seiner Überzeugung nach deshalb stets unmittelbarer. „Die Entscheidung dafür fiel nach langen Vorversuchen, bei denen ich 3-Wege, D’Appolito etc. versuchsweise gebaut habe.“

Von vorne betrachtet, muten die Konzert allerdings wie waschechte 2-Wegler an, wird doch die Schallwand ausschließlich vom einem 15-cm-Tief/Mitteltöner von Audax und einer recht früh einsetzenden (Trennfrequenz: 2 kHz) 2,5-cm-Seas-Hochtonkalotte bevölkert. Der ausschließlich die unteren Lagen unterstützende, dort parallel zum Tief/Mitteltöner laufende und sich um 200 Hz dann recht steil (24dB/Oktave) verabschiedende 15-cm-Tieftöner (ebenfalls von Audax) wurde dagegen auf die Rückseite der Audioplan Konzert III verbannt.

Der Frage nach dem „Warum“ dieses Versteckspiels – zumal ein nach hinten abstrahlender Sub doch vermeintlich auch die Aufstellung erschweren müsste – entgegnet Thomas Kühn zunächst, dass er die Ur-Konzert ausgehend von etwa 40 Zentimeter Wandabstand entwickelt habe und wandnahe Aufstellung dadurch keinesfalls problematischer würde, nicht zuletzt, weil tiefe Frequenzen beziehungsweise größere Wellenlängen ja sowieso nicht gerichtet, sondern rund abgestrahlt werden (vgl. fairaudio-Lexikon Beugung).


Das Membran-Material der 15-cm-Konusse von Audax wird unter anderem aus Harzen und Fasern „gebacken“ und weist eine resonanzmindernde, amorphe Struktur auf

Das Hinterbänklertum des Tieftöners böte stattdessen aber handfeste Vorteile: „Die Schwingungen, die der Tief- sowie der Tief/Mitteltöner ins Gehäuse einleiten, sind dadurch gegeneinander gerichtet. So entstehen vor allem Druckschwankungen im Gehäuse, dynamisch ist das System stabil. Weiterhin spannt der hintere Tieftöner eine virtuelle Schallwand für den vorderen Tief/Mitteltöner auf. Die Ankopplung an den Raum gelingt dadurch besser.“

Das Phänomen der „unendlichen Schallwand“ beruhe darauf, dass sich die tiefen, kugelförmig abgestrahlten Schallanteile von rück- und frontseitigem Konus auf einer Ebene treffen, die einer gedachten senkrechten Fläche entspricht, welche das Lautsprechergehäuse in halber Tiefe durchläuft. Dabei würden sich stets nur entweder Druckmaxima oder -minima begegnen, was laut Thomas Kühn eine ähnliche „abstützende“ Wirkung zur Folge hat wie eine physisch reale Schallwand.

Audioplan Konzert III Hochtöner Seas
Der Antrieb der Seas-Kalotte basiert auf einer radialen Anordnung mehrerer Neodym-Einzelmagnete, was Reflektionen zurück zur Membran minimiert. Zudem spielt sie recht tief herunter, hilfreich für ein 2-Wege-Konzept. Das sternförmige Dämpfungsvlies soll frühe Reflektionen minimieren

Aber nicht nur mit Blick auf die Wiedergabe der unteren, sondern auch oberen Frequenzetagen halten die Audioplan Konzert III interessante Lösungen parat:

Um den Hochtöner unbeeinflusst von Schwingungen aus der Tieftonwelt, sprich resultierenden induzierten Störsignalen zu halten, residiert dieser samt zugehöriger Frequenzweiche vollentkoppelt in einem Rohr-in Rohr-System. Das äußere Rohr ist dabei sowohl mit der Schall- als auch Rückwand luftdicht verklebt, das innere, den Hochtöner beherbergende ruht auf Dämpfungsmaterial und wird rückseitig von einem definiert entkoppelten Aluminium-Stern fixiert.

Audioplan Konzert III Hochtöner

Und klar spielt das Thema Schwingungs- und Resonanzminimierung auch an anderen Stellen eine wichtige Rolle im Konzept der Konzert III – so zum Beispiel bei der grundlegenden Gehäusekonstruktion der jeweils fast 70 Kilogramm wiegenden Wandler: Seitenwände, Rück- und Schallwand sowie interne Versteifungen weisen nicht nur unterschiedliche Stärken (zwischen 21 und 45 Millimetern) auf, sondern rekrutieren sich zudem aus verschiedenen, unterschiedliche Resonanzverhalten an den Tag legenden Materialien, wodurch vermieden werden soll, dass sich auch nur ansatzweise irgendein „Materialklang“ in den Vordergrund drängen kann.

Audioplan Konzert III
Im Inneren findet sich ein akustisches Labyrinth aus gestanzten Dämpfungsplatten mit Durchbrüchen zur Regulierung der Dämpfung. Das Ziel ist eine hohe Mittelton-Bedämpfung ohne Beeinträchtigung der Effektivität des Bassreflexsystems

Und was waren – um zum Anfang dieses Berichts zurückzukommen – nun die auschlaggebenden Gründe für die weibliche Rundung der Schallwand beziehungsweise das „Feuerzeugdesign“ der Konzert III? Hätte es ein schlicht und einfach geneigtes Gehäuse zur Laufzeitkorrektur nicht ebenso getan?

„Im Wesentlichen ja“, so Thomas Kühn, „die Laufzeitkorrektur wäre auch mit einer schrägen Front erledigt. Allerdings hat die Rundung nicht nur ästhetische Gründe. Die zurücklaufende Front erzeugt auch weniger Reflexionsenergie.“

Okay, dann lassen wir an dieser Stelle Äußerlichkeiten endlich mal Äußerlichkeiten sein und zerren unsere schwergewichtigen Probanden lieber ins Hörzimmer, um wie eingangs versprochen zu schauen, wie gut die Audioplan Konzert III denn nun tatsächlich in Form sind …

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Test: Audioplan Konzert III | Standlautsprecher

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