Demnächst im Test:

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Unison Research

Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Single Ended ... Tetrode?!
  2. 2 Inspektion Lab 12 Suono

Dieser Testbericht erschien im Juni 2016 im englischsprachigen Audio Review Magazin 6moons.com und kann dort in der Originalversion gelesen werden: Lab 12 Suono. Er wurde durch uns übersetzt und wird hier den deutschsprachigen Lesern präsentiert. 6moons und fairaudio haben die Übereinkunft, gegenseitig ausgewählte Artikel zu übersetzen und für die englische beziehungsweise deutsche Leserschaft zu publizieren. Der Autor des Artikels ist am Anfang des Textes genannt. Der Bericht und alle Bilder unterliegen dem Copyright von 6moons.

Ihr fairaudio-Team


von Srajan Ebaen

Griechenland. Die Wiege der Demokratie. Das Land Homers. Das Lied des Sokrates. Jeder, der sich die Zeit dafür nimmt, könnte sicher eine Liste über die vergangene Größe des Landes zusammenstellen. Doch heutzutage steht Griechenland, zumindest ökonomisch, weniger groß da. Und wie seine Bewohner müssen sich auch die griechischen HiFi-Hersteller zurzeit besonders anstrengen. Vor allem jene, die nicht die oberen Zehntausend als potenzielle Kundschaft anvisieren. Lab 12 zum Beispiel (Vertrieb: www.lab12.audio), die Firma von Stratos Vichos, ist weder ein Ypsilon Audio noch ein Aries Cerat.

Messestand von Lab 12 auf der High End 2016

Messestand von Lab 12 auf der High End 2016

Wie auch schon die 2016er-Präsenz auf der High End in München zeigte, steht Stratos Vichos mit beiden Beinen fest auf dem Boden. Sogar die anwesende Präsentatorin trug ganz normale Kleidung statt lächerlicher Pumps und aufreizender Röckchen. Und anders als seine Landsmänner von TruLife Audio, deren derzeitiges Portfolio Athena, Zeus und Co. ehrt, kommt der Lab-12-Katalog ohne Bezüge zur griechischen Geschichte aus. Nur der Power Conditioner „Gordian“ knüpft eine Verbindung zu Alexander dem Großen.

LAB12 Suono Röhren Endstufe Ansicht 1

Der Verstärker, mit dem wir es heute zu tun haben, heißt „Suono“, was nicht mehr oder weniger als „Klang“ bedeutet. Und ja, das ist italienisch, nicht griechisch. Auch optisch vermeidet der Lab 12 Suono das Sich-zur-Schau-stellen anderer Röhrenverstärker. Er ist sehr viel einfacher designt, ja, aufs Wesentliche reduziert. Diese Philosophie setzt sich mit recht praxisgerechten technischen Daten fort. Beim Lab 12 Suono handelt es sich um einen SET-Verstärker. Er kann im Triodenbetrieb laufen, auch wenn seine KT150-Endröhre mitnichten eine Triode ist. Vielmehr handelt es sich um eine Hochleistungstetrode aus der KT88-Familie. Die Ausgangsleistung beträgt 25 Watt, was in der SET-Welt eine ganze Menge darstellt – wenn man bedenkt, dass die üblichen Verdächtigen namens 10Y, 101D, 45, PX4, 2A3 und 300B normalerweise weniger als 10 Watt bereitstellen. Hier stehen sich, wenn man das so sagen will, Potenz und Zierlichkeit gegenüber.

 

LAB12 Suono Röhren Endstufe Triode

Man könnte die KT150 gar als Hochstapler in der SET-Welt bezeichnen, schließlich ist sie weder eine echte Triode noch direkt geheizt. Potenzielle Käufer des Lab 12 Suono wird das aber nicht stören. Noch weniger missfallen dürften ihnen die Kosten für Ersatzröhren: Eine russische Tung-Sol KT150 kann man bereits für circa 80 Euro erstehen, während die meisten angesagten DHT-Röhren (Direct Heated Triodes) gerne mal das Zehnfache und mehr kosten. Man könnte locker die 2.200 Euro, die für den Suono zu bezahlen sind, nur in „Glas“ investieren, wenn man DHT-Verstärker der Luxusklasse bevorzugt.

Wie gesagt, der Suono hat nichts mit dem Hype um Western Electric NOS-Röhren (New Old Stock, oftmals 50 Jahre alte und nie benutzte Röhren, die zu hohen Preisen angeboten werden) zu tun. Er nutzt aktuelle, zu normalen Kursen erhältliche Modelle und versucht, das Maximum an Performance im immer unter Volllast stehenden Class-A-Modus aus ihnen herauszuquetschen. Natürlich sind auch die Ausgangstrafos keine exotischen japanischen Modelle von Hashimoto, Kondo oder Tango, und die Ringkerne sind auch nicht FineMet- oder Kobalt-Nickel-Typen, welche mit gealtertem Silberdraht gewickelt werden …

LAB12 Suono Röhren Endstufe Wohnzimmer 2

Der Lab 12 Suono ist ein Endverstärker für diejenigen, die diese Ansprüche und Ambitionen nicht kennen (wollen). Er besitzt weder Kupferchassis noch verchromte Rohrschornsteine, keine zentimeterdicken Frontplatten oder japanische Yamamoto-Meter. Die VU-Meter vom Typ TR-57 werden stattdessen vom taiwanesischen Hersteller Nissei bezogen. Doch immerhin: Er ist ein reiner Class-A-Verstärker, ein reiner Röhrenverstärker und besitzt einen manuellen Bias-Schaltkreis. Außerdem sind Blenden- und Transformatorkappen in Mattschwarz, Hochglanzweiß oder in einer Sonderfarbe erhältlich.

Wir sollten noch ein paar Worte über Stratos Vichos’ Hintergrund verlieren – und am besten lassen wir ihn dabei selbst zu Wort kommen:

Stratos VichosStratos Vichos: „Aufgrund der wachsenden Nachfrage sind wir gerade dabei, in ein größeres, modernes Gebäude für unsere Produktion umzuziehen. Das wird auch die Entwicklungsmöglichkeiten der Firma verbessern. Der Lab 12 Suono ist mein persönlicher Favorit. Ich benutze ihn in meinem Wohnzimmer mit einem schönen Paar Hornlautsprecher und er schenkt mir jedes mal, wenn ich ihn höre, echte Entspannung. Dies war auch mein primäres Entwicklungsziel für diesen Verstärker – er soll entspannt und niemals hart klingen, unabhängig vom verwendeten Vorverstärker, von der Quelle oder den Lautsprechern. So haben wir ihn abgestimmt.

Auch wenn wir in der Zukunft noch etwas Größeres planen, bleibt unser Ziel unverändert: faire und preiswürdige Produkte zu entwickeln und zu bauen, die einfach gut Musik machen. Ich weiß, dass viele in der Audio-Community viel Geld für die Ausrüstung ausgeben, aber letztendlich die Musik dabei vergessen. Das tun wir nicht. Wir bauen HiFi-Geräte, aber wir versuchen, die Musik in den Vordergrund zu stellen.“

LAB12 Suono Röhren Endstufe Ansicht 2

Über den Lab12 Suono:

„Technisch gesehen ist der Suono ein einfaches Konzept. Es ist ein Class-A-Single-Ended-Verstärker mit den besten oktalen Tetroden des Marktes. Sie können zwar jede mögliche Oktaltetrode außer der EL34 und der 6L6 benutzen, aber ich denke, dass die KT150 eine Liga über ihren älteren Verwandten spielt. Und das gilt nicht nur für die maximal erreichbare Ausgangsleistung, wie viele glauben. Für uns liegt es vor allem an ihren klanglichen Qualitäten – wenn man denn ihr Potenzial denn richtig ausschöpft!

Zuerst haben wir viele lange Nächte damit verbracht, die Ausgangsübertrager zu entwerfen, und etliche Kilometer an Kupfer- und Eisendraht verbraucht, um das beste Wicklungsdesign für diese spezielle Röhre zu finden. Wir könnten natürlich auch noch über bessere Ergebnisse mit Silberwicklungen oder exotischen Kernen spekulieren, aber wir wollen bodenständig bleiben … Wir entwickeln unsere Komponenten mit Blick auf die aktuelle wirtschaftliche Realität, sodass gewisse Exotica einfach aus dem Rahmen fallen.

ALB12 Suono Röhren Endstufe Triodentreiber

Wir verwenden russische NOS-Triodentreiber in einer speziellen SRPP-Konfiguration, um optimale Bedingungen für unsere Röhren zu schaffen. Wir bieten ultralinearen oder Trioden-Modus sowie traditionelle manuelle Vorspannung an. Kurze Leiterbahnlängen auf unserer Leiterplatte sind uns wichtig. Übrigens haben wir uns bewusst für ein platinenbasiertes Layout entschieden, denn die Punkt-zu-Punkt-Fertigung ist nun mal wirklich veraltet. Alle Teile für den jeweils rechten und linken Kanal werden von Hand angepasst – und wir verwenden unterschiedliche Arten von Widerständen in den verschiedenen Stufen sowie spezielle Koppelkondensatoren und ein Netzteil, dessen Transformatoren, Drosseln und Nippon-Kondensatoren um den Faktor zwei überdimensioniert werden. Der beste Vorverstärker wäre natürlich unser eigener PRE1, aber Sie werden sehen, dass so gut wie jede andere Vorstufe auch großartige Resultate erzielen wird. Der Rauschabstand des Lab 12 Suono beträgt 87 dB.“

„Wir verwenden kein Feedback beim Suono. Die maximale Leistung mit den KT150 ist etwa 16 Watt pro Kanal im Triodenbetrieb und 24 Watt im Ultralinear-Modus, das alles bei einem vernünftigen, niedrigen Verzerrungslevel unter normaler Vorspannung. Ein Paar KT88 liefert circa 10 beziehungsweise 14 Watt pro Kanal im Trioden- beziehungsweise Ultralinearmodus. Für die KT120 sind es 14 und 18 Watt, und 9 bzw. 14 Watt kommen mit den 6550 raus. Wir haben die KT100 noch nie ausprobiert, aber auch sie ist kompatibel.“

Inspektion Lab 12 Suono

Während ich auf die Lieferung von Stratos wartete, grübelte ich über die möglichen Suono-Konkurrenten nach. In meinem persönlichen Inventar befindet sich die S.A. Lab Blackbird SE, eine 2.200-Euro-Push/Pull-Endstufe aus Russland. Sie besitzt sowjetische NOS 6L6/6?3 in Triodenschaltung, die für 15 respektive 30 Watt pro Kanal an 8 und 4 Ohm gut sind. Firmen wie Rogue Audio oder die ebenfalls griechischen Tsakiridis Devices bieten eine Reihe erschwinglicher Push/Pull-Verstärker mit Oktalsockel an. Solche Schaltungen sind durchaus üblich. Unison Research hat einen 30 Watt leistenden, parallelen Single-Ended-Ultralinear-Verstärker mit EL34 im Angebot. Am oberen Ende der Skala befindet sich dann der Audiopax aus Brasilien mit einer einzigartigen Triodenschaltung auf KT88-Basis.

LAB12 Suono Röhren Endstufe aussen Lack

Mir scheint die Firma Lab 12 als so eine Art „frühe Trafomatic-Variante“ durchzugehen, früh meint dabei die Zeit, bevor die Serben Cost-no-Object-Projekte wie die gigantischen Elysium Monos verfolgten. Aktuell vergleichbar wäre vielleicht Fezz Audio aus Polen. Doch während die sich in Sachen farbige Lackoptionen mit Lab 12 überschneiden, fehlen im Fezz-Audio-Programm Vorstufen, DACs und Kopfhörerverstärker – die die Griechen bereits anbieten.

Gehen wir zur physischen Inspektion des Lab 12 Suono über. Jüngere Unternehmen verraten ihre Herkunft oft durch eine qualitativ minderwertige Verpackung und einfache Verarbeitung. Wie positioniert sich Lab 12 diesbezüglich? Ein wichtiger, wenn auch unsichtbarer Aspekt sind die Ausgangsübertrager. Diese bestehen aus hunderten Metern Kupferkabel und wirken sich auf Bandbreite, Phase und Impedanz aus. Firmen wie Fezz und Trafomatic nutzen hier ihre frühere Spezialisierung als Hersteller von Transformatoren (Fezz ist eine Tochtergesellschaft von toroidy.pl). TruLife Audio aus Athen hat seine Wurzeln in drei Generationen Transformator-Bau, ebenso Octave Audio aus Deutschland. Andere Röhrenverstärkerhersteller beziehen ihr Eisen von Spezialanbietern wie Lundahl oder Magnequest. Lab 12 nicht. Wie einige der etablierten Wettbewerber wickelt auch diese Firma ihre eigenen Trafos. Damit hat man natürlich die volle Kontrolle über das, was für Kenner als größter Beitrag zum Klang eines Röhrenverstärkers durchgeht: die Ausgangsübertrager.

LAB12 Suono Röhren Endstufe innen

Nachdem man fünf Schrauben gelöst hat, lässt sich das Innere des Lab 12 Suono inspizieren

Die langgestreckte Eiform der KT150 mit der dekorativen Krümmung soll Mikrofonie-Effekte bekämpfen, da sie die für zylindrische Oktalsockelröhren wie die EL34 und KT88 so typischen parallelen Wände vermeidet. Der Röhrenexperte Kevin Deal von Upscale Audio aus Kalifornien nennt die Röhre „den Tyrannosaurus Rex der Strahltetroden. Die Dynamik ist anders als alles, was wir jemals zuvor gehört haben“. Ein einzelnes Push/Pull-Paar im UL-Betrieb kann angeblich bis zu 150 Watt leisten. In den Trafomatic Audio Noa Monos sorgen vier KT150 für eine Leistung von 200 Watt, während der Stereo-Verstärker Audio Research G150 ein Viererset für konservativere 150 Watt verwendet.

Aber zurück zum Lab 12 Suono: Convenience-Fans könnten sich darüber beschweren, dass der Zugang zur Bias-Regelung nicht von außen möglich ist und dass die VU-Meter nicht zur Bias-Messung dienen, sodass ein Volt-Meter nötig ist. Die Triode/Ultralinear-Umschaltung wird dagegen mit zwei leicht erreichbaren Schaltern hinter den Leistungsröhren vorgenommen. Im UL-Modus wird es dann auch deutlich lauter – ja, die Umschaltung kann im laufenden Betrieb durchgeführt werden.

LAB12 Suono Röhren Endstufe Fine Symmetry Design-Leiterplatten

Die Fine Symmetry Design-Leiterplatte, die eine enge Selektion der Bauteile voraussetzt

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Test: Lab 12 Suono | Röhren-Endstufe

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