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März 2017 / Michael Bruß
„Und was testest du daran jetzt?“ Mit etwas irritiert wirkendem Blick schaut meine Freundin auf das Kryna Audio Board (Vertrieb: http://soreal-audio.de) mit dem Namen „Palette“. Ich kann’s ja verstehen – so ganz ersichtlich wird dem Laien ohne Erklärung sicherlich nicht, warum eine Unterstellbasis auch die Basis für guten Klang darstellt. Schauen wir also mal, ob sich die Kryna Palette in die Reihe meiner Erfahrungen mit Basen einreiht.
Viele Selbstbauprojekte von HiFi-Fans beschäftigen sich mit Basen, Racks und Füßchen – meist verändert sich dadurch tatsächlich der Klang, doch nicht in allen Fällen ist die Veränderung positiv. Ich erinnere mich an eines meiner Experimente, das 20 mm dicke MDF-Platten und Ytong-Steine involvierte. Nein, fragen Sie bitte nicht nach dem Ergebnis … Nun gut, ich sag’s Ihnen trotzdem: Schauerlich war’s, und zwar optisch (da halfen auch grauer Spraylack und schwarzer Samt nicht) ebenso wie klanglich. Der Umstand, dass selbst mein damaliges vergleichsweise bescheidenes Set-up aus Pioneer-CD-Spieler (der mit dem CD-Teller), Onkyo-Direktantrieb-Plattenspieler und Rotel-Verstärker sich von der gut gemeinten, aber nicht gut gemachten Basis dermaßen in Mitleidenschaft hat ziehen lassen, veranlasste mich umgehend zur Investition in ein „richtiges“ HiFi-Rack. Okay, das „Empire“ sah damals zwar auch nicht viel besser aus als meine Eigenkreation, aber klanglich war es ein Quantensprung.
Im Laufe der Jahre lernte ich dank meiner Nebenjob-Tätigkeit im örtlichen HiFi-Laden die Racks von ziemlich vielen Herstellern zwischen bezahlbar und luxuriös kennen. Ganz besonders beeindruckt haben mich damals die Regale und Basen von Finite Elemente mit ihren SSC-gelagerten Stellflächen und handwerklich perfekt verarbeiteten Furnieren. Als Klangtuning für Endstufen konnte man zum damaligen Zeitpunkt, also vor knapp 20 Jahren, kaum etwas Besseres (oder Teureres) kaufen. Wie gesagt, der typische unbedarfte HiFi-Laie mag die Augenbrauen hochziehen und zu einem „Solange die Jungs nur sich selbst und nicht andere in den Ruin treiben …” ansetzen – doch nicht nur die eigene Erfahrung des eingeweihten Hobbyisten spricht für die Beschäftigung mit Unterstellern, sondern auch schlicht und ergreifend die Physik. Ohne mich wiederholen zu wollen (ich habe es ja bereits im Test der bFly-Basen erwähnt): Stromdurchflossene Bauteile sind anfällig für parasitäre Signalgenerierung durch externe Bewegungseinflüsse (siehe Mikrofonie). Heißt: Schwingungen und Vibrationen müssen von ihnen ferngehalten oder eben wieder abgeleitet werden, sodass sie in einem sauberen Umfeld im Optimalfall nur das Signal und nichts als das Signal verarbeiten, weiterleiten oder eben so manipulieren, wie es ihre Bestimmung ist. Alles andere verfälscht und verschlechtert den Klang.
Die meisten Unterstell-Basen kommen ziemlich gewichtig daher, verfügen über mehrere unterschiedliche oder speziell aufgebaute Schichten, setzen auf Entkopplung, extravagante Strukturen im Inneren oder fügen Sand, Metallschrot oder Gele hinzu. All das dient dazu, Vibration zu dämpfen oder zumindest zu kontrollieren (das ist eher das Metier der leichteren Vertreter der Gattung). Dabei ist der Aufwand zwar manchmal durchaus überschaubar, aber einen solchen Zufallsglückstreffer wie den berühmten Ikea-Lack-Tisch unter einem Linn LP12 gibt es leider nur sehr selten. Übrigens kenne ich einen Kollegen, der sein Masselaufwerk einem Ikea-Servierwagen aus Vollholz anvertraut – auch eine Möglichkeit.
Irgendwo in Richtung des anderen Endes der Aufwandsskala dürfte sich das Kryna Audio Board Palette einordnen. Auch wenn das zugegebenermaßen von außen nicht direkt so aussieht, Hochglanzlack hin oder her, so schlicht kommt es daher. Erst bei genauerer Betrachtung fallen einige ungewöhnliche Dinge auf. So handelt es sich bei der Palette nicht um ein einziges Brett, sondern um derer zwei, die über vier Schrauben miteinander verbunden sind. Holt man sie frisch aus der schlichten, aber effektiven Verpackung, so sind die Schrauben noch fest angezogen. Das dient der Transportsicherheit. Mit einem kleinen Inbusschlüssel dreht man sie dann aber mindestens eine ganze Umdrehung auf – und schon merkt man, dass die beiden Lagen der Kryna Palette sich minimal zueinander bewegen können.
Mit einem Inbusschlüssel lässt sich die Basis „entsichern“
Passgenau ineinander verschachtelt, versteht sich: Die Relativbewegung beschränkt sich allein auf die Vertikale. Laut Danyel Rondthaler, der die Kryna-Gerätschaften mit seinem SoReal-Vertrieb nach Deutschland importiert, sollte man die Sicherungsschrauben so weit wie möglich herausdrehen, um die maximale klangliche Wirkung zu erzielen.
Über das in den beiden Platten verwendete Holz schweigt sich Kryna aus. Nicht jedoch über das, was sich zwischen diesen Lagen, also im nicht einsehbaren Innern der Kryna Palette, befindet. Hier sitzen nämlich vier „mechanische Dioden“ (auch Spikes genannt) namens CAT. Die sind, wie ihre nochmals kleineren Geschwister MOUSE, auch separat erhältlich (CAT für 160 Euro pro Stück, MOUSE für 99 Euro pro Stück) und können überall dort eingesetzt werden, wo wenig Platz ist. Die CAT in der Palette sind zudem mit einem speziellen Gel gefüllt (ebenfalls separat erhältlich), das dem Resonanzrückfluss nach oben, also zum Gerät hin, weitere Barrieren entgegensetzen soll. Zusammenschrauben lassen sich die Füßchen – natürlich nur im Außeneinsatz – auch, sodass man weiter aufrüsten kann.
Die CAT-Absorberelemente im Innern der Kryna-Basis
Denn ein besonderes Phänomen zeigen laut Danyel Rondthaler alle Kryna-Produkte: Je mehr man von ihnen benutzt, desto größer der klangliche Fortschritt. So habe er schon mit vier Kryna Paletten übereinander gehört, und auch bei der fünften Basis sei eine weitere Klangsteigerung zu konstatieren gewesen. Ob das noch als praxistauglich und bezahlbar durchgeht, ist eine andere Diskussion …
Optional lassen sich Füße an die Kryna-Basis anbringen
Die Kryna Audio Boards Palette kommen standardmäßig übrigens ohne eigene, außen anzubringende Füßchen – es lassen sich aber die Kryna T-Drop einschrauben; mit 73 Euro pro Stück übrigens so ziemlich die günstigsten Teile im Kryna-Programm, das neben den Füßen und der Palette auch Kabel sowie Röhrenschutzgitter mit resonanzhemmender Wirkung umfasst.
Dem hochglänzenden Lack der Kryna Palette misst man in Japan offensichtlich eine deutlich signifikantere Wirkung bei als dem schnöden, nicht näher definierten Ebenenwerkstoff. Es handelt sich um einen speziellen, polymerbasierten Japanlack, der in mehreren unterschiedlichen Schichten aufgetragen wird – mehr ist über seine Beschaffenheit dann aber auch nicht in Erfahrung zu bringen. Liest man sich ein bisschen zu dem Thema Japanlack ein (siehe Wikipedia), erfährt man zumindest, dass er ein Biopolymer pflanzlichen Ursprungs ist, das leicht elastisch und „netzwerkbildend“ ist und zur selben Gruppe wie Schellack, Kautschuk oder Latex gehört. Er soll hier dazu beitragen, die potenziell klangschädlichen Vibrationen in thermische Energie umzuwandeln. Laut Kryna ist es von größter Bedeutung, die Vibrationen auf eine „natürliche“ Art und Weise umzuwandeln, statt sie mit zu harten Materialien abzublocken.
Das Diagramm soll die Funktionsweise veranschaulichen
Dass der Lack auch noch verdammt gut aussieht, dürfte dem unentschlossenen Interessenten vielleicht auch ein bisschen über den Anschaffungswiderstand von nicht unerheblichen 1.080 Euro für die 49 x 3,4 x 42 Zentimeter abmessende Basis hinweghelfen. Andere Größen sind nicht erhältlich, aber diese hier passt gut in fast jedes Standard-Rack und unter fast alle Gerätschaften, so lange diese nicht mehr als 60 kg wiegen.
Test: Kryna Audio Board Palette |