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Der Versuch, einen Wandler für 1.600 EUR aufzutreiben, den man nicht am Zeug flicken kann (wenn`s den unabhängig vom Preis überhaupt jemals geben mag …) dürfte unbestreitbar wohl eher als fantastisches Unterfangen durchgehen – und die Kassiopeia Superieur ist nun mal ein ganz realer Lautsprecher. Deren Titankalotten lösen zwar grundsätzlich gut auf und werden wahrscheinlich niemals jedweder ungebührlicher Schärfen verdächtig – ein bisschen Luft nach oben wünsche ich mir allerdings schon. In englischsprachiger HiFi-Literatur ist des Öfteren von der richtigen Dosis Air die Rede: Was liefern HiFi-Komponenten in den nur noch ganz subtil bzw. unterbewusst wahrnehmbaren allerobersten Frequenz-Etagen ab? Neben einer Art Leichtfüßigkeit bzw. Luftigkeit des Klangbildes sorgt diese Fähigkeit auch dafür, dass sich der geschaffene Raum bzw. die virtuelle Bühne offen und nach oben weitläufig zeigen.
Dramatisch gerät`s bei der Kassiopeia Superieur in dieser Hinsicht nun nicht, aber das Klanggeschehen spielt sich nun mal vornehmlich auf einem von Box zu Box reichenden Band ab, welches nicht gerade weit über die Wandler nach oben hinauswächst (nach vorne löst es sich dagegen gut ab). Wer nach oben ausladendere und betont luftige Klangbilder favorisiert oder gewöhnt ist, mag wohlmöglich schon mal mit der einen oder anderen Augenbraue zucken, wenn er sich`s mit den Erlangern gemütlich macht …
Die Kassiopeia Superieur zählt in ihrer Preisklasse sicherlich zu den Lautsprechern, die einem bereits nach den ersten Takten spontan sympathisch und musikalisch erscheinen – und daran wird sich in der Regel auch langfristig nichts ändern. Mir ging und geht es auch so. Und dies aus gutem Grund: Eine tonmeisterliche und distinguiert daherkommende Korrektheit gehört eben nicht auf Teufel komm` raus zur entwicklungstechnischen Philosophie im Hause Marker – jedenfalls nicht zu Lasten von Spielfreude, Emotion und Ermüdungsfreiheit.
Dass es in den tieferen Frequenzregistern deswegen bisweilen (bewusst) ein wenig satter und stämmiger zugeht, als von auf Linearität getrimmten Wandlern gewohnt, muss man aber wissen, wenn man sich auf das Erlanger Duo einlässt. Auch die Wahl passender Elektronik und Kabelage sollte aus diesem Grund nicht dem Zufall überlassen werden. Ich selber habe z.B. mit dem etwas schlank, aber ansonsten äußerst stimmig spielenden Lautsprecherkabel Al Cinema von HMS die besten Erfahrungen gemacht.
Zudem: Als Regalbox wird man die Kassiopeia – auch wegen ihres nach hinten strahlenden Bassreflexrohres – wohl kaum einsetzen können. Freistehend wird sie dagegen auch in größeren Räumen kaum am Überforderungssyndrom erkranken – auch in Sachen Pegel nicht …
Wenn man sich für die Kassiopeia Superieur entscheidet, erhält man ein paar Wandler …
- deren Übergang vom Mittel- zum Hochtonbereich vorbildlich bruchlos gerät.
- die insbesondere den Mittenbereich sehr farbig und authentisch erscheinen lassen.
- die vor allen Dingen Stimmen und akustische Instrumente körperhaft und echt zum Hörer transportieren.
- deren sich über hinreichend Lokalisationsschärfe verfügendes Bühnenbild gut von den Boxen in Richtung Hörer löst.
- die über gute analytische Fähigkeiten verfügen und deren Titankalotten dennoch keinerlei ungebührliche Härten oder Forschheit in die Musik tragen.
- deren entwicklungstechnisch bewusst erhöhter Grundton zwar etwas satter zu Werke gehen kann, aber in Sachen Konturiertheit und Punch auch bei betont rhythmischer Musik zufrieden stellt.
- die in puncto Verarbeitung – gerade was die Lackoberfläche angeht – als vorbildlich einzustufen sind.
- deren schwer zugängliches Anschlussterminal möglicherweise die Kabelauswahl eingrenzt und Wurstfingern das Leben schwer machen kann.
- denen es ein wenig an Air in den obersten Frequenzgefilden mangelt, was wohl auch die in der Höhe etwas begrenzte Bühnendarstellung erklärt.
Test: Marker-Audio Kassiopeia Superieur | Kompaktlautsprecher