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Ein in 1 Meter Abstand und bei 1 Watt Leistungszufuhr gemessener Schalldruck von 91 dB ist schon mal als Wirkungsgrad zu bezeichnen, der nicht von schlechten Eltern ist. Nur mal nebenbei: Jede Wirkungsgradabsenkung von 3 dB verlangt dem antreibenden Verstärker die doppelte Leistung ab, wenn jeweils der gleiche Lautstärkepegel erreicht werden soll. Ein 88 dB-Lautsprecher müsste also 2 Watt Input eingeflößt bekommen, um einen Pegel von 91 dB zu erreichen. Hört sich erst mal nicht wild an. Rechnet man das Ganze aber weiter hoch, so benötigt ein 91 dB-Lautsprecher, um Pegelspitzen von 109 dB zu verarbeiten, 64 Watt, ein 88dB-Wandler aber bereits 128 Watt. Dass solche Unterschiede unmittelbar die Wahl eines geeigneten Verstärkers beeinflussen, leuchtet ein. Mit nicht so kräftigen Verstärkern gepaart, spielen leistungshungrige Lautsprecher mitunter deutlich weniger leichtfüßig und agil, als ihre genügsameren Kollegen.
Zurück zur Jean-Marie Reynaud Twin Signature: Die Form der Bassreflexöffnung im unteren Bereich der Front lässt es bereits erahnen – Jean-Marie Reynaud versucht, sich das Transmission-Line-Prinzip zunutze zu machen. Allein dadurch ist ein an Magersucht leidender Bass schon mal weniger zu erwarten. Für die oberen Frequenzetagen – ab 3400 Hertz aufwärts – zeichnet sich eine mittels Neodym-Magneten angetriebene Seidenkalotte verantwortlich. Durch deren Luftkühlung – und dem entsprechenden Verzicht auf Ferrofluid – verspricht sich Jean-Marie Reynaud eine verbesserte Darstellung von „Transienten“ in der Musik – also kurzlebigen Schallereignissen bzw. Impulsen. Dass die Twin Signature auch meiner Höreinschätzung nach zu den „Schnellen“ gehört, sei schon hier verraten. Weiterhin auffällig: Quasi unmittelbar vor der Nase der Hochtonkalotte befindet sich ein Diffusor aus Kunststoff: Gezielte Beugungseffekte sollen für eine verbesserte Abstrahlcharakteristik bzw. ein verbessertes Rundstrahlverhalten sorgen.
Der für die tiefen und mittleren Frequenzgefilde zuständige 17 cm-Konus besitzt eine Membran aus beschichtetem Papier und einen – von Jean-Marie Reynaud als besonders resonanzarm deklarierten – Korb aus Kunststoff:
Geht man der Twin Signature noch weiter an die Eingeweide, indem man die Innenseite des Anschlussterminals zutage fördert, gelangt man an die Frequenzweiche. Diese trennt mit einer Flankensteilheit von 12 dB/Oktave (2.Ordnung) und überzeugt auf den ersten Blick mit durchaus hochwertigen Innereien in klassischer Schaltungsweise – jeweils zwei Polypropylen-Kondensatoren und Luftspulen sowie Widerstände tummeln sich auf der Platine.
Ob einem bei der Wortkombination „Wild Cherry“ tatsächlich gleich eine Furnierart in den Sinn kommen muss, sei dahingestellt. Die von Jean-Marie Reynaud so bezeichnete Oberflächenvariante ist in ihrer Verarbeitung jedenfalls als makellos einzustufen. Dass die Kanten der Twin Signature mit Massivholzleisten abgerundet sind, unterstreicht das insgesamt zurückhaltende, aber dennoch wertig anmutende Erscheinungsbild dieses Wandlers.
Unauffällig wirkt die Twin Signature jedenfalls nicht: Ihre Ausmaße (H: 43 cm/T:35cm/B:20cm) lassen im Verbund mit den beschriebenen technischen Rahmendaten auch akustisch alles andere als einen Duckmäuser erwarten …
Test: Jean-Marie Reynaud "Twin Signature" | Kompaktlautsprecher