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Klang Kelinac KEL 711Mg (Teil II)

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  1. 3 Klang Kelinac KEL 711Mg (Teil II)

Kelinac KEL 711MgBei einer so dichten – dabei aber zumindest nicht totkomprimierten – Abmischung wie „The Next Day“, um noch einmal auf David Bowie zurückzukommen, ist es für einen Lautsprecher zuweilen schwierig, einen Einblick in die Aufnahme zu liefern. Darzustellen, welche Einzelleistungen die Musiker vollbringen, um daraus ein organisches Ganzes zu machen, oder auch: den Zuhörer in das Geschehen „hineinhören“ zu lassen. Der Kelinac KEL 711Mg gelingt das aber gut.

Nur ein Beispiel: Sie arbeitet etwa die stets als Thema im Hintergrund dräuende Orgel als einzelnes Schallereignis aus der Gemengelage deutlich heraus, sodass man deren – manchmal gegen den Takt arbeitenden – Melodieverlauf gut verfolgen kann. Dabei gerät die tonale Balance nicht aus dem Gleichgewicht, was ich als weiteren Pluspunkt verbuche. Man genießt stets die gesamte Darbietung. Ich erinnere mich hier an die sehr detailverliebte Performance einer KEF XQ 40 – unstrittig eine tolle Box –, dessen messerscharf abbildendes „UniQ“-Chassis bei ähnlichen Ereignissen zuweilen zu viel Aufmerksamkeit auf eben jene Details lenkte. Die Kelinac verfolgt hier einen „ganzheitlicheren“ Ansatz, der – wie ich im Laufe des Tests feststellte – Hörstunden wie im Flug und ohne Ermüdungserscheinung vergehen ließ.

Hochtonkalotte der Kelinac KEL 711Mg

Ihre hohen dynamischen Fähigkeiten stellte sie mit Herbert von Karajans „Beethoven Symphonie No. 1 in C-dur op. 21“ unter Beweis. Wenn der Meister seine Berliner Philharmoniker im eigenen Haus zum „Menuetto allegro molto e vivace“ ansetzen lässt, zeigt sich bei einem Lautsprecher, ob er der Bandbreite dieses Orchesters gewachsen ist. Die Kelinac ist es. Ergreifend, wie groß und raumfüllend sie die Aufnahme – die „Deutsche Grammophon“-Einspielung ist von ausgesuchter Qualität – in den Hörraum stellt. Die Art, wie mein Arbeitszimmer von Klängen „geflutet“ wurde, hinterließ einen dreidimensionalen Eindruck, bei dem alle Musiker beziehungsweise Orchestereinheiten sehr gut zu orten waren. Wenn man der Französin in Sachen Dynamik etwas vorwerfen möchte, so hat das in gewisser Weise mit der von mir bereits an anderer Stelle gelobten tonalen Balance und Homogenität ihres Vortrags zu tun. Diese Attribute sind ihr nämlichKarajan/Beethoven so wichtig, dass es ihr im Vergleich – etwa zur bereits erwähnten TCD 310S von T+A – am letzten Quäntchen Impulsivität, an der Fähigkeit zu „explodieren“, mangelt. Wenn etwa die großen Kesselpauken der Berliner Philharmoniker förmlich in den Konzertsaal „platzen“, würde ich mir das mit etwas mehr Nachdruck und Volumen, auch etwas brachialer wünschen.

Magnesiumkalotte der Kelinac
Die Magnesiumkalotte der Kelinac

Das Obertonspektrum leuchtet die Box aus Versailles hingegen fein und bis in die hinterste Ecke aus, erspart sich aber künstlich oder glasig wirkende Glanzlichter. Gleichwohl: Wenn sich Streicher- und Bläsersätze zu einem gemeinsamen Höhepunkt aufschwingen, kann es obenheraus durchaus auch mal schmerzhaft werden. Aber: Das ist auch in der Realität so und insofern nicht zu kritisieren. Das von mir bereits erwähnte „UniQ“-Chassis einer KEF XQ 40 neigte in solchen Passagen zu einem leicht metallenen Glanz, der bei höheren Abhörpegeln zu viel des Guten sein konnte. Zumindest für empfindsame Gemüter.

Thees Uhlmann Die Magnesiumkalotte der Kelinac arbeitet hier „sozialverträglicher“, unterschlägt aber nichts. Dieser „gnädige“ Zug am oberen Frequenzende ist es, der dafür sorgt, dass sich auch mainstreamige und auf Radiotauglichkeit getrimmte Popmusik ohne Reue konsumieren lässt. Die Kelinac lässt keinen Zweifel daran, dass das neue Album „#2“ des Tomte-Frontmanns Thees Uhlmann vorrangig für Popradiostationen, Küchen- und Autoradios abgemischt wurde. Spaß macht es aber trotzdem. Denn der druckvolle, dabei gleichzeitig trocken-knorrige Groove der Kelinac KEL 711 Mg kommt auch hier zum Tragen.

Basstreibe der Kelinac KEL 711Mg

Und wenn Popmusik dann so gekonnt und sorgfältig produziert wurde wie Random Access Memories von Daft Punk – übrigens auch Franzosen –, läuft dieser Schallwandler zur Hochform auf: Der Titel „Lose yourself to dance“ sagt dabei eigentlich schon alles über ihren akustischen Fingerabdruck. Der druckvolle, nicht Daft Punkzu fette Bass, das treibende und knackige Timing, die vielschichtige und dabei stets durchhörbare Struktur dieses Elektropop-Arrangements, hier rastet förmlich alles ein und verweist noch einmal auf die besondere Stärke dieses Lautsprecherkonzepts: tonale Balance bei einem stets emotionalen, in sich stimmigen und sehr lebendigen Charakter.

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Test: Kelinac KEL 711Mg | Standlautsprecher

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