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Juni 2012 / Markus Sauer
KEF (www.kef.com) feierte 2011 das 50-jährige Bestehen. Gegründet 1961 von Raymond Cooke, einem der großen alten Männer der britischen Audio-Industrie, erwarb sich die Marke mit teils legendär gewordenen Chassis wie dem B139-Bass-, dem B110-Tiefmittel- und dem T27-Hochtöner einen hervorragenden und noch heute anhaltenden Ruf. Der B110 und der T27 wurden zum Beispiel in einer der Ikonen des britischen Lautsprecherbaus, dem auch heute noch geschätzten BBC-Monitor LS3/5a, der natürlich auch von KEF in Lizenz gebaut wurde, eingesetzt.
Auch eine meiner eigenen frühesten Begegnungen mit „ernsthaftem“ HiFi habe ich KEF zu verdanken: Ein Studienkollege, der im gleichen Stundentenwohnheim wohnte wie ich, nannte ein Pärchen 104 aB sein Eigen. Die waren das Produkt eines weiteren prägenden technischen Direktors bei KEF, Laurie Fincham, der seinerzeit die HiFi-Welt revolutionierte, indem er digitale Messverfahren für das Design von Lautsprechern einsetzte.
Seit 1992 gehört KEF chinesischen Eigentümern und ist zu einem Beispiel dafür geworden, wie der respektvolle und kluge Umgang mit der Markenidentität, gepaart mit moderner Fertigung und nachhaltig wirkenden Innovationen, ein Unternehmen zu ungeahnter Blüte bringen kann. Das Engineering und Design der KEF-Produkte ist nach wie vor in Maidstone/England angesiedelt.
Noch zu Laurie Finchams Zeiten entwickelte KEF das Konzept des Uni-Q-Treibers, bei dem der Hochtöner in das akustische Zentrum eines Mitteltonchassis eingebaut wird. Möglich wurde diese Entwicklung 1988 durch die Verfügbarkeit eines damals weitgehend unbekannten Magnetmaterials mit unerhörten Feldstärken: Neodym.
Das Prinzip des Koaxial-Lautsprechers ist natürlich keine KEF-Entdeckung – der gleichfalls britische Hersteller Tannoy baut so was schon seit 1947. Bei Tannoy sitzt aber der Magnet des Hochtöners hinter dem des Tieftöners, dementsprechend liegt auch das akustische Zentrum des Hochtöners hinter dem des Tieftonchassis, weshalb historische Tannoy-Weichen im Tiefpass-Glied der Frequenzweiche ein Verzögerungsnetzwerk enthalten. Das Besondere am KEF-Konzept war, dass die Schwingspulen von Hochtöner und Mitteltöner in einer Ebene lagen.
Das Uni-Q-Chassis war also von Anfang an nicht nur koaxial, sondern auch koinzident, was Vorteile bei der Übertragung im Überlappungsbereich der beiden Chassis hat. KEF ist natürlich nicht die einzige Firma, die die Vorzüge des Koaxes erkannt hat, auch viele andere Hersteller setzen auf diese Konstruktionsweise. Und natürlich ist dieses Prinzip auch beim aktuellen Testkandidaten, der KEF R900, im Einsatz …
Test: Kef R900 | Standlautsprecher