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Soundcheck: KEF LS 50 Wireless

Inhaltsverzeichnis

  1. 2 Soundcheck: KEF LS 50 Wireless

Die KEF LS50 Wireless durften bei mir in verschiedenen Räumen, auf Tischen, Regalen und auf Stativen zeigen, was sie auf dem und im Kasten haben.

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Der Rundumeindruck

Insgesamt, das lässt sich schon sagen, wirken die KEF tonal ausgewogen, ohne auffällige Abweichungen im Frequenzgang – was aber nicht heißt, dass sie nicht doch den einen oder anderen Charakterzug besitzen. Der Tweeter beispielsweise emittiert sauberen, fein aufgelösten und mit leichtem Silberglanz versehenen Ton, der eine Spur kristalliner rüberkommt, als ich das sonst gewohnt bin – und über einen erstaunlich breiten Abstrahlbereich so gut wie unverändert bleibt. Sie erkennen an meinem schnellen textlichen Umschwenken von der Pegelbeschreibung zum Rundstrahlverhalten, dass hier einer der besonders positiven Aspekte der LS50 Wireless zu finden ist: Wer mit den KEF hört, ist nicht dazu verdammt, nah am Sweet Spot im idealerweise symmetrisch geschnittenen Raum zu sitzen, sondern erlebt hervorragenden Musikgenuss auch in ganz normalen Alltagssituationen. Mal eben ein Glas Wein holen, zum Plattenschrank scharwenzeln, die Blumen gießen oder einfach dem lieben Rücken zuliebe mal den Sitzplatz wechseln – es gibt tausend gute Gründe, den Hörort zu verändern. Nur allzu oft klingt es jenseits des Sweet Spots aber nicht wirklich gut beziehungsweise tonal ausgewogen. Hier verhält sich die KEF anders – ich kenne nicht viele Boxen, die es einem diesbezüglich so bequem machen.

nikos-skalkottaDie KEF LS50 Wireless sind zudem fast vollständig rotationssymmetrisch in der Abstrahlung, können also auch auf die Seite gelegt werden und erlauben den Musikgenuss sowohl im tiefen 60er-Jahre-Sofa wie im Stehen. Besonders gut zur Geltung kommen die Eigenschaften der Abstrahlung bei Musikproduktionen, die über eine große räumliche Tiefe verfügen. Eine nur mit zwei Druckempfängermikrofonen in AB-Technik (siehe Mikrofonierung) aufgenommene Kirchenorgel wirkt ebenso beeindruckend wie das vom New Hellenic String Quartet für das BIS-Label schön räumlich aufgezeichnete String Quartet No. 3 von Nikos Skalkottas (auf Amazon), der unter anderem Schüler von Arnold Schönberg war. Trotz des guten Tiefeneindrucks können (räumlich) mittige Signale aber auch deutlich vor der Boxenlinie spielen, Signalanteile außerhalb der Basis zwischen den Boxen werden ebenfalls ordentlich wiedergegeben. Absolut messerscharfe Fokussierung ist dafür weniger die Sache der KEFs, die Abbildungspräzision ist ein klein wenig geringer als mit den mir bekannten Koaxialsystemen von Geithain, Genelec und Tannoy, doch sind penibelste Richtungsbestimmungen in der Musikproduktion meist wichtiger einzustufen als beim letztendlichen Konsum. Die Details der Klangtextur der Streichinstrumente und die Feinheiten der Geräuschkomponenten, etwa beim Anstrich, zeichnen die KEF wiederum sehr fein und deutlich nach. Hier wird klar, dass die LS50 Wireless durch ihre hervorragende Feindynamik geeignet sind, Transienten schnell durchzureichen und somit eine detaillierte, gut aufgelöste Darstellung zu ermöglichen.

Die mittleren Lagen

Noam Pikelny Plays Kenny Baker Plays Bill MonroeEin hervorragendes Instrument um die oberen Mitten einzuordnen, ist das Banjo. Und einer der virtuosesten Menschen an diesem Instrument hört auf den Namen Noam Pikelny. Noam ist Mitglied der Punch Brothers, zeigt aber auf der unfassbar gut klingenden Noam Pikelny Plays Kenny Baker Plays Bill Monroe (auf Amazon anhören) erst, welche Fertigkeiten er auf der „behalsten und besaiteten Trommel“ besitzt. Für Tontechniker sind Recordings mit Banjos keine leichte Aufgabe, der Grat zwischen nervenaufreibender Bissigkeit und labberiger Entstelltheit ist schmal. Das ist bei einigen Wiedergabesystemen nicht anders. Die KEF LS50 Wireless schaffen aber die Wanderung auf diesem Grat, denn bei sehr hoher Detailliertheit klingt das Instrument zwar präsent und durchsetzungsfähig, wird aber nie zu scharf.

Den Mitten und Tiefmitten begegnen die beiden futuristischen Lautsprecher mit nicht weniger Ehrfurcht. The Years of Decay, das 1989er-Album (auf Amazon anhören) der punkigen Trashmetalband Overkill, wirkt auf vielen Wiedergabesystemen ein wenig zu holzig und nasal, die KEF zeigen es dagegen von der Schokoladenseite: So energisch dringen der plastische Bassdrumanschlag, die patschigen Toms und der drahtige Bass aus den Boxen, dass ich aufpassen muss, meinem Impuls zu jugendlichen Hörpegeln zu widerstehen – vor allem gegen Ende der A-Seite der Vinylversion, wenn „Playing with Spider/Skullcrusher“ läuft.

Verhalten im Bassbereich

Für nicht wand- oder eckennahe Aufstellung sind die Lautsprecher als neutral zu bezeichnen. Ohne Eingriffe durch Filter zeichnen die LS50 Wireless dann ein ausgewogenes Bild mit einem für ihre Größe durchaus imposant tiefen Bass. Spybreak, eine Maxisingle der Propellerheads (auf Amazon), glänzt auf den beiden Lautsprechern so richtig mit dem zwar hoch-, aber für die Musikrichtung absolut wohldosierten Synth-Bass. Die KEF sind veritable kleine Basswunder.

Im Laufe des Tests probierte ich, wie gesagt, verschiedenen Räume und Aufstellungsvarianten aus – und dabei war zu erkennen, dass die KEF gerne etwas freier stehen. Je näher sie der Rückwand kommen, desto unruhiger und weicher werden sie nämlich im Tiefbass. Dass eine wirklich nahezu wandbündige Aufstellung einem System mit rückwärtigem Bassreflexport nicht immer zuträglich ist, ist aber nachvollziehbar. Mindestens 15 Zentimeter halte ich bei den LS50 Wireless für das absolute Minimum. Andererseits wird die Einstellung „Bass Extension“ sicher gerne von manchen im Sinne von „Mehr Bass? Ist doch immer gut!“ genutzt. Mir gefallen die Boxen in den meisten Aufstellsituationen halt bei der „Standard“-Einstellung (-3dB-Punkt bei 50 Hz) oder gerne auch etwas schlanker mit „Less“ (bei 61 Hz) besser. Der Grundtonbereich vieler Instrumente dankt das durch konkreteres und schnelleres Aufspielen.

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Im absoluten Tiefbass-Segment spielen die KEF LS50 Wireless – unabhängig von den genannten Einstellungen – eher etwas gemütlich. Aber auch nicht dergestalt, dass sie zum „Schwimmen“ neigen – sie sind ganz unten eben ein wenig rund statt zackig-analytisch unterwegs. Will man einen etwas konkreteren, trockeneren Tiefbass, hilft eine einfach Möglichkeit: etwas leiser hören. Denn die beschriebenen Eigenschaften treten umso stärker hervor, je lauter man dreht. Levels zur Partybeschallung funktionieren zwar, doch sollte dafür der Bass etwas gezähmt werden, wofür sich das optionale und in der Eckfrequenz regelbare Hochpassfilter anbietet. Generell bleibt die Tonalität auch bei hohen Pegeln ziemlich gleich, auch im Hochton wird die Box erst spät bissig und verliert Dynamik. Leise hören bei geringen Abständen ist ebenfalls ein Genuss, denn die KEF LS50 W glänzen mit einem äußerst niedrigen Rauschpegel, was dem dynamischen Spielraum gerade bei niedrigen Abhörlautstärken zuträglich ist.

Wireless mit Kabel?

Eine Box, die als „wireless“ beworben wird, behandelt die zusätzlichen „Wired“-Anschlussmöglichkeiten eher stiefmütterlich? Nein: Sowohl analoge als auch digitale Konnektivität offenbaren keine Schwächen. Sicher, wer sein schwarzes Gold über die KEF hören will, muss einen separaten Vinylpreamp/-entzerrer bemühen, aber die analoge Eingangsstufe samt nachgeschaltetem A/D-Wandler bietet keinen Anlass zur Kritik. Minimale Verschleifungen im Höhenbereich bleiben zwar nicht aus, doch muss man dafür im AB-Vergleich mit hochwertigen externen A/D-Wandlern (etwa von Lavry oder Merging Technologies) zum eingebauten schon sehr genau hinhören.

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Test: KEF LS 50 Wireless | Streaming-Lautsprecher

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