Inhaltsverzeichnis
Klanglich überzeugt mich das Ecosse ES2.3 durch seine tonale Ausgeglichenheit und seine Stärke im Grundtonbereich. Voll und kräftig tönt Rock und Pop über dieses Kabel, nicht magersüchtig oder schüchtern. Dabei geht es im Bass ziemlich weit runter, erreicht aber nicht den Gripp und die Definition eines vergleichsweise hinzugezogenen Mogami Blue Rockets. Das Ecosse klingt hier weicher – aber dafür fängt es ab obere Mitten aufwärts auch nicht an zu nerven, wie es das Mogami schon mal gerne macht. Das Blue Rocket zeigt gewisse Härten bei forcierten Pianoanschlägen oder S-Lauten – das Ecosse ES2.3 nicht. Freilich holt ein HMS Sinfonia im Bereich der Mitten-/Hochtonwiedergabe noch mehr raus. Das Sinfonia klingt in den mittleren Lagen einfach feiner und authentischer – und in den Höhen offener. Dafür fehlt beim HMS der Tiefgang, der Schmiss, den das Ecosse ES2.3 bietet. Das meine ich mit Ausgeglichenheit – das ES2.3 liegt ziemlich genau in der Mitte und es ist schon gar kein Ersatz für fehlende Treble- oder Bassregler am Verstärker.
Dies liest sich vielleicht nicht sonderlich spektakulär, aber im Sinne eines dauerhaften Musikgenusses ist „Ausgeglichenheit“ doch ziemlich erstrebenswert, oder? Eine Sache sei noch erwähnt: Das ES2.3 ist sortiert und weiß eine Bühne aufzuspannen. Hierdurch präsentiert sich die Musik lebendig und involvierend. Das FAST Compact 6M beispielsweise ist diesem Ecosse tonal sehr ähnlich. Aber im Quervergleich hat es den Anschein, dass das 6M „nebeliger“ vorgeht. Die Musik „ballt sich“ zusammen (naja, relativ gesehen eben) und die Tiefenschärfe und Transparenz der Bühne leiden darunter. Nicht so beim Ecosse ES2.3: Die Raumdarstellung gerät offen und durchsichtig.
Ecosse SMS2.3
Das teurere Ecosse SMS2.3 kommt äußerlich in einem moosgrünen Farbton daher und wartet im Inneren mit „SuperMonocrystal“-Kupfer auf. Monokristallines Kupfer ist das Ergebnis eines bestimmten Fertigungsverfahrens, bei dem das Kabel nicht gezogen, sondern (in der Länge) kontinuierlich gegossen wird (siehe Kabelelemente/Kristallstruktur). Hierdurch entstehen Kupferkristalle von bis zu zweihundert Metern Länge – ein Vorteil deshalb, weil das Signal so keine „Kristallgrenzen“ überwinden muss und daher (so die Theorie) unverfälschter ans Ziel gelangt. Das „Super“ weißt im Wesentlichen darauf hin, dass 7N statt 5N Kupfer verwendet wird (N = Nines, stellt auf den Reinheitsgrad des Kupfers ab, also 99,99999 statt 99,999).
Als Dielektrikum findet – wie beim ES2.3 – Polypropylen Verwendung. Die Leiterstränge verlaufen in einer Helixstruktur, welche sehr fest vom PVC-Mantel umschlossen wird. Schaut man genau hin, entsteht fast der Eindruck, die „Tunnel“ für die Leiter seien ins PVC eingefräst worden. Die stramme Ummantelung unterstützt (wiederum) den Kampf gegen Mikrophonieeffekte – und in die gleiche Richtung zielt das „vibrationsabsorbierende“ PVC.
An unseren Testkabeln waren (in beiden Fällen) Hohlbananas konfektioniert. Es besteht die Möglichkeit, diese gegen solche aus monokristallinem Kupfer zu tauschen. Kabelschuhe aus dem gleichen Material sind natürlich ebenfalls möglich. Der Aufpreis für acht Bananas beträgt 240 Euro, der für Kabelschuhe 300 Euro.
Gleich vorab: Das SMS2.3 spielt in einer anderen Liga als das ES2.3. Preislich, aber auch hinsichtlich der klanglichen Performance. Leider kann ich hier keinen „Geheimtipp“ a la „das Kleine ist fast genauso gut“ geben. Ist es nicht. Es ist gut, für den Preis vielleicht sehr gut – aber das SMS ist klasse.
Der tonale Unterschied mag noch unter „Geschmackssache“ abgehandelt werden: Beide sind ausgeglichen, aber trotzdem mit einer gewissen Tendenz versehen. Beim ES2.3 geht diese in Richtung „voller Grundton“, beim SMS2.3 hin zum „schlackenlosen“. Dabei ist es nicht dünn oder gar dürr – „austrainiert“ wäre wohl eher das richtige Wort. Es gönnt sich nicht viel Hüftspeck. Der Begriff passt auch deshalb, weil das SMS verdammt schnell ist, Impulse kommen sofort, nichts wird hier verwischt oder vertrödelt. Bei Pianoläufen wird dieser Effekt sehr klar. Das SMS2.3 fügt Perle um Perle zur Kette zusammen, vergisst dabei keineswegs das „ganze Schmuckstück“, zeigt aber eben auch jedes einzelne schimmernde Detail. Diesen Spagat hinzubekommen, ist ein der Besonderheiten dieses Kabels.
Neben dem hohen Tempo – diesem akkuraten Timing bei der Wiedergabe – fällt vor allem auch die gute Raumdarstellung auf. Es gerät größer und präziser in der Abbildung, wenn das SMS2.3 am Wandler hängt. Vielleicht unterstützen sich diese beiden Punkte auch auf eine gewisse Art und Weise – denn „größer“ übersetzt sich vornehmlich mit „tiefer“: Und kann es nicht sein, dass – wenn Instrumente, Stimmen und einzelne Klänge sauberer „umrahmt“ werden – die Sicht nach hinten leichter fällt, als wenn ständig kleine „Klangwölkchen“ den Blick trüben? Jedenfalls ist immer, wenn ich zum Ecosse SMS2.3 wechsele, genau das mein Eindruck: aufgeräumter, klarer, sortierter – tiefer. Der Effekt ist deutlich, nicht nur ein Hauch. Ich habe bei „richtigen Komponenten“ schon viel geringere Unterschiede erlebt. Häufig sogar. Eine Sache also, die mich bei einem Kabel dann doch ziemlich erstaunt.
Mag sogar sein, dass die Summe der Eigenschaften – tonal schlackenlos, schnell, lokalisationsscharf und räumlich groß & tief gestaffelt – dem ein oder anderen nicht so recht zusagt. Normalerweise fällt jetzt das Wort „neutral“ und das beschreibt es wohl auch ganz gut – der Eindruck geht in Richtung „Studioabhöre“, wenn man dieses Klischee bemühen will (und vielleicht kein Zufall bei einem Musikproduzenten als Entwickler?!). Aber neutral, das hat für mich einen latent dogmatischen Beigeschmack, so, als wäre nichts anderes erlaubt. „Neutral“ muss man aber auch mögen. Jemandem, der seinen Musikgenuss vornehmlich aus der rechten Mischung des „Klangcocktails“ gewinnt und der die Tugenden Dynamik und Raumdarstellung eher in die zweite Reihe stellt – dem wird das SMS2.3 vielleicht nicht viel sagen. Ich ticke da etwas anders, denn letztgenannte Fähigkeiten finden sich ganz oben auf meiner Wunschliste – und deshalb finde ich das Ecosse SMS2.3 auch klasse. Jedem, dem es ähnlich geht, sei der Rat geben, es sich einmal genauer anzuhören. Bei einer anderen Präferenzstruktur könnte es aber seine Wirkung glatt verfehlen.
Da ich um meinen Geschmack weiß, benutze ich seit einigen Jahren auch gerne das Libtec von ZU Audio. Auch diese Lautsprecherstrippe (gleiches Preisniveau) spielt schnell und räumlich. Aber in Sachen Tiefenstaffelung, Klarheit und Transparenz der Klangereignisse hat das SMS2.3 die Nase vorn. Dass das Urteil so klar ausfällt, hätte ich nicht erwartet. Auch die Hochtonauflösung des Ecosse schafft das ZU-Kabel nicht. Dafür besitzt das Libtec mehr Charme bei der Mittenwiedergabe, eine Frauenstimme klingt hierüber doch etwas authentischer und weicher; weniger Zunge, mehr Brust sozusagen. Was andererseits aber beim Ecosse wiederum fasziniert, denn die „Nacktheit“ der Mittenwiedergabe geht einher mit einer unheimlichen Detaillierung. Beispielsweise, wenn der Bogen bei der Violinensaite ansetzt, dieses erste, hauchzarte Kratzen, das ist schon deutlicher und … Ich sollte mich langsam den Cinch-Kabeln zuwenden, da liegen noch vier Stück herum – plus ein XLR.
Test: Ecosse Reference Cable | Kabel