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Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Stagediving
  2. 2 JBL Stage 250B: Klangtest und Vergleiche

JBL: „Jeder braucht Lautsprecher!“ Nicht ganz. „JBL“ steht für die Initialen des Akustik-Pioniers James Bullough Lansing (1902–1949). Der hat das Unternehmen JBL 1946 gegründet, sich in den folgenden Jahren aber mehr auf technische als auf kommerzielle Details konzentriert. Die daraus resultierende wirtschaftliche Schieflage des Unternehmens führte zum Suizid von Lansing. Gleichwohl, die Grundlagen für den bis heute anhaltenden Erfolg von JBL waren gelegt. Einer der neuesten Würfe aus dem kalifornischen Northridge: die Kompaktlautsprecher JBL Stage 250B (475 Euro | https://de.jbl.com/)

JBL ist einer der global führenden Ausstatter von Kinos und Tonstudios, und die berühmte JBL Control 1 zählt – ähnlich wie der NAD 3020 im Verstärkerbereich – zu den weltweit meistverkauften Lautsprechern ihrer Gattung. Die Control 1 hängt in Restaurants, Hotels und Cafés, am Swimmingpool wie in der Roof-Top-Bar. Und sie ist nicht der einzige Meilenstein in der Unternehmensgeschichte von JBL. Große Studio-Monitore der L-Klasse gehören ebenso dazu wie die seinerzeit spektakulär angeschrägten Schwallwandler TI-1000 und TI-5000. Und die konnten auch „audiophil“.

Die Schallwand der JBL Stage 250B

Wenn man so will, zählen die JBL Stage 250B mit zur Evolutionsspitze von fast 80 Jahren Lautsprecherbau

Trotz der nahezu ubiquitären Präsenz des Mutter-Konzerns Harman im lärmenden Lifestyle hat JBL die audiophilen Ambitionen nie ganz abgelegt. Die aktuellen Retro-Produkte (inklusive Elektronik) transportieren ein wenig der legendären JBL-Aura in die Gegenwart, und die aktuelle HDI-Serie markiert klar die Gebietsansprüche von JBL im seriösen Lautsprecherbau.

Sieht man dabei von ausladenden JBL-Synthesis-Installationen zu Phantasie-Preisen ab, verlor JBL nie das Interesse an einer breiten Hörer- und Käuferschaft. Dieser Philosophie folgt auch das jetzt vor mir stehende Lautsprecher-Paar JBL Stage 250B.

Vorsicht, Discount-Klasse?

Gehäuseverarbeitung der JBL Stage 250B im Detail

Auch mit Blick auf die folierten Oberflächen gibt es an der Verarbeitung der JBL Stage 250B nichts zu bekritteln

Das sind Kompakt-Lautsprecher, die zum Paarpreis von rund 475 Euro zu haben sind. Also Discounter-Klasse? Na, Vorsicht! In den 1990er Jahren waren Schallwandler dieser Preisklasse lieblos zusammengeleimte Schachteln mit einer Rückwand aus Presspappe. Die JBL Stage 250B kommt da deutlich wertiger daher. Und dass es dezidierte Ständer für diesen Lautsprecher gibt, Paarpreis immerhin 275 Euro, dokumentiert, dass JBL diesen Zwei-Wege-Lautsprechern mehr zutraut als die profane Existenz im Bücherregal des Gästezimmers.

An der Verarbeitung der Schallwandler gibt es nichts zu mäkeln. Die ist mehr als in Ordnung. Die dekorative Folienoberfläche ist akkurat auf den MDF-Korpus aufgetragen; die Front besteht aus Kunststoff, wirkt dadurch aber nicht minderwertig. Eingelassen in diese Front finden sich ein 130-mm-Tiefmitteltöner mit einer gerippten Membran aus Polyzellulose, vulgo Spezialpapier, und eine 25-mm-Hochtonkalotte aus eloxiertem Aluminium.

Stolzer Hornträger

Die 25-mm-Aluminium-Kalotte der JBL Stage 250B arbeitet auf ein Horn, von JBL "HDI-Wellenleiter" genannt

Die 25-mm-Aluminium-Kalotte der JBL Stage 250B arbeitet auf ein Horn, von JBL „HDI-Wellenleiter“ genannt

„Eloxiert“ klingt wichtig, steht aber im Kern für ein Verfahren, bei dem Oberflächen unempfindlich für Korrosionen gemacht werden. Der so präparierte Hochtöner ist eingebettet in eine Horn-Öffnung, auf die man bei JBL besonders stolz ist, den HDI-Wellenleiter. Der soll die Richteigenschaften verbessern, einen homogenen Frequenzgang gewährleisten und Diffraktionseffekte vermindern. Diffraktion? Ja, JBL selbst nutzt diesen Begriff. Es geht dabei um die ungewollte Beugung von Schallwellen. Der HDI-Wellenleiter ist allerdings nicht nur interessant aufgrund der ihm zugeschriebenen akustischen Eigenschaften – die natürlich zu prüfen sind! –, sondern auch deswegen, weil er ein schönes Beispiel für den Trickle-down-Effekt ist.

Der besagt in der Produktentwicklung nichts anderes, als dass Technologien aus der High-End-Klasse eines Anbieters früher oder später in den preisgünstigeren Modellen zum Einsatz kommen. Weitverbreitet in der Automobilindustrie; im Audio-Sektor ist nicht zuletzt B&W stolz darauf, diesen Effekt zu forcieren. Der HDI-Wellenleiter wurde bei JBL in den höheren Preisklassen pilotiert, studiert und für gut befunden. Jetzt ist er in der Consumer Class angekommen.

Gerne auch mal bauchig …

Die gerippte Struktur des Tieftöners soll bei geringen Abmessungen für einen tiefreichenden und präzisen Bass sorgen – durch größere Oberfläche der Membran. Der Tiefton war immer eine Stärke der Lautsprecher von JBL, der allerdings nichts selten ins Exzessive tendierte. Die Amerikaner mögen es im Tiefton gern etwas bauchig. Ich bin gespannt, ob die JBL Stage 250B klanglich zum Übergewicht neigt. Oder doch von schlanker Gestalt ist.

Die Membran des Tiefmitteltöners der JBL Stage 250B mit gerippter Struktur

Die gerippte Struktur des Tiefmitteltöners der JBL Stage 250B soll die effektive Membranfläche vergrößern

Weichenstellung und Eckdaten

Die verbaute Frequenzweiche ist überraschend hochwertig geraten: Im Hochfrequenzbereich kommen Luftspulen und Mylar-Kondensatoren zum Einsatz, die Verzerrungen minimieren und die Klangqualität optimieren sollen. („Mylar“ ist ein Markenname für eine spezielle Polyesterfolie, die wegen ihrer elektrischen Isolationsfähigkeit und Durchschlagsfestigkeit in Kondensatoren genutzt wird).

Der Niederfrequenzbereich nutzt beschichtete Kernspulen und Elektrolytkondensatoren mit hoher Kapazität, die eine hohe Leistungsaufnahme ermöglichen und eine flotte Energieübertragung unterstützen sollen.

Das klingt alles vernünftig, wie auch die von JBL mitgeteilten technischen Eckdaten: Die Empfindlichkeit wird mit 86 dB (2,83 V/1 m) angegeben. Für einen Kompaktlautsprecher nicht untypisch, aber eben schon ein Wirkungsgrad, den man im Blick haben sollte. Meine Erfahrung zeigt, dass selbst handelsübliche Transistor-Verstärker bei solchen Werten bisweilen mehr Schub produzieren müssen, als es der Nutzer zunächst erwarten mag.

Die JBL Stage 250b in der Ausführung "Latte"

Die JBL Stage 250B in der helleren Ausführung „Latte“ – unser Testmodell kam hingegen in der Variante „Espresso“. So oder so messen und wiegen die Lautsprecher jeweils 321 x 200 x 241 mm (H x B x T) und 5,6 kg

Und sonst so? Nominale Impedanz bei verstärkerunkritischen 6 Ohm. Keine Riesenüberraschung. Trennfrequenz bei 1,7 kHz. Das ist nicht typisch. Klar, man muss immer das technische Gesamtdesign betrachten, aber die Trennfrequenz liegt bei Lautsprechern dieser Kategorie i.d.R. zwischen 2 kHz und 3,5 kHz. Das ist aber kein Zufall oder Versehen.

Pfiffig

JBL ist da nämlich ganz pfiffig vorgegangen: Beim Tiefton muss man nicht viel an der Richtcharakteristik drehen, da sich tiefe Frequenzen eher kugelförmig ausbreiten und den Hörer an jeder Hörposition direkt erreichen. Beim Hochton ist das anders: Je höher die Frequenz, desto stärker bündelt sich die Ausbreitung im Raum; der Hochton strahlt „spitzer“ ab und erreicht je nach Ausrichtung die eine Hörposition besser als die andere.

Blick durchs Bassreflexrohr der JBL 250B ins Gehäuseinnere auf die Rückseite des Hochtöners.

Blick durchs Bassreflexrohr der JBL 250B ins Gehäuseinnere auf die Rückseite des Hochtöners, der keine getrennte Kammer zugewiesen bekam

Da greift JBLs Wellenleiter ein, der das Abstrahlverhalten der höheren Töne multidirektional ausweiten soll. Heißt aber auch, dass der Hochtöner schon früh zupacken muss, damit die mittleren Lagen nicht im Übergang von natürlichem Tieftonverhalten und korrigierter Richtcharakteristik des Hochtons verloren gehen oder diffus werden. Und daher auch die vergleichsweise geringe Übergangsfrequenz.

Allein, am Ende zählt, was hinten rauskommt. Oder vorn! Apropos „hinten“: Die JBL Stage 250B zählt zur Familie der Bassreflex-Lautsprecher. Das zu diesem Konzept gehörige Rohr öffnet sich häufig rückseitig. Bei der Box von JBL auch. Und es ist akkurat eingepasst.

Ein bisserl Mäkelei …

Einziges Manko an der Verarbeitung: die Lautsprecherklemmen. Die sind der Preisklasse zwar absolut angemessen, aber schlecht zugänglich und nicht geeignet für größere Querschnitte und für viele der heute üblichen Stecker. Da musste ich erst einmal in meiner Vintage-Kabel-Kiste kramen. Aber das war es auch schon an Mäkelei hinsichtlich Handling und Verarbeitung.

Die Lautsprecherklemmen der JBL Stage 250B

Die Lautsprecherklemmen der JBL Stage 250B könnten etwas zugänglicher sein

… und die Entschädigung

Die gleichfalls ausgelieferten Ständer entschädigen dafür; die sind rasch montiert und anschließend seriöse Lautsprecherständer – sie eignen sich übrigens auch für andere Kompaktlautsprecher. Das wirkt alles stimmig, solide und durchdacht. Preisschild dabei nicht vergessen: Die komplette Installation erreicht keine vierstellige Größenordnung! Zumindest die äußere Anmutung lässt aber keine knappe Budgetierung erkennen, ganz im Gegenteil.

JBL Stage 250B: Klangtest und Vergleiche

So, genug der schnöden Äußerlichkeiten. Auf zum Test-Aufbau. Das ist wieder meine M6-Elektronik von Musical Fidelity, bestehend aus CD-Player, DAC und Vollverstärker. Ja, ich weiß, übermotorisiert für so einen mutmaßlich bescheidenen Schallwandler. Allerdings kann man dann auch die Grenzen des Machbaren austesten.

Um standesgemäß zu bleiben, habe ich außerdem meinen harman/kardon hk 1400 ausgewickelt und dazu gestellt – Familienzusammenführung quasi. Der hk 1400 (Baujahr 1995, Preis: 1.000 DM) war eine Antwort der Amerikaner auf den Erfolg der britischen No-Nonsens-Verstärker von Arcam oder Cambridge. Und eigentlich ist das auch ein Amp mit audiophilen Qualitäten. Irgendwie ahne ich aber, dass diese Kombination keine gute Idee ist …

Die Vorderseite der JBL Stage 250B

Bühne frei für die JBL Stage 250B!

Und: Eigentlich wollte ich die kleine Amerikanerin nicht gegen meine Dynaudio Contour 20 antreten lassen. Das hätte ich angesichts der doch sehr unterschiedlichen Preisklassen für unsportlich gehalten. Aber die Ambitionen der JBL reichen über ihre Preisklasse hinaus, so dass der Vergleich an der einen oder anderen Stelle lohnt.

Die hohe Kunst des hohen Tons

Bei einem Schallwandler von JBL mit der Evaluation des Hochtons zu beginnen, mag kontraintuitiv erscheinen, immerhin sind die Amerikaner vor allem für ihren Punch in den tieferen Lagen bekannt. Aber die kompakte JBL Stage 250B hält Überraschungen bereit. Zumal ich gleich mit anspruchsvollem Material beginne, mit barocken Konzerten, transkribiert für die Piccolotrompete! Es spielen auf: die Pinnock’s Players unter Trevor Pinnock, an der Piccolotrompete die wunderbare Alison Balsom. Publiziert wurde das Ganze 2024 bei Warner Classics.

Wer jetzt meint: „Och neee, das ist mir alles zu spitz!“, der irrt gewaltig. Das kleine Ensemble spielt herrlich musikalisch, fast übermütig, und Alison Balsom verleiht ihrem Spiel einen luxuriösen Glanz, gerade in den ganz hohen Lagen. Hochton in Reinkultur.

Die Metallkalotte der JBL Stage 250B

JBLs Alu-Kalotte gibt sich klanglich überraschend kultiviert

Und die kompakte JBL? Die liefert ab. Und wie! Noch einmal ein Blick aufs Preisschild – unfassbar! Die JBL Stage 250B reproduziert den Hochtonbereich mit beeindruckender Klarheit, Luftigkeit und einem feinen Gespür für tonale Balance. Dabei fällt auf: Sie neigt nicht zur Überzeichnung. Die Höhen driften tonal sogar eher ins leicht Milde, Euphonische, was den Lautsprechern insgesamt, ich greife schon mal ein wenig vor, eine dezent warme Note verleiht. Zum Weichzeichnen neigen die Höhen aber nicht.

Die Details? Durchhörbar, präsent, dabei nie aufdringlich. Selbst in den oberen Frequenzbereichen bleibt die JBL kontrolliert, ohne Schärfe, Härte oder künstlich aufgehellte Präsenz. Das ist bemerkenswert, zumal sie dadurch auch bei hochtonreicher Musik langzeittauglich bleibt – tatsächlich habe ich mich dabei ertappt, das gesamte Album in einem Rutsch durchzuhören.

Spannend ist, wie die Kompakte aus Northridge die oberen Register räumlich aufspannt. Die Höhen stehen förmlich im Raum, mit klarer Kontur, aber mit etwas milderer Leuchtkraft, als man das von typisch analytisch abgestimmten Lautsprechern kennt. Das JBL-Hornkonzept unterstützt eine großzügige Abstrahlung – nicht nur in den Sweet Spot hinein, sondern auch darüber hinaus. Das verleiht den Höhen eine atmosphärische Präsenz, die an mehreren Hörpositionen erhalten bleibt.

Die Bodenplatte der JBL Stage 250B

In Sachen Auflösung und Feindynamik bewegt sich die JBL Stage 250B auf einem Niveau, das man in dieser Klasse kaum erwartet. Transiente Details – etwa bei Saiteninstrumenten – erscheinen präzise und fein gestaffelt, jedoch stets eingebettet in ein klanglich rundes Gesamtbild. Nicht sezierend, sondern musikalisch.

Um die Kirche im Dorf zu lassen: Im direkten Vergleich ist meine Replik des BBC Monitors LS3/5a, die Harwood Acoustics LS 3/5A, sicher noch etwas differenzierter und detaillierter – aber die kostet auch fast das Dreifache.

Bei Streicherpassagen oder hellen Blechbläsern zeigt sich die JBL von ihrer angenehmsten Seite: Die Höhen wirken offen, gut durchhörbar und frei von unangenehmen Härten. Ihre Tongebung bleibt dabei stets kultiviert – nichts wirkt angestrengt oder überbetont. Die Hochtonabstimmung zielt nicht auf Spektakel, sondern auf Langzeithörbarkeit mit Substanz. Der nasale Grundton, den harte Hochtöner-Materialien meiner Erfahrung nach gelegentlich erzeugen, bleibt völlig aus.

Einschränkungen? Die gelten eher für komplexere Szenarien – dazu später mehr. Aber was die Hochtonqualität betrifft, lässt sich festhalten: Was die JBL Stage 250B hier bietet, ist audiophil im besten Sinne – mit Einstiegsklasse hat das nichts zu tun.

Die Rückseite der JBL Stage 250B

Erwartungsgemäß klassisch-schlicht zeigt sich die Rückseite der JBL Stage 250B

„Sind das die Carpenters?“ Die Stimmenwiedergabe

Ich will nicht übertrieben, aber auch und gerade die Stimmenwiedergabe der JBL Stage 250B straft ihr Preisschild Lügen. Die von JBL konzipierte HDI-Wellenleitergeometrie leistet vor allem in der Reproduktion von Gesang ganze Arbeit. Für diesen Abschnitt will ich aber nicht erneut in die besonders hohen Register greifen, sondern eher ins warm Timbrierte, ins Sonore.

RumerUnd da eignet sich besonders gut die bei uns sträflich ignorierte britische Sängerin Rumer mit ihrem aktuellen Album In Session. Wenn die bei mir läuft, fragt meine Frau immer: „Ist das die, die so klingt wie die Carpenters?“ Da ich das stets bejahe, können Sie ihre Musik, lieber Leser, jetzt grob einsortieren. Man muss allerdings konstatieren, dass Rumer eher im Genre „Singer / Songwriter“ zu verorten ist. Aber sie ist wie die allzu früh an Anorexie verstorbene Karen Carpenter in der Lage, gute Laune und ein Gefühl von Aufgehobensein zu vermitteln. Sie verfügt über eine wohl gebildete, klangschöne, aber eher in den mittleren Lagen beheimatete Stimme. Wie alle Vorgänger erfüllt auch ihr aktuelles Album die Anforderungen an eine audiophile Produktion.

Mit dem Material kommt die JBL Stage 250B gut zurecht. Auch Stimmen trägt sie ganz nah an den Hörplatz heran; in dieser Beziehung ist die Kompakte wirklich anspringend, ohne dass es aufdringlich oder vordergründig wirkt.

Es deutete sich ja schon weiter oben an: Die Stimmenreproduktion der Stage 250B mutet eher körperhaft und warm als streng neutral an, was zu tendenziell vollmundigen Klangfarben führt. Das ist sicher auch dem gegenüber den leicht zurückgenommenen Höhen etwas voluminöseren Grundton der JBL-Lautsprecher zuzuschreiben. Dennoch empfinde ich die Mitten als hinreichend transparent. Im Vergleich zu meiner LS3/5a-Replik tönen sie über die  Stage 250B weniger feinkörnig in der Textur, dafür direkter und anspringender.

Die JBL Stage 250B mit Frontbespannung

Die JBL Stage 250B wird natürlich inklusive Frontbespannung geliefert

In dieser Preisklasse dürfte man allerhand Einschränkungen erwarten, ohne ungerecht zu sein. Nichts davon bei der JBL, vielleicht hängt sie sogar den einen oder anderen schlecht abgestimmten High-End-Schallwandler ab, der ein Vielfaches kostet.

By the way: Überhaupt gerät den JBL Stage 250B die Auflösung angesichts ihrer Preisklasse ausgesprochen gut: das Atmen von Sängern, das Resonanzverhalten akustischer Räume oder das Ausschwingen von Becken werden klar differenziert. Die JBL kommt hier natürlich nicht ganz an High-End-Referenzlautsprecher wie meine Dynaudio Contour 20 heran, erreicht aber in ihrer Preisklasse wohl nahezu das klanglich Machbare.

Ocean to Ocean. Oder doch nicht? Der Tiefton

Meine Dynaudio Contour 20  tendiert eher ins Sachliche, Analytische. Allerdings vermisse ich in den unteren Registern gelegentlich ein wenig Fundament und Antritt. Wer die JBL Stage 250B in den Hörraum stellt, muss sich da keine Sorgen machen. Im Tiefton zeichnet sie sich durch Reserven aus, die man ihrem Gehäuse und ihren Chassis zunächst nicht zutraut. Meine Dynaudio ist da im direkten Vergleich und bei identischen Pegeln etwas dezenter.

Tori Amos Ocean to OceanWomit habe ich den Tiefton ausgefahren? Tori Amos‘ Album Ocean to Ocean von 2021 lebt von der gereiften Stimme der US-Amerikanerin, von sehr filigraner Artikulation, von dezenten Zwischentönen, aber auch vom potenten Tiefbass, der Atmosphäre schafft. Und nur für den Fall, dass Sie mit dem Namen Tori Amos nichts anfangen können, das ist die, die „so klingt wie Kate Bush“ (meine Frau!). Und tatsächlich liefert die kleine Kompakte aus Kalifornien mehr Bass-Statement als meine Dynaudio. Ohne Frage ein Ergebnis der leichten, „amerikanischen“ Betonung von tieferen Registern. Ha, auf JBL ist Verlass; die Kernkompetenzen sind noch da. Der eher leicht betonte als streng neutrale Bass ist substanziell, mit für die Boxengröße reichlich Tiefgang, Druck und Stabilität – er verleiht dem Schlagzeug im Prog-Pop von Tori Amos glaubwürdigen und körperhaften Nachdruck.

Die Elac Elegant BS 312.2

Die kleinen Elac Elegant BS 312.2 sind in ihrer Klasse durchaus so etwas wie eine Bassreferenz

Vor kurzem hatte ich die Elac Elegant BS 312.2 im Hörraum. Kleiner, aber deutlich teurer (um 1.800 Euro). Und die zeigt im Segment der Kompakten, wo der Frosch die Locken hat, wenn es um die tiefen Lagen geht. Für ihr Klasse enorm weit ausholend, fundamental und pegelfest ohne Ende. Da kommt der kompakte Preisbrecher aus dem Hause JBL dann doch nicht mehr ganz mit und belässt es bei deutlich moderaterem Druck und Tiefenhub.

Gleichwohl: Die JBL agiert hinreichend differenziert und präzise – man hat jederzeit Klarheit darüber, welche Instrumente die tiefen Frequenzen erzeugen. Im Vergleich mit eher analytisch ausgelegten Schallwandlern – meine Dynaudio zählt dazu – hat die Tieftonartikulation der JBL Stage 250B eine ganz leichte Tendenz ins Runde, Warme, Wohlige. Geschmackssache. Das sollte man wissen, wenn man die JBL Box in Betracht zieht.

In Betracht gezogen hatte ich die Kombination mit meinem harman/kardon hk 1400. Keine gute Idee! Denn der ist bei aller audiophilen Ambition doch ganz ähnlich abgestimmt (die Amerikaner!) wie der Lautsprecher: voll, körperhaft, umgreifend, euphonisch und warm. In Kombination mit den JBL-Lautsprechern ist das dann doch deutlich zu viel des Guten, gerade im Tiefton. Da wird das Klangbild bei aller willkommener Popularität der Basslagen pappig und fad. Mit anderen Worten: Die JBL Stage 250B braucht, um ihre Qualitäten unverstellt präsentieren zu können, eher zackig, prägnant und sachlich abgestimmte Zuspieler, mithin neutrale, vielleicht sogar leicht schlanke Amps.

Power + Pegel

Der Tiefmitteltöner der JBL Stage 250B

Der Tiefmitteltöner der JBL Stage 250B vollbringt in Sachen Pegelfestigkeit keine Wunder, überrascht aber …

So oder so gilt: Die JBL Stage 250B überraschen mit einer ordentlichen Pegelfestigkeit. In Räumen bis vielleicht etwa 35 Quadratmeter bleiben die Lautsprecher auch bei gehobenen Lautstärken tonal stabil: Der Grundton schiebt nachdrücklich an, ohne fett zu werden und selbst das Hochtonhorn bleibt erstaunlich sortiert, ohne ins Scharfe zu kippen. Die Bühnenabbildung bleibt prinzipiell nachvollziehbar. Kurz: das Klangbild der Stage 250B zerfasert bei höheren Pegeln nicht.

Allerdings agieren sie dabei eher mit Kraft als mit Kontrolle. Im Unterschied zu einer Dynaudio Contour 20 fehlt ihr jene stoische Ruhe, jene Verzerrungsarmut, mit der sich feindynamische Nuancen auch bei höheren Lautstärken noch selbstverständlich einbetten. Die JBL bleibt bei alledem ein eher direkter, zupackender Lautsprecher – tonal stabil, aber nicht zwingend gelassen. Wer pegelfest hören will, bekommt hier viel Druck fürs Geld – solange man bei hohen Pegeln bereit ist, auf die subtile Differenzierung eines hoch-audiophilen Monitors zu verzichten.

Schlaflose Nächte – die Dynamik

Dream Theater ParasomniaNach zwei flauen Alben langt Dream Theater mit dem aktuellen Album Parasomnia wieder richtig hin. Bretthart! Gründungsmitglied Mike Portnoy sitzt (endlich!) wieder am Schlagzeug und dokumentiert eindrucksvoll, warum er den Beinamen „Oktopus“ trägt. Portnoy ist es zu verdanken, dass das Schlagzeug im harten Rock nicht mehr als bloßer Taktgeber, sondern als eigenständiges Instrument fungiert. Dieses Album ist nichts weniger als ein Meisterwerk. Und es ist exzellent produziert. Verschrobene Klangspielereien à la Pink Floyd treten neben Gitarren-Riffs, die wirklich schlechte Träume machen können – ein Hochamt der Dynamik.

Neben Rascheln, leisen Schlurfen und entfernten Stimmen treten eisenharte Klanggewitter und exzessive Impulse auf den Plan. Die JBL Stage 250B bereitet all das recht ungerührt auf. In den feindynamischen Schattierungen und Nuancen ist sie ebenso zuhause wie in extremen Dynamik-Sprüngen. Sie verfügt über einen Dynamikumfang, den man dem kleinen Gehäuse nicht zutrauen würde, und verzichtet dabei auf hörbare Kompression. Das lässt sich schon am ersten Titel „In the Arms of Morpheus“ gut nachvollziehen, der zu Beginn dezente Klangartefakte für den audiophilen Feingeist bietet, anschließend brachiale, aber ausgesprochen präzise platzierte Metal-Attacken.

Die JBL Stage 250B auf ihren optional erhältlichen Ständern

Die JBL Stage 250B auf ihren optional erhältlichen Ständern (275 Euro)

Gerade Portnoys Schlagzeug wird mit trockenem, konturiertem Punch serviert; die Kompakte aus Northridge springt gut an, verwischt nichts und kehrt mit erstaunlicher Selbstverständlichkeit in mikrodynamische Gefilde zurück, wenn es an die erwähnten Spielereien im Stile von Pink Floyd geht.

Allerdings gilt: Die JBL Stage 250B muss frei aufgestellt werden, idealerweise auf den von JBL dafür vorgesehenen Ständern. Bei anderen Aufstellungsvarianten sollte sie unbedingt gut von der Stellfläche entkoppelt werden, sonst gehen Impulstreue, Spritzigkeit und tonale Stabilität in dynamischen Passagen verloren!

Eine Frage der Musik – Nebenwirkungen und Einschränkungen

Bisher haben wir uns überwiegend mit Aufnahmen kleinerer Besetzungen beschäftigt – ein kammermusikalisches Ensemble mit Solistin, Sängerinnen mit reduzierter Begleitung, eine Rockband im Studio. Alles Formate, bei denen die JBL Stage 250B ihre Stärken in puncto Struktur, Feinzeichnung und räumlicher Ordnung eindrucksvoll ausspielen konnte. Gerade in gut eingerichteten Hörräumen mit passenden Verstärkern entfaltet die Stage 250B ihr volles Potenzial: Die räumliche Abbildung wirkt präzise und stabil, Instrumente lassen sich sauber orten, ohne dass das Klangbild zerfällt – auch bei höheren Lautstärken.

Um Auflösung und Raumabbildung weiter auszuloten, greife ich bewusst zu einer opulenteren Produktion: Neil Diamonds Hot August Night. Nicht unbedingt audiophiler Common Sense, aber: Meiner Frau gefällt es, und das 1972er-Live-Album hat Atmosphäre, Tiefe und Bühnenbreite. Was das Zusammenspiel von Dynamik und Raum betrifft, ist das durchaus forderndes Testmaterial.

Die schwarzen Schallwände der JBL Stage 250B

Hier zeigt sich: Die JBL Stage 250B bleibt zwar tonal sauber und detailstark, aber das räumliche Abbild wirkt bei der Vielzahl an simultanen Quellen etwas gedrängt. Die Bühne verliert in der Tiefe ein wenig an Staffelung, das Panorama zieht sich leicht zusammen. Instrumente und Stimmen bleiben ortbar, aber das klangliche Gefüge verdichtet sich – als würde die virtuelle Bühne kleiner skaliert, als sie eigentlich ist.

Im Vergleich: Die Dynaudio Contour 20 spielt das hörbar weiter aus, mit mehr Separation, mehr Luft zwischen den Akteuren. Die LS3/5a-Replik bleibt erwartungsgemäß kompakter, hält aber mit schöner Maßhaltigkeit die räumliche Ordnung. Die JBL Stage 250B liegt etwas dahinter, vor allem dann, wenn das Arrangement dichter wird und mehrere Schallquellen gleichzeitig um Präsenz ringen.

In solchen Szenarien zeigt sich, dass die Ortungsschärfe der JBL Stage 250B nicht ganz auf dem Niveau teurerer Konstruktionen liegt. Und doch: Ihre Fähigkeit, Stimmen und führende Instrumente weit vorn, direkt und mit greifbarer Plastizität zu platzieren, bleibt bemerkenswert – gerade bei überschaubareren Setups. Es entsteht eine unmittelbare, sehr präsente Bühnendarstellung, die emotional anspricht und in den musikalischen Raum hineinzieht.

Ich vermute, dass die Abstimmung des Hochtöners im Wellenleiter – dort, wo die JBL ihre Präsenz und Stimmabbildung mit bestechender Direktheit ausspielt – in komplexeren Passagen zu leichten räumlichen Verdichtungen führt. Nicht als Fehler, sondern als klangästhetisches Merkmal. Denn auch wenn sie in der großen Bühnenillusion etwas zurücktritt, bleibt ihr Charakter klar: Direkt, involvierend, präsent – und damit für viele Musikrichtungen eine echte Empfehlung.

Billboard
Teufel

Test: JBL Stage 250B | Kompaktlautsprecher

  1. 1 Stagediving
  2. 2 JBL Stage 250B: Klangtest und Vergleiche

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