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Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Digitale Endstation
  2. 2 Jadis JS2 MKIII: Klangtest & Vergleiche

Etwas rabiate Überschrift? Mitnichten! Denn mit Blick auf den Jadis JS2 MKIII ist der Begriff „Endstation“ ausgesprochen liebevoll gemeint – und zwar im doppelten Sinn. Denn der französische Röhren-DAC aus dem Vertriebshause Audioplan (www.audioplan.de, ab 5.900 Euro) erweist sich nicht nur als gnadenloser Türsteher, der unangenehmem digitalen Beiklang konsequent den Durchlass verweigert. Er könnte auch für den ein oder anderen Audiophilen die persönliche Endstation in Sachen D/A-Wandlung darstellen. Spoiler-Alarm: Ich besitze das Gerät seit Kurzem selbst, nachdem ich zuvor viele Jahre bereits die MKII-Version des Jadis JS2 als „Klangseele“ meiner Kette in Betrieb hatte. Sie lesen also den Testbericht eines Befangenen.

 Technik & Praxis: Jadis JS2 MKIII

Nun denn: Da wir uns auf fairaudio.de nicht vor Gericht befinden und Sie offensichtlich dennoch weiterlesen möchten – vielen Dank und willkommen im Text. Den ich mit folgendem Versprechen eröffnen möchte: Ich gelobe hiermit, mir größte Mühe geben, sachlich und professionell distanziert zu erläutern, warum ich den Jadis JS2 MKIII für so bemerkenswert halte, dass sachliche und professionell distanzierte Erläuterungen hier geradezu fehl am Platze wären. Ja, das klingt paradox – doch genauso widersprüchlich war auch mein Erstkontakt mit dem Vorgänger Jadis JS2 MKII vor einigen Jahren. Denn die massiv-verchromten und gülden verblendeten Gehäuse der französischen Manufaktur, um die geschätzte 50 Jahre Produktdesign-Geschichte einen konsequenten Bogen gemacht zu haben scheinen, konnte ich mir in meinem Rack zunächst kaum dauerhaft vorstellen. Bling-Bling, Herrenschmuck, Deko-Artikel, das waren meine Gedanken.

Jadis JS2 MKIII D/A-Wandler und DAC - Front Detail

Ein Jadis JS2 MKIII, das sind 9,5 Kilogramm Chrom und Gold im Rackmaß

Nun, da aber die CD-Player gestaltungstechnisch noch sonderbarer geraten sind und der Mensch grundsätzlich gut daran tut, sich an Dinge zu gewöhnen, die sich mutmaßlich auch die nächsten 50 Jahren nicht ändern werden: Hier die nüchterne Beschreibung des auch beim Jadis JS2 MKIII nahezu unveränderten Äußerlichen. Ein JS2, das sind 9,5 Kilogramm Chrom und Gold im Rackmaß, die jede handschuhlose Berührung mit grau-schwarz-beleidigten Schlieren quittieren und den Hörraum beim Betrieb mit bis zu vier ausgesprochen hellen Leuchten auch optisch dominieren, deren grüne, gelbe oder rote Farbe neben dem Betriebsstand auch die Bitrate der gewandelten Musikdaten anzeigen.

Mehr rein, nicht mehr raus – Unterschiede zum Vorgänger

Einlass erhalten digitale Quellen vorzugsweise über einen AES/EBU-Eingang, was nach meinem persönlichen und dem Eindruck von Audioplan-Chef und Jadis-Experte Thomas Kühn die klanglich eindeutig beste Option darstellt. Alternativ nimmt der Jadis JS2 MKIII Musikdaten auch über einen digitalen RCA-Anschluss oder den fast ausschließlich von Jadis genutzten optischen ST-Eingang (AT&T-Standard) entgegen. Ein Variante, die abgesehen vom hauseigenen Referenz-CD-Player Jadis Calliope (UVP 14 000 Euro) deshalb kaum eine zeitgenössische Digitalquelle unterstützen dürfte.

Jadis JS2 MKIII D/A-Wandler und DAC - Rückseite komplett

Neu hinzugekommen ist beim Jadis JS2 MkIII der rückseitige USB-Eingang

Neu hinzugekommen im Vergleich zur MKII-Variante des Jadis JS2 ist der rückseitige USB-Eingang, über den zwar lediglich Formate bis hinauf zu „CD-Qualität“, also maximal 44,1 kHz/16 Bit gewandelt werden können (auf das mögliche Upgrade auf 192kHz/24Bit komme ich noch zu sprechen), der allerdings von jedem normalen Windows-Rechner problemlos erkannt und in vielen Fällen bereits ohne Treiber einwandfrei laufen wird. Die restlichen Eingänge wandeln HD-Musikdaten bis zu einer Auflösung von 96 kHz/24 Bit, was in Zeiten von DSD512 immer noch nicht allzu viel erscheint, aber immerhin. Weggefallen hingegen ist der beim MKII noch vorfindliche digitale RCA-Ausgang – mithin eine selten nützliche und in den Ohren mancher sogar durchaus HF-störanfällige Schnittstelle, der somit die wenigsten nachtrauern dürften. Praktisch und formschön geraten ist der neue Drehregler rechts an der Front. Hier lässt sich der jeweils aktive Digital-Eingang anwählen und alle restlichen Eingänge damit automatisch stumm schalten, was ein potenzielles Ein- oder Ausdringen von HF-Störungen (sollte Sie daran glauben) von vornherein verunmöglicht.

Sehr praktisch insbesondere für Inhaber ganzer Jadis-Schmuck-Ketten: Die absolute Phase des Musiksignals lässt sich nun über einen Kippschalter an der Front auf 0 belassen oder um 180 Grad invertieren. Warum praktisch? Nun, ein Röhrenvollverstärker Jadis DA88 Signature hat wie manch andere Gerätschaft im Jadis-Klangpark die Eigenheit, die absolute Phase des passierenden Musiksignals zu invertieren, was in einem minimalen, aber durchaus wahrnehmbar nebligen Effekt im Klangbild resultiert. Ein Umstand, der hier durch Vertauschen des roten mit dem schwarzen Pol beim Lautsprecherkabel korrigiert werden konnte – und der sich nun mit einem Klick am Jadis JS2 sehr viel bequemer aus der Welt schaffen lässt.

Vier gewinnt – endlich symmetrisch

Jadis JS2 MKIII D/A-Wandler und DAC XLR-Out

Der Jadis JS2 MKIII ist vollsymmetrisch aufgebaut

Die klanglich relevanteste Neuerung des Jadis JS2 MKIII im Vergleich zum Vorgänger befindet sich freilich unterhalb der Chrom-Haube: Der MKIII ist nämlich jetzt – als Erbe des Referenzwandlers Jadis JS1 – vollkommen symmetrisch aufgebaut. Statt zweier ECC82-Röhren verfügt der MKIII nunmehr über deren vier: zwei Treiber- und zwei Ausgangsröhren. Auf Wunsch tauscht Thomas Kühn übrigens die serienmäßig verbauten Electro-Harmonix-Glühkolben zum moderaten Aufpreis von etwa 200 Euro gegen NOS-Röhren aus.

Ob die Vorteile der strikt symmetrischen Signalverarbeitung, wie vom Hersteller versprochen, auch bei Nutzung des nach wie vor vorhandenen RCA-Ausgangs statt des neu hinzugekommenen XLR-Ausgangs erhalten bleiben, kann ich mangels XLR-Eingang an meinem DA88-Vollverstärker nicht nachprüfen. Der schaltungstechnische Aufwand, den ein Blick ins vollkommen umgestaltete Innere  des MKIII offenbart, legt diese Vermutung allerdings nahe. Neben der analogen Verstärkungs- bzw. Ausgangsstufe ist nämlich auch das Digitalboard nun vollkommen symmetrisch aufgebaut.

Eigentum verpflichtet – Upgrades mehr als empfohlen

Jadis JS2 MKIII D/A-Wandler und DAC AES/EBU

Ein optionales Digitalboard-Upgrade macht den Jadis JS2 MKIII auch via USB HD-fähig

Ein Umstand, der mithin auch spätere Upgrades, wie sie Audioplan-Chef Thomas Kühn anbietet, durchaus erleichtert. Zu nennen wäre hier insbesondere die Option, den Jadis JS2 MKIII für rund 500 Euro durch Einbau eines hochgerüsteten USB-Digitalboards auch via USB HD-fähig (192kHz/24Bit) zu machen. Für nahezu obligatorisch – und das nach meiner Erfahrung für alle Jadis-Gerätschaften – halte ich außerdem Thomas Kühns sogenanntes Signature-Upgrade. Hier werden durch des Entwicklers sachkundige Hand zu Preisen von je nach Gerät 400 bis 800 Euro (beim Jadis JS2 MKII sind es derzeit 500 Euro) die Signalwege verkürzt sowie Masseführung und Stromversorgung optimiert, was in Summe nach meiner Erfahrung mit inzwischen vier Jadis-Geräten stets zu vernehmlich verbesserter Auflösung und Räumlichkeit führt. Wer seinem Jadis JS2 MKIII sodann auch netzseitig das optimale Betriebsumfeld spendieren möchte, kommt um den Erwerb eines Audioplan PowerPlant SIII schwerlich herum. Dieser praktischerweise mit Jadis-Wandlern bzw. -Playern entwickelte Trenntrafo sorgt für eine netzseitige Abkopplung von Digitalquellen – und damit zumindest in den allermeisten Settings für ein analogeres, geschmeidigeres und – je nach Netzsituation vor Ort – volleres, runderes und entspannteres Klangbild mit mehr Luft und Energie. Tja, und da sind wir dann auch schon mitten im Thema …

Jadis JS2 MKIII: Klangtest & Vergleiche

Irgendwie organischer“, „wie in Holz geschnitten“, „quasi ein Stressless-Ohrensessel “: Ja, in Hifi-Magazinen findet sich bisweilen mehr Analog-Käse als in jedem noch so gut sortierten Biomarkt. Auch ich selbst habe das audiophile Phrasenschwein schon grün und blau geprügelt, um jenes von hartgesottenen Digitalhörern längst als akustische Schimäre gebrandmarkte „analoge Klangideal“ in Worte zu fassen, dem vorzugswese Röhren-bewehrtes Digital-Equipment seit Erfindung der gehassliebten CD nachjagt. Alles vergeblich, denn die Lösung lautet: Jadis JS2. Kurzum: Wer wissen will, wie digitale Quellen „in analog“ klingen, der schließe diese einfach an diesen Wandler an. Nie war es schwerer, im A/B-Vergleich eine Streaming-Quelle von einem Plattenspieler zu unterscheiden.

Jadis JS2 MKIII D/A-Wandler und DAC - Eingansgwahlschalter

Der Eingangswahlschalter des Jadis JS2 MKIII

Und selten derart unmöglich, einen Testbericht nach Schema F zu schreiben, also die üblichen Parameter Auflösung, Bühne oder Basscharakter, sauber getrennt und einen nach dem anderen „abzufrühstücken“. Dem Jadis JS2 wird man mit derlei Analytik nicht gerecht. Nein, einem Wandler, der so schlüssig, so tänzerisch-elegant, so voller Wärme, Melodie und Hingabe musiziert, dem soll die notorisch verkopfte Klang-Zerpflückerei an dieser Stelle erspart bleiben. Versuchen wir deshalb zur Abwechslung einmal eine klangliche Annäherung über das, was nicht „HiFi-Klang“, sondern „Musik“ ausmacht, nämlich Emotion. Hören wir aufs Herz statt auf Hertz – und ordnen wir die Eindrücke einmal nach alternativen, ja: gefühligeren Begriffen.

Farbe

Jadis JS2 MKIII D/A-Wandler und DAC - frontal

Gewiss das erste, was einem bei Hören des Jadis JS2 MKIII in den von so viel optischer Opulenz ohnehin überrumpelten Sinn kommt, ist dieses warmes Leuchten, Glitzern, Schimmern, das jeden Klang eine Nuance edler, sinnlicher, intensiver, duftiger erstrahlen lässt, als man ihn in Erinnerung hat. Im Talent des JS2 MKIII zu allerkräftigsten Klangfarben, ohne dabei in den Dunstkreis einer schönfärbenden Röhren-Karikatur zu gelangen, zeigt sich denn auch die klarste Abgrenzung zur Vorgängerversion MKII: Trotz ebenfalls analog-organischer Gangart hatte dieser klangfarblich vor allem in den Mitten stets etwas ausgezehrt, klangfarblich wenig strahlend gewirkt. Nun, Glückwunsch nach Frankreich: Nichts davon ist der MKIII geblieben. Der JS2 MK III strahlt warm und satt wie Dieter Bohlen nach einem All-Inclusive-Tag im Sonnenstudio. Gleichwohl ohne dabei ähnlich ordinär zu wirken. Denn so kräftig die Farben auch schimmern – Artikulationsschärfe und Transparenz des Vortrags werden zu keiner Zeit beeinträchtigt. Jeder Klang, jeder Ton, jedes Instrument kann je nach akutem Hörwunsch problemlos isoliert herausgehört oder als integrierter Teil eines tönend bewegten Ganzen wahrgenommen werden. Womit wir bei der zweiten nicht unbedingt kanonischen Audiotestkategorie wären:

Fluss

Jadis JS2 MKIII D/A-Wandler und DAC Röhre

Der Jadis JS2 MKIII ist mit vier 12AU7A bestückt

Vor einiger Zeit las ich im Testbericht eines Kollegen zum Jadis-Einstiegsverstärker Orchestra Reference die Formulierung „Gewöhnliche Verstärker spielen Töne nacheinander, der Jadis miteinander“. Und wenn Musik, wie ein viel zitiertes Bonmot sie definiert, das ist, was zwischen den Noten stattfindet, dann ist der Jadis JS2 MKIII Musik pur. Nie habe ich mehr Geschmeidigkeit in der Reproduktion von Musik vernommen, und nie waren Einsen und Nullen in solch weiter Ferne. Ja, es gibt Wandler, die Transienten noch sauberer, zeitrichtiger zu Gehör bringen. Es gibt auch Wandler – zumal im ambitionierten Preisbereich des Probanden – die einzelne Schallereignisse noch höher aufgelöst und feiner texturiert portraitieren. Auch gibt es solche, die Nebengeräuschen mehr Aufmerksamkeit und aufnahmebedingten oder produktionstechnischen Nebenkriegsschauplätzen wie Hallfahnen oder Soundeffekten mehr Zuwendung schenken. Was es aber meines Wissens kaum gibt, wäre ein Wandler, der den Hörer dermaßen elegant, spielfreudig und melodieverliebt an die Hand nimmt und durchs musikalischen Geschehen führt, sanft „weiter, weiter“ flüsternd und ungeduldig tänzelnd auf den nächsten „musikalischen bedeutsamen“ Impuls wartend.

Energie

Pianist Grigory Sokolov „Schubert & Beethoven Live“, Diese anspringend musikalische Verve schlägt sich erfreulicherweise auch in ganz handfesten Stärken nieder. Namentlich in einer für derart warm-elegisch klingende Röhren-Wandler keineswegs alltäglichen Dynamik im Groben wie im Feinen sowie in einer beachtlich „schwarzen“ Ruhe, aus der sich opulent aufwallende Orchester, aber auch hinterhältige Metal-Riffs wie aus dem Nichts als livehaftige Urgewalten erheben. In diesen beiden Bereichen schlägt der erstmals vom Spitzenmodell JS1 übernommene vollsymmetrische Aufbau des „kleinen“ JS2-Wandlers klanglich am stärksten durch. Verfügte bereits die MKII über eine beachtliche Dynamik, so war der „Noise Floor“ doch stets hoch genug, um Attacke und Impulskontrolle schwächer erscheinen zu lassen, als sie tatsächlich waren. Der Jadis S2 MKIII nun bringt seine dynamischen Talente vollumfänglich zu Gehör, Klavierläufe erscheinen feindynamisch hinreißend nuanciert. Und auf wie viele Arten man mit einem Geigenbogen eine Saite berühren kann, lässt sich dank der klanglichen Feinstabstufung nun mühelos ermessen. Dass der russische Pianist Grigory Sokolov, insbesondere bei seinen Schubert-Interpretationen auf dem Album „Schubert & Beethoven Live“, einen selten harschen, mechanischen und vielleicht freudlos-exakten Ton anschlägt, bringen viele Wandler zu gehört. Wie fein verwoben und hingebungsvoll sanglich der Gesamtvortrag aber dennoch gelingt, wird nur über ausnehmend musikalische und vollendet geschmeidige Wandler wie dem Jadis JS2 deutlich. Sokolovs Schubert-Stücke über den JS2: ein bewegendes Plädoyer für die Notwendigkeit von Highend zum wahren Verständnis von Musik.

Realismus

Bemerkenswert dabei ist, dass der Jadis JS2 MkIII seinem Hörer alles über die Musik zu sagen scheint, ohne alles über den Klang zu verraten. Ja, ein Wandler wie der kürzlich von mir getestete DiDiT DAC212SE bietet für stattliche 2.500 Euro weniger nicht erheblich, aber doch hörbar mehr Information, sprich: Feinauflösung, und das nicht nur im Hochton. Der Punkt ist: Der Jadis JS2 präsentiert alle Information derart mit- und nicht selten hinreißend, dass man im Gegensatz zum Vortrag des DiDiT DAC212SE nach wenigen Takten ganz und gar vergisst, dass man nicht Musik, sondern der technischen Vermittlung derselben beiwohnt. Statt exzessiver Auflösung einzelner Schallereignisse zu frönen legt der Jadis JS2 sein Hauptohrenmerk auf das stimmige Zusammenführen von Schallinformation zum Gesamtklang, sprich: Musik.

Jadis JS2 MKIII D/A-Wandler und DAC - von hinten gerade

Der Maßgabe „So viel Information wie nötig, nicht wie möglich“ folgt ebenso auch die Raumdarstellung des Jadis JS2 MKIII. Statt sich an technischer Kraftmeierei mit akustischem Panoramablick zu versuchen, favorisiert der Franzose eher die maximale Annäherung an die reale Präsenz von Musikern im Hörraum. Da wird nichts voluminös aufgeblasen oder abbildungstechnisch überschärft, sondern Instrumente werden mit realistisch plastischem Körper sowie stabilen, klaren, aber eben nicht unnatürlich feinskulpturalen Konturen gezeichnet. Höhe, Breite und Tiefe der virtuellen Bühne werden dabei ganz und gar der Aufnahme überlassen. Abbildungstechnischer Extremsport wie Pin-Pointing (klein, präzise, randscharf) oder Bühnen-Streching (größer, breiter, notfalls diffuser) also ist die Disziplin des Jadis nicht.

Musik, Musik, Musik – und was ist mit HiFi?

Jadis JS2 MKIII D/A-Wandler und DAC innen

Was also bleibt übrig, was noch zu sagen, nachdem wir in bisweilen schwärmerischem Überschwang die Testkriterien nach emotionaler Verfügbarkeit anstelle des testüblichen Strichzettels durchgegangen sind? Nun: schnödes HiFi. Parameter, die für die allermeisten audiotechnischen Geräte über Wohl und Wehe entscheiden, für ein „Instrument“ wie den Jadis JS2 aber unter den Chronistenpflichten abgehandelt werden dürfen. Nun denn, Stichwort: Gesamttonalität. Gretchenfrage: Ist der Jadis JS2 denn tonal neutral? Klare Antwort: nö.

Sprechen wir’s also einmal en detail kurz aus, weil’s halt ja doch irgendwie irgendwo gesagt werden muss. Oberbass? Macht je nach Einstellung einen kleinen Peak. Grundton? Hat ein winziges Bäuchlein. Mitten? Sind im unteren Bereich Richtung Grundton minimal aufgeplustert, dafür in Richtung Präsenzbereich wiederum eine Winzigkeit zurückgenommen. Und im Hochton? Nun, da haben wir im kritischen mittleren Höhenbereich ebenfalls eine winzige Senke, um dann Richtung Superhochton wieder mit aller Duftigkeit und Luftigkeit sprühend nach oben hin zu „zerstäuben“. Was übrigens dafür sorgt, dass man im Gegensatz zu vielen anderen Highend-Wandlern auch vorsätzlich sägend abgemischte Black Metal-Gemeinheiten à la Mayhems legendäres De Mysteriis Dom Sathanas ohne Ohrenbluten goutieren kann. Gesamttonal also ein segensreiches, aber verfärbendes Zickzack? Ganz klar: mitnichten. Denn erstens haben die beschriebenen Ausprägungen eine sehr geringe Amplitude. Und zweitens fügt sich in der Gesamtschau alles Beschriebene derart stimmig zu einem  warmen, milden, ganzheitlichen Genussklang, dass ich versucht bin, die Frequenzeinbuchtungen mit den „Charakterfalten“ eines, sagen wir, sehr attraktiven, gereiften Gentlemans gleichzusetzen.

James Blake Album James BlakeZweites kleines Caveat des schmucken Franzosen: Der Bass ist, nun ja, guter Klassendurchschnitt. Aber eben auch nicht mehr. Zwar wird das Untergeschoss schön körperhaft-fleischig und halbtrocken serviert, es erreicht allerdings in Sachen Textur, Präzision, Druck und Kontrolle keine Bestwerte im Preisbereich. So richtig schmerzlich spürbar wird das für mich, wenn ich den Bass-Testtrack schlechthin anspiele: James Blakes „Limit To Your Love“ (Album: James Blake, auf Amazon anhören). Das waren dann aber auch schon die kompletten 4:36 Minuten, die mich der Jadis JS2, sei es MKII oder MKIII, in meinem audiophilen Leben bislang nicht glücklich machen konnte. Zumal: Die Etagen zwei und drei des opulenten Klanggebäudes – um das Kapitel „Gesamttonalität“ zu komplettieren – sind dann auch wieder über fast jedwede Kritik erhaben. Die Mitten artikuliert, durchhörbar, körperhaft, transparent, die Höhen so seidig-fein, dass sie mit Feininformation „streicheln“ statt mit Details zu protzen.

Vergleiche

Zugegeben: Ich habe mich oben im Text nicht unweit aus dem Fenster gelehnt mit der Behauptung, der Jadis JS2 MKIII sei meine persönliche und für möglicherweise einige weitere Hörer eine potenzielle digitale Endstation. Nicht, weil er alles kann, was man technisch bzw. klangästhetisch von einem Wandler fordern könnte, sondern weil er den Eindruck vermittelt, alles zu bieten, was die Musik verlangt. Die Frage, die sich nun stellt: Ist es sinnvoll, ein solches Gerät Side-by-Side mit anderen zu vergleichen? Hilft es Ihnen als Leser zu erfahren, dass bereits ein Chord Hugo für schlappe 1690 Euro einen kontrollierteren – dann freilich im A/B-Vergleich tendenziell aseptisch-freudlosen – Bass bietet? Dass ein DiDit DAC212SE bei ähnlich fließender Gangart tonal neutraler sowie in manchen Frequenzbereichen klar besser aufgelöst agiert? Dass Wandler etwa von PS Audio einen schwärzeren Hintergrund und eine stabilere Bühne bieten? Oder dass so mancher polnische Lampizator fast genauso „analog“ geschmeidig, dabei allerding um einiges neutraler und „referenziger“, vielleicht „richtiger“ und mit Sicherheit „mehrheitsfähiger“ klingt? Rhetorische Frage.

Jadis JS2 MKIII D/A-Wandler und DAC - vorne schräg

Ich behaupte: Wer es bis zu dieser Stelle des Tests geschafft hat, wer zudem vielleicht bislang eisern auf die Platte schwor und mit digitalem Audio noch fremdelt, auch und gerade klanglich, der wird ums Probehören eines Jadis JS2 MKIII als vielleicht größtmögliche Annäherung eines Digitalgeräts an vollanalog erzeugte Musik kaum herumkommen.

Und seien wir ehrlich: Wer in der Musik nicht maximale technische Akkuratesse, sondern Verve, Sinnlichkeit, Wärme, Fluss und Seele sucht, der wird sich ohnehin keines der vorgenannten Geräte ernsthaft anhören, sondern neben Jadis bestenfalls noch einen DCS, EAR Yoshino oder gar einen Kondo in Betracht ziehen. Ich persönlich bin angesichts dieser anstehenden Entscheidung übrigens folgendermaßen – und damit bis heute subjektiv optimal – verfahren: Ich habe mir all diese Geräte sehr genau und gründlich nicht angehört, zumindest nicht in meiner Kette. Warum? Weil ich mich vom Fleck weg in den Jadis so sehr verliebt habe, dass ich seine (glücklicherweise wenigen und nicht allzu stark ausgeprägten) Unzulänglichkeiten mit einem gütigen Schmunzeln für diesen Testbericht niederschreiben konnte. Rhetorische Frage, die zweite: Kann man von einem Stück HiFi-Technik mehr erwarten?

Billboard
Vincent

Test: Jadis JS2 MKIII | D/A-Wandler

  1. 1 Digitale Endstation
  2. 2 Jadis JS2 MKIII: Klangtest & Vergleiche

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