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Ich halte den J. Sikora Aspire tatsächlich für so etwas wie einen großen Wurf. Das Downgrading von den teuren Bohrinseln zum vergleichsweise preiswerten Brettspieler ist Janusz Sikora auf jeden Fall auf einem Niveau gelungen, das mich begeistert. Ausgewiesene Hochtonanalytiker mögen das womöglich etwas anders sehen, Hörer, denen es vor allem auf eine ausgewogene, „allroundige“ Wiedergabequalität ankommt, wird es dafür bestimmt ähnlich gehen wie mir. Wenn es ihr Budget hergibt, würde ich auch definitiv zum KV9-Tonarm raten. Zum einen, weil ich Einpunkter mag, zum anderen, weil das Laufwerk definitiv das Potential aufweist, diesen Tonarm zu würdigen. Ich persönlich fahre auch aufs Design des J.Sikora Aspire ab, das ein kleines bisschen „retro“ wirkt, in Schwarz wäre er auch optisch für mich perfekt.
- Das J.Sikora-Aspire-Setup gibt sich tonal vorbildlich tendenzlos. Wobei immer die Frage ist, wovon wir reden. Wer analog generell mit einem Wärmeplus verbindet, wird hier weniger bedient. Kühl agiert das Setting genauso wenig, ich würde es deshalb als studiomäßig neutral bezeichnen.
- Der Bass erscheint, der oben genannten neutralen Tonalität entsprechend, ausgewogen. Nicht aufgedickt und nicht zu schlank. Eine besondere Qualität ist die Schnelligkeit und Präzision, mit der der Aspire tiefe Töne jeglicher Art – natürliche Klänge oder elektronische – reproduziert. Die Bassqualität halte ich in dieser Preisklasse für überdurchschnittlich. Auch in Sachen Tiefgang holt das J.Sikora-Aspire-Setup alles aus der Rille, was drin ist. Aber gut, dafür sind Masselaufwerke, zu denen sich der Aspire zählt, bekannt.
- Generell: Impulstreue, Dynamik und Timing liegen über das gesamte Frequenzspektrum hinweg auf einem beachtlichen Niveau. Die Aspire-Kombination liefert schnelle, präzise Attacken, die das rhythmische Fundament einer Aufnahme stabil und dynamisch setzen.
- Klar durchgezeichnete Mittenwiedergabe und ein entspannter, ebenso klarer Hochton – das drückt sich nicht zuletzt in einer begeisternd sauberen Wiedergabe von Klangfarben aus. Dabei punktet das J.Sikora-System mit einer soliden Auflösung, die lediglich im oberen Hochton noch etwas filigraner sein könnte, aber das fällt beim Hören kaum auf, da das Gesamtbild absolut stimmig erscheint.
- Der J. Sikora Aspire ist nicht nur im Großen, sondern auch im Kleinen auf Zack: Feindynamisch hat er ein tolles Händchen – hier kann ich ihm nur hohes Lob aussprechen.
- Stabile räumliche Darstellung. Je nach Aufnahme werden sowohl kleine Räume als auch große Bühnen sehr authentisch reproduziert. Die Ortungsschärfe ist sehr gut, sodass Musiker klar voneinander getrennt im Raum stehen und realistisch in der Tiefe gestaffelt erscheinen. Das akustische Geschehen kommt einem weder (zu) nah vor noch fühle ich mich unbeteiligt weit weg.
- Bemerkenswert ist die gelungene Entkopplung des Laufwerks von Trittschall und sonstigen Rückkopplungseffekten. Obwohl die Konstruktion auf den ersten Blick recht einfach wirkt, scheint hier viel Wissen in den richtigen Materialmix und die Verbindungen zwischen den einzelnen Komponenten geflossen zu sein. Hier ist das Ganze definitiv mehr als bloß die Summe der einzelnen Teile.
- Die Verarbeitung des J.Sikora Aspire ist wirklich vorbildlich. Man ist überrascht, wie schwer das eher zierlich aussehende Gerät ist. Die leichte Retro-Optik eines klassischen Brett-Spielers trifft perfekt meinen persönlichen Geschmack. Im Vergleich zu so mancher „Bohrinsel“ ist das für mich perfektes Understatement.
- Alles in allem würde ich den J. Sikora Aspire vor allem Musikliebhabern empfehlen, die auf klare Linien stehen – sowohl optisch, wie auch klanglich. Romantiker mögen sich an Hölzern, furnierten Zargen oder hochglanzpolierten Bohrinseln erfreuen, die einen wonnevoll in warmen Klangwelten baden lassen – für solche Hörer ist der Aspire tendenziell weniger das Laufwerk der Träume.
Fakten:
- Modell: J. Sikora Aspire
- Konzept: Riemengetriebenes Plattenlaufwerk, Masselaufwerk, Brettspieler
- Grundpreis: 5.700 Euro; größeres Netzteil: + 500 Euro, Glasteller + 200 Euro
- Test-Setup: KV9-Tonarm (4.200 Euro), Aidas Durawood (4.500 Euro)
- Maße & Gewicht: 430 x 350 x 180 mm (BxTxH), circa 21 kg
- Farben: Silber, Schwarz, Weiß
- Garantie: 2 Jahre
- Weitere Informationen auf der Webseite des Herstellers
Deutscher Vertrieb:
LEN HiFi – Björn Kraayvanger
Herkenweg 6 | 47226 Duisburg
Telefon: +49 (0)2065-544 139
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Test: J.Sikora Aspire | Plattenspieler


