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Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Der Zen-Meister
  2. 2 Innuos Zen Next-Gen: Hörtest und Vergleiche

Der neue Innuos-Musikserver (https://innuos.com/), um den es im Folgenden geht, nennt sich Zen Next-Gen – doch wer nun mutmaßt, dass es sich um den Nachfolger des kürzlich eingestellten Innuos Zen Mk3 handelt, liegt falsch. Wer sich für Familienähnlichkeiten interessiert, muss auf den Nachnamen achten, also auf „Next-Gen“ – so wie beim Flaggschiff der Portugiesen, dem Statement Next-Gen. Allein schon das Gehäuse des Innuos Zen Next-Gen aus zentimeterstarken Aluminiumplatten verweist auf den Stammvater, der klangliche Anspruch und das Preisschild ebenfalls: Ab 9.500 Euro geht es mit dem Zen Next-Gen los. Mit 2 TB SSD-Speicher und zusätzlichem I2S-Ausgang, wie er uns für den Test zur Verfügung stand, liegt man bei 11.450 Euro. Auch das ist ein „Statement“.

Die Front des Zen Next-Gen, des drittgrößten Musikserver von Innuos

Der Zen Next-Gen ist der drittgrößte Musikserver im Programm von Innuos – und natürlich besitzt auch er die charakteristischen Facetten auf der Front

Innuos‘ Top-Server kostet allerdings ungefähr das Doppelte. Tatsächlich gab es längere Zeit eine gigantische Lücke von circa 15.000 Euro zwischen dem Statement und dem zweitgrößten Innuos-Server, dem Zenith Mk3 (der in Kürze vom Innuos Stream3 ersetzt werden wird, die Portugiesen haben ihn trotzdem zum Vergleich noch mal ins Testpaket gesteckt, mehr dazu im Klangteil). Die wird nun gefüllt vom aktuellen Probanden und dem nochmals aufwendigeren Zenith Next-Gen für 15.000 Euro. So viel zur Einordnung und Übersicht ins Innuos-Musikserver-Lineup. Jetzt zum Interessanteren, dem technischen Konzept.

Innuos Zen Next-Gen – Optionen

In unseren letzten Innuos-Tests ging es um die Mitglieder der Pulse-Serie, allesamt reine Netzwerkplayer ohne die Möglichkeit, eine Festplatte ins Gerät zu integrieren. Der Innuos Zen Next-Gen lässt sich ebenfalls „nackt“ ordern und als Streamer einsetzen, aber man kann ihn eben auch mit 2, 4, 8 oder 16 TB SSD-Speicherplatz ausstatten (die Aufpreise variieren zwischen 350 und 3.800 Euro), und dann geht er als kompletter Musikserver durch. Er lässt sich also als reiner Streamer, als reiner Server oder als Kombination aus beidem einsetzen, also so, wie er wohl bei den meisten Anwendern im Einsatz sein dürfte – und so haben wir ihn auch getestet.

Überblick über die verschiedenen Modi des Musikservers Zen Next-Gen

Welcher Modus soll es sein? Standalone dürfte der am häufigsten verwendete sein, man kann den Innuos Zen Next-Gen aber auch als reinen Streamer verwenden oder im Roon- oder HQPlayer-Umfeld verwenden

Es gibt weitere Optionen, und die sind recht neu im Innuos-Programm. Der Zen Next-Gen kommt stets mit einem USB-Ausgang zum Anschluss an einen DAC (die anderen USB-Ports auf der Rückseite dienen dem Anschluss von USB-Speichermedien oder einem CD-Ripper). Links auf der Rückseite des Geräts hat man nun aber die Möglichkeit, eines von drei Zusatz-Modulen mit Digitalausgängen zu integrieren. Es gibt ein „S/PDIF Board“ (600 Euro), das drei Schnittstellen bereit hält: AES/EBU, S/PDIF koaxial (Cinch) und Toslink. Und dann sind da das „PhoenixUSB Lite Board“ (1.100 Euro) und das „PhoenixI2S Lite Board“ (1.600 Euro), die, wie der Name sagt, einen zusätzlichen USB- beziehungsweise I2S-Ausgang bieten. Bei ihnen geschieht zudem eine Neutaktung des Signals mittels einer Technologie, die die Portugiesen von ihrem Standalone-USB-Reclocker PhoenixUSB (aktuell 3.599 Euro) abgeleitet haben, was dem klanglichen Ergebnis zuträglich sein soll. Die neuen Digitalausgangs-Module gibt es nicht nur für den Zen Next-Gen, sondern auch für den Zenith Next-Gen, die neu an den Start gehende Stream1- (Ausnahme: I2S-Board) und Stream3-Musikserver sowie für den Innuos Pulsar.

Rückseitiger Schacht des Innuos Zen NG, der mit optionalen Digitalausgangsmodulen bestückt werden kann

Welches Modul hätten Sie denn gern? Der Innuos Zen Next-Gen kann, wenn gewünscht, mit einem zusätzlichen S/PDIF-, PhoenixUSB-Lite- oder dem PhoenixI2S-Lite-Board ausgestattet werden. Letzteres haben wir für den Test geordert. Stets mit an Bord ist ein Standard-USB-Ausgang

Heavy Hardware

Solidität und Verarbeitungsqualität des Gehäuses sind schlicht überragend. Man könnte sich allenfalls darüber beschweren, dass ein derart tresorartiger Auftritt doch etwas übertrieben scheint, schließlich lagert man darin nicht Omas alten Goldschmuck, sondern „nur“ einen Musikserver, aber wie ich die audiophile Szene kenne, wird man diesen Einwand selten hören. Zumal angenommen werden darf, dass die zehn Millimeter starken, CNC-gefrästen Aluminiumplatten ihr Scherflein dazu beitragen, EMI-Einstreuungen und unerwünschte Vibrationen fernzuhalten.

Blick ins Innere des Innuos Zen Next-Gen

Aufgeräumt – mittig das Mainboard, rechts daneben das optionale I2S-Ausgangsboard, drumherum die neu entwickelte Stromversorgung

Resonanzoptimal soll auch die Verteilung der drei Standfüße auf der Bodenplatte des Innuos Zen Next-Gen sein. Der Junge bringt übrigens fast dreizehn Kilogramm auf die Waage, ein uninformierter Dritter wird ihn eher für eine schicke Endstufe halten – zumal er im Betrieb durchaus handwarm wird.

Innuos ist nicht um Akronyme verlegen, wenn es um technische Innovationen geht, und so nennt sich die neu entwickelte Spannungsversorgung im Zen Next-Gen „RECAP2 NGaN PSU“. Uff. Okay, „PSU“, das kennt man – Power Supply Unit. Und das „RECAP2“ ist der Name für die Gleichrichter/Kondensator-Bank (Rectifier/Capacitor), auf der Siebkapazitäten (44000 µF) von Mundorf ihr Werk verrichten – versorgt von einem speziellen 150-VA-Ringkerntrafo, der, mit Epoxid-gefülltem Kern und Kupferfolie-geschirmten Wicklungen versehen, auf sechs Gummidämpfern und einen Neopren-Pad montiert wurde, damit er keine klangschädlichen Vibrationen ans Gehäuse abgeben kann.

Der 150-VA-Ringkerntrafo im Zen Next-Gen

Der 150-VA-Ringkerntrafo im Zen Next-Gen

Bleibt noch „NGaN“. Da steckt GnA drin – ein Hinweis auf Galliumnitrid. Diesen Halbleiterwerkstoff setzt Innuos beim Zen Next-Gen für die Spannungsregler ein, denn mit ihm arbeiteten sie nicht nur effizienter, sie könnten so auch viel schneller Strom bereitstellen als herkömmliche Lösungen, so Chef-Entwickler und Innuos-Co-Gründer Nuno Vitorino. Und das sei etwas, das insbesondere bei der Versorgung der CPU entscheidende Vorteile biete.

Die NGaN-Stromversorgung im Innuos Zen Next-Gen

Galliumnitrid-Halbleiter sollen die Stromversorgung flinker reagieren lassen

Nicht nur die Stromversorgung ist eine Neuentwicklung, das „PreciseAudio“-Mainboard ist ebenfalls eine – es wurde auf niedrige Prozessorlatenz, geringes Rauschen und niedrige EMI-Emissionen hin optimiert, so die Portugiesen. Es ist das gleiche, das im noch aufwendigeren Zenith Next-Gen zum Einsatz kommt. Allerdings steckt im Zenith Next-Gen ein anderer Prozessor, nämlich der Intel Core i7, während im Zen Next-Gen ein Intel Core i3 arbeitet. Da aber das gleiche Mainboard eingesetzt wird, lässt sich der Zen Next-Gen auch zum Zenith Next-Gen upgraden, wenn einem danach sein sollte. Freilich wird dabei nicht nur der Prozessor getauscht, unter anderem wird auch das Netzteil nochmals aufgebohrt und aufwendiger gestaltet – was man daran merken kann, dass der Junge hernach weitere anderthalb Kilo kräftiger geworden ist. Von außen lassen sich die beiden Musikserver allerdings fast nicht voneinander unterscheiden. Fast: Der „Wimpel“ auf der linken Seite des Gehäusedeckels ist beim Zen Next-Gen grau gehalten, beim Zenith dagegen golden.

Graues Dreieck auf der linken Seite des Gehäusedeckels des Innuos Zen Next-Gen

Das graue Dreieck auf der linken Seite des Gehäusedeckels zeigt: Wir haben es hier mit dem Innuos Zen Next-Gen zu tun

Proprietäre Software

Grundsätzlich sind die Innuos-Komponenten Linux-basiert und verwenden den Logitech-Media-Server, allerdings in einer stark angepassten Version – schließlich arbeiten bei Innuos sieben Mitarbeiter in der Software-Abteilung, die sich ausschließlich um diese Seite des highendigen Audiostreamings kümmern. Das ist ungewöhnlich. Viele Audio-Firmen vertrauen softwareseitig auf externe Lösungen, weil es einen ziemlichen Aufwand nach sich zieht, hier alles selbst zu machen zu wollen. Apropos: Innuos beschäftigt insgesamt inzwischen 50 Mitarbeiter, auch das ist eine echte Nummer für ein derart spezialisiertes Audio-Unternehmen.

Wer will, kann aus dem Zen Next-Gen auch einen Roon-Server/Player machen, aber es gibt eben auch die proprietäre Software-Lösung inklusive „Innuos Sense“-App, die vor gut vier Jahren eingeführt wurde (wir berichteten) und zum Zeitpunkt dieses Test in der Version 3.2.4 vorlag. Im Zusammenspiel mit dem Zen Next-Gen läuft die App so schnell, wie ich das noch bei keinem anderen Innuos-Server erlebt habe, und ich hatte zuvor schon keinen Anlass zur Beschwerde. Offenbar hat dieser Server aber noch mehr Rechenpower, oder es liegt am Echtzeit-Kernel, der mit der Hardware des Zen und Zenith Next-Gen möglich geworden ist und Latenzen im Kern des Betriebssystems abermals senken soll. Wie auch immer – stabil, schnell, übersichtlich, so lautet mein Fazit vom Userinterface der Portugiesen.

Screenshot vom Bildschirm der „Innuos Sense“-App, auf dem dem Einstellungen des Musikserver vorgenommen werden können

Screenshot vom Bildschirm der Innuos-Sense-App, auf dem die Einstellungen des Musikservers vorgenommen werden können

Rein vom Metadaten-Umfang und der Funktionalität toppt Roon die Sense-App natürlich weiterhin – wie alle anderen Audiostreaming-Lösungen, mit denen ich es bisher zu tun hatte. Dafür ist Roon aufgrund der zu erwerbenden Lizenz teurer und klingt meist auch ein bisschen weniger aufgelöst, da Roon mehr Last auf dem Prozessor erzeugt, was klanglich nicht zuträglich zu sein scheint.

Das Anschlussfeld auf der Rückseite des Innuos Zen Next-Gen (mit zusätzlichem I2S-Board)

Das Anschlussfeld auf der Rückseite des Innuos Zen Next-Gen (mit zusätzlichem I2S-Board)

Innuos Zen Next-Gen: Hörtest und Vergleiche

Gehört habe ich den Innuos Zen Next-Gen am D/A-Wandler Rockna Wavelight+ DAC/PRE – und verglichen wurde dabei so einiges: Zunächst einmal seine Klangperformance in Relation zum „nächstkleineren“ Innuos Zenith Mk3 (5.399 Euro mit 2 TB SSD), beide via USB am Rockna spielend. Sodann die I2S- und USB-Ausgänge des Zen Next-Gen miteinander. Und schließlich unser Proband versus Antipodes Kala K22 G4, ein ähnlich gepreister Musikserver (9.800 Euro) aus Neuseeland.

Innuos Zen Next-Gen vs. Zenith Mk3

Der Vergleich des Zen Next-Gen mit dem nur halb so teuren Zenith Mk3 offenbart – es gibt Familienähnlichkeiten und klare Unterschiede.

Zwei Dinge fallen bei den Komponenten von Innuos regelmäßig auf. Da ist zunächst eine kleine tonale Präferenz – wohlgemerkt: klein, also im Rahmen dessen, was man von einem Musikserver erwarten kann. Im Grundton ist Innuos eher etwas sonorer unterwegs und obenrum einen Tick milder. Das ist auch hier der Fall, wobei das Tendenzchen beim Zenith Mk3 ausgeprägter ist als beim Zen Next-Gen. Zum „Familiensound“ gehört zweitens, dass Innuos mit der virtuellen Bühne gerne ein Schrittchen auf den Hörer zukommt, sie also nicht brav auf oder gar distanziert hinter der Stereobasis starten lässt, sondern eher einladend nach vorne langt. Auch das ist bei beiden Servern der Fall, beim Zenith wiederum etwas deutlicher.

Oben der Innuos Zenith Mk3, unten der Zen Next-Gen

Oben der Innuos Zenith Mk3, unten der Zen Next-Gen

Bei allen Ähnlichkeiten ist allerdings klar, dass der Zen Next-Gen das audiophilere Gerät ist, denn er hängt den Zenith Mk3 in vielen Klangparametern ab. Wenn man den Begriff „Auflösung“ etwas weiter fasst, lassen sich die Unterschiede darunter subsumieren. So schaut der Zen Next-Gen bei Impulsen genauer hin und dröselt beispielsweise Klavieranschläge feiner auf, er bildet einzelne Klänge zudem präziser und 3D-hafter ab, staffelt sauberer in die Tiefe und präsentiert den offeneren, detailreicher gezeichneten Hochton. Man muss dafür nicht zehnmal hin- und herschalten, um die Unterschiede auszumachen, das ist vom ersten Wechsel an klar.

Weniger klar ist die Antwort auf die Frage, ob sich das denn lohnt. Juristen- und Audiophilen-Antwort: Es kommt darauf an. Vor allem auf Ihren Kontostand und darauf, wie viel „Spielgeld“ Sie für die Highend-Leidenschaft reservieren (können). Aber natürlich auch auf die Anlage, in der der Server spielen soll. Die meisten starten ja nicht auf der grünen Wiese und legen sich als erstes einen Musikserver im fünfstelligen Bereich zu. In HiFi-Ketten weit unter, sagen wir einmal 30 kEuro sehe ich nicht, dass der Zen Next-Gen der nächstliegende Gedanke ist, da gibt es andere Stellschrauben, die entscheidender sind. Ist man andererseits im Besitz einer sehr hochwertigen, transparenten Kette, wird einem die Extraausgabe von circa 5.000 Euro im Vergleich zu einem Gerät wie dem Zenith Mk3 als völlig realistischer Schritt erscheinen.

Zen Next-Gen – I2S vs. USB

Da mein Rockna Wavelight+ DAC/PRE einen I2S-Eingang besitzt, lag es nahe, Innuos zu bitten, den Zen Next-Gen mit dem optionalen I2S-Ausgangsboard auszustatten, denn so kann ich den Standard-USB-Out mit dem I2S-Modul vergleichen.

Blick auf die Platine des PhoenixI2S-Lite-Boards

Blick auf die Platine des PhoenixI2S-Lite-Boards

Die wenig überraschende Erkenntnis: I2S klingt besser. Das ist eigentlich immer so. Die Unterschiede zwischen den Schnittstellen sind übrigens ähnlich wie die beim Vergleich des Zen Next-Gen mit dem Zenith Mk3, nur etwas weniger deutlich ausgeprägt. Kann sein, dass das auch am Rockna liegt, und wenn Ihr Lieblings-DAC keinen I2S-Input besitzt, sind diese Infos für Sie sowieso nicht relevant. Wenn aber doch, sehe ich nicht wirklich, wie Sie um Innuos‘ I2S-Option herumkommen, denn wenn man sich schon einmal mit einem Musikserver in dieser Preisklasse angefreundet hat, macht das Zusatz-Board den Kohl auch nicht mehr fett. Der Klanggewinn ist zu deutlich, als dass man sich ihn entgehen lassen sollte.

Zen Next-Gen – Klangcharakter

Doch wie klingt er denn nun, der Innuos Zen Next-Gen, jetzt einmal „global“ betrachtet? Nun, einiges wurde schon angedeutet, ich versuche es zu sortieren.

Der Innuos Zen NG auf de Rack im Hörraum

Wer mit einem Musikserver oder einer Streaming Bridge Wesentliches in der Tonalität bewegen will, arbeitet sich meiner Meinung nach an der falschen Stelle ab. Im Großen und Ganzen sind Digitalzuspieler sowieso ziemlich balanciert-neutral unterwegs, alle anderen Stellen in der Anlage – und nicht zuletzt der Raum, in dem sie steht – dürften eine größere Rolle spielen. Kleinere Tendenzchen gibt es aber schon, und wie oben erwähnt, ist der Zen Next-Gen im Grundton etwas saftiger, im Hochton etwas milder unterwegs. In Relation zu allen anderen Innuos-Playern, die ich bisher hörte, ist diese kleine Neigung aber noch dezenter ausgeprägt, geringer sogar als im Vergleich zum Innuos Pulsar, wenn mich nicht alles täuscht. Dass ich sie überhaupt feststelle, liegt an meinem Antipodes Kala K22 G4, der als „Mr Linear“ durchgeht. Gemessen daran, hört man’s. Was einem mehr zusagt, ist eine Frage des individuellen Hörgeschmacks.

Blick auf den Innuos Zen NG von oben

Blick auf den Innuos Zen Next-Gen von oben

Der Zen Next-Gen ist das am besten auflösende Innuos-Gerät, das mir je untergekommen ist. Das erkenne ich zum Beispiel an den hochgenau nachgezeichneten Impulsen, dem langen, langen Ausklingen von Noten (Klavierwiedergabe mit den Zen Next-Gen: zum Niederknien!) und an der Art und Weise, wie realistisch Raumhall transportiert wird. Das ist richtig, richtig gut. Besagter Antipodes zeigt aber, dass sich doch noch ein ganz klein wenig mehr Information aus dem Signal extrahieren lässt, wenn man es darauf anlegt, insbesondere im Mittel-/Hochtonbereich. Allerdings liegt das auch daran, dass der K22 die oberen Lagen relativ heller leuchten lässt, und mit mehr Licht im (Hör-)Raum entdeckt man halt mehr. Wie dem auch sei, die Unterschiede sind sehr gering – und ob sich das in gesteigertes Hörvergnügen übersetzt, ist wieder eine andere Frage. Denn da spielen noch ein paar andere Dinge mit hinein.

Screenshot von der Innuos-Sense-App (CocoRosie)

Etwa die Themen Raum und Abbildungsqualität. Der Antipodes bleibt recht stoisch auf der Stereobasis und öffnet die Bühne dahinter – der Innuos kommt hingegen einen Schritt nach vorne, wie erwähnt. Zudem ist seine Art der Abbildung … nun ja, aus Fleisch und Blut. Wahrscheinlich spielt hier auch der gesunde Grundton eine Rolle, und das Ganze macht dann schon was her. Beispiel: Bianca Casady singt „Terrible Angels“ (in der Version des 2024er Cocorosie-Albums Elevator Angels), und da steht sie nun, wie herausgelasert zwischen den Boxen und auf Höhe dieser, wenn der Antipodes den Zuspieler gibt. „Das ist mal Präzision“, entfährt es mir. Und dann aber „Oh, shit, sexy!“, wenn der Innuos dran ist. Die Stimme ist jetzt näher bei mir, nimmt auch ein wenig mehr Raum ein, wirkt körperhafter, etwas größer und wie mit mehr Tiefenprofil versehen, also plastischer und bei aller Akkuratesse: organisch-runder. Hmm. Nett. Sehr nett!

Screenshot von der Innuos-Sense-App (Marta)

Das mit der organisch-körperhaften Stimmdarstellung fällt mir oft auf, so auch bei „When it’s going wrong“ vom gleichnamigen Marta-And-Tricky-Album oder beim Erykah-Badu-Song „Booty“ (Album: Mama’s Gun) – und dann ist da noch was: Die kurz nach Beginn des Stücks einsetzenden Drums kommen saftiger, körperhafter, mit mehr „Umpf“. Das Anschlagsmoment gerät dabei sehr realistisch, keine Frage, doch nicht ganz so hart/schnell wie mit dem Neuseeländer – aber der Portugiese hat eben ein wenig mehr Punch und Druck dahinter. Und das gilt generell fürs Dynamikverhalten des Zen Next-Gen. Er ist sehr flott unterwegs, in dieser Liga gibt es aber noch „steilflankigere Impulsumsetzer“, um es etwas umständlich zu sagen. Dafür hat der Innuos schön Schmackes, und das zahlt sich grobdynamisch aus. Gerade bei Werken mit größerer Orchesterbesetzung beziehungsweise allgemein: üppig instrumentierte Musik kommt das sehr überzeugend.

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Test: Innuos Zen Next-Gen | Musik-Server

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  2. 2 Innuos Zen Next-Gen: Hörtest und Vergleiche

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