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„Kabel sollen sich klanglich unauffällig verhalten“ , sagt Holger Wachsmann, Produktentwickler bei In-akustik (Web: https://in-akustik.de/). Eine erfrischend bodenständige Aussage angesichts der vollmundigen Erklärungen, die man sonst oft von HiFi-Herstellern hört. Wachsmann ist der Erfinder der sogenannten Air-Technologie beziehungsweise der entsprechend „luftigen“ Audiokabel, um die es im Folgenden gehen soll: Wir haben das 2405er Lautsprecher- und XLR-Kabel aus der Referenzserie des im tiefen Süden der Republik, in Ballrechten-Dottingen, beheimateten Herstellers zum Test geladen.
Wo stehen wir?
Das Kabel-Portfolio von In-akustik ist wahrlich üppig, sogar in ihrer Flaggschifflinie gibt es richtig Auswahl – so umfasst die Air-Serie allein acht Lautsprecherkabel und sechs XLR-Verbinder. Zur Orientierung: Es gibt LS-Verbinder mit den Startziffern 12, 24, 40 und 80, deren wesentliches Unterscheidungsmerkmal die Anzahl an Einzelleitern in ihnen ist – und diese vier Grundmodelle sind jeweils in Kupfer- und Silber-Ausführung zu haben. Bei den XLR-Kabeln – und analog bei den Cinchmodellen – sind es drei Grundmodelle, ebenfalls nach Leitermaterial unterschieden.
Die Reinsilberkabel von In-akustik gehen richtig ins Geld, aber auch die beiden Verbinder, die wir uns für diesen Test ausgesucht haben, sind kostspielig – logisch, es ist ja auch die Top-Serie des Herstellers. Zwei mal drei Meter vom Lautsprecherkabel In-akustik LS-2405 Air kommen einen 4.799 Euro zu stehen, das NF-2405 Air XLR liegt bei 1.749 Euro bei einem Meter Länge.
Eigentlich ganz einfach
Gute Ideen sind eigentlich ganz einfach, heißt es. Wenn man ein niederkapazitives Kabel bauen möchte, damit dieses möglichst lineare Übertragungseigenschaften über den Frequenzbereich hinweg aufweist, dann muss man sich auch über das Material, das der Isolierung dient – sprich: das Dielektrikum – Gedanken machen.
Jedes Kabel ist lästigerweise auch ein Kondensator, elektrisch gesehen, denn es liegen sich (mindestens) zwei Leiter gegenüber, zwischen denen ein elektrisches Feld entsteht. Die Kapazität eines Kondensators hängt nun von der Fläche der Elektroden (vulgo: Leiter) sowie dem Abstand und dem Material zwischen ihnen ab. Jedes Material hat eine spezifische Dielektrizitätszahl, und je niedriger die ausfällt, desto geringer auch die Kapazität. Es ist kein Geheimnis, welches Material hier am besten abschneidet: Luft. (Okay, streng genommen ist Vakuum am besten, aber das ist vernachlässigbar.) Teflon, das von Kabelherstellern gerne als überlegenes Dielektrikum angepriesen wird, ist ebenfalls nicht schlecht, aber dessen Dielektrizitätszahl liegt immer noch doppelt so hoch wie die von Luft.
Also nehmen wir doch Luft als Isolator! Nun, das ist nachvollziehbarerweise nicht ganz einfach, trennt dieses „Material“ die Leiter doch nicht wirklich überzeugend voneinander … Ergo braucht’s eine Trägerkonstruktion, die die Leiter auf Abstand hält – In-akustik nennt dies den Air-Helix-Aufbau: Der besteht aus miteinander verbundenen Kunststoffelementen, die zusammen quasi das Rückgrat der Kabels bilden, durch das die „Nervenstränge“ laufen.
Smarter Nebeneffekt: So bekommt man nicht nur Luft als Dielektrikum, man kann die Leiter auf Abstand bringen, und Abstand ist wichtig für eine geringe Kapazität, siehe oben. Tatsächlich unterscheiden sich die Modelle der Referenz-Air-Serie auch darin, dass sie immer „dicker“ werden, sprich den Leitern immer mehr Abstand voneinander gönnen.
5. Generation
Inzwischen liegen die Air-Kabel in der 5. Generation vor, und dieser entstammen unsere Probanden In-akustik LS-2405 Air und NF-2405 Air XLR. Natürlich wurden bewährte „Zutaten“ beibehalten wie etwa der Cross-Link-Super-Speed-Hohlleiter. Bei ihm werden die lackierten Kupferdrähte in einer geflochtenen Struktur um einen Trägerkern aus Polyethylen angeordnet, was Wirbelströme verringern und somit den Skineffekt minimieren soll – was ein lineareres Verhalten über einen weiten Frequenzbereich ermögliche, so Wachsmann. Auch der sogenannte „Multicore-Aufbau“ ist nicht neu, mit dem bei den Lautsprecherverbindern durch eine geschickte Kabelgeometrie versucht wird, die Impedanz zu reduzieren.
Neu hingegen ist, dass die oben dargestellte Air-Konstruktion nun auch im Anschlussbereich zwischen den Aluminium-Hülsen und den Steckern realisiert wird. Zuvor war sie auf den Hauptbereich der Kabelstrecke limitiert, nun geht sie sozusagen von Stecker zu Stecker. Gerade bei den NF-Kabeln sei der Klanggewinn hierdurch erstaunlich, so Holger Wachsmann.
Und apropos Stecker: Die XLR-Stecker des In-akustik NF-2405 Air XLR können an jeder Seite nun um insgesamt 90 Grad gedreht werden – das ist praktisch, denn so ist sichergestellt, dass das Kabel locker hinterm Rack hängen kann und nicht, je nach Anordnung der Buchsen der zu verbindenden Komponenten, in sich verdreht werden muss. Das strapaziere Kabel und Buchsen weniger, so In-akustik.
Die Terminierungen der Lautsprecherkabel sind ebenfalls neu. Natürlich lässt sich zwischen Kabelschuhen und Bananas wählen, das war schon immer so. Doch nun handelt es sich um „360 Grad“-Modelle: Hierbei steckt eine „Kontaktkugel“ zunächst lose zwischen zwei „Kontaktpfannen“, man schließt das Lautsprecherkabel ganz normal an und lässt es dann natürlich fallen – in der sich so ergebenden Position werden anschließend die beiden Madenschrauben am Stecker angezogen. Ja, ganz richtig gelesen: Madenschrauben.
Auch ich habe sie zunächst kritisch beäugt. Doch Wachsmann ist überzeugt, dass die Übergangswiderstände bei dieser Konstruktion minimal sind. Die Schrauben stellten nicht die eigentliche Verbindung her, so der In-akustik-Produktentwickler, sondern sorgten dafür, dass die Kugel in die passgenauen Pfannen gepresst werde, was einen hervorragenden Kontakt ermögliche. Ohne diese Technik müssten Kabel oft „zurechtgebogen“ werden, was zu mechanischen Belastungen und somit zu höheren Übergangswiderständen führen könne. Das werde mit den 360-Grad-Terminierungen ausgeschlossen. Sein Wort in Gottes Ohr …
In-akustik 2405 Air: Hörtest und Vergleiche
„Wunder gibt es immer wieder“, sang Katja Ebstein einst, doch im Audiobereich kann ich sie nur selten ausmachen. Weder kommt es häufig vor, dass ein günstiges Produkt ein um ein Vielfaches teureres übertrifft, noch dass ein teures klanglich nicht mithalten kann. Letzteres mag bei „Bling-HiFi für Ölscheichs und Tech-Milliardäre“ häufiger der Fall sein, aber dergleichen ist bei mir noch nicht aufgeschlagen. Und In-akustiks 2405er Serie gehört sowieso nicht dazu.
In-akustik LS-2405 Air
Wobei das Lautsprecherkabel LS-2405 Air sicherlich zu den kostspieligen Vertretern der Zunft zählt. Mit knapp unter 5 kEuro für 2 x 3 Meter kann es sich auch in Anlagen, die ins Sechsstellige ragen, sehen lassen und an Lautsprechern unter – sagen wir mal – 20 kEuro scheint es mir etwas oversized, aber das muss jeder mit sich selbst ausmachen.
In letzter Zeit hatte ich es mit einigen „avancierten“ Kabeln zu tun. Der Reigen begann mit den Dyrholm Audio Phoenix, dessen LS-Verbinder (1.000 Euro günstiger als das LS-2405 Air) und XLR-Kabel ich nach dem Test erwarb, so gut gefielen sie mir, und setzte sich fort mit den Vyda-Orion- und Dyrholm-Draco-Serien, deren Lautsprecherkabel preislich fast beim Doppelten anlangen. Wie sortiert sich das In-akustik hier ein?
Scheinbar unspektakulär muss ich als erstes betonen: Das In-akustik LS-2405 Air klingt sehr ähnlich wie das Dyrholm-Phoenix-Kabel. „Scheinbar“ deshalb, weil dahinter ein großes Kompliment steckt, denn ich habe das Phoenix ja nicht aus Jux gekauft, sondern weil es mich überzeugt. Es spielt neutral, hochaufgelöst, räumlich akkurat und im besten Sinne transparent. Ganz ähnlich wie das LS-2405 Air von In-akustik. Doch ähnlich heißt nicht gleich, und so sind ein paar Dinge beim In-akustik eben doch anders – manches ist besser, anderes Geschmackssache.
Unter „besser“ firmiert die Auflösung im Hochtonbereich. Okay, hier ist auch eine klitzekleine Pegelanhebung auszumachen, jedenfalls im Vergleich zum streng-linearen Duktus meiner Standardverbindung, aber es ist wirklich nur eine minimale Prise. Im Direktvergleich wirkt das LS-2405 Air etwas „offener“, und was man etwas lauter hört, wirkt deutlicher.
Gleichwohl bin ich der Meinung, dass das in der Hauptsache keine Frage des Pegels, sondern der Qualität ist. Der Zufallsgenerator meines Musikservers serviert mir Stings „It’s Probably Me“, was ganz nett von ihm ist, hat’s darauf neben Stings Gesang und Claptons Gitarre doch auch ein wenig Percussion, die die oberen Lagen ausleuchtet. Mit dem In-akustik ist die nun nicht nur etwas präsenter im Mix, sondern wird auch feiner aufgefächert, gerade beim Verklingen der Töne, gerade in den allerhöchsten Höhen. Das Dyrholm demgegenüber als „phantasielos“ zu bezeichnen, wäre arg übertrieben, doch ein bisschen profaner ist es eben doch – das In-akustik schimmert subtiler, abgestufter, länger. Sehr elegant!
Noch besser gefällt mir die „Nebenwirkung“ dessen aufs Mittenband. Bass, Grundton, Mitten – das alles ist mit dem LS-2405 Air ja neutrales Gelände, es duckt sich nicht weg, es buttert nicht nach. Und trotzdem habe ich den Eindruck, dass es mit ihm klangfarblich deckkräftiger zugeht, etwa beim melancholisch-klagenden Harmonium auf Shilpa Rays „O My Northern Soul“ (Album: Last Year’s Savage), das weder wärmer noch heller, sondern gesättigter wirkt. Meine Vermutung: Es liegt am erstklassig aufgelösten Obertonbereich des LS-2405 Air – das ist ein wenig so wie mit diesen Supertweetern, die man solo nicht hört, doch im Verbund mit den Hauptspeakern die Mittellagen so natürlich gestalten.
Die Raumdarstellung zeigt sich mit dem In-akustik LS-2405 Air etwas anders als sonst bei mir. Das Dyrholm Phoenix lässt das musikalische Geschehen zumeist auf der Stereobasis starten und es bildet sehr akkurat, ja, geradezu tonmeistermäßig ab. Das LS-2405 Air hingegen kommt ein halbes Schrittchen auf den Hörer zu und zeichnet die einzelnen Klänge etwas üppiger. „Etwas größer und etwas näher“ – das dürfte sich für viele mit „etwas involvierender und anmachender“ übersetzen. Das Kabel aus Dänemark punktet dafür mit minimal mehr Akkuratesse bei der Abbildung und Transparenz in der Tiefenstaffelung. Wohlgemerkt: Die Unterschiede sind gering, wenngleich mit hochauflösenden Lautsprechern vernehmbar. Was besser gefällt, ist Geschmackssache.
Als solche geht auch die tonale Richtung durch, die die eingangs erwähnten, teuren Dyrholm-Draco- und Vyda-Orion-Kabel einschlagen. Die beiden scheinen mir genau um das Jota sonorer abgestimmt wie das In-akustik offener/lichter wirkt. Etwas nach vorne, Richtung Auditorium, schreiten die beiden beim Bühnenaufbau ebenfalls. Womit sie aber zeigen, dass sie in einer nochmals höheren Liga spielen, sind die geradezu skulpturhafte Abbildungsqualität und die abermals gesteigerte Detailauflösung, an die weder mein Phoenix-Verbinder noch das LS-2405 Air von In-akustik ganz herankommen. Das aber nur nebenbei, als Abgrenzung nach oben, preislich ist das ja eine ganz andere Liga.
In-akustik NF-2405 Air XLR
Man merkt natürlich schon, dass das NF-2405 Air XLR ähnliche Gene wie das Lautsprecherkabel der Serie besitzt, und deshalb ergibt es wenig Sinn, hier noch einmal alles zu wiederholen. Ausbalanciert, sehr gut auflösend, klangfarblich deckkräftig und räumlich involvierend ist das XLR-Kabel von In-akustik ebenfalls.
Tonal geht es in eine etwas andere Richtung als das Lautsprecherkabel – von dessen kleiner Extraprise im Hochton kann ich beim NF-2405 Air XLR jedenfalls nichts ausmachen. Wenn bei ihm überhaupt nachgewürzt wird, dann allenfalls im Oberbass/Grundton. Das allerdings so homöopathisch, dass „warm“ immer noch das falsche Wort wäre. Es ist eher so, dass ich bei Adeles „That’s it, I quit, I’m moving on” (Album: 19 (Acoustic Set)) mit dem In-akustik-Lautsprecherverbinder „spritzige Gitarre“ in die Notizen schrieb, während mir das mit dem XLR-Kabel nicht so leicht in die Feder fließt … Mein rechtschaffen neutrales Dyrholm Phoenix XLR (circa 3.100 Euro) besitzt da etwas mehr Strahlkraft obenrum, das heller gehaltene Boaacoustic Argentum Silver (circa 2.200 Euro) sowieso. Das teure Dyrholm bietet zudem mehr Auflösung – doch so riesig ist der Abstand nun auch wieder nicht, im Gegensatz zum Preisaufschlag von circa 70 %. Das beschert dem In-akustik NF-2405 Air XLR das attraktivere Preis-Leistungs-Verhältnis, auch wenn „absolut gehört“ schon noch etwas mehr ginge.
Testfazit: In-akustik LS-2405 Air und NF-2405 Air XLR
Die „24er“ Air-Kabel von In-akustik sind nicht nur perfekt verarbeitet und setzen ein technisches Ideal – Luft als Dielektrikum – gekonnt um, sie klingen auch richtig gut. Oder besser gesagt: so gut wie gar nicht. Vor allem das Lautsprecherkabel hat es mir angetan, und wenn ich nicht erst kürzlich in dieser Kategorie zugeschlagen hätte, könnte ich glatt schwach werden. Warum?
Nun, das In-akustik LS-2405 Air bietet weitgehende Neutralität mit einer kleinen Prise Extraglanz im Hochton, was (nicht nur) Anlagen wie meiner, die obenrum etwas milder agieren, ganz gut tun kann. Vor allem bietet es aber eine hervorragende Auflösung – quer übers Frequenzband hinweg und in den oberen Lagen noch mal mit Ausrufezeichen. Der Detaillierungsgrad im Obertonbereich gehört zum Besten, was ich bisher vernommen habe – und das zahlt auf die Authentizität der Klangfarben bei akustischen Instrumenten ein. Dynamisch ist mir nichts Limitierendes aufgefallen, Haken dran, und was die Raumdarstellung angeht, mag ich seine Grundhaltung: Hier geht es auch schon mal vor der Stereobasis los, und bei aller Akkuratesse ist es doch so, dass die Akteure auf der Bühne eher substanziell-organisch als (zu) kompakt dargestellt werden. Beides zusammen ergibt eine involvierend-lässige Musikpräsentation. Man mag einwenden, dass die Lokalisationsschärfe schon noch steigerbar sei, aber mir gefällt der Duktus des LS-2405 Air ziemlich gut.
Das In-akustik NF-2405 Air XLR bietet ganz ähnliche Tugenden, es spielt balanciert, sehr detailreich, klangfarblich deckend und räumlich involvierend. Tonal zeigt es sich allerdings von einer etwas anderen Seite: Der Hochton wirkt straight-neutral statt ausnehmend luftig, allenfalls im Grundton/Oberbass ist minimal mehr „Spaß“ auszumachen, als warm lässt es sich gleichwohl nicht einordnen. Viele werden das Preisschild als sportlich ansehen, und klar: Das hier ist Luxus-HiFi. Trotzdem: Mein Eindruck ist, dass sich dieses avancierte XLR-Kabel im Marktumfeld ganz und gar nicht verstecken muss. Eher im Gegenteil.
Preise:
- In-akustik LS-2405 Air: 4.799 Euro (2×3 m)
- In-akustik NF-2405 Air XLR: 1.749 Euro (2×1 m)
Weitere Informationen zum In-akustik LS-2405 Air und zum In-akustik NF-2405 Air XLR auf den Produktseiten des Herstellers.
Hersteller & Vertrieb:
in-akustik GmbH & Co. KG
Untermatten 12-14 | 79282 Ballrechten-Dottingen
Telefon: +49(0)7634 – 5610-0
E-Mail: info@in-akustik.de
Web: https://www.in-akustik.de/
Test: In-akustik LS-2405 Air & NF-2405 Air XLR | Lautsprecher- und NF-Kabel